• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Lebens-Stil/Freistil/Schreibstil

Robin sei gedankt und das Lob gehört dem Atomrasierer

Salut!

Erfreulich, Euch hier so zahlreich und friedlich vorzufinden. Willkommen aus den virtuellen Hintergrundfalten, Marion und Britt.
Chère Lilith, die Torte hättest Du Dir wahrlich verdient, wäre gar bereit meinen Abstinenzlerruf aufs Spiel zu setzen ;) und in der Bäckerei/Konditorei einen echten Kougelhopf, getränkt mit Schnaps zu holen, doch wie Du siehst, sind hier alle mit exzessiver Körperpflege und/oder ekstatischer Psychohygiene beschäftigt. Dem möchte ich mich nicht widersetzen.

Jeden Morgen starre ich mit nichts an in den bis zum Boden reichenden Badezimmerspiegel, in meinen Anblick versunken, schalte die ungedimmte Rasierbeleuchtung ein und, wenn ich zehn Minuten zum Vertrödeln habe, verbringe ich sie mit Bestandesaufnahme. Einer äusserlichen. Den Gesamtkomplex Stirne/Gesicht/Hals überwache ich zusätzlich bei jeder Rasur und Händewaschen sowie bei jedem zweiten Blick in den Rückspiegel. Nur so lassen sich die Resultate der menschlichen Entwicklung live verfolgen. Sollte ich eines Tages die Anschaffung des übergrossen Spiegels wegen unerfreulicher Entwicklung bereuen, wird mir Eins helfen: ich werde mir freundlich wie bis dato in das ungedimmte Licht zulächeln und denken 'mit Liebe betrachtet ist alles schön' und werde mit erkenntnisresistenten Beharrlichkeit zum Duschkopf greifen, so wie Bill Murray in 'Lost in Translation' in einer Karaokebar zum Mikrofon greift und 'More Than This' von Brian Ferry intonieren.
Wunderbar falsch singen kann sehr schön sein. Aber normalerweise pfeife ich nur unter der Dusche. Zwar muss ich beim Singen noch nicht darauf bedacht sein, Punkte für richtig getroffene Töne zu sammeln, oder mit netten Kommentaren wie 'go home' zu rechnen, aber seit sich Bekannte dieses komische Karaokespiel für Videospielkonsolen namens 'Singstar', das auch noch das fiese Feature hat, dass der Song gleichzeitig aufgezeichnet wird, angeschafft haben, bin ich oft etwas gehemmt. Was, wenn plötzlich 'More Than This' auch im Wohnzimmer ertönt, gesungen von mir, nochmal und nochmal, wieder und wieder...
Irgendwann sollte man sich selbst ernst nehmen, wenn man will, dass es andere tun, sagte einst mein Grossvater. Seine Gewohnheit, sich nicht allzu ernst zu nehmen, änderte er zwar nicht, aber ein Satz fürs Leben ist es trotzdem -grins.
Sowie derjenige einer elsässer Winzerin. Ein paar laute Lacher und ein paar verstohlene Schmunzler erntete sie neulich, als sie sagte: ' Man muss drauf achten, dass der Fortschritt hinterher kommt.'
Dabei stecken Weisheit und grosse Lebenserfahrung in den Worten. Wie oft bleiben offensichtlich richtige Erkenntnisse am Wegrand liegen, statt konsequent Richtungsänderungen anzugeben? Wenn nur ein Atomrasierer von lästigen Haaren -manchmal gar Schuppen- befreit, so soll ein solcher auch bei mir zu Standardausrüstung gehören.
Ich nehme mich sehr ernst dabei, denke sogar an das von innen nach aussen Strahlen, das ich beim künftigen Blick in den Spiegel sehen werde und hoffe, dass es der Rasierer sogar schafft, gleichzeitig alle Eitelkeiten und Empfindlichkeiten wegzuputzen. Tabula rasa mit Atomrasierer und weg ist jeglicher Frust. Welch eine geniale Idee!

Allein der Wandel ist beständig, sagte seinerzeit Heine -grins.
'Bu vorlesn' befiehlt mir eben eine Stimme und der dazugehörende Mensch eroberte soeben den väterlichen Schoss. Damit wurde der Wandel vom vergnügten Schreiben zum kuscheligen 'Bildanguck und Vorles' vollzogen ;).

