michael-culus
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Krise der Naturwissenschaften
Auf den ersten Blick ist von einer Krise der Naturwissenschaften nichts zu bemerken.
Mit der Entwicklung des Mikrochips, die auf der Quantenmechanik beruht, sind Computer, Smartphone und damit das Internet erst möglich gemacht worden. Es gibt zahlreiche Erfolge in der naturwissenschaftlichen Forschung die in die Gesellschaft einsickern, die Lebensqualität und Lebensdauer der Menschen erhöht oft ohne Aufsehen zu erregen. Dennoch gibt es Belege und Tendenzen die besagen, dass die öffentliche Faszination die einst die Naturwissenschaften begleitet hat verschwunden ist und durch einer kritischen Selbstverständlichkeit abgelöst wurde.
Warum wurde noch kein Heilmittel gegen Krebs gefunden? Warum kann man noch immer keine Querschnittslähmung heilen? Warum müssen wir immer noch sterben? Man kann den Kreis der Kritik weiterführen; Wann kann man endlich „Beamen“ oder Menschen mit Lichtgeschwindigkeit durchs All reisen lassen? Wo sind die sensationellen Erfolge in der Physik?
Die Kulturwissenschaftlerin Elena Wilhelm fasst zusammen:
„Das Vertrauen in und der Glaube an die Wissenschaft scheint derzeit zu erodieren. Zumindest die Kulturpessimisten sehen das Ende der Aufklärung, der Wissenschaft und der westlichen Gesellschaft nahen. Die Prognosen der kulturpessimistischen Philosophen und Autoren wie beispielsweise des französischen Autors Michel Houellebecq, des slowenischen Kulturkritikers Slavoj Žižek, des deutsch-koreanischen Philosophen Byung-Chul Han oder des israelischen Intellektuellen Yuval Noah Harari sind düster. Sie prophezeien die Rückkehr der Religionen, das Verschwinden des Vertrauens in die Wissenschaften und das nahe Ende Europas. Die Aufklärung und die Wissenschaften hätten falsche Versprechen gemacht und keinen Werteersatz für die Religionen geboten. Sie hätten versagt.“ […] „Nun haben aber viele Wissenschaften ihre überrissenen Versprechen tatsächlich nicht eingelöst. Die Neurowissenschaften haben bisher keine Gesamttheorie der Funktion des Gehirns vorgelegt, dessen Komplexität sie weder verstehen noch – wie von ihr versprochen – steuern können, um Erkrankungen zu heilen. Die Biologie hat bisher ihr Versprechen nicht eingehalten, die Entschlüsselung des Genoms ermögliche, Krebs oder andere Krankheiten zu heilen. Die Physiker können einen Bruchteil dessen erklären, was im Universum passiert. Und manch wissenschaftliches Wissen hat enorme Probleme überhaupt erst erzeugt.“https://www.denkforum.at/#_edn1
Die gegenwärtige Impfgegnerschaft ist ein Beispiel für eine Wissenschaftsskepsis. Sie richtet sich nicht nur gegen die Kritik an den Pharmakonzernen, eine bescheidene Skepsis gegen über Impfungen gab es bereits während der Hochkonjunktur der Serumentwicklung im 19. Und 20. Jahrhundert. Gegenüber der heutigen Massenkritik überwiegt die Faszination gegenüber dem Sieg von Seuchen und Krankheiten, die Jahrtausende lang neben den Kriegen die größte Geißel der Menschheit war.
Bei aller Kritik der Impfgegner wird z.B. die Euphorie vergessen, die der Sieg über die Kinderlähmung (Poliomyelitis) hervorgebracht hat. Als im April 1955 sich die Nachricht über die Wirkung des, von Jonas Salk entwickelten Impfstoffes, verbreitete. „Die Menschen verharrten eine Weile in schweigen, läutende Glocken, hupten, ließen Fabrikpfeifen schrillen, feuerten Salutschüsse ab…“, berichtet Richard Carter in seinem Buch „The saga of Jonas Salk“ von 1966. „… nahmen sich den Rest des Tages frei, schlossen ihre Schulen oder trafen sich darin zu ausgelassenen Feiern, prosteten sich zu, herzten Kinder, gingen in die Kirche, lächelten Fremde an und vergaben ihre Feinden“.[ii]
Den Naturwissenschaften der Postmodernen widerfährt das, was den christlichen Religionen im Aufklärungsprozess widerfuhr, den Verlust ihrer Dominanz als geistige Orientierung im öffentlichen und privaten Leben und ihren Rückzug als Parallelwahrnehmung. Ihrer Krise bewusst und wann immer möglich versuchen wissenschaftliche Institutionen in die Offensive zu gehen.
