Nachdem ich die letzten Beiträge von Dir gelesen hatte, fing ich langsam an zu verstehen was Du meinst. Hättest Du mit mir auch auf dieser Ebene diskutiert, wäre ich früher drauf gekommen. Aber bei mir musst Du ja, aus welchen Gründen auch immer, mit der Ideologiekeule kommen. Wenn Du mir jetzt noch erklärst, welcher Ideologie ich "verfallen" bin, dann kann ich endlich aufhören mir selbst den Kopf zu zerbrechen.
Der Ideologie die vorgibt, dass wir all unsere Kraft darauf verwenden müssten, den Klimawandel zu vermeiden.
Das Einzige, was Du mir vorwerfen kannst, ist Dummheit, weil ich nicht verstehe, dass Du, trotz Deiner unzweifelhaften Intelligenz, nicht wie ich nach Lösungen suchst, sondern nur nach Erklärungen, warum es so ist.
Es gibt eine Lösung, und nach der brauchte ich nicht lange suchen, sondern es ist die "Lösung", die die lebendige Natur seit jeher schon angesichts solcher Herausforderungen anwendet. Und ich suche generell nach Erklärungen, denn diese helfen beim Verstehen einer Sache und folglich beim zielgerichteten Umgang mit einem Problem und der Abschätzung der Folgen von Eingriffen.
Vielleicht ist das meine Ideologie, dass ich nicht wahrhaben will, dass der Mensch wirklich so blöd und scheinbar nicht fähig ist, die Notwendigkeit einer Veränderung seines Verhaltens zu sehen, sondern darauf wartet, dass es die "Evolution" für ihn erledigt.
Deine moralisierende Ideologie ist es, die dem Spieler auf dem Feld vorwirft, nicht deine Lösungen, die sich aus deiner Supervision heraus abzeichnen würden, anzuwenden und diese Nichtanwendung als Blödheit betitelt. Aber, denke an das Gefangenedilemma. Sie sind nicht "blöd", sondern die Umstände, die Gegebenheiten verwehren ihnen den Weg zur Lösung, die sich dir aus deiner Position erschließt. Aber wärst du in ihrer Position, wäre dir diese Lösung ebenfalls versperrt. Nicht weil du plötzlich blöder geworden wärst, sonder weil sich die Situation, in der du dich befindest, geändert hat.
Was die Verhaltungsforschung anbelangt, bin ich ja mit Dir vollkommen d'accord, aber ich bin halt ein "lösungsorienter" Mensch. Und wenn ich von Wissenschaftlern höre, dass es Lösungen gibt, um eine Klimakatastrophe zu verhindern, dann denke ich sofort darüber nach, was ICH ändern kann, um meinen Beitrag dazu zu leisten.
Es braucht hier nicht viel Wissenschaft, um eine Lösung als Kopfgeburt zu formulieren.
Ähnlich wie die Besinnung auf Selbstlosigkeit und Nächstenliebe, um alle Kriege und sonstige Konflikte zu vermeiden.
Und auch dort kann jeder für sich selbstlos und nächstenlieb sein. Aber auch in jenem Fall - wenn du selbstlos und nächstenlieb bist, dann sind
Krieg und Streit trotzdem nicht von der Erde getilgt und du wirst in der Zeitung bzw den Nachrichten keine Auswirkung auf das globale Gewaltszenario feststellen können.
Und da fängt eben mein "Nichtverstehen" an, warum das nicht alle Menschen tun.
Das war mir schon lange klar, und zur Antwort kommst du weder durch Klimatologie oder durch Kopfschütteln, sondern durch Befassung mit Verhaltensforschung und der Spieletheorie. Dort erschließt sich dir dann die Logik dahinter, die dem "Hausverstand" zunächst nicht erkennbar war.
Die können doch nicht blöder sein als ich.
Sind sie nicht, siehe Gefangenendilemma. Jedem in dieser Situation ist die Lösung, die sich dir als Supervisor erschließt, eben nicht zugängig. Weil eben ihre Situation eine andere ist als deine und sie ihre eigene Situation nicht mit jenen Entscheidungen verbessern können, die dir in deiner Situation erscheinen.
Denn im Grunde bin ich ja ein "geistiges Nockopantscherl". Und weil ich mir dieser Tatsache bewusst bin, versuche ich soviel Information wie möglich zu bekommen, um zu wissen was zu tun ist, um das Schlimmste zu verhindern.
