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Ist Gott ein Sadist?

Abweichend von meinem normalen Sprachgebaren:

Definition von Gott:
Gott ist eine Projektion einer Vorstellung der Menschen, welche einen Teil ihrer Gedankenwelt fortfährend einer gewissen "Tatsache" widmen, in diesem Fall der "Tatsache", dass (ein) Gott existiert und dass er gewisse Dinge tun kann.

Herleitung:
Zugegebenermassen sehr empirisch/phänomenologisch, aber okay...

Punkt 1: "Gott" hat sich eigentlich immer so verhalten, wie die Menschen dachten, dass "Gott" sich verhalten soll.
Siehe Zeus und die ganzen Olymper: das war doch mehr eine Folge Dallas oder Denver oder Geschichten aus einem Familienleben, als das, was wir uns im christlichen Bereich unter "Gott" vorstellen würden. Apropos christlicher Bereich: andere Länder, andere Sitten, anderes Gottesverhalten...

Punkt 2: "Gott" hat um so mehr Macht, um so mehr Leute an ihn/sie/es glauben.

Punkt 3: "Gotteswunder" treten fast nur da auf, wo ein grosser Glauben an "Gott" besteht. Also da, wo "Gott" die meiste Macht hat und wo man es von ihm/ihr/wasauchimmer erwartet.

Es heisst nicht umsonst: der Glaube kann zwar keine Berge versetzen, aber er kann jemanden erschaffen, der dies tun kann. :zauberer1

Okay, mit einem vollständigen "Gottesbeweis" will ich hier nicht aufwarten. Wenn ich das könnte, wäre ich nicht hier, sondern schon längst von diversen Kirchen ermordet worden - ein Gott, von dem man weiss, dass es ihn gibt, an den glaubt man nicht mehr... nicht, dass mich das hindern würde - als "Göttesmörder" in die Geschichte einzugehen, ist auch eine Art von Unsterblichkeit... :lachen:

Anyway, unter diesen Prämisse:
Ja, Gott ist ein Sadist. Wenn ich daran Glaube, dass er einer ist.
Hierzu noch ein kleines Zitat, wo ich leider wieder den Ursprung nicht kenne:
Gott ist nur ein Kind, welches im hellen Sonnenschein mit einer großen Lupe vor dem Ameisenhaufen deines Lebens steht...
 
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Auf naturwissenschaftlicher Ebene und mit logischem Denken lässt sich das Phänomen "Gott" nie ergründen, so sehr man auch darüber diskutiert.

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer" (Voltaire)
(Und gäbe es keinen Gott, so müsste man ihn erfinden).

Und warum müsste man ihn erfinden??
Damit er den Menschen, die wirklich kaum noch Hoffnung sehen, als letzter Halt dient.
Weiß der Lumpi, ob es einen Gott gibt, ist doch völlig uninteressant!! Im Endeffekt bastelt sich doch jeder Gläubige seinen eigenen Gott zusammen, und der entspricht nur in den seltesten Fällen dem Gott, dessen Existenz uns die Kirchen zu lehren versuchen.
Die, die Gott anzweifeln, habens doch gut, denn sie müssen sich nicht immer wieder die Frage stellen, ob Gott ein Sadist ist!
Daher verstehe ich nicht, dass gerade Gysi, als bekennender Atheist, diese Thematik hier immer und immer wieder anspricht.
Das ist für mich genauso sinnlos, als wenn ich hier fragen würde: Sind Wolpertinger bissig, und hat der Yeti Mundgeruch???
Etwas, an das ich nicht glaube, stelle ich auch nicht in Frage, es ist irrelevant für mich!

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn ich in einem Unglück oder Leid stecke, will ich da raus, klar.

Gut und Böse sind wie rechts und links,
nämlich hin- und hergezogen jeweils im Recht,
bis daß ich sagen kann: wie gut daß ich den Ärger hinter mir habe.
Schaue ich später darauf zurück,
bin ich froh, so durchweicht worden zu sein, :engel2:

denn heute sehe ich die Sache mit anderen Augen :rolleyes:
 
Rhona schrieb:
Damit er den Menschen, die wirklich kaum noch Hoffnung sehen, als letzter Halt dient.
Wieso? Wovor? Als schmerzstillendes Betäubungsmittel?
Daher verstehe ich nicht, dass gerade Gysi, als bekennender Atheist, diese Thematik hier immer und immer wieder anspricht.
1. habe ich diese Frage, ob "Gott ein Sadist" sei, in den 3 Jahren, die ich hier bin, das erste Mal gestellt,
2. - und das erklärte ich hier schon - stelle ich diese Frage (auch) Gläubigen, darum ist sie so formuliert! WENN es diesen Gott des AT und des NT gibt, WARUM tat und sagte er diese Dinge und droht uns die Offenbarung an? SO ist diese Frage aufzufassen: Ist Gott ein Sadist?

