Mann, was ist los???
Legt ihr es darauf an, einen Rekonvaleszenten in eine tiefe Depression zu stürzen??? Anstatt mich aufzuheitern, lese ich hier nur von dunklen Stimmungen. Ok, ein paar kryptische Beiträge waren auch darunter. Aber wie ihr wisst, habe ich mit Herbstdepressionen überhaupt nichts am Hut, im Gegenteil. Klar, liest man allzu oft in anderen Threads, dann können sich natürlich leicht Gefühle von Melancholie, über Depression, bis hin zur Aggression entwickeln. Aber wir sind doch selber Schuld, denn warum tun wir uns das immer wieder an, Vielleicht haben wir alle eine masochistische Ader in uns und die macht es, dass man zum Lesen auch mal aushäusig geht*g*
Celine, Kummerfalten mit Kaviar auszustopfen, halte ich für mehr als bedenklich!!
Die winzigen, schwarzen Kügelchen könnten die Poren verstopfen und dann läufst du mit schweineteuren Mitessern herum. Bügeln halte ich da schon für sinnvoller. Auch hab ich nicht so ganz verstanden, was dich in diese Stimmung gebracht hat. Ich war doch auch nicht auf der Buchmesse und für die nähere Zukunft ist bei mir auch keine Reise in "unchristliche" Länder geplant. Jammere ich deswegen????? Beklag ich mich???? Nein!!! Mir gehts prima, fühle mich sauwohl, möchte nicht woanders sein, als wo ich momentan bin. Ärzte, Krankenschwestern, Krankenhäuser und Kankheiten find ich klasse, super, toll!!! Da wird man sich doch seines Körpers endlich mal wieder voll bewusst.........Na also, geht doch.
Härtlings Buch habe ich vor langer Zeit gelesen und ich fand es gut.
Beim Lesen kamen bei mir immer häufiger Kindheitserinnerungen hoch, denn ich kann mich gut an das von ihm geschilderte Millieu und die Zeit erinnern.
Die 60er hab ich ja schon voll mitbekommen.
Im Ruhrgebiet, wo ich aufgewachsen bin, war das Leben während dieser Zeit natürlich von den Zechen und Gruben geprägt. Die meisten Väter der Kinder, die mit mir zusammen die Schule besuchten, waren Bergleute und das oft seit Generationen. War ein Vater sogar Steiger, dann hatten seine Kinder einen ganz anderen Status, als die, deren Väter einfache Hauer waren. Damals hatten wir auch noch kein "Türkenproblem", aber viele Polen, die es ins Ruhrgebiet verschlagen hatte, weil es in den Zechen genügend Arbeit gab. Die Zechensiedlungen boten billigen Wohnraum und da war es kein Wunder, dass es ganze Sippen hierher verschlug. Noch heute haben dort viele Famliennamen die Endung "skowsi", oder einen eindeutig osteuropäischen Klang.
Durch diese Siedlungen und Familien, die ich dort kennenlernte, wurde mir damals zum ersten Mal wirklich bewusst, dass es so etwas wie verschiedene Klassen und Gesellschaften gab.
Ich wuchs nach außen hin zwar wohlbehütet und in finanzieller Sicherheit auf, aber das wirkliche Leben, das hab ich bei den "Anderen" kennenlernen dürfen.
Nicht nur, dass dort die Häuser und Vorgärten anders als in "meinem" Viertel aussahen, nein, es roch dort sogar anders. Selbst die Lichtverhältnisse wirkten auf mich verändert.
Wenn ich bei den Freunden an der Tür schellte, dann sprach niemand aus einer Gegensprechanlage und auch kein elektrischer Türöffner wurde betätigt. Dann ging oben das Küchenfenster auf, ein neugieriges Gesicht schaute runter und wurde ich erkannt, kam aus dem Fenster ein in einen Lappen gewickelter Schlüssel geflogen und ich öffnete mir selbst die Haustüre.
In den Treppenhäusern lag ein Geruch, den ich heute noch in der Nase habe. Es war eine Mischung aus Kochwäsche, Kohl und Bohnerwachs. "Arm-Leute-Geruch" nannten ihn die, die sich für etwas Besseres hielten. Ich mochte den Geruch. Die Wohnungen waren klein, oft mit Möbeln überladen, aber trotzdem sehr sauber. Oft mussten sich 4 Kinder oder mehr ein Zimmer teilen, was ich damals geradezu abenteuerlich fand. In meinen Augen hatten es diese Kinder gut, denn sie waren nie allein. Ich vermute mal, sie hätten gerne mit mir getauscht*g*.
Dort hatte ich auch mein erstes Erlebnis der kulinarischen Art.
Als wir während des Spielens Hunger und Durst bekamen, lief einer der Jungen nach Hause und kam anschließend mit selbstgemachtem Zuckerwasser und Broten zurück, die mit Butter beschmiert und mit Zucker bestreut waren. Nach heutigen ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen etwas Unvorstellbares, aber mir hats damals toll geschmeckt.
Diese Art von "Snack" bei mir zuhause durchzusetzen, ist mir leider nicht gelungen, allerdings kam er bei meinen Geschwistern gut an, denn er wurde sofort getestet, als wir allein im Haus waren*g*
Was zeigt euch mein ganzes Geschreibe nun???
Ihr habts geschafft!!! Ich bin auf dem Nostalgie-Tripp und das nur wegen eurer Melancholie- und Depressionsbeiträge.
Ich muss nun schauen, dass ich irgendwo einen Science-Fiction-Roman auftreibe, um von diesen unseligen und trotzdem schönen Gedanken abzukommen.
Schwester.......kommen sie doch bitte nochmal mit dem Bücherwagen vorbei!!!!!
Ich wünsche euch einen schönen Donnerstag