Lebens-Stil/Freistil/Schreibstil

[Céline]

Guten Morgen, ihr Lieben.

Komme kaum aus dem Staunen raus. Wollt ihr mich deprimieren? Velo, Musikmachen und Schamläuse. Ich bin empört!!!
Da werde ich aber lange brauchen, um das alles zu verdauen (und nachzulesen). Der erste Eindruck ist aber schrecklich, das kann ich euch schon jetzt verraten.

Aber dass die Berliner wieder so klotzen müssen! Es genügt ihnen nicht kleine herzige Läuschen zu haben, , es müssen ...ratten sein. Wen wundert's, dass Berlin pleite ist, hä?
Und es genügt euch wohl nicht, dass ich das hässlichste Fahrrad weit und breit habe... Signalgelb!!!, weil der Herr meinte, man müsse mich sehen, um mir auszuweichen. Nein, das ist natürlich nicht genug. Es muss auch noch erwähnt werden, dass alle ganz selbstverständlich und ohne Anleitung etliche Instrumente spielen und singen wie Sirenen. Klar doch! Hab ich euch schon erzählt, dass ich nicht mal als kleines unschuldiges Kind unter dem Christbaum singen dürfte? Da hiess es immer nur "Du darfst dann ein Gedicht aufsagen... nachher..." *heuuuuuul*. Meine Brüder nahmen Klavierunterricht, mir sagte die Lehrerin, dass vielleicht Geige geeignet wäre *heuuuul*, na ja, hatte auch Vorteile! So blieb mir der obligate Flötenunterricht erspart.

Kunststück, dass es hier so regnet, wenn ihr euch so aufführt! Jetzt muss ich mit dem Temperatursturz und auch noch mit dem Frust fertig werden *heuuuul*. Und Britt verstehe ich auch nicht, die Sonne hat wahrscheinlich die einzige Hirnzelle nachhaltig geschädigt. Wie meinst du das jetzt genau mit den Goldkettchen??? Weisst du was? Ich sah nicht einen Italiener so dekoriert, auch so ein Frust! Dafür waren all die schlanken, trainierten brustrasiert und liefen den ganzen Tag in Unterhosen ohne Eingriff und Unterleibchen herum während die dicken, schwabbeligen bis zur Dämmerung auf die Oberteile ganz verzichteten. Und ich rede da nicht vom Strand! Stil kann man einfach nicht kaufen...

Ich muss jetzt etwas Wärmeres anziehen und waschen gehen. Wünsche euch einen schönen Sonntag... falls das Wetter bei euch besser ist, sonst müsst ihr euch halt auch eine schöne Beschäftigung im Innendienst einfallen lassen.

 

[Robin]

Hallo. Hallo. Hallo.

Das musste mal gesagt sein!
Wo seid ihr Leute? Zurück zum Beispiel. Céline, um konkret zu werden. Jérôme vielleicht auch, aber das kann nur gemaßtmut werden. Gerd erholt sich von seiner blauen Nase, die er sich in fremden Threads geholt hat. Kann ich ja verstehen. Nimm doch mal Übungen bei Jérôme, der ist Meister im Wegducken. Ich bin Meister im konketen Ausweichen.
Britt, du musst auch nicht so schockiert sein! So ist das halt im wahren Leben. Und Neugier verfeuilletoniert sich. Unanständigst!
Reißt euch beim Riemensandälchen! Macht euch den schönsten Fuß und werdet konkret in der virtuellen Welt.

Konkret wollte auch ich werden und euch verindingsen aus dem realen Innern des Künstlerzweiflers. Mir wurds nicht verdacht. Wie sagte schon Glenn Gould: "All die Noten, die vielen Noten..."
Tja, Céline, all die Buchstaben, die vielen Buchstaben. Die Wände voll mit - Buchstaben! Täglich zehntausend Buchstaben im Altpapier und 1000000 Buchstaben und noch mehr im Netz. Alle muss man lesen! Muss man? Man muss!

