Ich halte nichts vom "Übermenschen". Für mich sind alle Menschen ethisch gleich, physikalisch jedoch nicht.
Wenn schon, dann meinst Du "physisch" und nicht "physikalisch". Aus der Sicht der Physik sind alle Menschen ziemlich gleich und wenn man sich Fremdworten bedient, dann sollte man sie auch beherrschen.
Aus genetischer Sicht sind
alle Menschen ziemlich nah mit einander verwandt, weltweit sogar.
Der genetische Flaschenhals der Spezies Homo Sapiens ist, aus der Sicht der Genetiker, klein. Viel kleiner als vieler anderer Spezies und auch kleiner als der anderer Primaten.
Der - herausragende - Gentiker Svante Pääbo beschrieb es einmal bildlich in seinem Buch "Der Neandertaler und ich" folgendermaßen: Man stelle sich vor, alle Primaten der letzen 2 Millionen Jahre säßen als Mutter, Tochter, Enkel usw. in einem großen Fußballstadion mit 60.000 Plätzen, rundum ... und mit Dir an der "Grenze", wo der Anfang beginnt. Dann sitzt Du neben Deiner Ur-Ur-Ur ... Oma, 60.000 Generationen vor Dir. Und die ist ein nacktes, behaartes, kleines Weibsbild, die im Stadion herumturnt und Dir sofort Deine Erdnüsse klaut, wenn Du nicht aufpasst.
Betrachten wir die "nähere" zeitliche Abfolge, dann hat sich der Homo Sapiens aus dem Homo Erectus entwickelt: In Afrika.
Es hat zwei größere Auswanderungswellen aus Afrika gegeben, die erste vor rund 700.000 Jahren. Aus dem damaligen Homo Erectus entstand in Europa der Neandertaler, während in Afrika aus ihm der Homo Sapiens entstand.
Der Homo Sapiens wanderte aus Afrika vor rund 70.000 Jahren aus, vermischte sich während vermutlich rund 5.000 Jahren im Nahen Osten (geringfügig und auch später) mit dem Neandertaler, aber eben auch nur außerhalb Afrikas. Der genetische Flaschenhals dieser Wanderungsbewegung ist sehr klein: Es handelt sich um - maximal - 2.000 Individuen, vllt. aber auch nur ein paar Hundert. Aus ihnen entstanden alle Europäer, Asiaten und deren Nachkommen.
Es hat mindestens 3 weitere Menschenarten gegeben:
- Den Denisova-Menschen, der sich vor rund 1 Mio. Jahren direkt aus dem Homo Erectus abgespalten hat und in Sibirien gefunden wurde. Aber auch dieser hat sich mit dem Homo Sapiens vermischt, denn dessen Gene lassen sich in manchen heutigen Populationen nachweisen (Malaisia u.a.).
- Den Homo Florensis, den "Hobbit" auf einer isolierten asiatischen Insel
- Eine weitere Menschenart, die man in einer isolierten afrikanischen Population fand. Für diese Menschenart hat man bislang keine archäologischen Reste gefunden, genetisch lässt sich das aber nachweisen.
Man sieht (Svante Pääbo): Die menschliche Entwicklung ist kein Baum, sondern ein Busch, der völlig verwachsen ist, mit dem Homo Sapiens, der als einziger Ast übrig blieb. Gevögelt wurde eben schon immer ...
Folgerichtig gibt es heute die größte genetische Diversität unter Afrikanern ... und dennoch ist es, aus genetischer Sicht, möglich, mit einem Afrikaner in Kenia näher verwandt zu sein, als mit Deinem weissen Nachbarn 2 Straßen weiter.
Von einer "genetischen Anpassung" des Menschen kann keine Rede sein. Aus physiologischer Sicht gibt es, wenn überhaupt, nur wenige genetische Anpassungen des Menschen:
- Die weisse Hautfarbe als eine Anpassung an nördliche Verhältnisse, mutmaßlich im Zusammenhang mit der Produktion von Vitamin D. Es spricht allerdings viel dafür, das wir diese Eigenschaft vom Neandertaler erworben haben, mit dem wir uns als frühe Europäer vermischt haben.
- Die Laktosetoleranz, die nur da stattfand, wo es eine Milchkultur gab: In Europa, aber auch isolierten Gegenden Afrikas.
- Die Sichelzellenanämie, die mit einer gewissen Häufigkeit in Afrika vorkommt. Deren Betroffene werden zwar nicht alt, erreichen aber das reproduktionsfähige Alter und sind weniger von der Malaria betroffen.
Alle anderen - vermeintlichen - physiologischen Unterschiede sind unbedeutend. Ein Europäer friert in Norwegen genauso, wie ein Afrikaner in Afrika schwitzt. Es gibt keine genetischen Anpassungen an diese jeweiligen Verhältnisse.