AW: Kennt Ihr den.... the best of
Ich hoffe, dass Ihr mir die Länge nicht übel nehmen werdet, aber dieser Text von Adolf Tegtmeier alias Jürgen von Manger ist zu schön - ausserdem wiedermal aktuell, obwohl er sich auf die Zeit von Ludwig Ehrhard bezieht:
Tegtmeier als Finanzminister
Ja, dat is vielleicht ein Ding'n - ich war grad auf'n Dach bei die Tauben am Ausmisten, als die drei Herren aus Bonn de Leiter hochkrabbelten und mich da zum Minister machten. Ganz feierlich saßen sie neben 'n Schornstein auf'm Dach, bestellten ein Gruß von Heinrich Lübke und hatten auch gleich ein Formular dabei, wo der unterschrieben hatte, dat ich jetzt der neue Finanzminister wär.
Sagte der eine noch: "Herr Tegtmeier, nehmen Sie doch, bitteschön, das hohe Amt an. Das Vaterland schaut auf Sie als den Retter von seine zerrüttelte Finanzen!"
Na, ich hab bißchen an dies Volkslied gedacht, wo der berühmte "Heinrich der Vogler" auch inmitten seine Vögel zum König ernannt wird, und hab ich die Herren "ja" gesagt.
Die haben sich gefreut und machten sie vor ihr'n neuen Minister auch gleich ganz ehrfürchtige Verbeugungen. Aber ich wußte, wenn einer dabei vom Dach rutscht, hat er den Vorteil, daß eine Pension fällig wird - dat geht dann schon auf mein Finanzetat. Nä, lieber nich!
Deshalb sind wir runter inne Wohnung - ich hab nur vorher noch schnell ein Blick vom Dach gemacht: über das weite Land, wo ich jetzt die Finanzen für verantwortlich war. Junge Junge!
Unten saßen die drei Bürokraten in de Küche auf'n Kannapeh und stellte sich ein großes Malöhr heraus, indem die Tauben ihnen ihre Homburg-Hüte ganz schön verunziert hatten. Ich hab die Herren getröstet so gut es ging, und auch hingewiesen, daß es in die Augen noch schlimmer gewesen wäre - weil kann man ja blind von werden!
Jetzt wollten sie noch wissen, wen ich als mein Staatssekretär haben möchte. Ich will aber für dies Amt unsere Oma den Ludwig Erhard am Herzen legen, weil es ja eine unbescholtene Person sein muß, die auch mit Geld umgehen kann.
Morgen schicken sie ein geheimen Kurier, der soll dann die Oma ihr'n Haushaltbuch nach Bonn bringen als Korpus delikti für den Erhard, daß er einmal sieht, mit wie wenig Rente sie Jahr um Jahr maßgehalten hat, und ist sie bestimmt ein leuchtendes Beispiel für'm ganzen Kabinett.
Mit die Tauben muß ich mal sehn, ob ich sie vielleicht auf'n Bundeshaus einen neuen Schlag zimmern darf. Will ich gleich als erstes die Sache vor'm Plenum bringen. Das wär schön, weil Bonn sowieso nich viel zum Bieten hat, und kämen diese Tauben durch vermehrte Touristen auch wieder die Finanzkasse zugute.
Sie sehen an meine Ausführungen, daß ich schon jetzt bei alle Sachen nur noch als Finanzminister denke. Aber es ist auch die Wahrheit des Spruches: Wen Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand!
Jedenfalls werden die Oma und ich in Bonn kämpfen, daß die formierte Gesellschaft immer schöne Finanzen im Portmonneh hat, zum Besten der werktätigen Bevölkerung, die von Inflatzion und teure Schweinepreise nix wissen will. Ehrlich!!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute - und tun Sie die Steuer nicht so sehr beschummeln, weil darüber traurig wäre
Ihr'n A. Tegtmeier, Finanzminister