Aber da ihr so konkret nachgefragt habt, hier noch mein erschreckendes Erlebnis mit Kind.
Ich fahr also so durch Potsdam, Zeppelinstraße, zweispurig auf jeder Seite, für Potsdam, ach was für Potsdam, fürs Land Brandenburg ein echtes Monster von Straße Da sehe ich auf der rechten Seite so ein kleines dunkles Knuddelkind , ca. 2 3/4 Jahre, auf einem Minifahrrad übern Gehsteig kullern. Vater? Mutter? Weit und breit nicht zu sehen. Dafür da vorne die Monterkreuzung Breite Straße (nomen est omen )/Zeppelin (Zeppelin=riesengroß; alles klar?). Also: Alle Autos haben grün, kleines Knuddelkind hat dunklerot. Kleines Knuddelkind ist sehr mit seiner inneren wie äußeren Balance beschäftigt. Die Welt ist Rausch, äh Rauschen. Knuddelkind steuert schwer schlagseitig über Fußgängerüberweg. Schockierte Autos bocken, rucken, bremsen, staunen. Knuddelkind erreicht wundersamerweise Verkehrsinsel unbeschadet. Knuddelkind denkt: So! und schaut sich mal um, wo denn Papi so bleibt. Da am Horizont, jetzt sehe ich ihn auch, da kommt ja Papi! Außer die Hände in den Hosentaschen zu lassen und finstere Vodoo-Blicke in Richtung Knuddelkind zu schleudern, unternimmt er weiter nichts. Dafür werfe ich jetzt mal den Warnblinker an (wo war der doch noch? Ach, hier!). Ich steige aus meinem Zwergennissan und verdunkle die Sonne. Die Welt in slow motion. Knuddelkind überlegt inzwischen, ob es seine Selbstmordaktion in Richtung geradeaus fortführen soll oder doch lieber umkehrenderweis. Da erblickt es mich und denkt: Schon gut. Ich mache irgendwelche Gesten, die entfernt an Schülerlotsensemantik erinnnern. Knuddelkind steuert den Weg über die BREITE Straße zurück. Der Bäckereifachgeselle im Van hinter mir feixt. Da kommt auch der Vodoopapa mal an den Ort des Geschehens. Was macht er? Bellt sein Kind an: Hab ich dir nicht gesagt, du sollst bei Rot wartn, häh? Hab ich das gesagt, häh? Mich würdigt er keines Blickes.
Ich denke: Den nun anzumeckern ist so fruchtlos wie mit G. über Religion zu diskutuieren. Ich klappe mich zurück in meinen Nissan. Es ist eben doch alles so, wie ich es geahnt habe, auf der Welt...

So Folks.
Ich wünsche euch eine entspannte Woche. Ärgert mir den Herbst nicht, der macht auch nur, was er muss. Gerd liebt ihn sowieso, war es nicht so? Britt mag in als Nördlerin auch. Der goldene Oktober wird bestimmt schön!

 

[Robin]

P.S.
Nein mit G. ist nicht Gerd gemeint. Und auch nicht Gott. Ach, ich plappere zuviel.

 

[Gerhard]

Ach was, mit ner blauen Nase, die ich mir auf schriftlichem Weg eingefangen habe, laufe ich gerne herum; gefällt mir besser als ne Pappnase . Mit blauen Augen, die aus der realen Welt heraus entstanden sind, schon weniger gern. Aber einen schönen Menschen entstellt nichts, das wisst ihr doch.
Auch wenn du dich selbst einen Weltmeister im konkreten Ausweichen nennst, hättest du doch gegen Ende deines Beitrags, du weißt schon, wo du über die Religionsdiskussion schreibst, zumindest noch einen winzingen Buchstaben dem G anhängen können, nur damit ich weiß, wen du evtl........
Aber das ist Schnee von gestern.

Was ihr alles Tolles erlebt........
Celine trifft auf Italiener mit ohne Unterleibchen und Robin hilft löblicherweise einem kleinen Kind. Da kann ich kaum mithalten.
Aber Celine, wenn diese bemitleidenswerten Italiener schon keine Unterleibchen haben, dann wäre doch auch jeder "Eingriff" pure Verschwendung.
Ich habe schon häufiger festgestellt, dass gerade die Männer, die eigentlich Körbchengröße 85C tragen müssten, die jenigen sind, die an kühlen Sommerabenden, wenn sich jeder "normale" Mensch längst einen Pullover, ein Shirt oder ein Unterleibchen!!!!! angezogen hat, barbusig am Strand entlang flanieren. Frei nach dem Motto: Wer hat, der hat!!

Das mit dem Knubbelkind war mal wieder typisch, denn es gibt auch liebenswerte Autofahrer, die, sehen sie ein kleines Kind durch den dicksten Verkehr laufen, laut hupend am Kind vorbeifahren und es damit noch mehr verunsichern.
Diese netten Typen sind aber auch die, die kleinen Kindern vormachen, dass man an einer roten Fußgängerampel nicht auf grün warten muss.