Bonne soirée!
 
Werbung:
Ja, aaaalso! Eigentlich schmolle ich immer noch bis zur Unsterblichkeit, weil ihr mich nie ernst nehmt und mir auch nie helft (oder nimmt und hilft???)!!!
Ganz im Gegenteil!
Durch Robins Beitrag über Selbstgerechtigkeit bin ich auch noch dank der Vernetzung in einem echten Selbstzweifel und Dilemma, aber davon vielleicht nach dem Mittagessen. Es wird sich ja eh wieder niemand dafür erwärmen können, ausser vielleicht das Klima, aber was soll's. Nach etwa 5 Jahren Net ist Frau sich das ja gewohnt. (Wer heulte hier als Letzter, er sei der Thementod? Na ja, ist ja auch egal.)

Marion und Britt hier auf einem Haufen zu sehen, ist wie Weihnachten und Geburtstag im Spätsommer. Aber ich begrüsse euch gar nicht mehr so stürmisch, weil 1) Robin Begrüssungen und Abschiede hasst und 2) als ich das letzte Mal Marion sizilianisch begrüsste, verschwand sie bald darauf wieder in einem der tückischen Löcher. (Aber weisste, Marion, ich sah dich auch schon hier geistern, dachte mir aber: bloss nicht wieder erschrecken :umarm:, gell du hast dir doch gedacht, noch ein Halloween allein mag ich nicht feiern, ich will endlich wieder gespaltenes Hirn in Gesellschaft speisen! Dachte ich's mir doch!)

Lilith, haste Kathi weggeschlossen? Oder schmollt sie auch? :bwaah: Wie auch immer, du verdienst eine Torte und zwar die beste, schon wegen Robert Gernhardt. Und weil du ja gern in der Küche stehst, kannst du sie gleich fürs WE und alle vorbereiten und vielleicht damit auch Kathi wieder anlocken. Die Torte ist leicht wie eine Wolke, fällt nicht mit einem Punkt ins Gewicht ;) *looool*, aber ist nur für die, die nichts gegen Gelatine und rohe Eier haben (vonwegen die Herstellung und Salmonellen und soooo):

Zuerst musst du den Kindern Zwieback klauen, etwa 100g oder soooo und den zertrümmern :nudelwalk . Im Plastiksack mit Nudelholz geht das prima und ist auch noch ne billige Art, Aggressionen loszuwerden. Dann mischst du die Brösel mit 50g Butter und 50g Zucker (wie für Zwetschgenknödel) und verteilst sie auf dem Boden einer Springform und drückst sie dort ganz fest.
Sooo! Schon ist der Tortenboden fertig. Wenn du es vornehmer willst, backst du halt einen Mürbeteigboden :rolleyes: , aber das ist ein unnötiges Zuviel an Arbeit. Der Boden ist nämlich überhaupt nicht wichtig, bleibt dann meist eh in der Form kleben, aber gibst den Kleinen die Form und einen Löffel und schon sind sie eine halbe Stunde sinnvoll beschäftigt, haben einen Dessert gehabt und werden dich danach feucht und süss abküssen. (So holt sich Frau ihre Liebeseinheiten, wenn es hier wieder nur Tritte vors Schienbein hagelt. Kann ich nur empfehlen!)
Jetzt kommt erst das Leckerchen:
3 Eigelb, 150 g Zucker (kannst ruhig weniger nehmen) und etwas Vanillezucker rühren, wie für einen normalen Kuchen, dann dazu 500g Speisequark (Topfen) und 150g Rahmquark (fetterer Topfen) mischen und rühren bis es dir gefällt.
7 Blatt Gelatine wässern und dann auflösen und durch ein Sieb zu dem Quarkgemisch geben und sofort rühren (aber wem sag ich das ;)). Dann ein wenig ansulzen lassen, aber nicht sehr...
Zwischendurch die übriggebliebenen Eiweiss steif schlagen und auch noch 2,5 dl Sahne auch steif und dann schön vorsichtig darunter mischen.

