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Leben wir noch in einer Demokratie oder schon in einer Art Diktatur?

So, so, es war also gefährlich, sich als Angehöriger der bürgerlichen Mitte auszugeben. Und du als stramm Rechter hast die Hälfte deines Lebens unbeschadet dort verbracht? Was musst du nur für ein Opportunist gewesen sein? Wie hast du dich bloß in einem solchen totalitären Überwachungssystem durchmogeln können?
Glaubst du ernsthaft, ich hätte dort meine echte Meinung ungeschminkt herausposaunt. Das ging gar nicht. Ich bin doch kein Selbstmörder. Ich mußte sogar bei der Jugendweihe (denn ohne Jugendweihe durfte man kein Abitur machen) ein Gelöbnis auf den Sozialismus abgeben. Beim abschließenden Satz "Das geloben wir!", sprach ich aber: "Das globen wir!". Und so konnte ich zumindest für mich persönlich mein Gesicht wahren.

Ein Bruchteil dessen, was du hier von dir gibst, hätte vollkommen gereicht, um dich für Jahre in den Knast zu stecken. Das hätte dir aber dann gereicht, um unsere Demokratie hochzuschätzen, denn der Unterschied hätte sich bei dir in den Knochen eingraviert
Die Demokratie der Bundesrepublik der 90er Jahre schätze ich durchaus auch, und zwar aus genau den Gründen, die du anführst. Aber davon sind wir mittlerweile weit entfernt (nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich).

Weißt du, was ich glaube? Du warst Teil des Systems. Du hast es dir in der Diktatur bequem eingerichtet und als sie gescheitert war, ist für dich eine Welt zusammengebrochen. Du bist also nicht nur diktatursozialisiert, nein, mein Lieber, du kannst dich nur in einer Diktatur zurechtfinden und deshalb willst du unsere Demokratie zerstören. Das Vorzeichen der Diktatur ist dir dabei ziemlich wurscht, ob links oder rechts ist für dich nur nebensächlich, Hauptsache Diktatur. Du willst nur dein altes Leben zurück.
Ich war damals zu jung, um Teil des politischen Systems der DDR gewesen zu sein. Und diejenigen, die es waren (also die SED-Genossen und heutigen Linken), sind ja, wie du einmal sagtest, in der Demokratie gut angekommen, wie etwa Petra Pau, die in der DDR-Zeit als Führungskader vorgesehen war (Studium an der Partei-Hochschule der SED, Mitarbeiterin beim Zentralrat der FDJ). Das sind diejenigen, die damals im Herbst 1989 nicht auf die Straße gingen. Ich hingegen war damals auf der Straße bei den Demos. Und Petra Pau ist eine von denjenigen, die uns tatsächlich wieder in die Diktatur zurückbringen, und glaub mir, nicht in eine rechte (das wäre ihr nämlich nicht egal).
 
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Was heutzutage fehlt ist eine vereinende Bewegung, etwas, das größer ist, als diese Aufspaltungen. Aber so etwas kann man nicht erzwingen, es muss auf natürlichem Wege ins Leben kommen...
Die Querdenker setzen sich zu meinem Erstaunen aus Linken und Rechten zusammen (es funktioniert also). Als ich erstmals auf einer Querdenker-Demo war (1. August 2020 in Berlin) war ich erschrocken, etliche Regenbogen-Fahnen dort wahrnemen zu müssen. Aber die vielen schwarz-weiß-roten Fahnen entschädigten mich dann.
 
Das ist Quatsch! Ein Forum mit gerade mal einem Dutzend aktiven Usern soll die Gesellschaft in Deutschland und Österreich abbilden? Wenn die Mehrheitsverhältnisse so wären wie hier, dann hätte die AfD in Deutschland die absolute Mehrheit und die NPD wäre die zweitstärkste Kraft gefolgt von der Partei Die Basis. Und in Österreich hätte die FPÖ die absolute Mehrheit. Die Parteienlandschaft in Österreich ist mir nicht geläufig und deshalb kann ich nicht die restlichen Parteien einordnen.
Tja, wir haben hier im Forum halt noch keine Briefwahl. Denn ansonsten würden hier Verhältnisse herrschen, wie im realen Leben mit Briefwahl. Da kommen dann eben solche Prozentzahlen zustande.
 