Und da ich heute nichts Tolles erlebt habe, zumindest nichts, was euch hier erfreuen könnte - denn wie sollte es auch, wenns noch nicht mal mich erfreut - fällt mein Beitrag etwas kürzer aus.

Mal sehen, was der morgige Tag bringt.

Allen einen schönen Abend.

PS: Robin, nun ist alles klar

 

[Céline]

Ja wie konkret soll ich noch werden? Ganz krass konkret? Das geht aber nicht, tut mir Leid. Ihr wisst doch, wir werden manchmal fremdgelesen und ich möchte mir keine Klage einhandeln, ich verdiene im Moment kein eigenes Geld, das ich leichten Herzen wieder für Strafen, Busse und Schmerzensgeld ausgeben könnte *looool*! Ihr wollt doch nicht im Ernst, dass ich meine kanadischen Ländereien verkaufen muss, nur um Anwälte und Gerichte zu finanzieren? Toleranz schreibt sich heute so ziemlich jeder auf das Banner. Warum dann nicht auch wir? *looooool*

Dafür aber frage ich mich oft, wieso wir hier immer so viel Unangenehmes gemeinsam erleben, gleich, ähnlich, wie auch immer. Die blaue Nase von Gerd zähle ich nicht dazu, die ist vollkommen harmlos, damit war 100pro zu rechnen und auch Warnungen hätten da wohl nichts gebracht. Auch ältere Jungs müssen noch ihre Erfahrungen vervollständigen, nicht nur Hühner!
Gerd, aber wenn man eine klare Weltanschauung hat, verteidigt man sie halt. Das ist doch tapfer!

Unsere Tochter (die ältere natürlich) ist heute abgehauen. Ich bin ganz schlimme schlechte Mutter! Wie gern hätte ich gehabt, dass sie auf Robinchen trifft. Nein, passiert ist nichts. Macht euch keine Sorgen. Sie untersuchte bäuchlings einen Maulwurfhaufen, grub sich langsam aber sicher zu ihm vor, was mir missfiel, weil sie dabei halbnackt war und es regnete. Ich versprach ihr, das Kinderbuch mit dem schönsten Maulwurf der Welt zu suchen und zeigen, wurde aber von Luc abgelenkt, der unbedingt Oma besuchen wollte. "Tschüss, see you later, gell, salut!" rief er mir zu und machte sich auf den Weg. Also musste ich ihn ja mit Gewalt davon abbringen und dann vergass ich das Buch, weil ich mich fragte, ob er wohl die Sprachen auch sortiert anwenden könnte. Kein Maulwurfhaufen und auch kein Buch, war dann wohl für Léa zu viel, also zog sie sich wieder die Gummistiefelchen an (die einzigen Schuhe, die sie allein, aber natürlich verkehrt, schafft), nahm ihr Köfferchen und ist ab. Bis ich das merkte, war sie aber nicht mehr in Sicht und sogar unsere Strasse geht in zwei Richtungen. Also rannten wir getrennt links und rechts, zum Glück entschied sie sich für den Wald, dort fahren wenigstens keine Autos. Also wurde sie wieder eingefangen. Dass sie aber einem Spaziergänger begegnete, der sie ungehindert passieren liess, gab mir schon zu denken. "Sie machte halt den Eindruck, als wisse sie, was sie tut!" Das soll mir mal jemand erklären! Eine halbnackte 2-Jährige, mit Erde beschmiert, macht einen kompetenten Eindruck? Ich war immerhin doppelt so alt wie sie, als ich das erste Mal abgehauen bin und wurde auch noch durch einen Kuhfladen gebremst. Wie frühreif sind denn die heutigen Kinder? Und wer ist jetzt schuld daran? Schimpfen kam uns echt nicht in den Sinn, wie könnte man auch, wenn man nur glücklich und dankbar ist, dass nichts passierte? Nur das eigene schlechte Gewissen bekam wieder mal Nahrung!

Hoffe, ihr habt keine Aufregungen erlebt, die sich zwar gut erzählen lassen, aber auch nur, wenn sie gut ausgegangen sind. Mein Magen hat sich noch nicht ganz beruhigt, dafür schläft Léa für einmal am Nachmittag (natürlich nicht im Bett, wäre zu einfach für sie), was auch nicht schlecht ist .