Das alles über die Brösel in der Springform verteilen und im Kühlschrank fest werden lassen. (Kannst auf den Boden zuerst noch Früchte verteilen, mit Kompottbirnen oder frischen Beeren ist es ganz fein.) Vor dem Servieren kannst du es noch mit Früchten garnieren, aber die Torte ist auch "nackt" ein Traum und im Nu weg. Garantiert! (Und gesund!!! Nix mit Schnaps getränkt. Ueberigens Bier passt da nicht dazu!!! Höchstens süsser Dessertwein. Aber das hätte ich mir eh sparen können, die Herren werden es wie üblich nicht "nachkochen" wollen, nicht wahr?)

Guten Appetit :schleck:

:clown3:
 
Mmmmmmmmmh, das klingt ja seeeeehr lecker. Danke für die Torte, Céline! Muss ich demnächst ausprobieren. Heute gehts nicht, der Herr des Hauses, Kathis Prinzgemahl, fabriziert in diesem Moment einen köstlichen Zwetschkenkuchen - schon den dritten innerhalb der letzten 2 Wochen, weil er so gut ist - und da darf ich ihn auf keinen Fall stören.

Hab ich hier eigentlich schon den Ruf einer Schnapsdrossel? Ich esse durchaus auch alkohollose Speisen. :zunge 5: Ab und zu trinke ich auch Wasser.

Dass sich Kathi derzeit nicht im Forum blicken lässt, ist sicherlich nicht meine Schuld. Ich schwöre. Sie frönt nur ihrem Laster, manche Teile des Hauses mit neuen Farben zu beglücken.

Marion und Britt - euch beide grüße ich herzlich. Wie ich höre, seid ihr ja schon "alte Hasen" in dieser netten Runde.

Ja liebste Céline, ich schaffe es nun mal nicht, mich mir nichts dir nichts in die Themen "vor dem Orkan" zu stürzen, auch wenn sie noch so interessant wären. Da fällt mir dann nichts passendes ein, da glaube ich, das könnte auch wieder missverstanden werden.

Außerdem bin ich, was Schuhe betrifft, ein gebranntes Kind. Erst war ich ganz närrisch auf Schuhe, so teuer konnten sie gar nicht sein, am liebsten mit schön hohen Absätzen, aber nicht zu spitz. Aber dann spielte mir mein Hüftgelenk einen Streich und all die schönen Schuhe mussten im Regal bleiben. Schuhkauf ist traurig für mich, es gibt nur mehr die zweite Wahl, da hilft mir kein Jammern und kein Klagen.
Mit Rasieren hab ichs auch nicht so sehr. Obwohl Robins Gedicht(e) fast schon anregt, es doch einmal zu versuchen. Nun ja, ich glaub ich lasse es doch lieber bleiben. Ich bin froh, dass ich mich an meinen Anblick im Laufe der fortschreitenden Jahre noch halbwegs erfreuen kann (man gewöhnt sich an so manches :rolleyes: ), ich greife da jetzt lieber nicht so massiv ein.

Jerômes Übergang vom Schreiben zum Vorlesen hat mich an meinen letzten Besuch bei meinen Enkelkindern erinnert. Diesmal war nichts mit Vorlesen, dafür musste ich den Prellbock an der Rutsche mimen. Eine knappe Dreiviertelstunde hat mein armes Hinterteil das ausgehalten, für die drei Kleinen wars sehr lustig, für mich auch. Am nächsten Morgen wars dann ein bisschen mühsam, meinen geschundenen Körper aus dem Bett zu hieven.
Das hätte ich mir beim Vorlesen alles erspart. :autsch:

Robin, wenn du deine dichterische Neigung so weitertrainierst, wird dein nächstes Buch ein Gedichtband? Dein Stil gefällt mir.

Und Céline, auf den Gernhardt bin ich ja durch dich erst aufmerksam geworden. Er ist inzwischen zu einem meiner Lieblinge avanciert. :danke: im Nachhinein, es ist mir immer ein Vergnügen, ihn zu lesen.

Ich glaube, aus der Küche dringt Kuchenduft, da muss ich mal nachschauen:

Machts gut inzwischen.
 
