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Ist eine Philosophie des Bösen möglich?

Das wenigstens sollten Sie wissen.

Nun, da danke ich für den Hinweis dazu. Es ist ja bekannt, dass die Philosophiegeschichte schon einen gewissen relativ langen Zeitraum für sich in Anspruch genommen hat. Immerhin 2.500 Jahre , dagegen ist ein Menschenleben mit ca. 85 Jahren (wenn es gut läuft) wesentlich kürzer und. Peanuts dagegen, wenn man beides miteinander vergleicht. Insofern hat dort nicht alles von heute auf morgen stattgefunden , sondern das hat eben etwas "gedauert" mit den philosophischen Entwicklungen...


Umgekehrt wäre es besser, für Sie!

Sie müssen immer wieder neu zu beantwortende Fragen unterscheiden von Aussagen, die einer vernünftigen und nachvollziehbaren Begründung bedürfen.

Die Frage, was Philosophie und Weltanschauung unterscheidet, ausmacht, bedeutet, ist doch klar und deutlich von der zu begründenden Aussage zu trennen, daß die Philosophie Weltanschauung ist.

Mit Rückgriff auf Heidegger soll gelten, Philosophie ist notwendig Weltanschauung als Haltung. Daraus folgt aber nicht, wie Sie behaupten, daß die Philosophie Weltanschauung ist. Um das einzusehen, muß man nicht abwarten und Tee trinken, sondern einfach nur klar und richtig denkend sich überlegen, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit die Philosophie Weltanschauung ist.

Wie gesagt, ich hätte auch gern noch deutlichere Stellen bei Heidegger, aber bisher habe ich eben nur diese Stelle aus dem Band 27 der Gesamtausgabe gefunden, was immer besser als nichts ist. Und mir ist kein weiterer Philosoph bekannt, wo beides immerhin tendentiell gleichgesetzt ist...Nun wenn ich Aussagen mache , mache ich ja die nicht meist auf luftleerem Raum, auch wenn Sie vermutlich diesen Eindruck haben von mir, sondern kann die meist auch entsprechend vernünftig begründen, denn ich gehe ja meist auch recht rational und sachlich vor.

Das Philosophie Weltanschauung ist , begründet Heidegger recht ausführlich in diesem Text, dem ich hier nur zum Teil wiedergeben konnte. Ich müsste insofern vielmehr zitieren, um Heideggers Argumentationsgang hier genau darszustellen, denn Heidegger begründet das Ganze von seinem philosophischen Ansatz aus, warum Philosophie Weltanschauung als Haltung ist.

Die Frage , was Philosophie und Weltanschauung (auch) voneinander unterscheidet , wird von Heidegger soweit ich sehe , an der Stelle nicht thematisiert. Man könnte natürlich sagen , ein Unterschied könnte die ideologische Komponente sein, die oft bei der Weltanschauung zum Tragen kommen. Z.B. Schopenhauers pessimistische Ideologie, dass die Welt per se schlecht ist und dieser Pessimismus seiner Weltanschauung hat sich auch in seiner Philosophie bemerkbar gemacht, die man eine pessimistische Philosophie nennen kann. Hier also gut zu sehen die Wechselseitigkeit von Weltanschauung und Philosophie, die im Falle Schopenhauers gut zusammengehen. Während normalerweise (eine) Philosophie nicht ideologisch ist, sondern meist nur eine Weltanschauung (wie die kommunistisch-marxistische Weltanschauung, oder die Nazi-Sichtweise usw.). Ich kann verstehen, dass man beides gern trennt, aber bei Heidegger wird es zumindest tendentiell mal zusammengebracht und damit ist eben Heidegger recht überraschend wie ich finde.

Es ist übrigens Heideggers , dass Philosophie Weltanschauung als Haltung ist (also sein Behauptung, auf die ich mich hier beziehe).


Doch, das habe ich in Beitrag #668. Unhaltbare Aussagen sind ein Beispiel für Denkmüll. Aristoteles war ein herausragender Produzent von Denkmüll.

