Mit Überflieger meinte ich in diesem Kontext vielleicht nicht dasselbe wie du. Formal gute Schulabschlüsse sind nicht für jeden Beruf das richtige Kriterium. Die Motivation für den staatlichen Lehrerberuf ist überwiegend der Beamtenstatus, weshalb der Trend deutlich zu weiblichen Lehrern ging und das staatliche Schulsystem immer schlechter wird.
Es ist unbestritten so, dass das Beamtentum ein wichtiges Argument für viele Menschen ist, diesen Beruf zu ergreifen. Auch die vermeintliche Familienfreundlichkeit (im Volksmund hat der Lehrer ja vormittags recht und nachmittags frei) ist ein Grund für viele Frauen - insbesondere im Grundschulbereich, im gymnasialen Sektor ist das schon weit weniger ausgeprägt -, diesen Beruf anzustreben. Das wird einem mitunter von Kolleg/innen auch direkt so ins Gesicht gesagt. Wenn wundert es also, dass seit vermehrter Einführung der Ganztagsgrundschule dem Grundschulbereich die Nachwuchslehrerinnen ausgehen? Für die ganzen Quereinsteiger ist der Lehrerjob meist auch nur eine Notlösung, weil sie in ihrem bisherigen Beruf keine Festanstellung finden oder am Ende doch die fachlichen Voraussetzungen nicht ganz passen. Einen umgelernten Zimmermann kenne ich, der war einfach körperlich fertig und musste umsatteln.
Kurzum: Der Beruf des Lehrers ist ein durch und durch konservativer, der vornehmlich eben jenes Klientel anzieht. Das ist aber auch notwendig, schließlich benötigt man viele zuverlässige Arbeitskräfte, um mit der großen Zahl "bildungshungriger" Schülerinnen und Schüler fertig zu werden. Daher wurde der Beamtenstatus auch in den meisten Bundesländern bislang nicht abgeschafft - man hätte dann nämlich in kürzester Zeit einen noch nie dagewesenen Lehrkräftemangel. Der Job ist hart und fordert viel, deshalb braucht es grundlegende Anreize.
Mir selbst war die Verbeamtung egal. Trotzdem war der Lehrerberuf für mich - das schrieb ich oben schon - eine Notlösung. Mit meiner löchrigen Vita hätte ich in anderen Bereichen nur mehr schlecht unterkommen können. Von solchen Gestrandeten und pragmatischen Beweggründen gibt es also nicht wenige im Lehrerberuf, was aber nicht bedeuten muss, dass diese ihren Job nicht gewissenhaft ausführen würden. Nach außen hat es vielleicht nicht den Anschein, aber allein die permanente Kontrolle durch Schulleitung/Kollegen und nicht zuletzt Eltern sowie Schüler ist so groß, dass man sich einen Schlendrian nicht leisten kann. Schließlich sind ohnehin viele Kollegen durchaus motiviert und ehrgeizig, sie wollen die Schülerschaft für sich gewinnen und guten Unterricht anbieten.
Leider wird der Beamtenstatus auch hin und wieder ausgenutzt, parasitär eingestellte Menschen gibt es aber überall, das lässt sich kaum verhindern. An wahrscheinlich jeder Schule gibt es ein oder zwei davon, die ständig krank feiern und lange Fehlzeiten wegen "Rücken" etc. haben. Der Großteil rückt aber mit laufenden Nasen und heiserer Stimme zum Dienst an ("Bitte nehmt heute etwas Rücksicht, sonst verliere ich meine Stimme vollends"), damit der Stoffplan eingehalten werden kann, die angesetzten Arbeiten planmäßig geschrieben werden können und schiefe Blicke von Eltern/Kollegen/Schülern ausbleiben.
Da der Beamte nicht streiken und sich öffentlich beklagen darf, ist die Drohung der Flucht in die Krankheit oftmals einziges Druckmittel gegenüber dem Dienstherrn. Wer zu lange krank feiert, dem droht eine amtsärztliche Untersuchung mit anschließender Zwangspensionierung (=eklatante finanzielle Einbußen), weshalb auch hier keine Narrenfreiheit besteht.