*loooooooool* Jaaaaaa, Schnapsdrossel und Rauchschwalbe :autsch:

Aber nicht doch *heuuuuuuul*, Lilith, ich meinte doch nicht dich, sondern Jérôme und die Franzosen generell, die es schaffen, sogar in absolut unverdächtige Speisen und Getränke wie Rührei und Milchshake ein paar Tropfen Mehrprozentiges zu schmuggeln. Und dann meinte ich doch auch keine Hurrikans und keine Tornados. Ich sehe schon, mein Deutsch für fünf Geld sorgt immer wieder für Verwirrung. Mein Fehler! Wenn ich weiss, wovon ich rede, heisst es noch lange nicht, dass es alle Andern auch wissen müssen. Tschuldigung. Ich meinte doch meine Fragen hier! Auf die wird einfach nie eingegangen *heuuuuuuuuul*, da besingt der Herr vom Sherwood in Nottinghamshire, auf Gut Gamewell und Umgebung in einer spätmittelalterlichen Ballade bereits die Atomrasierer und für mich hat er nur ein "da verbrenne ich mir die Finger doch nicht für dich, ich rasier mir lieber die Brust, ist das kleinere Uebel". Und euch anderen ist es nicht mal eines Schulterzuckens wert *heuuuuuuuul*. Meine Schlachten würde ich auch allein schlagen, das war noch nie ein Problem (ausserdem gab es auch hier für mich keinen Grund zum Klagen!!! ;)), aber für die wichtigen Entscheidungen brauche ich doch wenigstens fachfrauische Beratung, wenn die Männer versagen :teufel:

Aber jetzt zur Selbstgerechtigkeit, sonst schlage ich noch alle Rekorde der epischen Wälzer. Selbstgerechtigkeit ist so ein fieses Thema! Wetten Robinchen, dass du nicht damit gerechnet hast, mich damit in ne Krise zu stürzen... Ohne zu vernetzen, wäre es auch gar nicht möglich, Assoziationen und auch neu Erlebtes brauchte es noch dazu, sozusagen gleich mehrere Tritte vors Schienbein.
Lilith brachte Gernhardt, da erinnerte ich mich, dass er mal ein schönes Vorwort für Max Goldts Buch "Die Radiotrinkerin" geschrieben hat und wollte das wieder mal nachlesen und auffrischen. Bin dann wieder bei dem Buch hängen geblieben und das Unheil nahm seinen Lauf *looool*. Es sind lauter schöne Texte wie der "Autoritäre Salon", "Blödmann" und "Wissenswerte über Erlangen", des z.T. noch jungen Maxi.
Ich liebte immer sehr "Wie gut, dass ich ein Künstler bin!", das er damals 30-jährig geschrieben hat. Das möchte ich euch jetzt vorlesen:

"Habe also eine Tür beschmiert und habe die Ehre, das teuer bezahlt zu bekommen. Man will eine Schule nach mir benennen? Nun denn, wenn sie im feinsten Viertel liegt - an mir soll es nicht liegen! Wie gut, dass ich ein Künstler bin!
Man stelle sich bloss einmal vor, ich wäre statt dessen ein Richter. Hilfs- und Hauptschöffen sowie Verteidiger würde ich sofort des Saales verweisen, damit ich nicht nur den vermaledeiten Angeklagten, sondern auch Zeugen und Sachverständige tüchtig anschreien könnte. Wenn mir einer schiefgescheitelt, übel parfümiert oder in ungenehmigten Hemde daherkäme, würde ich ihn umgehend zum Tode verurteilen, sei er auch nur Windelveruntreuer oder sonstwie lapidar. Gnadengesuchsteller würde ich nur auslachen und statt Gnade zu gewähren, Likör trinken. Massenmörder hingegen würde ich frei herumlaufen lassen, wenn sie mir nur eine Spur sympathisch oder nützlich erschienen. Läge z.B. bei mir zu Hause irgendeine Reparatur an, würde ich den Massenmörder fragen, ob er mir das wohl schnell machen könnte, und schon wäre er auf freiem Fuss. Könnte er nicht, schösse ich ihn auf der Stelle nieder, da könnte er noch so nett dreinschauen. Niemand hierzulande würde einen solchen Richter wie mich gutheissen. Wie gut, dass ich nicht Richter bin!
Als Lehrer, der ich glücklicherweise auch nicht bin, wäre ich freilich um keinen Deut besser. Statt Deutsch würde ich die Kinder selbstausgedachte Idiome lehren und frank und frei behaupten, der Mensch stamme vom Kaktus ab. Nach dem Unterricht würde ich die reizenderen unter den Schülern mit nach Hause nehmen und sie mit für Jugendliche völlig ungeeignetem Lesestoff oder sogar entsprechenden Abbildungen konfrontieren.
Wenn einer mault, kommt er in den Wandschrank, und Schluss damit. Tür schnappt zu, und tja, der kleine Hoffnungstäger muss verdursten. Eltern wären zu Recht empört über so einen Lehrer. Wie gut, dass ich nicht Lehrer bin!

