Mir selbst!
Salut!
Merci für das Stichwort, lilith.
Beinahe hätte ich schon losgejammert, ich sei von Robin verletzt worden. Akzeptabel ist sein Verhalten für mich zwar immer noch nicht, aber ich muss wohl tolerieren, dass er sich aus meinen Träumen undankbar entfernte, um im 'Garden of England' die Schulterbreite für Flügelspannweite einzutauschen. Das Versteckspiel hinter
-Transparenten ist aber kaum tolerierbar, da werden wir keinen Konsens finden. Rachegelüste sind die Folge. Werde mich daher an keiner demokratischen Umfrage beteiligen, keine Lesben-Songs vortragen etc. Vielmehr werde ich mir eine eigene Wirklichkeit zimmern und schustern. Eine, in der ich mich verlaufen kann, wie in einem Roman und nicht eine, die ich finden könnte, wenn ich den Fernseher -hätte ich einen- einschaltete, obwohl auch das eine künstliche Wirklichkeit wäre; eine, in der der mit der Macht, oder der mit der Pistole entscheidet.
Wirklichkeit entsteht aus dem, was der Akteur und der Zuschauer im selben Moment glauben. Dass die Pistole losgehen könnte, obwohl wir wissen, dass sie nicht geladen ist, oder dass sie nicht losgehen wird, obwohl sie geladen ist.
Das Irrenhaus bietet zahlreiche Möglichkeiten, den sterbenden Schwan kann ich mit Leichtigkeit integrieren, nichts wird titanic- oder Stürmer-mässig inszeniert, Unbekanntes hat heute bei mir keinen Platz, Werte und Traditionen sind gefragt -grins. Das bewährte Rezept eines klassischen Melodramas stammt aus dem Jahre 1817:
Man wähle zuerst einen Titel. Dann passe man diesem Titel irgendeinen Stoff an, sei er historisch oder frei erfunden; dann führe man als Hauptfiguren einen Dummkopf, einen Tyrannen, eine unschuldig verfolgte Frau, einen ritterlichen Mann und je nach Möglichkeit einige zahme Tiere wie Hunde, Katzen, Raben, Elstern oder Pferde vor. Man plaziere ein Ballet oder Tableau im ersten Akt; ein Gefängnis, eine Romanze und Ketten im zweiten; Kämpfe, Lieder, Feuerbrünste etc. im dritten. Der Tyrann wird am Ende des Stückes getötet, die Tugend triumphiert und der ritterliche Mann wird die junge unglückliche Unschuldige heiraten müssen, etc. etc. Zum Abschluss ermahne und ermuntere man das Volk, seine Sittlichkeit zu wahren, Verbrechen und Tyrannen zu hassen und empfehle ihm vor allem, tugendhafte Frauen zu heiraten.
Gefällt Euch auch nicht? Eh bien soit! Eine Wirklichkeit, in der wir uns und die Arbeiterklasse finden könnten, biete ich noch an, aber es ist der letzte Versuch. Setzt eine gewisse Kooperation Euererseits voraus!
Ich habe zwei kleine Töchter, Ihr müsstet Euch also etwas beeilen, dann ginge es einfacher -ein Sohn ist da nicht ganz so brauchbar, sonst stellt Euch einfach vor, Ihr seid in dieser Situation...
Die Grössere ist langsam in dem Alter, um sich für Mode zu interessieren, aber noch zu klein, um allein einkaufen zu gehen. Da bietet sich eine wunderbare Gelegenheit, als Vater richtig in Erscheinung zu treten, wenn die Tochter zum 1. Mal fordert 'Ich will zu H&M' und die Mutter die Augen verdreht.
Die Mutter sieht die Zusammenhänge eben nicht -noch nicht- richtig. H&M wird eines Tages als der Zusammenhalt Europas, wenn nicht der ganzen Welt, in die Geschichte eingehen. Da sollten wir nicht fehlen.
Die Vereinheitlichung zwischen Metropole und Dorf, zwischen Sprachregionen, zwischen Einheimischen und Einwanderer, zwischen Intelligenzia und Proletariat.
Während sich unsere Töchter routiniert und anmutig von Gestell zu Gestell bewegen als wären sie hier zu Hause, stehen wir Väter etwas ratlos und verloren abseits, können uns aber relativ ungestört über die Wirtschaft unterhalten und nach Antworten suchen, warum ausgerechnet die Schweden den EU-Massenkonsum nach 1968 uniformiert haben. Ist es die égalité, der soz.-demokratische Geist, der den Schweden ein so unübertroffenes Gefühl dafür gibt, wieviel an gutem Geschmack ein Massenpublikum erträgt, oder ihm zugemutet werden kann? Oder ist es nur der schnellste Weg aus den elitären Designer-Salons zum Volk, der sie so erfolgreich macht?
Natürlich gibt es noch eine schwedische Alternative, zu der keine Töchter benötigt werden, Söhne tun es auch. IKEA. Funktioniert ähnlich. Beide brauchen nur die Kooperation der Kundschaft. Auch IKEA schafft dieses einzigartiges Gefühl, eine Familie zu sein. Familie ratloser Väter, verzweifelter Hobbywerkern und Parkplatzsuchern. So lebt die Arbeiterklasse in ihrer Einheitlichkeit weiter.
Dieses Gefühl schafft nur noch der Stau, der ist auch für Alleinstehende ohne Kinder geeignet, nur wird es schwierig, für den Stau ein Rendezvous zu vereinbaren und uns dort auch zu treffen
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Bon courage!