Dazu , kann man aber sagen Ausnahmen wie Sie bestätigen aber durchaus die Regel oder? Nur weil Sie sich in dem Fall als Gegenbeispiel sehen, heißt das nicht, dass dies keine allgemeine Anwendung finden kann. Es gibt ja durchaus Menschen, die genau so reagieren wie es Aristoteles/Gorgias beschreiben und auf die dies gut anwendbar ist. Ich glaube Gorgias spricht da auch aus Erfahrung und insofern hat das so auch des öfteren funktioniert. Buddha kann man nicht wirklich als Gegenbeispiel nehmen, weil der ja bekanntlich in Indien lebte und nicht in Griechenland. Insofern kann man sagen, klappt dieser "Tipp" durchaus bei (antiken) Griechen bzw. allgemeiner gesagt auch heute noch bei nicht wenigen Menschen. Gut aber Ausnahmen (wie Sie) können natürlich vorkommen in diesem Punkt :morgen:
 
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Buddha kann man nicht wirklich als Gegenbeispiel nehmen, weil der ja bekanntlich in Indien lebte und nicht in Griechenland.

Ach ja? Sind Gegenbeispiele nunmehr ortsabhängig?

Sophistische Weisheiten sind natürlich und selbstverständlich ebenfalls Beispiele für Denkmüll, aber man könnte sich ja bei Gelegenheit überlegen, aus welchen Gründen die sich von den sophistischen Methoden distanzierenden Sophisten die Geschichtchen vom Geburtshelfer immer wieder so ausweglos enden lassen. Die Geschichtenschreiber waren ja nicht blöd.

Wie gesagt, ich hätte auch gern noch deutlichere Stellen bei Heidegger

Deswegen ja meine Frage, wie es sich denn mit Ihrer Behauptung verhält, wenn Sie in Heideggers Schriften keinerlei Hinweis dafür finden, daß Philosophie hinreichend Weltanschauung ist. Dann müßten Sie selbst überlegen. Wenn Sie sich das nicht zutrauen, sollten Sie die Philosophie einfach vergessen. Es wird dann immer nur zu einer Ideologie reichen und das ist Denkmüll in Reinkultur.
 
Ach ja? Sind Gegenbeispiele nunmehr ortsabhängig?

Sophistische Weisheiten sind natürlich und selbstverständlich ebenfalls Beispiele für Denkmüll, aber man könnte sich ja bei Gelegenheit überlegen, aus welchen Gründen die sich von den sophistischen Methoden distanzierenden Sophisten die Geschichtchen vom Geburtshelfer immer wieder so ausweglos enden lassen. Die Geschichtenschreiber waren ja nicht blöd.



Deswegen ja meine Frage, wie es sich denn mit Ihrer Behauptung verhält, wenn Sie in Heideggers Schriften keinerlei Hinweis dafür finden, daß Philosophie hinreichend Weltanschauung ist. Dann müßten Sie selbst überlegen. Wenn Sie sich das nicht zutrauen, sollten Sie die Philosophie einfach vergessen. Es wird dann immer nur zu einer Ideologie reichen und das ist Denkmüll in Reinkultur.

Eher Denkmüll aus reiner Angstkultur :lachen:
 
Wie gesagt, ich hätte auch gern noch deutlichere Stellen bei Heidegger, aber bisher habe ich eben nur diese Stelle aus dem Band 27 der Gesamtausgabe gefunden, was immer besser als nichts ist. Und mir ist kein weiterer Philosoph bekannt, wo beides immerhin tendentiell gleichgesetzt ist...Nun wenn ich Aussagen mache , mache ich ja die nicht meist auf luftleerem Raum, auch wenn Sie vermutlich diesen Eindruck haben von mir, sondern kann die meist auch entsprechend vernünftig begründen, denn ich gehe ja meist auch recht rational und sachlich vor.
ehrlich gesagt kann ich nicht wirklich so richtig dein problem sehen ??
klar dass weltanschaung und philosophie eines menschen miteinander verknüpft sind und sich auch irgendwie gegenseitig wechselwirken - aber deswegen ist es nicht das gleiche - ergibt sich doch schon aus dem sprachversständnis:

So verstehe ich unter weltanschauung eines menschen das bild welches er auf grund der von ihm gesetzten perspektive und filter von der welt wahrnimmt - man sieht die welt wie man sie anschaut.... auf der wahrnehmungsebene