Also rechnest du die Vorfahren mit ein. Wie ich schon erwähnte, hat mein Vater Westdeutschland in den 50ern als junger Kerl mitaufgebaut, da war deine Familie noch gar nicht hier.
Das können auch viele Kinder von Gastarbeitern behaupten, ohne dass deren Väter oder auch sie selbst irgendwann einmal Staatsbürger der BRD gewesen wären. Also runter von deinem hohen Ross, so lange du nicht besser als das Ross argumentieren kannst.
Du klingst wie der Dorfälteste, der seine Abneigung gegen die anreisenden Fremden mit folgenden Worten ausdrückte:
"Ich habe nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde ! Aber diese Fremden sind nicht von hier !"
 
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Was heutzutage fehlt ist eine vereinende Bewegung, etwas, das größer ist, als diese Aufspaltungen. Aber so etwas kann man nicht erzwingen, es muss auf natürlichem Wege ins Leben kommen...

.....So was wie die "Volksgemeinschaft!... was!!.....

Ja, so etwas in der Art. Es müsste auf jeden Fall etwas sein, was einen inhärenten, objektiven Wert hat. Vielleicht ist die hier behandelte Grundfrage Leben wir noch in einer Demokratie oder schon in einer Art Diktatur mit einem weder/noch zu beantworten. Es ist weder eine Demokratie, noch eine Diktatur, sondern eine Art alternativlose Bananenrepublik mit einem einzigen großen Vorteil: Dem materiellen Wohlstand. Dazu fällt mir eine Passage aus einem kürzlichen gesehen Videobeitrag ein:

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Niemand ist jemals mit einer deutschen Fahne auf die Straße gegangen und hat mit seinem Jubel dieses System gemeint. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die allermeisten Bürger hätten bei einer Wahl zwischen DDR und BRD ohne zu zögern letztere gewählt, aus materiellen Gründen, aber auch weil die soziale und kulturelle Freiheit der sozialistischen Länder eine Farce war, das ist wahr. Was diese Republik allerdings niemals auf ihrer Seite wusste, waren Fanatiker. Was diese Republik niemals erleben musste, ist mit einem Staat zu konkurrieren, der materiell mit den westlichen Demokratien mithalten konnte, aber eine tatsächliche weltanschauliche Alternative anbot. Ob das möglich ist, ob man seinen materiellen Wohlstand weitgehend erhalten kann ohne der Kultur verlustig zu gehen, das ist die große offene Frage. Aber wenn es möglich sein sollte, wenn ein solches Konkurrenzsystem sich etablieren könnte, irgendwo in unserer Nachbarschaft, dann würde dieses Land in eine schwere Systemkrise gerissen werden.

Der Schattenmacher
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Also, wenn hier des Öfteren mal suggeriert wird, dass man ja auch auswandern könne, wenn es einem hierzulande nicht gefällt, dann müssen diejenigen, die das vorschlagen, auch dazu sagen, wohin denn bitte auswandern? Es gibt eben bisher kein Konkurrenzsystem, dass den selben materiellen Wohlstand wie die westlichen Demokratien zu bieten hat, aber gleichzeitig nicht der Dekadenz, Werteverlotterung und dem allgemeinen Sinnverlust anheimgefallen ist. Wie der Schattenmacher sagte: Wenn ein solches System möglich ist und irgendwo entstehen würde, dann wäre das der wahre Test dafür, wie wohl sich die Menschen hierzulande wirklich fühlen. Denn ja, wenn man, wie wir alle, in den materiellen Wohlstand hineingeboren wurde, dann bedarf es einer ungeheuren Überwindung, auf diesen dauerhaft zu verzichten, weltanschauliche Differenzen hin oder her. Allerdings kann es auch sein, dass es darauf hinauslaufen wird, dass die Zustände hierzulande irgendwann so ausarten werden, dass selbst der Verlust des materiellen Wohlstandes in Kauf zu nehmen ist, um diesen Zuständen zu entkommen. In einer Großstadt würde ich es definitiv schon jetzt nicht mehr aushalten.
 
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