Einen schönen Tag noch...

 

[Robin]

Toll! (bittere)

Als ob Regen nicht schon genug wäre, Céline muss mich (und andere wahrscheinlich auch) zusätzlich deprimieren. Prahlt sie doch mit ihren multilingualen Kindern, während unsereins noch nicht mal zwei richtig beherrscht, von drei oder vier ganz zu schweigen. Sprachen meine ich. Soll ich dir noch mal meine Zeugnisnoten vorlesen, oder was?
Und dann wunderst du dich, dass man deine Tochter für kompetent hält? Wenn sie in vier Sprachen vor sich hinbrabbelt, ist es doch egal, was sie anhat. Wahrscheinlich hat man gedacht: Jaja, diese Wunderkinder. Auf der einen Seite hoch begabt, auf der anderen Seite verwahrlost...

Jetzt kommen bestimmt gleich ein paar Schöngeister an und sagen: Aber du beherrschst doch die Sprache der Musik und die wird überall verstanden.
Quaaaaatsch! Kein einer versteht Musik. Fragt man die Leute nach Musik, kommt nur hilfloses Gestammel. Klingt wie....ja weiß nicht. Filmmusik? Irgendwie schräg...Jazzig? Aber auf jedenfall interessant, irgendwie...
Nicht mal Komponisten verstehen die Sprache der Musik, so wie der eine Moderne, der zu einer Orchesterprobe kam und fragte, was für einen Mist um Himmels Willen die da spielen würden und man ihm sagen musste, es sei sein eigenes Werk...

Da kann man ja gleich behaupten: Wo gesungen wird, da lass dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder.
Joho! Das mag in Irland noch gelten, aber ansonsten kennen böse Menschen massenhaft Lieder. Wers nicht glaubt kommt am Samstag ins Berliner Olympiastadion.
Nee, die Musik ist da kein Tröster, außer natürlich Brahms' opus 10.

So, Céline, jetzt musst du mir noch erklären, warum du Geld für Busse ausgeben willst. Ich dachte, du hast ein Auto? Aber immerhin wissen wir nun, dass du nicht in einer Sackgasse lebst. Womit wir wieder beim Thema währen
Und übrigens: Hier bei uns regnet es gar nicht...

Gute Erholung von blöden Scherzen und traumatischen Erlebnissen wünsch ich und weiterhin eine nette Woche!

 

[Jérôme]

Salut!

Gerd, gute Besserung der Nase -grins. Robin sagt dem Wegducken, aber es ist nur Selbstschutz. Du wirst es auch noch lernen, hier, meine ich. Ich versuchte es ein paar Mal, meine Meinung zu äussern, aber entweder konnte ich mich nicht artikulieren, oder es interessierte kaum einen/höchstens einen, oder ich redete am Thema vorbei, weil ich es eben aus einer anderen Perspektive interessanter fand. Wozu also Energie und Zeit verschwenden? Ich überlasse das Feld gerne den Zeilen anderer, mich drängt es nicht mehr danach, mich gedruckt zu sehen.