Ich bin nicht Richter, bin nicht Lehrer, auch keine Marketenderin, um hier mal einen unpassenden Ausdruck einzuflechten - als solche würde ich fürs Kilo Wirsing glattweg 80 Mark verlangen und dabei auch noch schnippisch gucken -, was bin ich also, was bin ich denn?
Ei, ich bin ein Künstler. Ein Künstler hat es gut. Er braucht nur eine alte Tür mit Farbe zu beschmieren und zu sagen: Das ist Kunst. Käme dagegen ein Richter mit so einer Tür und sagte: Das ist Gerechtigkeit, würde man ihn verhöhnen, und einem Lehrer, der sich herausnähme, auf besagte Tür zu deuten mit dem Hinweis, dieses sei Erziehung, würde es kaum besser gehen. Ein Künstler dagegen, der sagt, das ist Kunst, erntet Lob, internationales womöglich, Zustimmung, hochdotierte Preise und gratis Inspirationsaufenthalte in Kulturmetropolen, wo der Wein in Strömen fliesst und Frauen sich nicht lange zieren.
Künstlern zuliebe werden Strassen umbenannt und verbreitet, an denen dann mittags, wenn der Künstler Brötchen holen gefahren wird, fähnchenschwenkende Schulklassen stehen. Hausfrauen und Studentinnen fallen anschliessend beim Bäcker in Ohnmacht.
Auch der attraktiven Gattin des Bundespräsidenten zittern ein wenig die Hände, wenn sie einem von uns Künstlern einen Tee eingiesst. Ausnahmsweise könnte es auch vorkommen, dass einer wie ich der Präsidentengattin ihren Tee in ihre Haare giesst. Das soll man aber nicht dramatisieren. Künstler sind halt ein launisches Völkchen. Dem wird in der Bevölkerung im allgemeinen uneingeschränktes Verständnis entgegengebracht. "Er leidet halt ganz schrecklich an der Nichtigkeit des Seins", wird die Präsidentenfrau beim Haarewaschen denken, und abends sagt sie ihrem Mann nur leise: "Du hättest seine dämonischen Augen sehen sollen. Ein Künstler von Kopf bis Fuss!" Ein Entschuldigungsschreiben wird sie nicht erwarten, aber manchmal ein wenig heimliche Sehnsucht haben nach diesem fuchsteufelswilden Kreativen. Tja, so sind wir halt.
Keiner wird es einem Künstler übelnehmen, wenn er den Tag und Nacht vor seinem Hause lauernden Herren und Damen Journalisten die Kameras zertrümmert oder Autogrammjägern ihre Kugelschreiber in den Rücken rammt. "Der Arme! Er hat eine Schaffenskrise!" werden sie wispern und dem Künstler beide Daumen drücken, auf dass es ihm bald besser gehe.
Als Künstler ist man beliebt. Man braucht keine Miete zu zahlen und Steuern und Strom schon gar nicht. Statt dessen bekommt man von der lieben Künstlersozialkasse die herrlichsten Geldbeträge überwiesen und zum Geburtstag einen riesigen Blumenstrauss. Wie gut, dass ich nicht Richter oder Lehrer bin! Wie gut, dass ich ein Künstler bin!"