Mit seiner philosophie dagegen will der mensch sich und die welt wie er sie sieht ergründen, deuten und verstehen -
.. aber eben auf der verarbeitungs und verstandesebene
 
ehrlich gesagt kann ich nicht wirklich so richtig dein problem sehen ??
klar dass weltanschaung und philosophie eines menschen miteinander verknüpft sind und sich auch irgendwie gegenseitig wechselwirken - aber deswegen ist es nicht das gleiche - ergibt sich doch schon aus dem sprachversständnis:

So verstehe ich unter weltanschauung eines menschen das bild welches er auf grund der von ihm gesetzten perspektive und filter von der welt wahrnimmt - man sieht die welt wie man sie anschaut.... auf der wahrnehmungsebene

Mit seiner philosophie dagegen will der mensch sich und die welt wie er sie sieht ergründen, deuten und verstehen -
.. aber eben auf der verarbeitungs und verstandesebene

Nun es ging in dem bisherigen Disput ja darum, die Frage zu klären ob Philosophie und Weltanschauung zwei verschiedene Sachen sind, oder ob man beide auch einander annähern kann (also auch in bestimmten Fällen identisch sein können). Normalerweise ist es so, dass zwischen Philosophie und Weltanschauung unterschieden wird und beides nichts als das selbe gesehen werden. Du hattest aber hier mal einen Link gepostet , wo auch der Begriff "Weltanschauungsphilosophie" gefallen ist und dabei Denker wie Kierkegaard, Schopenhauer oder Nietzsche genannt werden. Die Rede von einer "Weltanschauungsphilosophie" finde ich insofern bemerkenswert, dass gewisse Philosophien von den Weltanschauungen ihrer Urheber nicht zu trennen sind. Gutes Beispiel dafür ist Schopenhauer. Der pessimistische Blick auf die Welt, also seine pessimistische Weltanschauung, hat zugleich auch zu einer pessimistischen Philosophie geführt (also pessimistische Weltanschauungsphilosophie; pessimistische Philosophie= pessimistische Weltanschauung, hier also die Wechselwirkung zwischen beiden).

Andersdenk hat sich ja dagegen ausgeprochen, dass Philosophie (notwendig und hinreichend ) Weltanschauung ist und dagegen habe ich halt Heideggers Position mal aufgezeigt mit Bezug auf diese Stelle, da man bei diesem in dem Fall eine tendentielle Gleichsetzung der beiden sehen kann.

Neben der Rede von der Weltanschauung fällt dann auch der Begriff des Weltbildes.

Ich verstehe Heidegger so an der zitierten Stelle, dass in der Haltung des Philosophierens auch die Weltanschauung zum Ausdruck kommt (und beides vermutlich nicht zu trennen ist)

(Heidegger : "Philosophie ist Weltanschauung als Haltung"> im Sinne seines philosophischen Ansatzes)

Kurz: Ich hatte eben Heidegger genannt, um gegen die übliche Auffassung die beides trennt, eine Art Gegenposition aufzuzeigen (und mir scheint das man diese Gegenposition aus den zitierten Stellen durchaus herauslesen kann oder?). Für Heidegger gibt es da ja einen "Zusammenhang" zwischen beiden, ich bin aber nicht ganz sicher wie er dieses Verhältnis genau verortet , sondern habe mich nur auf bestimmte Stellen bezogen.

Die Frage ist ja auch, ob man das Ganze auch für eine Philosophie des Bösen gebrauchen kann bzw. ob z.B. ein Verbrecher einer bestimmten Weltanschauungsphilosophie unterliegt , die man vielleicht "böse" nennen kann und sich das auch in seiner (bösen, menschenverachtenden) "Haltung" bemerkbar macht


So sehe ich den Zusammenhang zum roten Faden dieser Diskussion. Kann man das gedanklich nachvollziehen?
 
Ach ja? Sind Gegenbeispiele nunmehr ortsabhängig?