Über mehrere weltweit zeitgleich stattfindende Pressekonferenzen verkündeten die Forscher des Event Horizon Telescope 2019 in Brüssel eine wissenschaftliche Sensation. Zum erstem mal wurde ein schwarzes Loch fotografiert.
Mochte das Foto die wissenschaftliche Welt noch so in entzückten Aufruhr versetzen, so kostete es den meisten Menschen nur ein Achselzucken. Zu oft waren Raumschiffe schon durch schwarze Löcher geflogen um neue Welten zu erforschen. Die Popkultur war der Wissenschaft schon längst enteilt. Sicherlich gibt es einen gravierenden Grund zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen wissenschaftliche Erkenntnisse und Science-Fiction-Filme und Literatur zu unterscheiden aber es bleibt eine Tatsache, dass die Wissenschaft hinter den Erwartungen eines Publikums hinterher hinkt. Gerade dem Film gelingt es eine Verbindung zwischen Fiktion und Realität herzustellen. Ein Zeit-Artikel [MH1] von 2010 verdeutlicht das Image-Problem der Naturwissenschaften:
„Preisfrage: Wie verkauft man eine komplizierte physikalische Theorie, für die sich niemand interessiert? Antwort: Indem man einen Bezug zur Metaphysik herstellt. Dass diese Methode zuverlässig funktioniert, hat nicht nur Stephen Hawking bewiesen, der in seiner „Kurzen Geschichte der Zeit“ immer wieder auf "Gott" und dessen Plan zu sprechen kommt. Auch Leon Lederman ist ein gutes Beispiel.
Nachdem er 1988 den Nobelpreis für Physik erhalten hatte, tat er, was viele auf der Höhe ihres Ruhmes tun: Er schrieb ein Buch. Selbstverständlich eines über sein Forschungsgebiet, die Suche nach den Bausteinen der Materie. Darin bezeichnete er das verzweifelt gesuchte Higgs-Boson als "goddamn particle" (gottverdammtes Teilchen). Als am Ende noch ein griffiger Buchtitel fehlte, kam der Verleger auf die Idee: Wenn aus goddamn particle das "Gottesteilchen" würde, wäre nüchterne Physik auch für Gläubige interessant. Und so geschah es: Ledermans Buch erschien 1993 unter dem Titel The God Particle – und seither hat das Higgs-Teilchen seine höheren Weihen weg. Dessen eigentlicher Namensgeber Peter Higgs ist darüber übrigens keineswegs erfreut: Schließlich glaube er selbst nicht an Gott, und auch das nach ihm benannte Partikel habe damit nichts zu tun. Die Bedeutung von Wissenschaft hat in den westlichen Gesellschaft erheblich abgenommen, obwohl sie noch ein wichtiger Bestandteil für die Wirtschaft ist“.[iii] Die Erwartungen die in den größten Teilchenbeschleuniger der Welt, den Großen Hadron-Speicherring, gesetzt wurden erfüllten sich nicht. Der von der CERN betriebene 6 Milliarden Dollar teure unterirdische Ring hatte zwar die Existenz des Higgs-Boson bestätigt, konnte ansonsten aber keine weitere Entdeckungen von unbekannten Teilchen vorweisen. „In der Grundlagenforschung zur Quantenphysik möchten die Wissenschaftler bessere Theorien erfinden, weil sie wie alle glaubten, sie blickten durch den richtigen Riss. Doch leider bestätigten alle Experimente die Voraussagen der unverständlichen Theorie des letzten Jahrhunderts. Und die jüngeren Theorien? Sie sind nach wie vor nichts als ungeprüfte Spekulationen. Auf die letztlich fehlgeschlagenen Versuche, neue Naturgesetzte zu finden, wurde enorm viel Mühe verwendet. Seit nunmehr über dreißig Jahre sind keine Fortschritte mehr in der Grundlagenphysik zu verzeichnen.“[iv] Mögen die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bzw. Nichterkenntnisse aus der Quantentheorie etwas trostlos erscheinen, so erfreuen sie sich in den Parawissenschaften, Esoterik[MH2] und Parapsychologie in ihrer kreativ-phantastischen Auslegung großer Beliebtheit.
Mit ihnen ist ein längst besiegter Feind der Religion und der Naturwissenschaften zurückgekehrt. Der Irrationalismus.
Die Popularität des postmodern Irrationalismus besiegelt das Ende der Aufklärung und damit den Niedergang der westlichen Kultur.
