• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Ist GLÜCK ERLERNBAR? Kapitel 7 "Liebe"

eric_flausen

New Member
Registriert
17. April 2004
Beiträge
92
Liebe

:umarm:
Die unaussprechliche Sehnsucht, - ein Gefühl, das Qual und zugleich überirdisches Glück ist.

Es gibt sie tatsächlich, die Säfte der Liebe. Beispielsweise das Hormon Luliberin, bei dem schon winzige Mengen genügen um ein ungestümes Begehren auszulösen. Männliche Tiere fingen sofort heftige Liebesspiele an, weibliche Tiere sind unter dem Einfluß dieser Substanz bereit, sich allen Wünschen hinzugeben. Bei Menschen wirkt diese Substanz auf die gleiche Weise. Als Mittel der Verführung taugt es allerdings wenig, weil man diese Substanz direkt in das Gehirn spritzen müsste.

Die Elixiere der Liebe
Diese Substanzen bewirken aber noch viel mehr: Das Hormon Vasopressin bei männlichen bzw. Oxytocin bei weiblichen Tieren hat ausgereicht, um eine lebenslange Treue zu erreichen. Umgekehrt: Hat man die Wirkung dieser Stoffe blockiert, wurden Männchen und Weibchen auch nach dem heftigsten Sex sofort untreu. Wenn wir also sehnsüchtig an die Geliebte oder den Geliebten denken, spüren wir vermutlich die Wirkung dieser Stoffe.

Vasopressin bzw. Oxytocin stiften selbst Partnerschaften bei Tieren, die sich normalerweise nie binden: Hausmäuse z.B. interessieren sich für ihren Geschlechtspartner genauso lange, wie der Sex dauert; danach ist der andere vergessen. Mit Vasopressin bzw. Oxytocin ist auch bei diesen Tieren eine Bindung an den Partner entstanden.

Bei Menschen sind die Mechanismen von Anziehung, Liebe und Bindung komplizierter. Es wäre aber erstaunlich, wenn diese Säfte der Liebe beim Menschen keine Rolle spielen würden. Seit 500 Millionen Jahren steuern diese und ähnliche Substanzen das Geschlechtsleben fast aller Geschöpfe, von den einfachsten Würmern bis zu unseren nächsten Verwandten, den Affen. Was uns unterscheidet, sind nicht so sehr die grundlegenden Mechanismen der Liebe, sondern die Freiheit, die wir über sie haben. Die zugrunde liegenden Emotionen jedoch sind uns einprogrammiert.


Frauenhirne, Männerhirne
Die Gehirne von Frauen und Männern sind unterschiedlich, damit die einen die anderen wollen und umgekehrt. Normalerweise werden die Weichen dazu schon im Mutterleib gestellt. Wie der Körperbau, so folgt auch das Gehirn einem weiblichen oder männlichen Grundriß.

Als eine Laune der Natur werden in der Dominikanischen Republik einige Jungen in der Gestalt eines Mädchens geboren (Guevedoces). Während das Gehirn sich als das eines Jungen entwickelt, verzögert sich die Entwicklung der Geschlechtsorgane. Bei der Geburt haben diese Jungen weder Hoden noch Penis und weil sie wie Mädchen aussehen, werden sie wie Mädchen erzogen. Erst in der Pubertät werden aus den vermeintlichen Schamlippen Hoden und aus der Klitoris wächst ein Penis. Zugleich beginnen sich die Guevedoces wie junge Männer zu benehmen. Von einem Tag auf den anderen werfen sie die Puppen in die Ecke, ziehen Hosen an, beginnen sich für Fußball und Mädchen zu interessieren. Sie springen jetzt ganz von selbst auf die weiblichen Reize an, sie tun einfach, was ihre Natur von ihnen verlangt.


Wie der Sex in den Kopf kommt
Wenn es ums Denken geht, sind die Unterschiede zwischen den Köpfen von Frauen und Männern ziemlich klein, in der Liebe dagegen groß. Die Hirne von Männern und Frauen sind regelrecht auf das andere Geschlecht programmiert. Der Teil des Gehirns, der für die Erregung zuständig ist, unterscheidet sich bei Männern und Frauen sehr stark. Ein Gehirnareal, daß das Hormon Luliberin freisetzt (das für Begehren zuständig ist), ist im männlichen Kopf mehr als doppelt so groß und außerdem anders aufgebaut als bei Frauen. Die Folgen zeigen sich beim Liebesspiel. Vom ersten Blickkontakt bis zum sexuellen Höhepunkt steuern unterschiedliche Mechanismen das Verlangen der Geschlechter.

Bei Frauen steigt von den ersten Momenten des Flirts der Oxytocin-Spiegel an. Je mehr Oxytocin geflossen ist, desto heftiger scheint der Höhepunkt auszufallen. Im Augenblick des Orgasmus kommt bei beiden Geschlechtern Endorphin hinzu, das für das Hochgefühl sorgt.

Bei Männer ist es anders: Sie stehen unter dem Einfluß des Hormons Vasopressin, das für Treue zuständig ist, aber auch Aggressionen auslöst. Je weiter das Liebessspiel fortschreitet, je wahrscheinlicher es zum Sex kommt, desto mehr geht der Vasopressin-Spiegel zurück. Dafür steigt der Oxytocin-Spiegel wie bei der Frau.


Ist Liebe eine Sucht?
Die Euphorie des Verliebtseins ist also mit der Rauschwirkung von Heroin oder Kokain vergleichbar. Dementsprechend gibt es auch Entzugserscheinungen bei der Trennung vom geliebten Partner. Gegen die angenehme Wirkung einer Droge stumpft man im allgemeinen allmählich ab. Es scheint hier aber so zu sein, dass Oxytocin die Gewöhnung an gute Gefühle abschwächt und damit der Abstumpfung gegen die Liebe entgegenwirkt.



Fußnote
Im nächsten Kapitel geht es um das Thema „Freundschaft“. Literatur: „Die Glücksformel“ von Stefan Klein mit den aktuellen Erkenntnissen aus den Wissenschaftslabors dieser Welt.
 
Werbung:
Zurück
Oben