So das war die Geschichte. Und jetzt noch vernetzen. Nie wollte ich Künstlerin sein, vielleicht ein klitzekleines bisschen, aber nur reproduzierende, nie produzierende. Nie beneidete ich Max & Konsorten um den Ruhm, den Künstlersozialkasse-Zustupf oder fähnchenschwenkende Schulklassen. Echt nicht! Bin auch mit meinem Beruf ganz zufrieden und glücklich, vor allem, seit ich machen kann, was ich will. Aber so ein Richter wie ihn Max Goldt schildert wäre ich schon immer gerne gewesen. Und nie schämte ich mich deswegen, hatte nie Gewissensbisse... bis... bis Robin die "Selbstgerechtigkeit" geschrieben hat. Tja. Da fing ich an zu zweifeln, ob das doch nicht ein wenig selbstgerecht und selbstherrlich und falsch sei, so einen heimlichen Wunsch auch nur zu hegen. Aber es kommt noch schlimmer. Ich hatte ein schreckliches Erlebnis. Keine Angst! Ich sage es lieber zum voraus. Es war nicht hier. Es war im Real Jardín Botánico in Madrid, und auch erst diese Woche. Wie es sich für einen königlichen Garten gehört, ist es ein sehr alter (über 200 Jahre) und sehr schöner Garten. Wäre da nicht meine Selbstgerechtigkeit. Wollt ihr die Geschichte auch noch hören? Ihr könnt es natürlich auch wieder zu Tode schweigen, statt mit NEIN! :nein: oder DANN HALT! :rolleyes: zu antworten, ich komme eh erst morgen dazu, sie eventuell zu erzählen. Lässt bis dann oder halt für immer nur den Max auf euch wirken.

Einen schönen Tag noch mit aber auch ohne Zwetschgenkuchen und auch ein schönes WE, wenn wir uns nicht mehr lesen sollten...

:engel2:
 
Hi Céline,
da bin ich aber froh, dass ich nicht die einzige Schnapsdrossel bin, die gemeint sein könnte.
Künstler sein, wie in der Geschichte von Max Goldt, das gefällt mir schon sehr gut! Ich kann mir vorstellen, dass du das genießen würdest.

Zur Selbstgerechtigkeit könnte man ja auch sagen: "Na und?" :zunge 5: :zunge 5:

Schönes WE und berichte bald vom spanischen Garten. :umarm:
 
...Wahnsinn....

...was sich nach der Stille des gerade vorübergezogenen Orkans hier nun alles tummelt!

Künstler, die keine Richter sein wollen;
rasierfreudige Männer mit Atomrasierer (was auch immer das sein mag);
Zwetschkenkuchen aus Männerhand (leider für mich nicht nur virtuell);
Torte wollende und Tortenrezept habende Freundinnen;
Unterwäschen in Männervornamen (ich persönlich fand "Alfred" am Schönsten - einerseits ein für mich toll-klingender Name mit Esprit - andererseits: diese Farbe!!!)
Marion und Britt :winken3:
Miriam, die sich nicht auskennt, uns aber immer noch nicht das Foto ihrer Enkelin gezeigt hat;
...

Ach, wie tat die Schreibpause gut - an solch herrlichen "Altweibersommertagen".
Mir war ausserdem wirklich nicht nach Forum nach dem Gezanke. - Wir Weiber können´s halt immer wieder mal...
Nur, seitdem nach Dyo auch noch Rhona fort ist, musste ich erstmal mit meinem Groll und meiner Betroffenheit fertig werden.

Ehrlich, ich find´s sogar heute noch schlimm, wie da mir liebe Leute rausgeekelt wurden! - Irgendwie bin ich da immer noch nicht drüber weg.

Nichts desto trotz haben wir nun die Aufräumphase.
Das heißt für mich: Emotionen langsam verarbeiten, ansonsten weitermachen und schauen, was es Neues gibt.
Mich über Eure Beiträge freuen und Euch liebe Grüße schicken.