Natürlich könnte ich jetzt konkreter werden und mich wieder als Literaturkritiker betätigen. Dann würde ich mich bei 'Bücher, die die Welt bewegen' einklinken und dort aufschreiben: Das langweiligste Buch, das ich neulich gelesen habe, das aber die höchsten Lorbeeren erntet, heisst 'Don Juan (erzählt von ihm selbst)', verbrochen von Peter Handke. Kauft es nicht, es ist absolut Scheisse! Pardon! Aber ja, es ist voll von handwerklich schönen Sätzen und verschwommenen Romantik, doch gänzlich ohne Inhalt. Was brächte das? Die Österreicher würden es trotzdem kaufen, weil Handke so was wie eine lebende Ikone ist, zu der man betet, obwohl er bei Paris lebt, was eigentlich unverzeihlich wäre, wäre da nicht die sprichwörtliche Toleranz -grins. Aber dann müsste ich ein Jahr zurückbuchstabieren und mich bei Mozart entschuldigen, weil ich damals 'Don Giovanni' Scheisse fand. Im Nachhinein betrachtet, war es aber direkt eine Wohltat, weil die Oper einen Inhalt hat und Don Giovanni irgendwann mal, als ich meine Knochen zählte, damit ich nicht einschlafe, doch zur Hölle fuhr. Das Frohlocken der Betrogenen war zwar auch nicht ganz schmerzfrei für mich, aber jetzt verstehe ich sie.
So ist es also mit meinem Konkretsein. Meine Weltanschauung ist so verschwommen wie Handkes 160 Seiten und das Meiste, was ich denke, ändert sich auch sehr schnell. Es hängt damit zusammen, dass ich der Generation 'Projekt' angehöre, ohne ihr wirklich anzugehören. Eine tragische Figur sozusagen. Die meisten definieren sich über eine multiple berufliche Persönlichkeit und sagen: 'Ich arbeite als..., aber eigentlich bin ich...', da kann ich mitmachen, doch die Mehrheit meint damit, dass in die erste Kategorie Brotjobs fallen, die in den meisten Fällen bereits mindestens semikreative Berufe sind -Psychologe, Architekt, Designerin, Kulturmanager und auch Journalist etc.-, in der zweiten Kategorie findet man dann das 'Eigentliche'. Dinge wie DJ, Schauspielerin, Schriftsteller, Malerin, Filmer und natürlich Bandmitglied oder Dramatiker. Ich könnte sagen, das ist ein verschleppter Spieltrieb aus der Kindheit oder ein tiefer Minderwertigkeitskomplex, der befiehlt, jede im Leben brachliegende Minute in den Versuch zu stecken, in irgendeiner öffentlichen Disziplin zu dilettieren. Das trifft aber nur bedingt zu, und weil ich kein Psychologe bin, steht mir auch kein so konkreter Urteil zu. Vermutlich wollen wir, Kinder der Überflussgesellschaft, uns nur nicht festlegen. Da mache ich ebenfalls mit. Ich lasse mich nur ungern festlegen. Die zweite Kategorie suche ich aber noch vergebens. Möglicherweise sollte ich auch DJ werden, eigentlich...

Aber eigentlich wollte ich endlich auch etwas zum Thema 'Kinder und ihre Eltern und überhaupt' schreiben und bin wieder vom Thema abgekommen. Wie soll ich mich dann ernsthaft an einem Duell beteiligen, wenn ich keine klare Linie habe? Oder wie soll ich ein wichtiges Label finden, oder auch nur einen Namen mit einer simplen Message, die dann 'Intellektuelle' wiederum für unglaublich selbstironisch halten würden und auch darin die späte leicht subversive Revolte erkennen.
Ist am Ende wieder der Herbst an meinem Image-Problem schuldig? Überschätze ich mich intellektuell und setze mich latent selbst unter Erwartungsdruck? Ich weiss es einfach nicht und bis ich darüber ausgiebig nachgedacht habe, interessiert es nicht mal mehr mich -grins. Komisch, die eine Zeile von Da Ponte (komisch auch, dass er so ähnlich heisst wie ich) aus Don Giovanni, die auch Handke benutzt: 'Chi son' io tu non saprai - Wer ich bin, du wirst es nicht erfahren'. Ich aber auch nicht, oder wenigstens noch nicht so bald.
Wenn ihr aber kein Image-Problem habt, und auch nichts mehr zu lesen, dann ist 'Am Hang' von Markus Werner wirklich das viel bessere, wenn auch viel weniger beachtete Buch!

Soll ich trotzdem wieder kommen?
A bientôt!

NB: Léa hat bestimmt keinen Schaden davon getragen. Als sie erwachte, küsste sie uns der Reihe nach ab und rauschte dann samt Maulwurfbuch zu ihrem Hügel ab, vermutlich, um zu vergleichen, falls sich der lebende blicken liesse. Die nächste Katastrophe ist schon vorprogrammiert. Der literarische hat ein paar Latzhosen an. Das Beste daran ist, wir müssen den Garten dem Maulwurf überlassen, egal wieviel Schaden er anrichtet, um die Tocher vor seelischen Schäden zu bewahren. Sie würde uns bestimmt dabei erwischen, wenn wir dem Maulwurf nach dem Leben trachteten. So gesehen ist es ganz praktisch, dass bald Herbst ist und der Garten nicht mehr adrett auszusehen hat. Falls uns jemand anzeigen sollte, nur weil wir einen Maulwurf jagen, um ihn einzukleiden - ihr wisst jetzt den Grund . Niemand, Robin, wird bei uns mehr verwahrlost herumlaufen, ich verspreche es ganz konkret!