Gysi
 
Gysi schrieb:
... WENN es diesen Gott des AT und des NT gibt, WARUM tat und sagte er diese Dinge und droht uns die Offenbarung an? SO ist diese Frage aufzufassen: Ist Gott ein Sadist?

Gysi

Meine Überlegung aus aktuellem (persönlichen) Anlass:

Kann es sein, dass Gott einfach das/der ist, der für all das zuständig ist, was wir gerade jetzt entweder nicht verstehen können, nicht ertragen können, nicht erfüllen können? Als Erlöser aus unserem menschlichen Jammertal? Es wird dadurch auch verständlich, dass das für jeden etwas anderes bedeutet, denn Gott soll ja für jeden ein Erlöser aus seiner aktuellen Not sein.

Gott ist der letzte Strohhalm, wenn wir uns in unserer Hilflosigkeit erleben, denn Gott ist dann der EINZIGE der uns versteht, wenn wir merken, dass es niemanden sonst gibt, der uns verstehen kann. Gott ist der EINZIGE, denn er ist dann eben ALLMÄCHITG, er kann alles und er tut alles.
Gott wird als die letzte Zuflucht gesehen, als Hort, wo alles gut ist, wo mir nichts mehr geschehen kann, wo ich geborgen und beschützt bin, wo ich ICH sein darf mit allen meinen Eigenschaften, den guten und den bösen.

In einen solchen Gott kann dann ALLES, was beim jeweiligen Stand der Erkenntnis nicht begreifbar erscheint, projiziert werden. Und das geschieht auch, ununterbrochen und ohne dass es uns immer bewusst ist.

Und so erscheint uns Gott ein Sadist zu sein. Denn der, der sich eine Natur wünscht, die ihn in seinem Menschsein friedlich leben lässt und nicht durch Katastrophen bedroht, der fühlt sich schlecht behandelt von Gott, wenn seine Angehörigen z.B. in einem Tsunami umkommen. Oder wenn er schwer krank wird und darunter leidet.

Jener, der sich gehorsam drum bemüht, den Spielregeln seiner Religion zu folgen, glaubt ja eigentlich nur, dass er "seinen" Gott damit gnädig stimmen kann, damit er von ihm auch dann "Gnade" erfährt, wenn er einmal einen "Fehler" macht; Wie ein Kind, das nicht brav ist und sich dann fürchtet, von den Eltern bestraft zu werden. Dann kann alles, was weh tut und wovor wir uns fürchten, als "Strafe Gottes" interpretiert werden. :schaukel:

D.h. Die Religionen benützen die menschliche Sehnsucht nach diesem liebenden und akzeptierenden Gott dazu, das Unerklärbare in der Natur als Gottes Werkzeuge darzustellen, die den Menschen durch Lob und Strafe das "richtige" Verhalten eintrichtern sollen. Und so verschiebt sich durch die Religionsgläubigkeit die Erfüllung dieser Sehnsucht in ein konstruiertes Jenseits nach dem Tod.

Wenn ich einen Menschen liebe und glaube, dass ich ohne ihn nicht leben kann, und werde dennoch von ihm verlassen, dann stehe ich vor der Tatsache, dass es meine Entscheidung ist, ohne ihn weiterzuleben oder mich umzubringen. Dann kann ich hadern mit Gott (wenn ich an ihn glaube), warum er sowas zulässt, oder ich erlebe und durchlebe die Zeit der Trauer und der Verzweiflung, falle in Depressionen, weine und klage weh, fühle mich hilflos und verlassen und merke langsam, dass ich auch allein lebensfähig bin, wenn es auch nicht so leicht ist. Denn niemand hat mir etwas angetan, niemand dem ich die Schuld zuschieben kann. ES GESCHIEHT EINFACH. Und ich bin diejenige, die lernen muss damit umzugehen, wenn ich leben will.

Manche lernen es ohne die Hilfskonstruktion "Gott" und manche brauchen ihn dazu.

Deshalb Gysi, danke für deine Impulse, für mich sind sie sehr hilfreich, auch die Beiträge der anderen User (danke auch besonders an Rhona :danke: ).

