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Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Corsario

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6. Dezember 2007
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248
:schaukel:...müssen immer erst etwas tun, um etwas zu sein", hieß es mal in einem feministischen Radioessay. Soll heißen, Frauen sind Natur, Männer sind künstlich. Früher war es die Überlegenheit des Mannes, die „natürlich“ begründet wurde: Frauen seien das schwächere Geschlecht. Die klassische Frauenbewegung war daher kulturalistisch. Alle Geschlechtscharaktere, die über den sprichwörtlich kleinen Unterschied hinaus gehen, seien erst historisch erworben. Alles nur Erziehung! Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man erst gemacht, sagte die Beauvoir.

Der neuere Feminismus denkt naturalistisch. Jetzt heißt es, die Frau sei das eigentlich starke Geschlecht. Zugespitzt in dem Satz „Mannsein ist der am weitesten verbreitete genetische Defekt auf der Welt“, der dem Berliner Molekularbiologen Jens Reich zugeschrieben wurde (der sich selber nicht daran erinnern kann). Eigentlich sei das Leben, und der Mensch zumal, weiblich. Das Männliche sei nur eine nachträgliche Ab- oder Ausschweifung der Evolution. Und tatsächich ist ja das Y-Chromosom stammesgeschichtlich nur eine späte, verstümmelte Abart des X-Chromosoms. Während die (starke) Frau in ihrer doppelt gesicherten Geschlechtsidentität ruht - XX -, hat das männliche Individuum gegen seinen einen heilen, weiblichen Anteil nur ein beschädigtes Gechlechtsstummelchen aufzubieten, das noch nicht einmal überall mit ‚Information’ besetzt ist: XY!

Und nie bringt er es zu einem guten Ende, immer wieder muss er von vorn anfangen, von Zweifeln zerfressen und ohne Rast, als müsse er etwas beweisen. Rechtfertigung ist ein männliches Thema. Frauen sind, was sie sind, aber Männer müssen immer erst irgendwas tun, um irgendwas zu werden. Während sie in sich ruht, ist er einer, der ‚von Natur’ immer strebt. Sie ist Substanz, er nur Akzidenz, das Weibliche ist sicher, das Männliche ist prekär. So sind die Befunde der Molekularbiologie.

Die feministische Interpretation liegt auf der Hand. Aber flach auf der Hand. Erst wenn man sie umkehrt, bekommt sie Tiefe. Und einen historischen Sinn. Nämlich so: ‚Weiblich’ war die Grundsuppe; doch ‚Männlich’ ist die Spiel-Art. Hier die Norm, da die Varianz. Das Zentrum und die Peripherie. Bewahrung und Risiko.

*

Durch drei Milliarden Jahre hat sich das Leben einfach reproduziert: ein-, d. h. ungeschlechtlich. Und entsprechend eintönig blieb das genetische Material. Das Spiel von Mutationssprüngen, Selektion und Ausbildung neuer Formen zog sich hin - unter Umständen länger als die Veränderung der sachlichen Lebensbedingungen, und eine Art um die andere ging ein: Für die Umstellung auf veränderte Umstände fehlte ihnen der genetische Spielraum.

Die Ab- und Ausweichung eines andern Geschlechts, die Erfindung des Männlichen als Spielart des „weiblichen“ Grundmusters hat nur den einen biologischen Sinn: das Erbgut zu diversifizieren und durch vermannigfachte Kombinationsmöglichkeiten die Mutationssprünge breit zu streuen - und eo ipso die Auslese zu beschleunigen. Die männlichen Individuen sind dabei lediglich als Erbgutträger, als Samenbank erforderlich. Für alle andern Reproduktionsfunktionen sind sie entbehrlich. Selber lebenstauglich müssen sie nicht sein.