Wenn du den Klimawandel als "das Schlimmste" meinst, dann stehst du dem Problem gegenüber, dass DU ihn nicht verhindern kannst. Ob oder wie er eintritt ist sehr unabhängig davon, was du persönlich tust. Und das gilt so ziemlich für alle einzelnen Menschen, und demnach ist die Motivation für jeden einzelnen Menschen eher gering.
Und mache dann halt alles, was mir möglich ist. Obwohl es mir, auf Grund des angeborenen Verhaltens auch nicht immer leicht fällt. Denn ich bin halt auch nur ein Mensch. Aber dann fällt mir ein, "Hey, ich habe doch von der Evolution das grösste Gehirn von allen Lebewesen. Ich kann ja denken und muss nicht nur mehr meinen "Urinstinkten" folgen." Und sofort fängt mein Hirn an zu arbeiten und sucht nach brauchbaren Lösungen. Für mich. Nicht für die anderen.
Im kleinen Rahmen funktioniert das auch, denn dann hat dein Beitrag auch eine mess- bzw merkbare Auswirkung. Aber Menschen sind schwer zu etwas zu bewegen, was ihnen zwar mit Sicherheit Kosten beschert, aber keinen sichtbaren Erfolg bzw Vorteil bringt.
Die müssen es, mMn, schon selber tun. Denn was mir leicht fällt zu ändern, kann ein anderer vielleicht auf Grund seiner Lebensumstände gar nicht. Z.B. mit den Öffis zur Arbeit fahren. Aber er könnte doch, statt mit dem Auto einen "Wochenendausflug" eine Radtour machen. Das ist halt mein Problem.
Nun, manche Menschen machen das auch - aber nicht nur der Umwelt zuliebe, sondern auch, weil eine Radtour gesünder ist, die Öffis billiger und stressfreier, etc...
Dadurch haben sie den sichtbaren Vorteil schon, der manche dazu motiviert.
Ich verstehe es nicht. Von der Verhaltungsforschung her gesehen schon. Aber wie gesagt, der Mensch hat das größte und leistungsfähigste Gehirn entwickelt. Verdammt noch mal, warum benutzt er es dann nicht.
Er benutzt es, und er handelt ja auch nach einer Logik. Einer Logik, die zwar nicht deiner Ideologie dient, aber eben einer Logik.
Natürlich ist das verhaltensbiologisch zu erklären. Trotzdem verstehe ich es nicht. Denn für mich hat das eben auch mit "Anpassungsfähigkeit" zu tun. Ich muss doch nicht warten, bis mich die Umstände (Klima, Katastrophen oder ein Gesetz) dazu zwingen. Ich habe doch die Möglichkeit, mich frei zu entscheiden das Richtige zu tun.
Der Punkt ist, dass sich dem Menschen große und kleine sowie dringende und langfristige Probleme stellen - und das permanent.
Da haben nicht nur große Vorrang gegenüber kleinen, sondern auch dringende gegenüber langfristige. Und daher ist es den Menschen
zur Zeit wichtiger, sich um ausreichend Erdgas für den nächsten Winter zu kümmern als um das, was möglicher Weise 2050 sein könnte.
Das ist nicht dumm, sondern einer von mehreren nachvollziehbaren Methoden, mit der Mehrzahl an Problemen umzugehen.
Und das ist halt mMn das, was die Klima-,Wetter-, Katastrophen- und sonstige Forscher sagen. Und was die Verhaltensforscher sagen, ist in Angesichts dessen, was sich jetzt schon abspielt irrelevant.
Die von dir besagten Forscher sagen in ihrer Funktion nicht, was man tun soll. Sie sagen nur, wass man tun müsste, UM ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ihr Bereich ist das Verstehen von Zusammenhängen und Auswirkungen auf das Klima. Was die Menschheit will und was nicht bzw was die Menschheit tun soll oder nicht, ist nicht mehr ihr Gebiet. Natürlich tätigen Manche Persönlichkeiten derlei Aussagen, aber das tun sie nicht mehr in ihrer Funktion als Forscher, sondern als politisch oder ideologisch aktive Menschen. Also - das ist dann keine wissenschaftliche Aussage mehr, sondern eine persönliche Haltung oder Vorliebe.