Auf den ersten Blick ist von einer Krise der Naturwissenschaften nichts zu bemerken.
Mit der Entwicklung des Mikrochips, die auf der Quantenmechanik beruht, sind Computer, Smartphone und damit das Internet erst möglich gemacht worden. Es gibt zahlreiche Erfolge in der naturwissenschaftlichen Forschung die in die Gesellschaft einsickern, die Lebensqualität und Lebensdauer der Menschen erhöht oft ohne Aufsehen zu erregen. Dennoch gibt es Belege und Tendenzen die besagen, dass die öffentliche Faszination die einst die Naturwissenschaften begleitet hat verschwunden ist und durch einer kritischen Selbstverständlichkeit abgelöst wurde.
Warum wurde noch kein Heilmittel gegen Krebs gefunden? Warum kann man noch immer keine Querschnittslähmung heilen? Warum müssen wir immer noch sterben? Man kann den Kreis der Kritik weiterführen; Wann kann man endlich „Beamen“ oder Menschen mit Lichtgeschwindigkeit durchs All reisen lassen? Wo sind die sensationellen Erfolge in der Physik?
Die Kulturwissenschaftlerin Elena Wilhelm fasst zusammen:
„Das Vertrauen in und der Glaube an die Wissenschaft scheint derzeit zu erodieren. Zumindest die Kulturpessimisten sehen das Ende der Aufklärung, der Wissenschaft und der westlichen Gesellschaft nahen. Die Prognosen der kulturpessimistischen Philosophen und Autoren wie beispielsweise des französischen Autors Michel Houellebecq, des slowenischen Kulturkritikers Slavoj Žižek, des deutsch-koreanischen Philosophen Byung-Chul Han oder des israelischen Intellektuellen Yuval Noah Harari sind düster. Sie prophezeien die Rückkehr der Religionen, das Verschwinden des Vertrauens in die Wissenschaften und das nahe Ende Europas. Die Aufklärung und die Wissenschaften hätten falsche Versprechen gemacht und keinen Werteersatz für die Religionen geboten. Sie hätten versagt.“ […] „Nun haben aber viele Wissenschaften ihre überrissenen Versprechen tatsächlich nicht eingelöst. Die Neurowissenschaften haben bisher keine Gesamttheorie der Funktion des Gehirns vorgelegt, dessen Komplexität sie weder verstehen noch – wie von ihr versprochen – steuern können, um Erkrankungen zu heilen. Die Biologie hat bisher ihr Versprechen nicht eingehalten, die Entschlüsselung des Genoms ermögliche, Krebs oder andere Krankheiten zu heilen. Die Physiker können einen Bruchteil dessen erklären, was im Universum passiert. Und manch wissenschaftliches Wissen hat enorme Probleme überhaupt erst erzeugt.“https://www.denkforum.at/#_edn1
Die gegenwärtige Impfgegnerschaft ist ein Beispiel für eine Wissenschaftsskepsis. Sie richtet sich nicht nur gegen die Kritik an den Pharmakonzernen, eine bescheidene Skepsis gegen über Impfungen gab es bereits während der Hochkonjunktur der Serumentwicklung im 19. Und 20. Jahrhundert. Gegenüber der heutigen Massenkritik überwiegt die Faszination gegenüber dem Sieg von Seuchen und Krankheiten, die Jahrtausende lang neben den Kriegen die größte Geißel der Menschheit war.
Bei aller Kritik der Impfgegner wird z.B. die Euphorie vergessen, die der Sieg über die Kinderlähmung (Poliomyelitis) hervorgebracht hat. Als im April 1955 sich die Nachricht über die Wirkung des, von Jonas Salk entwickelten Impfstoffes, verbreitete. „Die Menschen verharrten eine Weile in schweigen, läutende Glocken, hupten, ließen Fabrikpfeifen schrillen, feuerten Salutschüsse ab…“, berichtet Richard Carter in seinem Buch „The saga of Jonas Salk“ von 1966. „… nahmen sich den Rest des Tages frei, schlossen ihre Schulen oder trafen sich darin zu ausgelassenen Feiern, prosteten sich zu, herzten Kinder, gingen in die Kirche, lächelten Fremde an und vergaben ihre Feinden“.[ii]
Den Naturwissenschaften der Postmodernen widerfährt das, was den christlichen Religionen im Aufklärungsprozess widerfuhr, den Verlust ihrer Dominanz als geistige Orientierung im öffentlichen und privaten Leben und ihren Rückzug als Parallelwahrnehmung. Ihrer Krise bewusst und wann immer möglich versuchen wissenschaftliche Institutionen in die Offensive zu gehen.
