Es mag sein, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 KMH auf 100 KMH in Österreich eine sehr geringe Auswirkung auf das Klima hätte, aber ein Tempolimit auf 130 KMH in Deutschland würde die deutsche CO2 Bilanz deutlich verbessern. Das hat auch die Wissenschaft ermittelt, aber das wird von einer kleinen Klientelpartei in der Regierung blockiert.
Aha, was genau hat denn die Wissenschaft ermittelt ?
"Die Wissenschaft" wird ja gerne zitiert, um eigene Meinungen scheinbar wissenschaftlich zu belegen, allerdings werden dafür nur allzu oft aus dem Kontext gerissene punktuelle Erkenntnisse bemüht, die ins Schema passen.
Ich kenne viele derartige Berechnungen, in der Art "Das Durchschnittsauto verbraucht bei 130 km/h X Liter pro 100 km, bei 100 km/h verbraucht es Y Liter pro 100 km. Also würden bei Reduktion der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen von 130 auf 100 (X-Y)*nationale Gesamtjahresfahrleistung / 100 Liter Treibstoff eingespart und somit auch die damit korrelierende Menge an CO2.
Das ist aber eine naive Milchmädchenrechnung, die dem kleinen Mann einleuchtend ist, aber den Punkt klar verfehlt, weil dies nur einen Teil beschreibt und die Gesamtheit außen vor lässt.
Die zwei Hauptpunkte, die hier "vergessen" werden:
1. Das, was auch schon Bernd angerissen hat: Der Liter Benzin/Diesel, den Herr/Frau F. bei der Fahrt von A nach B einspart, bleibt nicht bis in alle Ewigkeit ungenutzt, sondern wird lediglich zu einem anderen Zeitpunkt, eventuell an einem anderen Ort verheizt. Am Ende landet er so und so in der Atmosphäre.
2. Das Geld, das sich Herr/Frau durch die niedrigere Geschwindigkeit bei den Treibstoffkosten einspart, bleibt -so wie der nicht selbst bei dieser Fahrt verbrauchte Treibstoff- ebenso nicht ungenutzt. Herr/Frau F. fährt dann eben länger oder weiter auf Urlaub oder kauft sich dies oder das. Und auch das, was Herr/Frau F. mit dem Geld anstellt, hat seinen impliziten CO2-Ausstoß oder andere nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt. Und die können durchaus die nachteiligen Auswirkungen des direkten Verheizens bei 130 statt 100 überwiegen.
Aber, der kleine Weltverbesserer man gerne einfache und anschauliche Lösungen für komplexe (und besonders für unlösbare) Probleme, also wird nicht weiter nachgedacht, und gefordert was oberflächlich opportun scheint, und schon ist man ein Guter, der ja nichts anderes will als unser aller Zukunft zu retten. Wie selbstlos. Vor Allem von jenen, die selbst kein Auto brauchen und haben, wie urbane Studenten unterschiedlichen Alters.
Das BIP Österreichs ist übrigens vergleichbar mit dem Südafrikas, aber das pro Kopf BIP in Österreich ist sogar höher als das in Deutschland und fast 10mal so hoch wie das in Südafrika. Das Argument also, dass das kleine Österreich kaum etwas am Klimawandel bewirken kann, ist fadenscheinig. Die Industrialisierte Welt hat bisher das Klima massiv belastet und sie tut das weiterhin, obwohl sie die technologischen Möglichkeiten hätte, etwas daran zu ändern. Stattdessen wird immer auf die Anderen mit dem Finger gezeigt. Der Wettbewerb unter den Staaten und Konzernen läuft einfach in falscher Richtung.
Der Klimawandel ist eine globale Folge globalen Handelns, und dafür ist der Gesamtausstoß von CO2 von Bedeutung, nicht der "Ausstoß pro Kopf". Und da in Österreich nur gut 1 Promille der Weltbevölkerung leben, wird der österreichische Gesamt-CO2-Ausstoß wohl kaum 1% des globalen Ausstoßes erreichen. Also, selbst wenn Österreich seinen Ausstoß um 20% reduzieren könnte (ja wodurch genau ? Tempolimits sind ja wie gezeigt nicht unbedingt der Bringer), wären das global eventuell 1 oder 2 Promille bei gleichzeitiger dramatischer Gesamtausstoßerhöhung durch die Entwicklungen in den Entwicklungsländern.
Und das mit dem Fingerzeigen, das stimmt generell. Auch Veganer zeigen auf die Fleischesser, Radfahrer auf die Autofahrer, die Stadtbevölkerung auf die Landbevölkerung, Europa auf die USA und Asien, und die alle wieder zurück.