Sprichwörtlich wurden die Drohnen bei Bienen, Hummeln und Hornissen. Den männlichen Ameisen geht es auch nicht besser. Zuerst gehätschelt und verwöhnt; doch haben sie ihren Beitrag zum Arterhalt einmal entrichtet, werden sie abgeschoben und wohl auch als Nahrung verwertet. Symbolhaft sprechend ist die Gestalt eines atlantischen Tiefseefischs, des Peitschenanglers: Das weibliche Tier trägt sein „Zwergmännchen“ wie einen Torpedo an seinem Unterleib, als stets verfügbares genetisches Reservoir. Doch der Schein trügt. Das Männchen ist nicht als weiblicher Körperauswuchs zur Welt gekommen. Nur hat es schon im Kindesalter seine Bestimmung gekannt: zeugen, punctum. Und so hat es sich dem erstbesten Weibchen, das ihm begegnete, buchstäblich einverleibt, nämlich in seinen Bauch verbissen, sich seinem Blutkreislauf angeschlossen und das eigene Wachstum eingestellt. Es trägt den Samen, und damit gut. Andere Lebensaufgaben sind ihm in der ökologischen Nische des Peitschenanglers nicht beschieden. Entsprechend dürftig ist es ausgestattet.

Noch heute weiß jede achtsame Mutter, daß Jungens eher kränkeln als Mädchen - und dass die Väter wehleidig sind: Das ist die Spur der Stammesgeschichte. Es scheint, als sei das Immunsystem der männlichen Individuen schon im Mutterleib herabgestimmt, um die Gefahr einer Abwehrreaktion des Trägerorganismus gegen das heranwachsende fremde Erbgut zu mindern. Und davon erholt es sich dann sein Lebtag nicht ganz.

Eine neuere, verblüffend schlichte Erklärung für die höhere Krankheitsneigung und kürzere Lebensdauer der Männer besagt, dass ihr größerer Körper einfach mehr Angriffsfläche böte für Schädigungen aller Art. Für diese ihre Körpergröße seien allerdings die Frauen verantwortlich: weil sie vorzugsweise große Männer zur Fortpflanzung wählen. Tatsächlich sind große Männer wohl fruchtbarer als kleine. Gesünder brauchen sie aber nicht zu sein. Denn da sie eigentlich nur für die Arterhaltung, nicht aber für die Selbsterhaltung taugen sollten, ist ihr Organismus nur mangelhaft fürs Überleben ausgerüstet. In Darwins Welt gilt das Gesetz vom 'survival of the fittest', dem Überleben des am besten Zugerichteten. Zugerichtet wofür? Für die ökologische Nische, in der die Gattung sich eingenistet hat. Überleben heißt Zugerichtetsein: Spezialisierung auf den Status quo.

Waren die untätigen Drohnen ein Hohn der Männlichkeit, so war der Löwe ihre Zier, die sie stolz in ihre Wappen malte. Bis die Verhaltensforschung auch diese Prahlerei zu Schanden machte. Für den Lebensunterhalt der Seinen ist der Löwe genauso nutzlos wie die Drohne. Nicht er macht Beute, sondern sein Harem. Die Frauen ernähren die Jungen und ziehen sie groß. Der Pascha bedient sich mit dem, was sie ihm bieten, und zeugt. Und er verteidigt seinen Besitzstand gegen die Rivalen - bis er an einen Stärkeren gerät. Dann tauschen ihn seine Damen gegen den Neuen aus und schicken ihn in die Wüste, wo er allein nicht durchkommt. Wie die Drohne hat er seine Schuldigkeit getan und geht. Bis dahin hat er wohl eine bessere Figur gemacht. Doch außer seiner Zeugungskraft wurde keine seiner Fähigkeiten wirklich gebraucht, und seinem Ersatzmann wird es genauso gehen. Spezialisiert ist er als wandelnde Samenbank, und wenn er im Kampf der Rivalen sein Leben wagt, dann auch nur, damit der Sieger mit seinem besseren Erbgut dienen darf.

Ansonsten hat das Männliche „von Natur aus“ keinen eignen Platz im Erhaltungsplan der Gattung, für den es zugerichtet sein und für den es reifen müsste. Im Vergleich zur heilen Weiblichkeit wirkt es immer ein wenig unfertig, unbestimmt und beliebig: Es ist nicht „festgestellt“. Während der Zellteilung im Mutterleib treten bei den männlichen Geschlechtszellen fünfmal so viele Fehler auf wie bei den weiblichen! Freilich ist diese organische Unbestimmtheit auch ein Reichtum an neuen Möglichkeiten. Die männliche Seite kann Eigenschaften entwickeln, die „von Natur“ nicht geplant waren. Weibliche Ganzheit sichert den Erhalt des Lebens, doch männliche Unreife macht es dynamisch und bildsam. Das Weibliche ist das Standbein, das Männliche ist das Spielbein der Natur - ihr Risikokapital. Sie ist positiv, er ist problematisch.

