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Ist Gott ein Sadist?

"Barmherzigkeit und Wohltätigkeit kann es nicht für alle zugleich geben. Wenn wir diese Worte in den Mund nehmen, so laßt uns immer hinzufügen: für wen."

ist ja unglaublich, ein Gott, bei dem Barmherigkeit Mangelware ist?

Ich habe schon mal gehört, daß zugefügtes Leid als eine bestrafung für Sünden der Väter (oder Mütter) interpretiert wird.

Sehen das Christen und Juden gleichermaßen so?
 
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Claus schrieb:
ist ja unglaublich, ein Gott, bei dem Barmherigkeit Mangelware ist?

Ich habe schon mal gehört, daß zugefügtes Leid als eine bestrafung für Sünden der Väter (oder Mütter) interpretiert wird.

Sehen das Christen und Juden gleichermaßen so?

Eben diese Relativität der Güte oder Barmherzigkeit verdeutlicht Leszek Kolakowski.

Ich versuche es nun mit einem anderen Beispiel, so zu sagen aus dem Leben gegriffen.

Wir hatten in meiner Heimatstadt einen Rabbi, der sehr gerne Pocker spielte. Für mich ein Zug, der ihn eher sympatisch machte - aber bei meinem Verhältnis zu Vertretern des Glaubens, will das nichts sagen.

In einer Nacht verlor der Rabbi ziemlich viel Geld.
Doch auf einmal wendete sich das Blatt und das Glück, er fing an beträchtliche Summen zu gewinnen.
Daraufhin der Rabbi, die Augen nach oben gewendet, eine Dankesgeste mimend : "...und es gibt doch einen Gott..."

Frage betreffend die Relativität dieser Sichtweise:
Glaubs Du, dass Herr Grün, dessen Geld nun in die Tasche des Rabbis gewechselt hatte, glaubst Du, dass auch er zeitgleich an einen gütigen Gott glauben konnte?
 
>>>
Zitat von Miriam:
Glaubs Du, dass Herr Grün, dessen Geld nun in die Tasche des Rabbis gewechselt hatte, glaubst Du, dass auch er zeitgleich an einen gütigen Gott glauben konnte?

Auch nach meiner Erfahrung danken die Gläubigen ihrem Gott für alles Gute, das ihnen geschieht,

früher hat man meines Wissens für alles Böse den Teufel verantwortlich gemacht,

verstehe gar nicht warum der heutzutage keine Rolle mehr spielt....

Jedenfalls wird in den Trauerzeremonien, die so im Fernsehen übertragenwerden, der teufel nie erwähnt als Urheber des Unglücks.

Oder habe ich da nicht richtig aufgepaßt?
 
Hallo Claus !
Zitat von dir:
Mich würde nun interessieren, wie man da mit der Zeit geht.
Wenn ich mich recht erinnere, beginnt eins der Gebote:
„Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib....“

Wie formuliert man das heute im Zeitalter der Gleichberechtigung?
Als 60-70%iger Christ kann ich dir da nur beipflichten. Die Gebote:
Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib.... wie auch
Du sollst nicht begehren deines nächsten Gut​
sind in der Tat sehr schwer zu halten.

Ich forderte einmal eine Frau zum Tanz auf; erst auf der Tanzfläche bemerkte ich an ihrem Ring, dass sie verheiratet ist. Ist ja an und für sich nichts Schlechtes, warum sollen verheiratete Frauen nicht tanzen ! Als sie aber dann eindeutige Angebote machte, wies ich sie darauf hin, dass sie ja verheiratet sei. Sie nahm den Ring vom Finger, sagte laut: "Weißt du, was mir dieser Ring bedeutet?" und warf ihn, für Dutzende Leute sichtbar, zu Boden. Vorweg, es wurde kein erotisches Abenteuer daraus, aber begehrt habe ich sie schon.

Das gleiche mit dem Begehren des Nächsten Gut: Wie soll ein Vertreter oder ein Verkäufer ein Geschäft machen, wenn er das Geld des (präsumptiven) Kunden nicht einmal begehrt ?