Über mehrere weltweit zeitgleich stattfindende Pressekonferenzen verkündeten die Forscher des Event Horizon Telescope 2019 in Brüssel eine wissenschaftliche Sensation. Zum erstem mal wurde ein schwarzes Loch fotografiert.
Mochte das Foto die wissenschaftliche Welt noch so in entzückten Aufruhr versetzen, so kostete es den meisten Menschen nur ein Achselzucken. Zu oft waren Raumschiffe schon durch schwarze Löcher geflogen um neue Welten zu erforschen. Die Popkultur war der Wissenschaft schon längst enteilt. Sicherlich gibt es einen gravierenden Grund zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen wissenschaftliche Erkenntnisse und Science-Fiction-Filme und Literatur zu unterscheiden aber es bleibt eine Tatsache, dass die Wissenschaft hinter den Erwartungen eines Publikums hinterher hinkt. Gerade dem Film gelingt es eine Verbindung zwischen Fiktion und Realität herzustellen. Ein Zeit-Artikel [MH1] von 2010 verdeutlicht das Image-Problem der Naturwissenschaften:
„Preisfrage: Wie verkauft man eine komplizierte physikalische Theorie, für die sich niemand interessiert? Antwort: Indem man einen Bezug zur Metaphysik herstellt. Dass diese Methode zuverlässig funktioniert, hat nicht nur Stephen Hawking bewiesen, der in seiner „Kurzen Geschichte der Zeit“ immer wieder auf "Gott" und dessen Plan zu sprechen kommt. Auch Leon Lederman ist ein gutes Beispiel.
Nachdem er 1988 den Nobelpreis für Physik erhalten hatte, tat er, was viele auf der Höhe ihres Ruhmes tun: Er schrieb ein Buch. Selbstverständlich eines über sein Forschungsgebiet, die Suche nach den Bausteinen der Materie. Darin bezeichnete er das verzweifelt gesuchte Higgs-Boson als "goddamn particle" (gottverdammtes Teilchen). Als am Ende noch ein griffiger Buchtitel fehlte, kam der Verleger auf die Idee: Wenn aus goddamn particle das "Gottesteilchen" würde, wäre nüchterne Physik auch für Gläubige interessant. Und so geschah es: Ledermans Buch erschien 1993 unter dem Titel The God Particle – und seither hat das Higgs-Teilchen seine höheren Weihen weg. Dessen eigentlicher Namensgeber Peter Higgs ist darüber übrigens keineswegs erfreut: Schließlich glaube er selbst nicht an Gott, und auch das nach ihm benannte Partikel habe damit nichts zu tun. Die Bedeutung von Wissenschaft hat in den westlichen Gesellschaft erheblich abgenommen, obwohl sie noch ein wichtiger Bestandteil für die Wirtschaft ist“.[iii] Die Erwartungen die in den größten Teilchenbeschleuniger der Welt, den Großen Hadron-Speicherring, gesetzt wurden erfüllten sich nicht. Der von der CERN betriebene 6 Milliarden Dollar teure unterirdische Ring hatte zwar die Existenz des Higgs-Boson bestätigt, konnte ansonsten aber keine weitere Entdeckungen von unbekannten Teilchen vorweisen. „In der Grundlagenforschung zur Quantenphysik möchten die Wissenschaftler bessere Theorien erfinden, weil sie wie alle glaubten, sie blickten durch den richtigen Riss. Doch leider bestätigten alle Experimente die Voraussagen der unverständlichen Theorie des letzten Jahrhunderts. Und die jüngeren Theorien? Sie sind nach wie vor nichts als ungeprüfte Spekulationen. Auf die letztlich fehlgeschlagenen Versuche, neue Naturgesetzte zu finden, wurde enorm viel Mühe verwendet. Seit nunmehr über dreißig Jahre sind keine Fortschritte mehr in der Grundlagenphysik zu verzeichnen.“[iv] Mögen die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bzw. Nichterkenntnisse aus der Quantentheorie etwas trostlos erscheinen, so erfreuen sie sich in den Parawissenschaften, Esoterik[MH2] und Parapsychologie in ihrer kreativ-phantastischen Auslegung großer Beliebtheit.
Mit ihnen ist ein längst besiegter Feind der Religion und der Naturwissenschaften zurückgekehrt. Der Irrationalismus.
Die Popularität des postmodern Irrationalismus besiegelt das Ende der Aufklärung und damit den Niedergang der westlichen Kultur.