Die feministische These von der natürlichen Zweitrangigkeit des Männlichen gehört daher ins rechte Lot gerückt: Mannsein ist, wo es gelingt, die Überkompensation einer Organminderwertigkeit - und darum der Treibstoff unserer Geschichte. Das Weibliche ist die Pflicht, das Männliche ist die Kür. Regel und Ausnahme. Sicherheit und Risiko; Haushalt und Kunst, Ernst und Spiel.

>>>folgt: Mythos und Ur-Sprung
 
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AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Die feministische These von der natürlichen Zweitrangigkeit des Männlichen
Na sage einmal, WO hast Du denn diesen Satz her?
Als Jahrzehnte lang aktive Feministin kann ich Dir ganz ohne Sekundärliteratur ins ( rechte ? ) Öhrchen flüstern: Unsere Lieblingsutopie ist die androgyne Gesellschaft.

Und schon in den 7ozigern lasen die " Emanzen", denen ich mich zuzähle, mit Begeisterung diesen Roman ..
http://www.feministische-sf.de/einzelne_romane/fsf_der-winterplanet.html


Und: nach fast 40 Jahren muss ich traurig erkennen, dass die Männergesellschaft das einzig Richtige - von ihrem Standpunkt aus - tut: sie verhindern die Realisation..

Na ja: a wengerl angeknabbert haben wir die Männerwelt schon -- aber doch NIE,weil wir um Gleichwertigkeit ringenden Frauen Männer per se als zweitrangig ansehen.

Dazu sind sie uns doch - zeitweilig *lool* doch viel zu wichtig.
 
AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Tja, Marianne, anscheinend bist Du nicht mehr auf dem... äh, der Laufenden.
 
AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Tja, Marianne, anscheinend bist Du nicht mehr auf dem... äh, der Laufenden.


Habe keine Lust, Dir die modernste Frauenforschungsliteratur hier abzubeten ...
Glaube, was Du willst, aber stelle Deinen Glauben nicht mit einem Absolutheitsanspruch dar...
 
AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Liebe Marianne, in diesem Forum stelle ich in meinen Beiträgen das dar, was ich will, und wie ich's will. Es muss sie keinEr lesen. Wir sind hier im Internet.
 
AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Liebe Marianne, in diesem Forum stelle ich in meinen Beiträgen das dar, was ich will, und wie ich's will. Es muss sie keinEr lesen. Wir sind hier im Internet.


Stimmt ....

Stellst Du Deine Beiträge somit auch nicht zur Diskussion ?
Antworte mir frisch, denn wenn Du diese Frage verneinst, tue ich es mir nicht an, Deine Beiträge zu lesen ... hahahahaha
 
AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Also Corsario, bei deinem ersten Beitrag dachte ich tatsächlich, dass das ein kabarettistischer Neujahrsscherz sei in dem du dir das Thema unglücklicherweise! im biologischen Bereich ausgesucht hast.

Nein, zum lachen war er trotzdem nicht, dein Exkurs in die Genetik, in die Entomologie, etc...Denn um daraus wahres absurdes Theater zu produzieren, muss man Ahnung von biologischen Prozessen haben. Eigentlich ist das genau so wie immer gutes Kabarett auf Fakten baut.

Aber es kam noch schlimmer: als Marianne dir widersprach (ich wollte ihr zurufen: "Halt, der Mann macht Witze..."), ja da erst stellte sich heraus, dass du es ernst meinst.

Und so bekommt es ein wenig vom Anstrich dessen was uns Alfred in "Ein Herz und eine Seele" über die Sozis, über die Politik allgemein so lehrte.

Im Grunde genommen also: doch (unwillkürliches) Kabarett.

Gruß

Miriam
 
AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Hallo beim Thema Nr. 1 für - so glaube ich - die meisten Menschen der Welt.

