Camajan schrieb:
Naja, man muss zugeben, dass das Welthandelssystem
zur Zeit sehr unfair organisiert ist, zum Nachteil der
armen Länder.
Noch ein Aspekt sollte hier vielleicht angesprochen werden - und ich möchte betonen: exemlarisch für die Art wie uns der Schein trügen kann, in Bezug auf der Haltung der westlichen, reichen Länder gegenüber den Ländern der so genannten dritten Welt.
Hier möchte ich mal den
Schuldenerlass etwas genauer besprechen. Zwar treiben die Auslandsschulden manche dieser Länder regelrecht in den Ruin und es zeigt sich, dass sowohl die Weltbank, Gläubigerstaaten, Währungsfond auch gerne dem Schuldenerlass zustimmen. Warum möchte dann ein schwer geprüftes Land (z.B. Indonesien nach der Tsunami-Katastrophe) auf diese Großzügigkeit verzichten - und an deren Stelle eher direkte Investitionen bevorzugen? Weil eigentlich das Risiko besteht, dass auf diesem Wege jede Art von Investition unterbleibt. Die Gelder kommen letztendlich von Sparern, die dann von einer Investitionsmöglichkeit in diese Länder absehen würden.
Mit anderen Worten: Schuldenerlass (das Wort klingt ja gut, bzw. sehr großzügig) bedeutet auch, dass die Kredite in der Zukunft ausbleiben würden. Oder aber neue Kredite werden an solchen Bedingungen geknüpft, dass diese die entgültiltige Pauperisierung eines solchen Landes bedeuten. So werden oft in Hinblick auf neue Kredite Forderungen gestellt wie: Einschränkung des Staatshaushaltes (dabei werden u.A. auch Löhne gekürzt) und es wird eine Privatisierung wichtiger staatlicher Einrichtungen gefordert.
Letztendlich verbirgt sich hinter
Schuldenerlass nichts anderes als eine noch strengere Auflage für die Schuldenrückzahlung, auf einem etwas anderen Wege.
Ausserdem sollte man nicht vergessen, dass durch Kredite für die armen Länder, eigentlich oft korrupte Herrscher unterstützt werden. Das IWF scheint sich nicht besonders für diesen Aspekt zu interressieren.
Jean Ziegler zeigt auch, dass z.B. die USA einige Verbündete auf diesem Wege belohnt - das sind meisst korrupte Herrscher, deren Länder wichtige strategische Stützpunkte der USA einnehmen.
Ich kann es sehr gut verstehen warum über die Notwendigkeit "einer neuen Weltwirschaftsethik" gesprochen wird. So wie es Ulrich Thielemann zeigt:
Der Kapitalmarkt ist die wesentliche Kraft der Schöpfung und Zerstörung. Schöpfung und Zerstörung gehen Hand in Hand. Die Zerstörung bringt großes Unbill, das heißt, das sind die Wettbewerbsverlierer."
Vor der Zwiespältigkeit bzw. vor der Auffassung, dass Schuldenerlass ein einfaches Allheilmittel sei, warnt Thielemann und sagt dazu:
"Das ist keinesfalls der Fall. Da bin ich wieder bei den Wirtschaftsbürgerrechten. Es geht darum, eine faire, globale Wirtschaftsordnung herzustellen. Eine Wirtschaftsordnung, die lebensdienlich ist für alle."