Sophistische Weisheiten sind natürlich und selbstverständlich ebenfalls Beispiele für Denkmüll, aber man könnte sich ja bei Gelegenheit überlegen, aus welchen Gründen die sich von den sophistischen Methoden distanzierenden Sophisten die Geschichtchen vom Geburtshelfer immer wieder so ausweglos enden lassen. Die Geschichtenschreiber waren ja nicht blöd.

Naja , ich würde schon sagen im den zeitgeschichtlichen Kontext ja, denn die antiken Griechen sind ortstechnisch gesehen dem Budda nicht begegnet bzw. konnten diesem nicht begegnen oder? Insofern gab es auch nicht die Möglichkeit, das sozusagen an dem Budda zu "testen".

"Hat er eben nicht, weil ich ein Gegenbeispiel dazu bin und zu seiner Zeit war es zweifelsfrei der Buddha S.G.!" (Ihr Zitat)

Ich denke Gorgias und Co. konnten diese Erfahrung nur an den "Landsleuten" in der Regel machen.
Ich denke es gab Fälle, wo diese Regel bestätigt worden ist und man genau diese Erfahrung gemacht hat, dass es so auch funktioniert (mit dem Lachen und dem Ernst usw.).

Was Platon anbetrifft, sei hier nochmal der Hinweis erlaubt, dass nicht alle Dialoge in sog. Aporien enden und das kann man auch gut zeigen, dass dem nicht immer so ist. Nur die frühen Dialoge enden meist aporetisch. Sokrates selbst hat sich ja bekanntlich als gedanklicher Geburtshelfer gesehen (er betreibt also geistige Maieutik) , da dies auch sein Vater/Mutter waren. Und ja in der Tat Platon schrieb gute Dialoge mit durchaus interessanten Geschichten, die aber nicht immer aporetisch enden. Wie Sie ja wissen, gilt er gemeinhin als "Klassiker" der Philosophie. Dass manche Dialoge aporetisch enden, sollte man nicht unbedingt diesem Philosoph zum Vorwurf machen, sondern ist der Sache selbst geschuldet in dem Fall. Und ja gewiss, Platon war sicherlich auch klug.




Deswegen ja meine Frage, wie es sich denn mit Ihrer Behauptung verhält, wenn Sie in Heideggers Schriften keinerlei Hinweis dafür finden, daß Philosophie hinreichend Weltanschauung ist. Dann müßten Sie selbst überlegen. Wenn Sie sich das nicht zutrauen, sollten Sie die Philosophie einfach vergessen. Es wird dann immer nur zu einer Ideologie reichen und das ist Denkmüll in Reinkultur.

Nun wenn ich nichts weiteres finde als die bisher bekannte Stelle, dann kann ich es nicht ändern. Aber besser wenig Material, als gar keins. Und das ist immerhin etwas. Und selbst wenn man sagen müsste, dass dies Heidegger nur tendentiell sagt (und nicht hinreichend), dass Philosophie Weltanschauung ist, dann ist dieses tendentiell wenigstens etwas Material mit dem gedanklich arbeiten kann oder? Ich sehe darin keinen wirklichen Widerspruch zu meinen Ausführungen. Ich schätze die Philosophie und das Denken und allein wegen solch eines Umstandes, sollte man nicht unbedingt vom Denken ablassen, was ich kurz gesagt für Blödsinn halten würde.

Ideologie selbst ist natürlich kritisch zu sehen (in ihrer Sprache: als "Denkmüll" zu betrachten) und Ideologie bringt auch oft nicht weiter. Aber Philosophie und Idelogoie sind zwei paar Schuhe...und Philosophie sollte eher nicht ideologisch sein, denn das bringt nichts in der Sache.
 
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Wer denn noch, außer Ihnen, sieht diese Gleichsetzung und mit welcher Begründung?


Ich lese Heidegger so bzw. verstehe ihn so in diese Richtung gehend..Also das Heidegger das (im Grunde) gleichsetzt> seine Begründung dafür findet man in dem Text, den ich nur ansatzweise hier zitiert habe und der auch eine Argumentation enthält diesbezüglich, die mit seinem philosophischen Ansatz verbunden ist..

Aber ich kann jetzt nicht Heideggers gesamte Argumentation hier aufzeigen, da dies zu lang sonst wird.
 
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