dyonysos
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Versuch über Pornographie und die Nacktheit
Pornographie in der Kunst. Interessantes Thema. Neben Altmeistern der Schrift, Marquise de Sade, Nabokov, B.E. Ellis - um nur mal drei herausragende Vertreter zu nennen, die sich mit Pornographie und sexueller Gewalt im weitesten Sinn beschäftigt haben -, läßt sich, insbesondere im zeitgenössischen französischen Film, feststellen, daß verstärkt sogenannte "Hardcore-Szenen" in den (Kunst-)Film intergriert werden. "Romance", "Intimacy", "Baise Moi", "Menschenfeind" und Konsorten zeigen längst, was im deutschen Film noch undenkbar scheint: Da wird auf Deibel komm Raus geblasen, geleckt, gefesselt und gequält.
Im Prinzip eine begrüßenswerte Tendenz, da sie doch prinzipell das Darstellungsrepertoire des Mediums erweitert.
Nur drängt sich bisweilen der Eindruck auf, dies sei allzuoft nur Ausdruck einer gewissen Modeerscheinung oder einer reinen Effekthascherei. Und derartige Tendenzen laufen sich ja bekanntlich recht schnell tod. Erinnert sei an die Zeit, als es offensichtlich zum proggressiv-guten Ton einer hippen Theaterinszenierung zählte, mindestens eine Figur nackig auf die Bühne zu stellen. Vor etwa acht Jahren sah ich in Berlin bspw. eine semigelungene Auführung von Brechts "Leben des G." und eben jener G. mußte/wollte/durfte/konnte in einer Eingangssequenz, nackt in einem Waschzuber stehend, dem Publikum seinen schon vom Alter gezeichneten Body präsentieren.
Fragt sich nur 'Warum'? Eine Antwort wollte mir partout nicht einfallen. Das ganze dürfte niemand geschockt, belustigt, erregt oder wie auch immer berührt haben. Auch konnte man nicht auf einen dem Stück dienlichen Naturalismus verweisen, dazu hatte die Szene zu viel Offensichtlich-Selbstzweckhaftes an sich.
Nur das sich der Zweck irgendwie aus dem Staub gemacht haben mußte, ich denke die meißten haben, wenn auch nur in Gedanken, für einen kurzen Bruchteil genervt die Augen verdreht.
Früher hatte ja die urbane Nacktheit noch einen echten Zweck, sprich der Körper war politisches Zeichen. Ob Kommune Eins, wildes Rudelbumsen, Woodstock, solche Späßchen würden heute ihren Effekt irgendwie verfehlen. Deshalb ist es schön zu wissen, daß es immerhin noch denkforige Schülerinnen gibt, die im Evaskostüm und einer netten lateinischen Spruchweisheit auf den Lippen, non scholae, sed vitae dicimus vielleicht, den Betrieb noch richtig schön Schocken können ;-).
Pornographie in der Kunst. Interessantes Thema. Neben Altmeistern der Schrift, Marquise de Sade, Nabokov, B.E. Ellis - um nur mal drei herausragende Vertreter zu nennen, die sich mit Pornographie und sexueller Gewalt im weitesten Sinn beschäftigt haben -, läßt sich, insbesondere im zeitgenössischen französischen Film, feststellen, daß verstärkt sogenannte "Hardcore-Szenen" in den (Kunst-)Film intergriert werden. "Romance", "Intimacy", "Baise Moi", "Menschenfeind" und Konsorten zeigen längst, was im deutschen Film noch undenkbar scheint: Da wird auf Deibel komm Raus geblasen, geleckt, gefesselt und gequält.
Im Prinzip eine begrüßenswerte Tendenz, da sie doch prinzipell das Darstellungsrepertoire des Mediums erweitert.
Nur drängt sich bisweilen der Eindruck auf, dies sei allzuoft nur Ausdruck einer gewissen Modeerscheinung oder einer reinen Effekthascherei. Und derartige Tendenzen laufen sich ja bekanntlich recht schnell tod. Erinnert sei an die Zeit, als es offensichtlich zum proggressiv-guten Ton einer hippen Theaterinszenierung zählte, mindestens eine Figur nackig auf die Bühne zu stellen. Vor etwa acht Jahren sah ich in Berlin bspw. eine semigelungene Auführung von Brechts "Leben des G." und eben jener G. mußte/wollte/durfte/konnte in einer Eingangssequenz, nackt in einem Waschzuber stehend, dem Publikum seinen schon vom Alter gezeichneten Body präsentieren.
Fragt sich nur 'Warum'? Eine Antwort wollte mir partout nicht einfallen. Das ganze dürfte niemand geschockt, belustigt, erregt oder wie auch immer berührt haben. Auch konnte man nicht auf einen dem Stück dienlichen Naturalismus verweisen, dazu hatte die Szene zu viel Offensichtlich-Selbstzweckhaftes an sich.
Nur das sich der Zweck irgendwie aus dem Staub gemacht haben mußte, ich denke die meißten haben, wenn auch nur in Gedanken, für einen kurzen Bruchteil genervt die Augen verdreht.
Früher hatte ja die urbane Nacktheit noch einen echten Zweck, sprich der Körper war politisches Zeichen. Ob Kommune Eins, wildes Rudelbumsen, Woodstock, solche Späßchen würden heute ihren Effekt irgendwie verfehlen. Deshalb ist es schön zu wissen, daß es immerhin noch denkforige Schülerinnen gibt, die im Evaskostüm und einer netten lateinischen Spruchweisheit auf den Lippen, non scholae, sed vitae dicimus vielleicht, den Betrieb noch richtig schön Schocken können ;-).
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