Das Haus, das für alle gebaut wurde, müssen beide Maurer, der eher aufbauende und der eher abreißende, gleichberechtigt bewohnen und gleichberechtigt gestalten können, auch wenn letzterer das Haus nicht für sehr sinnvoll gebaut erachtet.
Der abreißende baut kein Haus, er reißt eines ab.
Der Abriss ist ein ggf vorgelagerter Prozess, gehört aber selbst nicht zum Hausbau.
Das, und nur das, ist Demokratie. Friedrich Meinicke, der Gründer der Freien Universität Berlin nach dem Kriege, sagte einmal, er sei Herzensmonarchist. Damals absolut demokratisch möglich. Heute würde er wahrscheinlich für seine Geisteshaltung einsitzen. Ich wage mir gar nicht auszumalen, wie es einem Adenauer, Erhard oder Kiesinger heute ergehen würde.
Eine Demokratie in der gilt "anything goes" unterscheidet sich nicht von der Anarchie.
Eine Gemeinschaft ohne Regeln ist keine Gemeinschaft mehr, sondern nur eine unzusammenhängende Mehrzahl.
Und, Regeln bedeuten per Definition Einschränkung.
Der vordergründige Widerspruch, dass Einschränkung Freiheit bedeutet und völlige Freiheit zu Unfreiheit führt, löst sich erst durch weitergehende Überlegungen auf. Es sei daher den Coronaleugnern, Identitären und sonstigen Staatshassern eine Warnung. Wenn sie meinen, dass eine Zerstörung des sie ach so unterdrückenden Staates sie befreien würde, dann sollen sie bedenken, dass sie nachher nicht mehr der Staat mit seinen ganzen gegenseitigen Kontrollen gegen Machtmissbrauch seie Macht ihnen gegenüber ausübt, sondern dann eben der Nachbar mit der grösseren Waffe und seinen Schergen.
Die Demokratie ist in Deutschland nach den beiden Weltkriegsniederlagen als Zwangsmaßnahme der Sieger eingeführt worden. Man hat sie uns übergestülpt. Sie kommt nicht aus dem deutschen Volk an sich, und zwar in Ost wie in West. Tradition ist hier nirgends vorhanden.
Doch. Der Weg zur Demokratie was schon weit vor dem ersten Weltkrieg gezeichnet, wenn auch nicht vollendet. Und, auch wenn es in Deutschland wie in Österreich noch einen Kaiser gab, war dieser mitnichten absolutistisch.
Aber, wie man gesehen hat - und auch noch heute erkannt werden muss - ist, dass eine Demokratie auch erst einmal gelernt werden muss.
Sie nimmt nämlich den Bürger in die Verantwortung, und diese muss erst einmal erkannt, übernommen und geschätzt werden.
Und wie man an den fanatischen Coronaleugnern noch heute sieht, sind noch immer nicht alle Menschen bereit, Verantwortung für ihre eigenen Entscheidungen und Handlungen zu übernehmen.
Was ich beschreibe, ist die Darstellung der Demokratie bei Platon. Die alten Griechen sind die Erfinder der Demokratie. Platon kannte die Demokratie in allen ihren Facetten sehr genau. Und gerade die letzte Phase der Demokratie, die Platon beschreibt, kann ich für die heutige Zeit absolut bestätigen. Deine Sätze tun das ja geradezu in klassischer Weise, wie ich oben schon sagte.
Dir ist schon klar, dass zu Platons Zeiten weit mehr als die Hälfte (nämlich alle Frauen und Kinder, Sklaven) von der demokratischen Mitwirkung ausgeschlossen waren ?