 

[Britt]

Huhuuuu ihr – und welcome back Céline und Jérome

Und dann noch so viel Kummer auf einmal. Da ist ein doch musikalisches Forum im erstaunlichen Moll doch eine Kleinigkeit, oder? Meine kleine Schwester, kaum älter als Léa damals, wollte auch mal abhauen. Sie fühlte sich wohl wieder missverstanden. Jedenfalls nahm sie eines Abends ihren kleinen Korbstuhl unterm Arm und verschwand aus der Tür, nur im Schlafanzug bekleidet. Aber irgendwie traute sie sich doch nicht weiter als in den Hausflur und als der erste Nachbar im Treppenhaus erschien, war ihr alles nicht mehr so ganz geheuer und bat, wieder hereingelassen zu werden.

Ich musste die Tage auch mal wieder suchen, aber zum Glück kein Kind. Es gibt ja doch ein Leben neben und nach dem Forum. Und das wahre und reale kann einem sogar ganz schön zu schaffen machen mit all den Knoten, die aufgelöst werden möchten. Da stehen schöne große Füße manchmal etwas im Weg. Aber es heißt wohl nicht umsonst „wer suchet wird auch finden“, oder so ähnlich. Frau muss manchmal nur geduld haben. Dann lassen sich auch mal Antworten finden. Auch ohne deprimierte Schamläuse

Ihr Männer, ihr wisst wohl eigentlich nicht wie gut es euch geht. Was da auch so alles untersucht wird, um euch vor Gefahren zu bewahren. Es muss wohl daran liegen, dass die meisten Wissenschaftler immer noch Männer sind – und die wollen dann eben auch immer wieder heraus finden, ob das starke Geschlecht eventuelle Empfindlichkeiten hat. Da werden nicht nur Ratten dazu gezwungen im Sitzen zu pinkeln, sondern auch Schlipse auf Verträglichkeit untersucht. Jawohl! Zu eng gebundene Schlipse können nämlich die Augen schädigen. Schlipsträger leben in Gefahr, am Grünen Star zu erkranken. Ich wusste doch immer, es müsse einen besonderen Grund geben, warum ich kein Mann sein wollte. So ganz konkret mal gesagt…

 

[Gerhard]

Mahlzeit!

Jerome, Handke ist wirklich ein Thema für sich. Entweder man liebt ihn oder man macht einen weiten Bogen um seine Bücher.
Gelesen habe ich nur "die Angst des Torwarts beim Elfmeter". Ich habs auch zuende gelesen, wofür ich mir heute noch selber auf die Schulter klopfe. Als ich das Buch zuklappte, hab ich mich gefragt, was wollte Handke nun eigentlich zum Ausdruck bringen wollte. In nicht eine Person (und in Bloch/Broch? schon gar nicht), konnte ich mich hineinversetzen, oder ihre Handlungs- bzw. Denkweise nachvollziehen. Sein Stil zu schreiben gefällt mir, aber die Handlung ist mehr als schwer zu verdauen. Über die langsame Entwicklung einer Schizophrenie, habe ich weitaus bessere Bücher gelesen, wobei ich jetzt einfach mutmaße, dass es Handke eigentlich um diesen Punkt ging, nämlich, anhand des Torwarts die Aktionen eines langsam wahnsinnig werdenden Menschen zu schildern.
Wie schrieb Robin zuletzt: All die Buchstaben, die vielen Buchstaben... und man muss sie alle lesen!
Nö, muss ich nicht!!! Und Handke schon gar nicht!
Das war jetzt mein Beitrag zum Konkretsein

Hab ich ein Problem mit dem Image?? Ich hab eben mal nachgedacht.
Es kommt m.E. darauf an, ob ich als Mensch ein Image pflege, oder es mir durch meinen Beruf auferlegt wird. Aber resultiert das Image, das man als Privatmensch pflegt, nicht oft aus dem Beruf? Legt sich ein Arzt, Rechtanswalt, Künster, Journalist ect. nicht ein völlig anderes Image zu, als es ein Handwerker, Arbeiter, Bauer, Buchhalter und Konditor tun? Eigenartigerweise werden Letztgenannten doch, wenn überhaupt, Images von der Außenwelt "zugeteilt", weil sie sich von sich aus keines zulegen. Anders sehe ich es bei den Erstgenannten. Ihnen wird aufgrund ihres Berufes von vornherein ein gewisses Image zugesprochen, das dann ständig gepflegt werden muss - ob es ihnen gefällt oder nicht. Können oder wollen sie sich mit diesem Image jedoch nicht identifizieren, dann kommt es eben zu Imageproblemem. Oft sind wir nur das, was wir zu sein vortäuschen und nicht das, was wir in Wirklichkeit sind oder sein möchten.
Ok, das war ein sehr schlichter Erklärungsversuch, aber so sehe ich es.