Die allermeisten Menschen wollen mMn in erster Linie einmal Mann oder Frau sein. Ich muss hier meinen Geschlechtsgenossen ein bisschen unterstützen. Ich glaube jedenfalls - ich habe noch nicht nachgesehen - dass Du, corsario ein Mann bist oder zumindest als solcher gelten willst.

Der neuere Feminismus denkt naturalistisch. Jetzt heißt es, die Frau sei das eigentlich starke Geschlecht. Zugespitzt in dem Satz „Mannsein ist der am weitesten verbreitete genetische Defekt auf der Welt“, der dem Berliner Molekularbiologen Jens Reich zugeschrieben wurde (der sich selber nicht daran erinnern kann). Eigentlich sei das Leben, und der Mensch zumal, weiblich. Das Männliche sei nur eine nachträgliche Ab- oder Ausschweifung der Evolution. Und tatsächich ist ja das Y-Chromosom stammesgeschichtlich nur eine späte, verstümmelte Abart des X-Chromosoms. Während die (starke) Frau in ihrer doppelt gesicherten Geschlechtsidentität ruht - XX -, hat das männliche Individuum gegen seinen einen heilen, weiblichen Anteil nur ein beschädigtes Gechlechtsstummelchen aufzubieten, das noch nicht einmal überall mit ‚Information’ besetzt ist: XY!
Ich weiß zwar nicht, warum Du bei der ohnedies starken Weiblichkeit gerade den Feminismus zitierst, stimme Dir aber im Tenor zu, dass man zumindest im städtischen Bereich sehr wenig von einer Männergesellschaft merkt. Ich finde diesen Umstand insofern gut, weil im Kindes- und Halbwüchsigenalter (und ich spreche jetzt vom Lebensalter bis 20 Jahre) jeder Mensch eine Führung braucht und man sich naturgemäß von einer liebenswürdigen - und da sind, zumindest was den ersten visuellen Eindruck betrifft, die meisten Frauen den meisten Männern ein Leben lang überlegen - Person eher führen lässt als von einer furchterregenden.

Wäre aber der Mann wirklich nur zur Zeugung auf der Welt, hätte ich schon längst verzweifeln müssen; ich bin 58 Jahre und ohne eigene, selbst gezeugte Kinder.

Für Männer und Frauen gibt es meiner Meinung nach 3 Lebensformen, in denen sie Erfüllung finden können.

  1. und die häufigste: die Erfüllung in einer Familie. Hier muss die Frau zumindest als gleichwertig gelten; im Zweifelsfall soll sie - zumindest solange schulpflichtige, nicht auf eigenen Beinen stehende Nachkommen hier sind - die Entscheidungen treffen.
  2. die Erfüllung in der Kunst, wobei ich auch die Politik in den Kunstbereich einreihe. Hier soll der Partner zumindest Kunstverständnis haben.
  3. die Erfüllung, indem man sein Leben Gott widmet.

Ideal wäre, wenn die Menschen bereits im 25. Lebensjahr wüssten, welchen Weg sie einschlagen und dann dabei bleiben. Menschen, die ihre Erfüllung in der Familie suchen, sollten immer mehrere Wege kennen, auch die nötigen materiellen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Jetzt muss ich, traditionell ganz unmännlich - kochen gehen. Warum ? Weil ich es versprochen habe und auch hin und wieder ganz gern tue.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Kreuzfahrt: "Frauen sind, was sie sind. Männer...

Lieber Zeili, wie Du aus der Ankündigung einer nächsten Folge entnehmen kannst, handelt es sich hier um den ersten Teil einer Serie. Und bevor ich zur Rolle der Männlichkeit in der Geschichte komme, musste ich wohl sinnvoller Weise bei den natürlichen Voraussetzungen anfangen.

Und denen, denen vor Lachen die Argumente im Halse stecken bleiben, sage ich hier schonmal: Spart noch ein bisschen Luft für nachher auf! Es kommt noch besser.
 
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hallo corsario,
zu diesem thema hatte ich einmal schon sehr ähnliche gedanken.
siehe hier.

nun bin ich gespannt, wie es bei dir weitergeht.
liebe grüße
kathi
 
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