Sehe ich nicht so. Ich denke nicht, dass das Nichtstun ein Problem der Leistbarkeit ist. Nichtmal das Tempolimit wird umgesetzt, obwohl das gar nix kostet, sondern sogar noch spart.
Es kostet Freiheit und Nerven. Und, wer langsamer als jetzt erlaubt fahren will, darf das ja ohnehin schon. Die persönlichen Vorteile der geringeren Geschwindigkeit kann man ja auch ohne allgemeine Tempolimits schon genießen. Stell dir mal vor, wieviel Geld für schnellere Komponenten im Computer ausgegeben wird, nur damit die Reaktion beim Mausklick von nervigen 0.5 Sekunden auf erträgliche 0.1 Sekunden sinkt. Da geht es nicht um die eigentliche Zeit, sondern um die Einschränkung. Und - wenn du 1000 Kilometer fahren musst und du darfst nur mit 100 oder gar mit 80 fahren, dann ist das deutlich langweiliger, was auf die Aufmerksamkeit und die Müdigkeit geht. Und, für viele ist das Autofahren nicht nur eine Transportmöglichkeit, sondern auch ein Element der persönlichen Freiheit und Selbstbestimmtheit.
Und der grosse Klimaschutz muss sowieso von Politik- und Staatsseite erfolgen.
Das stimmt nur halb. Ja, der Einzelne kann nichts Globales ausrichten, da muss sich schon im Großen was tun. Aber, der Staat ist ja keine von der Bevölkerung unabhängig Entität, sonder ist ja die Bevölkerung in ihrer Gesamtheit. Das heißt, wenn das Volk nicht will, kann der Staat auch nichts machen, und damit "das Volk" will, muss es insgesamt auf das Gemeinwohl blicken und das Eigenwohl hintanstellen. Und jetzt kannst du dir ausmalen, wie aussichtsreich das Ansinnen ist, die einzelnen Menschen dazu zu bringen, das Eigenwohl (und auch das Wohl ihrer Angehörigen) für eine globale Sache hintan zu stellen.
Und gerade die Pseudo-Friedensökos sind ja die, die am lautesten und stolzesten schreien "Nein, meine Söhne geb' ich nicht!".
Also wie sieht es da mit der Reihung von Eigenwohl und Gemeinwohl aus?
Da ist es auch keine Frage der Leistbarkeit, denn es gibt mittlerweile genug Studien die zeigen, dass Klimaschutz günstiger kommt als eine Beseitigung der Klimawandelfolgen, wenn wir nix tun.
Ja, aber die Kosten der ferneren Zukunft, noch dazu jene, die von allen getragen werden, kümmern die Menschen weniger als der persönliche Vorteil von heute. Noch dazu, wo der eigene Beitrag global keinen Unterschied macht.
Stell dir vor, jedem Bürger stünde es frei, selbst zu entscheiden, ob er Steuern zahlt oder nicht. Wieviele würden keine Steuern zahlen, obwohl sie wüssten, dass es auch ihnen sehr teuer zu stehen kommen wird, wenn der Staat nicht genug Geld hat um zu funktionieren?
Es scheitert am Ende wohl eher daran, dass die Leute die Dringlichkeit der Aufgabe nicht verstehen und zu kurzsichtig sind.
Es geht nicht ums Verstehen, sondern darum, welche Prioritäten sie haben in dem Verständnis, was ihnen ihr persönlicher Beitrag kostet und was er ihnen bringt. Und da sieht die Rechnung für jeden so aus, dass er selbst besser fährt, wenn es den Klimaschutz dem Rest der Welt überlässt.
Die Katastrophe kommt nicht morgen und da ist das evolutionär entstandene Gehirn anscheinend nicht in der Lage dies richtig einzuordnen. Die Leute denken nicht weiter als morgen und schon gar nicht was in 10 Jahren sein wird. Und die Leute wollen auch keine Veränderungen und haben Verlustängste, obwohl der eigentliche Verlust genau dann kommt wenn nichts verändert wird.
Richtig, das Problem ist zu abstrakt, um bei den Menschen anzukommen.
Aber auch das ist zu komplex für die Meisten. Kurzum, es ist wohl eher ein Bildungsproblem als eine Frage der Leistbarkeit.
Nicht ein Bildungsproblem, denn es geht ja nicht um ein intellektuelles Versagen, sondern hier ist ein Problem, das mit der allgemeinen Verhaltensweise von Lebensformen nicht gelöst wird. Wie oben geschrieben, es ist zu abstrakt. Das menschliche Gehirn und das auf Intelligenz basierende Verhalten ist entstanden, um AKUTE, KONKRETE Probleme zu lösen.
Der Klimawandel hingegen ist weder akut (akut heißt hier nicht "in den nächsten Jahren" oder gar "in den nächsten Jahrzehnten") und auch nicht konkret, weil erstens abstrakt und zweitens allgemein und nicht persönlich.
Man kann sagen, das Problem erwischt uns auf dem falschen Fuß - so wie das Schnappen des Fisches nach dem Köder nicht auf Blödheit des Fisches beruht, sondern das Schnappen nach Nahrung ist ja eine durchaus sinnvolle und "intelligente" Vorgehensweise, aber der Fischer erwischt ihn mit seinem Köder eben auf dem falschen Fuß. Und das Problem kann auch eine ganze Fischpopulation auslöschen, und der Fisch wird sein Verhalten nicht ändern.
Man kann nun meinen, dass der Fisch das Problem intellektuell gar nicht erfassen kann, der Mensch aber schon. Ja, kann er, aber das verändert seine Natur nicht. Wieviele wissen, dass ihnen das zweite Stück Torte nicht gut bekommt, und sie essen es trotzdem? Wenn es ihnen dann schlecht geht, jammern sie "Das mache ich nie wieder!", um es beim nächsten Mal wieder genauso zu machen. Der Mensch hat zwar Intellekt und ist zur Vernunft fähig, aber sein Kern seines Wesens ist die Leidenschaft. Sie bestimmt letzten Endes, was er tut.
Also, was wird passieren? Der Klimawandel wird kommen, und die Menschheit wird nicht viel tun, um ihn aufzuhalten oder vorsorglich maßgeblich zu verringern. Aber, wenn die damit einhergehenden Probleme konkret werden, dann kommt die entsprechende Reaktion, die die Evolution immer setzt: Anpassung, nicht Vorsorge.
Darauf ist das menschliche Gehirn wie auch die biologische Intelligenz spezialisiert, das kann sie und das tut sie.
Und, daran ändern auch weiter Wiederholungen von Predigten und Belehrungen nichts.