So, Mittagspause ist vorbei und ich wünsch euch einen schönen Tag

 

[Robin]

Guten Tag!

Ach Jérôme, warum hälst du es statt mit Mozart (oder seinem Texter - wie hieß er noch?) nicht lieber mit F. Zappa, der sang:

Do you know what you are?
You are what you is.
You ain't what you're not
That's all you've got.
You are what you is,
and that's all it is.

Ach ja das kann ansteckend sein mit dieser Identitäsunschärfe. Aber dein Lamento von wegen nicht vestanden, nicht gelesen etc. ist ungerecht: Ich habe immer alles gelesen! Sogar die Ausführungen zur Sprachpflege in div. Ländern mit großem Interesse! Und war es nicht Martin Luther King, der gesagt hat: Wenn morgen die Welt untergehen würde, würde ich heute noch einen Apfel essen?
Kinderflucht scheint auch ansteckend zu sein. Oder einfach normal. Als ich einmal mit der Herzogin und dem Graf Brav auf meinem ehemaligen Landsitz *hüstl* in Berlin-Nord weilte, glaubte der junge Sproß mit seinem Bobby-Car mal eben die Ländereien erkunden zu müssen. Das Wegegewirr war nicht weiter gefählich, da so gut wie unbefahren, dafür aber labyrinthisch, sodass der junge Herr alsbald die Orientierung verlor. Das Schicksal ließ ihn auf eine Landfrau stoßen, die ihn fragte, wo er denn wohnen würde. Und er, in der einzigen Sprache, die er auch heute noch beherrscht: "Zuhause."
Aber alles findet sich wieder, sogar mein Geldbeutel heute morgen *puh*. Und auch Britt wird finden, was immer sie sucht. Wobei ich nicht weiß, bei was große Füße hinderlich sein sollen. Bei der Jobsuche als Geisha? Als Schuhmodel? Oder sollte es gar männliche Wesen geben, die einen schönen aber kräftigen Fuß verschmähen? Also die sind es nicht wert, sage ich (Gr. 46).
Aber jetzt weiß ich, dass mein Risiko, an grünen Star zu erkranken, verschwindend gering ist. Ich weiß nämlich noch nicht mal, wie man einen bindet. Zuletzt versuchte ich das bei einer Schülertheateraufführung, wo ich einen Detektiv mimen sollte. Ein Fiasko (das Binden).
In Frankreich geht das wahrscheinlich gar nicht. Ich meine, so ohne Schlips sich durchs Leben schlagen. Ist man da nicht noch konservativer, was Auftreten am Arbeitsort betrifft?

Ich bitte übrigens, mir anzurechnen, dass ich mich heute gar nicht aufgeregt habe, obwohl ich doch genau in jene Kartegorie falle, die Jérôme so sanft bespöttelte. Ich bin ein Typischer, der eigentlich ist. Ich hätte ja nichts dagegen, nur Tontechniker zu sein, aber...um das besser zu verstehen, sollte ich vielleicht mein letztes Partyerlebnis schildern:

Frage: Und was machst du so?
Ich: Tontechniker.
(Fassungsloses Staunen, heftiges Verkrampfen der Finger in Tischplatte)
- Aber...
- Aber? (Hoffnungsvolles Aufreißen der Augen bis zum Anschlag)
- Aber eigentlich...
- Eigentlich...?
- Eigentlich mach ich Musik
(Erleichtertes Aufstöhnen, Entkrempeln der Gesichtszüge)
- Und...
- Und...?
- Und außerdem...
- Außerdem...?
- Und außerdem schreibe ich auch ein bisschen.
(Wolllüstiges Wälzen am Boden, Obszönes Hand zwischen die Beine schieben).

Tja. Ich weiß nicht, ob das an Berlin liegt oder ich auf die falschen Partys gehe. Es sind irgendwie die Vibes, you know. Jenau wie im Big Apple. Du gehst durch die Straßen - und bist einfach was. Oder eben garnichts. NICHTS.

So jetzt verschwinde ich! EInen schönen Tag!