Die Gebote gehören neu formuliert, in etwa: Du sollst nicht jeder Begierede nach ........ nachgeben.

Der geniale Peter Ustinov zu diesem Thema (sinngemäß): "Es gibt viele Möglichkeiten zur Sünde; aber man muss nicht jeder nachgehen".

MfG

Zeili
 
Robin schrieb:
Hmmm,
die Frage, die ich eigentlich gerade stellen wollte, stellt sich nach Liliths Beitrag natürlich schwerer.
Sie war: .Sind Gläubige Masochisten?
Scheint doch klar zu sein, Sadisten und Masochisten gehören immer zusammen. Und zum Masochismus gehört immer das Wohlgefühl am Leiden, ist also immer ein paradoxes Gefühl. Aber das passt ja zur paradoxen identität der meisten Gläubigen.
Ich hörte im Radio einen Beitrag zum Weltjugendtag. Gläubige wurden gefragt, was sie denn Papst Benedikt sagen würden, wenn sie ihn träfen. Eine junge Frau war dabei, die ihm so ziemlich alles um die Ohren hauen wollte, worauf die katholische Kirche besteht: Verzicht auf Geburtenkontrolle, Aids, Zölibat, Verbot für Frauen Priesterinnen zu werden etc.
Ich fragte mich dann schon: Warum wendest du dich mit deinen Fragen an den Stellverteter Gottes? Warum bleibst du im System "Religion"?
Weil sie eben den Papst als Stellvertreter Gottes akzeptiert, und nicht einfach als obersten Repräsentanten der Katholiken sieht. Er ist ja auch der Mann, der für sich in Anspruch nimmt, in religiösen Fragen unfehlbar zu sein. :autsch:

Um noch ein bisschen weiter auf Lilith einzugehen: Die von dir beschriebenen Prozesse spielen sich einerseits noch unbewusster ab, als du sie beschreibst - andererseits ist die Strafe Gottes natürlich auch eine wohltuende Strafe. Eine Strafe, die wie beim richtigen Masochisten, Wollust auslöst. Man kann das ganz konkret bei Glaubensfanatikern sehen, die sich freuen, wenn Nichtgläubige "bestraft" werden. Das geheuchelte "Gott verzeihe ihnen" scheint mir von Sadismus durchtränkt zu sein.
Trifft den Masochisten allerdings sebst die Strafe, wird er manchmal daran verzweifeln - aber ein Gutteil wird diese Strafe gerade als Ansporn sehen. Besser eine Strafe als Zeichen von Gott -
als gar kein Zeichen...
Wenn man etwas als "Strafe Gottes" interpretiert, hat man ja quasi einen "Beweis" für die Existenz Gottes. Dann ist die Strafe sicher auch deswegen etwas wohltuendes, weil es von Schuld befreit, indem man sie als Sühne auf sich nimmt.
Ein Beispiel: Ein Freundin von mir starb vor Jahren 36-jährig an Brustkrebs. Sie kämpfte ein paar Jahre dagegen, probierte nach und neben der schulmedizinischen Behandlung auch alternative Heilmethoden aus und es hatte den Anschein, dass sie wirklich alles versuchte, um gesund zu werden.
Zwei Wochen vor ihrem Tod sagte sie mir, sie habe nie wirklich daran geglaubt, dass sie gesund werden würde, denn sie habe einmal ein Kind abgetrieben und nun müsse sie eben den Preis dafür zahlen, den Gott für ihre Sünde verlangt. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde, sonst hätte sie das niemals preisgegeben.

herzlich
lilith
 
Ein Beispiel und eine Frage:

Man ist völlig verzeifelt, weil ein Freund, Kind, Familienmitglied oder jemand, der einem sehr nahe steht, schwer krank ist, einen Unfall hatte, also sterben könnte.
An wen richtet man dann seine Bitte um Hilfe??
Die Floskel " Lieber Gott lass ihn/sie nicht sterben, lass ihn/sie wieder gesund werden", hört man immer wieder bzw. hat sie vielleicht schon einmal benutzt. Aber an wen richtet der Atheist seine Bitte?
Wenn er an nichts glaubt, nur an sich selbst, es aber außerhalb seiner Macht steht, dem Anderen helfen zu können, an wen oder was richtet er sich in seiner Verzweiflung??