----------------------------------------------------------------------------
Apropos Neuigkeiten: bin gerade dabei etwas Pistaziengrün im Haus zu verteilen. Ich finde das einfach zum Anbeißen! Glücklicherweise lassen mich meine lieben Mitbewohner/innen schalten und walten. - Oder sie können nichts gegen solche Widder-Kraft ausrichten: ich bin nämlich dabei, jedes Fuzerl "Eiche rustikal" aus unserem Haus zu verbannen. Weiß wirklich nicht, was das überhaupt für eine "Farbe" sein soll! Diese undefinierbare Scheusslichkeit!
Ich bin ja mit meinem Waage-Ascendent von Haus aus tolerant und liebe es bunt; kann jeder Farbe, jedem Farbton und jeder Nuance etwas abgewinnen.
- Aber bei "Eiche rustikal" sehe ich rot! :nudelwalk

Jetzt ist´s damit endgültig aus! Ich habe kein Erbarmen mehr mit Türen und Türstöcken, die in diesem Holzton öde, fahl und ausdruckslos vor sich hindämmern und meine gute Laune abschwächen!

"Eiche rustikal"- Dein letztes Stündlein hat geschlagen! - Gleich wird Dir schwarz vor Augen! Dann ist es vorbei mit Dir! Der Pinsel haucht Dein Leben aus.
Doch neues Leben wird entstehen. Pistaziengrün sei Deine Hoffnung. Weiß Deine Unschuld.

:grouphug: Kathi
 
Meine Liebste mocht' total
die farbe Eiche rustikal
und außerdem liebte mein Mäuschen
Herzchen in Toilettenhäuschen.

Sie liebet auch geblümte Deckchen
in ihrem kleinen Kuscheleckchen
Und kräftig gegossene Rhododendronen
strotzten von ihren Balkonen.

Die Idee mit ihrem Dirndl
entsprang auch ihrem Hirndl
Doch solang "Jeremy" sie nie trug,
war mir die Liebste lieb genug...

Sorry, Céline, war nur für den Gag!
Wie sagte doch Helge Schneider? "Wo Humor ist, da will ich gerne ein Stück mitspazieren."
Aber ob ich je Gedichte veröffentliche?

Habe nun dies Gedicht geschrieben
der Jury unter die Nase gerieben
hab behauptet, es sei Kunst
Glanz in holdem goldtenem Dunst.

Doch das Publikum sagt "nein"
es gibt schon diesen einen Gernhardt,
den es über alles gern hat
ein zweiter soll hier niemals sein!

Aber, Céline: Natüüüüüüüürlich wollen wir die Geschichte über den Madrider Garten hören.
Unterlass nicht, uns damit zu betören.
Es kommt von Herzen, lass mich schwören:
Du bist die Beste aller Fören!

Und außerdem hättest du den Goldt mal zitierten sollen in: "Was ist Kunst?" Aber nun ist's zu spät!
Nur wenige wissen jetzt bescheid.
Der Rest wie immer - hat keinen Dunst!

EIn schöne Woche allen ist mein edelster Wunst!

:jump1: :danke:
 
Ich fand heute einen Artikel in "Le Monde" vom 10.9.05 - und finde ihn so schön, dass ich ihn hier zum größten Teil wiedergeben möchte - meine Übersetzung wird wohl nicht den Ansprüchen an einem Profi-Übersetzer entsprechen.

"Eine berühmte Stimme die von Val-de-Grâce kam, spricht zu Zidane

Das Bild war schön, und wurde der wiedergefundenen Einheit der Blauen* zugeschrieben. Während die Marseillaise im Lansdowne Road Stadion gespielt wurde, Mittwoch abend in Dublin vor dem Match gegen Irland, hatten alle französischen Spieler die Hand aufs Herz gelegt, gleich den Amerikanern, wenn sie ihre Hymne hören.

Zinédine Zidane und deren Kameraden wurden in der Tat Opfer eines Spassvogels. Die TV-Nachrichten auf TF1 haben die Episode schamhaft am Mittwoch Abend wiedergegeben. Ohne dass der Name von Jacques Chirac erwähnt gewesen wäre, wurde von einem "radiophonischen Ulk" gesprochen.

David Pujadas (meine Erklärung: der Redakteur und Nachrichtensprecher auf France 2) wurde genauer auf France 2: "Während der Nationalhymne, führten sie alle ihre Hand zum Herz. Jacques Chirac hätte sie telefonisch darum gebeten. Es handelte sich eigentlich dabei um einen Stimmenimitator, der sich für den Staatschef ausgab." berichtete er. Es handelte sich dabei um den Imitator Gérard Dahan....."Ich werde Sie heute Abend im Fernsehn sehen" richtete sich dabei die unechte Stimme von Jacques Chirac an Zinedine Zidane. "Dies ist sehr liebenswürdig, uns anzurufen und uns dabei Ihre Ermutigung auszusprechen" erwiderte Zizou - eindeutig gerührt.