Der Wettbewerb ist kein Konstrukt, sondern ergibt sich aus den Bedürfnissen und aus den Tatsachen von endlichen Ressourcen. Man kann ihn beklagen, aber die Natur des Menschen sowie menschliche Grundbedürfnisse fügen sich keinen politischen Zielen. Nicht ohne massive Gewalt und Unterdrückung. Aber, welche freie Mensch wählt Gewalt und Unterdrückung, dem eigenen Wohl zuliebe ?
Naja, sie sind eigentlich Märkte für uns. Wir verkaufen ihnen unsere veraltete Technologie, weil sie bei uns nicht mehr marktfähig ist, wir verlagern die Produktion von Waren in Länder wie Bangladesch, weil dort die Umweltauflagen sehr lasch sind und die Arbeitskräfte sehr billig und entsorgen unseren Müll dort, damit er nicht bei uns die Umwelt vergiftet. Ich bin gespannt, in welchem Land am Ende ein Endlager für unseren Atommüll entstehen wird. Deutschland wird es vernmutlich nicht sein. Mit Geld und Macht lässt sich vieles bewirken.
Diese Länder haben in den letzten 150 Jahren keine Arbeit reingesteckt, das stimmt, aber sie haben auch dadurch keine Klimakrise verursacht. Das waren wir und das behaupten nicht nur die Weltverbesserer, sondern das ist wissenschaftlicher Konsens.
Schuldzuweisungen sind prinzipiell keine wissenschaftlichen Aussagen, da Schuld keine wissenschaftlicher, sondern ein ethischer Begriff ist.
Und es ist eine ethisch schwierig zu behandelnde Frage, ob man Schuld mitträgt, wenn man die Früchte der schuldbeladenen Handlungen genießt. Analoge Frage: tragen die heutigen USA mit Schuld am Gemetzel und Landraub an Ureinwohnern, indem sie heute auf deren ursprünglichen Gebieten leben ? Je nach eigenem Belieben kann man bejahen oder verneinen. Aber, man sollte bei verschiedenen konkreten Beispielen schon auf seiner Linie bleiben, um glaubwürdig zu sein.
Sie hatten die Fläche, um das zu können und sie können mit Wiederaufforstung wieder etwas gutmachen. Die Steinkohle, die in Deutschland seit Jahrhunderten aus den Tiefen der Erde herausgeholt wurde, sie kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Gleiches gilt für die Braunkohle, aber dort kann man immerhin wieder renaturieren und den Schaden etwas begrenzen. Die Kohle ist längst in der Atmosphäre oder sie wird noch in die Atmosphäre gepustet.
Nun, Länder, die keine Braunkohle abbauen und nutzen unterlassen dies nicht aus moralischen Gründen, aus Altruismus oder aus Weitsicht. Nein, vielmehr weil es dort entweder keine wirtschaftlich abbaubare Braunkohle gibt, oder weil sie keinen aktuellen Bedarf daran haben. Daraus eine moralische Überlegenheit abzuleiten, ist mMn unzulässig.
Die Formel ist doch ganz einfach: Wir profitieren von dem, was in den letzten Jahrhunderten in unseren Regionen entwickelt und aufgebaut wurde, weil unsere Vorfahren nicht wissen konnten, - oder ganz einfach ignorierten - welche langfristigen Auswirkungen das für das Weltklima haben kann. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Technologie in diese Richtung weiterzuentwickeln, damit dieser Schaden begrenzt wird, so dass sie uns nicht auf die Füße fällt und zwar jetzt nicht nur uns, sondern der ganzen Welt.
Ja, so ist das mit der Entwicklung. Die Entwicklung von Antibiotika hat auch dazu geführt, dass es antibiotikaresistente Bakterien gibt, und manche Dahinraffung von Bakterien macht den Weg frei für manche garstigen Viren und Pilze. So ist das mit der Entwicklung und dem Lernprozess. Etwaige Nebenwirkungen sind schwer bis gar nicht vorauszuahnen, und selbst wenn, beschäftigt man sich mit Problemen, wenn sie da sind. So agiert das Leben immer, so funktioniert Evolution - und der Mensch als ein Produkt derer, kann offensichtlich auch nicht anders.
Ein Leben zu leben ist etwas anderes als ein gelebtes Leben zu beurteilen. Das vergessen die meisten.
Du hast den Begriff verlinkt und nicht den Titel.
Begriffe sind geduldig und lassen sich je nach Bedarf entsprechend ausschmücken - besonders wenn man sie über die Menschen stülpen will...
Man kann ja auch aus Mahnern kurzerhand Prediger machen...
Ich habe den Link eingestellt, um die Bedeutung des Begriffes (und somit den Inhalt des Titels) durch eine dritte, unabhängige Stelle bestätigen zu lassen um zu beweisen, dass er nicht meine Kreation ist. Egal, wer sich damit stülpen will oder nicht.