Was ich damit sagen will ist folgendes:
Niemand, der diese Bitte an Gott oder wen oder was auch immer richtet, ist sich sicher, dass er erhört wird, und das wird er ja auch in den wenigsten Fällen. Aber durch das Gefühl, dass man sich überhaupt an irgendwen oder irgendwas wenden kann, gibt wenigstens für den Moment des Bittens und der Zeit des Abwartens danach, etwas Hoffnung.

Der Teufel ist genauso wenig an Unglücken Schuld, wie Gott an glücklichen Ereignissen.
Auch wenn wir immer nach einem Schuldigen für Schickssalsschläge, Unglücke und Katastrophen suchen, weder Gott noch Teufel sind daran schuld, sondern nur wir Menschen.

Rhona
 
Rhona schrieb:
Der Teufel ist genauso wenig an Unglücken Schuld, wie Gott an glücklichen Ereignissen.
Auch wenn wir immer nach einem Schuldigen für Schickssalsschläge, Unglücke und Katastrophen suchen, weder Gott noch Teufel sind daran schuld, sondern nur wir Menschen.

Rhona
Auch die Menschen sind nicht "schuld". Sie Leben ihr Leben und alles was ihnen widerfährt, gehört einfach dazu. Mit ihren Erfahrungen gewinnen sie Erkenntnisse, die sie befähigen, Handlung und Konsequenzen in Zusammenhang zu bringen. Manches lässt sich beeinflussen, aber manches auch nicht. Schuld ist allein die Tatsache, dass wir existieren.
 
Miriam, ich habe mir die
„steinberg-recherchen“ mal überflogen. die Auswahl und Zusammenstellung und Kommentierung der news gefällt mir nicht.
z.B.

Dann sagen Sie bitte, welche Beweise es für die Täterschaft von Islamisten, Al Qaida oder dgl. am 7.7. in London gibt. Die Toten etwa? Alle Nachbarn, Familienangehörigen usw. bestreiten jedwede Radikalität der angeblichen Täter. Woher Motiv, der Sprengstoff, der Todeswille usw. kommen sollen, bleibt unerfindlich. Es gibt keine Veröffentlichung der Tausenden von Fotos der Überwachungskameras, die vorhanden sind und die Täterschaft beweisen können müssten.Es gibt keibe Zeugenaussagen, die die Täterschaft beweisen könnten...................
Das hat so das Niveau der „Moon Hoax“ –Leute.

Ist das Deine Hauptinformationsquelle? :rolleyes:

Gruß von Claus
 
Zeilinger schrieb:
Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib.... wie auch
Du sollst nicht begehren deines nächsten Gut sind in der Tat sehr schwer zu halten.

Diese Gebote sind nicht nur schwer zu halten, sondern unmöglich einzuhalten. Diese Gebote laufen - wie so vieles innrehalb religiöser Systeme - der menschlichen Natur zuwider!

Und das ist jetzt, um es mit Nietzsche zu sagen, im "außermoralischen Sinn" gemeint.
 
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lilith51 schrieb:
Auch die Menschen sind nicht "schuld". Sie Leben ihr Leben und alles was ihnen widerfährt, gehört einfach dazu. Mit ihren Erfahrungen gewinnen sie Erkenntnisse, die sie befähigen, Handlung und Konsequenzen in Zusammenhang zu bringen. Manches lässt sich beeinflussen, aber manches auch nicht. Schuld ist allein die Tatsache, dass wir existieren.

Ja, Lilith,

genauso meinte ich es, nur du hast es auf den Punkt gebracht.
Freude, Leid, Unglück, Glück und Katastrophen gehören eben zum Leben und dem Menschsein dazu.

Rhona
 
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