"Ich werde Sie um einen Gefallen bitten: wenn Sie, wenn die Marseillaise erklingt, Ihre Hände aufs Herz legen könnten, würden Sie mir die grösste Freude bereiten" fügte der Betrüger hinzu. "Wir werden es tun" -antwortete Zizou nach einem Augenblick des Zögerns.

Man kann sich diesen Dialog auf der Internetadresse anhören, rireetchansons.fr/
Raymond Domenech, "sélectioneur" (der Ausdruck ist mir nicht bekannt, kann ihn also nicht übersetzen - Miriam) der Blauen, wurde als erster reingelegt. "Wie geht es der Mannschaft?" hatte ihn die berühmte Stimme gefragt. "Erst möchte ich wissen wie es Ihnen geht?" beunruhigte sich Raymond Domenech.

Danach war Zidane an der Reihe. "Ich richte Ihnen die Grüße meiner Gattin aus", sagte die Stimme. "Und Ihre Gesundheit?", fragte besorgt Zizou, mitleidig. "Es geht einigermassen" murmelte der unechte Präsident mit einer düsteren Stimme.
Sportlich, wollte Raymond Domenech aus diesem Geschehen nur die Verbundenheit seiner Mannschaft mit Frankreich festhalten.
Das Risiko besteht nun, dass beim nächsten Anruf dem echte Präsidenten der Hörer aufgelegt wird.

Dominique Dhombres

(Übersetzung Miriam)

*Die Blauen = Die Nationalmannschaft Frankreichs
 
Hallo, :danke: , dass ihr mich so nett begrüsst habt :)

Ich frage mich nur, wo ich hier hineingeraten bin, ist es das falsche Forum? Céline, die Tortenrezepte preisgibt :rolleyes: (vor einiger Zeit noch undenkbar), gut, dass ich rechtzeitig wieder aufgetaucht bin, ich mache dann gespaltenes Hirn für alle. Ist wesentlich kalorienärmer als diese ewigen Torten. Für alle, die das Rezept noch nicht kennen: die Hauptzutat ist Blumenkohl.

Bei Rasierern kann ich auch mitsprechen, zwar nicht bei Atomrasierern, dafür bei Nassrasierern, die trocken benutzt wurden. Céline, du wolltest immer schon mal eine Schandtat von mir hören, ich erzähle sie aber nur, wenn du dein Erlebnis im botanischen Garten erzählst. Also, als ich ungefähr zwölf war, hatte ich viel Zeit und Gelegenheit, irgendwelchen Unsinn zu begehen. Ich muss wohl ein Buch gelesen haben, das für mein Alter noch nicht geeignet war, hüstel, auf jeden Fall wollte ich mir unbedingt die Beine rasieren. Gedacht, getan, ich schabte mir mit meines Vaters Rasierapparat trocken die Beine ab. Die Haut ging natürlich mit ab. Als meine Mutter abends meine verschrammten Beine sah, musste ich mir natürlich eine Erklärung ausdenken....ich sagte, ich wäre auf dem Schwebebalken abgerutscht. Ich weiß nicht, ob sie mir das geglaubt hat, ist auch egal, denn am nächsten Morgen wollte sich mein Vater rasieren und war total erstaunt, dass die Klinge so stumpf war, hihi, da musste ich leider mit der Sprache raus. Was dann kam, habe ichgnädigerweise vergessen, aber jedesmal, wenn ich das Wort Rasierer höre, fällt mir diese Sache ein :zunge 5:
So, Céline, jetzt bist du dran!

Ich wünsche allen einen schönen Montag :winken1:
 
Werbung:
Gelebtes Beispiel für Lebens-Stil/Freistil/Schreibstil

habe soeben einen roten Punkt kassiert für den von mir übersetzten Artikel aus "Le Monde" - anonym vergeben, versteht sich.

Warum wohl steht man nicht gerade für seine Meinungen?

Weil die krumm sind...
 
Zurück
Oben