AW: Ist Wahrheit verhandelbar?
Windlicht schrieb:
Ich glaub, ganz so einfach ist es nicht...
Windlicht,
dein Hinweis auf die optische Täuschung kann in zweierlei Weisen
als Bestätigung von bisher Geschriebenem verstanden werden.
Erstens, illustriert diese Täuschung sehr schön die Unzulänglichkeit
der subjektiven Wahrnehmung.
Genau diese Unzulänglichkeit wurde ja schon sehr früh in dieser Diskussion,
die von Robinato im Thread über die Tugend der Demut gestartet wurde,
als Begründung für die Notwendigkeit eines Abgleiches der verschiedenen
subjektiven Wahrnehmungen, aka "verhandeln der Wahrheit", genannt.
Das soll nun natürlich nicht heißen,
dass wir uns mit der Diskussion bereits im Kreis drehen.
Zweitens, kann diese optische Täuschung als Hinweis auf eine Voreingenommenheit
unserer Wahrnehmung in dem Sinne verstanden werden, dass sich in den individuell
angeeigneten Sichtgewohnheiten, Deutungsgewohnheiten, und Denkgewohnheiten,
bereits abstrakte Kategorien verstecken.
Das wäre dann ein weiteres Beispiel für einen Erkenntnisvorgang, bei dem
das Abstrakte vor dem Konkreten erkannt wurde, wie das dasinci gemeint hat.
Übrigens könnte dasinci auch mit der von Immanuel Kant aufgestellten Hypothese
von a priori Erkenntniskategorien argumentieren.
Auch wenn diese Hypothese einigermaßen umstritten ist, so erscheint sie zumindest
bei Bezugnahme auf ein erwachsenes Menschenhirn (d.h. also, eines Endproduktes
sowohl der phylogenetischen als auch der ontogenetisschen Entwicklung) teilweise
durchaus nachvollziehbar.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.