Ich bin damit einem Aspekt auf die Spur gekommen, den ich sonst nicht so leicht entdeckt hätte. Ich wäre in mein bekanntes Muster gefallen, das mich manchmal sehr nah an den Abgrund des Todes bringt.

herzlich
lilith
 
Hmmm,
die Frage, die ich eigentlich gerade stellen wollte, stellt sich nach Liliths Beitrag natürlich schwerer.
Sie war: .Sind Gläubige Masochisten?
Scheint doch klar zu sein, Sadisten und Masochisten gehören immer zusammen. Und zum Masochismus gehört immer das Wohlgefühl am Leiden, ist also immer ein paradoxes Gefühl. Aber das passt ja zur paradoxen identität der meisten Gläubigen.
Ich hörte im Radio einen Beitrag zum Weltjugendtag. Gläubige wurden gefragt, was sie denn Papst Benedikt sagen würden, wenn sie ihn träfen. Eine junge Frau war dabei, die ihm so ziemlich alles um die Ohren hauen wollte, worauf die katholische Kirche besteht: Verzicht auf Geburtenkontrolle, Aids, Zölibat, Verbot für Frauen Priesterinnen zu werden etc.
Ich fragte mich dann schon: Warum wendest du dich mit deinen Fragen an den Stellverteter Gottes? Warum bleibst du im System "Religion"?

Um noch ein bisschen weiter auf Lilith einzugehen: Die von dir beschriebenen Prozesse spielen sich einerseits noch unbewusster ab, als du sie beschreibst - andererseits ist die Strafe Gottes natürlich auch eine wohltuende Strafe. Eine Strafe, die wie beim richtigen Masochisten, Wollust auslöst. Man kann das ganz konkret bei Glaubensfanatikern sehen, die sich freuen, wenn Nichtgläubige "bestraft" werden. Das geheuchelte "Gott verzeihe ihnen" scheint mir von Sadismus durchtränkt zu sein.
Trifft den Masochisten allerdings sebst die Strafe, wird er manchmal daran verzweifeln - aber ein Gutteil wird diese Strafe gerade als Ansporn sehen. Besser eine Strafe als Zeichen von Gott -
als gar kein Zeichen...
 
Zitat von Robin:
die Frage, die ich eigentlich gerade stellen wollte, stellt sich nach Liliths Beitrag natürlich schwerer.
Sie war: .Sind Gläubige Masochisten?


Der Frage schließe ich mich an.
Sie kommt mir immer wieder dann, wenn ich im TV Bilder von Gläubigen sehe,
die nach einer Katastrophe einen Gottesdienst abhalten.

Wenn etwa mir bei einem Flugzeugabsturz ein lieber Mensch umkommt, würde ich meinem Gott die Gefolgschaft aufkündigen, ihm aber nicht noch danken.
Oder kann es sein, daß ein Gläubiger so kalkuliert:
nun ist er tot, läßt sich nicht ändern,
aber seine Seele ist jetzt bei Gott,
wenn ich Got verfluche, muß vielleicht seine Seele leiden!?

Claus
 
Claus schrieb:
Der Frage schließe ich mich an.
Sie kommt mir immer wieder dann, wenn ich im TV Bilder von Gläubigen sehe,
die nach einer Katastrophe einen Gottesdienst abhalten.

Wenn etwa mir bei einem Flugzeugabsturz ein lieber Mensch umkommt, würde ich meinem Gott die Gefolgschaft aufkündigen, ihm aber nicht noch danken.
Claus

Nun, eben über diesen Zwiespalt spricht Leszek Kolakowski in seiner kurzen Geschichte: "Gott oder die Güte ist relativ" (habe sie gestern 21:33 in diesem Thread eingebracht).
Ich denke, dass er dieses Problem sehr gut zusammenfasst mit den Worten:

"Barmherzigkeit und Wohltätigkeit kann es nicht für alle zugleich geben. Wenn wir diese Worte in den Mund nehmen, so laßt uns immer hinzufügen: für wen."

So relativiert sich auch das Problem des Sadismus/Masochismus wenn man vom Glauben bzw. der Güte Gottes spricht. Denn in den meisten Fällen findet man dort, wo es um Gottes Strafe oder Zorn geht, auch Begünstigte der angesprochenen Handlung, und diese sprechen dann von Gottes Güte...
 
by the way:
vielleicht kann mich jemand aufklären:

bis auf das erste Gebot, das ich als Atheist nicht beherzigen kann, finde ich die Gebote, die das Zusammenleben der Menschen regeln sollen, ganz ok.

Mich würde nun interessieren, wie man da mit der Zeit geht.
Wenn ich mich recht erinnere, beginnt eins der Gebote:
„Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib....“

Wie formuliert man das heute im Zeitalter der Gleichberechtigung?

claus
 
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