Mir selbst war die Verbeamtung egal. Trotzdem war der Lehrerberuf für mich - das schrieb ich oben schon - eine Notlösung. Mit meiner löchrigen Vita hätte ich in anderen Bereichen nur mehr schlecht unterkommen können. Von solchen Gestrandeten und pragmatischen Beweggründen gibt es also nicht wenige im Lehrerberuf, was aber nicht bedeuten muss, dass diese ihren Job nicht gewissenhaft ausführen würden. Nach außen hat es vielleicht nicht den Anschein, aber allein die permanente Kontrolle durch Schulleitung/Kollegen und nicht zuletzt Eltern sowie Schüler ist so groß, dass man sich einen Schlendrian nicht leisten kann. Schließlich sind ohnehin viele Kollegen durchaus motiviert und ehrgeizig, sie wollen die Schülerschaft für sich gewinnen und guten Unterricht anbieten.
Und genau solche Lehrer brauchen wir auch! Ein Mensch mit einer "löcherigen Vita" ist eben auch einer, der durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangen ist, und genau so einer ist es auch, der unseren Kindern (i.A., ich habe selbst keine) alle Tricks des Lebens beibringen kann.
"Berufliche Qualifikation" ist nicht alles, es gibt auch die sog. "Soft Skills" - und in welchem Beruf sind diese nicht besonders wichtig, als in dem des Lehrers? Der beste Lehrer ist nicht derjenige, der alles weiß. Sondern derjenige, der das, was er weiß, auch vermitteln kann.
Es gibt Berufe, für die ich es angemessen finde, dass Mitarbeiter verbeamtet werden. Der des Lehrers gehört dazu. Zum Status des Beamten gehören nicht nur Freiheiten, sondern auch Pflichten. Und ein Mitarbeiter in einer verantwortlichen Position soll auch ordentlich bezahlt und Sicherheit seines Arbeitsplatzes haben. Denn anderenfalls - Entwicklungs- und Schwellenländer als negatives Beispiel - ist das System anfällig für Vetternwirtschaft und Korruption.
Leider wird der Beamtenstatus auch hin und wieder ausgenutzt, parasitär eingestellte Menschen gibt es aber überall, das lässt sich kaum verhindern. An wahrscheinlich jeder Schule gibt es ein oder zwei davon, die ständig krank feiern und lange Fehlzeiten wegen "Rücken" etc. haben. Der Großteil rückt aber mit laufenden Nasen und heiserer Stimme zum Dienst an ("Bitte nehmt heute etwas Rücksicht, sonst verliere ich meine Stimme vollends"), damit der Stoffplan eingehalten werden kann, die angesetzten Arbeiten planmäßig geschrieben werden können und schiefe Blicke von Eltern/Kollegen/Schülern ausbleiben.
Diese Kandidaten gibt es in großen Firmen auch, und das sind keine Beamten.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob man das immer als "faul" oder "parasitär" bewerten sollte. Wer viel mit Menschen, noch dazu mit verglw. schwierigen, arbeitet, der kann manchmal nicht mehr, aus psychologischen Gründen. Wegen Psyche kann er sich nicht abmelden oder es hätte ungeahnte Konsequenzen, also werden physische Gründe vorgeschoben oder noch schlimmer: Es werden physische Probleme, die psychische Ursachen haben.
Besser wäre es, mit Mitarbeitern aus diesen Bereichen, nicht nur Lehrer, irgendwelche Programme zu machen, um sie zu stabilisieren, "Supervision" oder wie sich das nennt.