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Ist eine Philosophie des Bösen möglich?

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Ich halte insbesondere Marx eher für einen Hohepriester des "Bösen" ... Als Begründer des dialektischen Materialismus wusste er sehr wohl wie gut und böse als untrennbar dialektisches Polaritätspaar im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess zusammenhängen. Nach ihm entsteht das "böse" während der Negation eines gesellschaftlichen Paradigmas durch die abwehrenden Kräften der Reaktion welche sich dem gesellschaftlichen Wandel entgegenstemmt.


Kann man das nicht auch so sehen, dass Marx in Hinblick auf den Kapitalismus - als Ausbeutung der Menschen durch ökonomische Arbeitsprozesse- das Böse dann eher implizit gedacht hat? Denn diese Ausbeutung von Arbeitskraft kann man ja als negativ bzw. im Sinne einer "bösen" Ausbeutung des Menschen durch "geldgierige" Menschen (Kapitalisten) betrachten wie mir scheint (oder?). Der Kapitalismus wird ja nicht (nur) als "positives" Phänomen bei Marx gesehen , sondern eben auch kritisch betrachtet.

"Nach Marx ist der Mensch zunächst ein „Opfer“ seiner Bedürfnisse, und die Gesellschaft befindet sich in einer permanenten Auseinandersetzung mit der Natur, mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Dieser Kampf ist nur mit Hilfe einer bestimmten materiellen und wirtschaftlichen Basis möglich: der sogenannten Infrastruktur oder dem Unterbau."

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektischer_Materialismus

"Weiterhin wird dem Marxismus eine Verharmlosung des Bösen angelastet. Marx nehme den „Willen, den anderen Menschen sich untertan zu machen […] und damit den Grundwillen zum Bösen“ nicht zur Kenntnis. Ebenso ignoriere er die „Wirklichkeit der Schuld“.

Siehe Peter Ehlen: "Marxismus als Weltanschauung : d. weltanschaul.-philos. Leitgedanken bei Karl Marx" (1982)

Da gibt es auch übrigens ein Kapitel über Weltanschauung und Philosophie. Also der Zusammenhang zwischen der marxistischen Philosophie und dem Marxismus als Weltanschauung.

Im Kapitalismus (bzw. in einer kapitalistischen Gesellschaft) werden ja im Grunde Menschen untertan gemacht ( bzw. "ausgebeutet" als Arbeitskraft). Und das wird dann anscheinend als der "Grundwille zum Bösen" betrachtet und damit die Ausbeutung des Menschen, des Arbeiters (wegen des Geldes und der Ökonomie).

"Ethische Fragen spielen in Marx’ Denken nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das Ziel einer „menschlichen Gemeinschaft“ ist für ihn kein Postulat in einer unmenschlichen, kapitalistischen Gesellschaft, sondern eine Kraft, die in dieser enthalten ist und sich notwendig verwirklichen wird: „Der Glaube, und zwar der Glaube an den ‚heiligen Geist der Gemeinschaft’ ist das Letzte, was für die Durchführung des Kommunismus verlangt wird“.[49] Die Arbeiterklasse „hat keine Ideale zu verwirklichen; sie hat nur die Elemente der neuen Gesellschaft in Freiheit zu setzen, die sich bereits im Schoß der zusammenbrechenden Bourgeoisgesellschaft entwickelt haben“.

Die Kritik an Marx bzw. dem Marxismus ist also, dass er nicht explizit dabei auch vom "Bösen" spricht, was die ökonomischen Ausbeutung des Menschen/des Arbeiters anbetrifft (den "Grundwillen zum Bösen") durch Kapitalisten ...obwohl es eher implizit dort zu stecken scheint. Jedenfalls wird nach Ehlen das Böse hier verharmlost (im Marxismus).


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Marxistische_Philosophie

http://d-nb.info/820911690/04

PS: Man könnte diese Ausbeutung der Menschen auch das "ökonomisch Böse" nennen (die moralisch gesehen problematisch ist). Das wäre ein Vorschlag von meiner Seite dazu . Oder es auch als die "böse" , negative Seite des Geldes (der Geldgier) ansehen (Kapital/Kapitalismus)). Aber hoffentlich wird es jetzt nicht zu ideologisch (in der Debatte hier)....Aber Kapitalismuskritik ist natürlich auch sinnvoll. Ich bin jedenfalls kein Marxist oder ähnliches, finde aber interessant, das Böse anhand auch ökonomischer Prozesse mal zu denken. Das wäre mal ein andere, neue Perspektive. Hier also der Zusammenhang von Moral und Ökonomie bzw. die "dunkle /unmenschliche Seite" der Ökonomie, einer kapitalistischen Gesellschaft (oder?).

Marx hat eher implizit über das Böse nachgedacht (wenn er über das Kapital schreibt), ohne das ihm das wirklich bewusst war , wie mir scheint (denn laut Artikel kommen "ethische" Fragestellungen in seinem Denken nicht wirklich vor). Aber er war ja trotzdem "kapitalismuskritisch" und hat die Ökonomie kritisiert (Kritik der Ökonomie im Sinne der Ausbeutung von Menschen). Soweit ich jedenfalls Marx verstehe.
 
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Konkretere Belege habe ich dazu bei Heidegger eben bisher nicht gefunden, wenn man so will, aber das kann man ja niemanden auch vorwerfen oder?

Das mache ich Ihnen auch nicht zum Vorwurf. Ich halte Ihnen vor, daß Sie unbegründet Philosophie und Weltanschauung gleichsetzen.

Das ist zweifelsfrei dann möglich, wenn man zeigen kann, daß die Philosophie vollumfänglich Weltanschauung ist und umgekehrt die Weltanschauung vollumfänglich eine Philosophie, was sicher dann der Fall, wenn sich erweist, daß die Philosophie notwendig und hinreichend eine Weltanschauung ist.

Sie führen Heidegger als Kronzeugen an, aber der spricht (von Ihnen zitiert) nur davon, daß die Philosophie notwendig eine Weltanschauung ist, womit er wohl nicht irgend eine abstruse, sondern eine Weltanschauung als Haltung mein, ja welche denn? Ich darf annehmen, die des Philosophierens. Damit ist aber nicht gesagt, daß irgend eine lumpige Weltanschauung es mit der Philosophie aufnehmen könne.

Ist es nicht offensichtlich, dass es Heidegger auch so meint , wenn er sagt: "Philosophieren ist nicht eine Weltanschauung als Haltung unter anderen, sondern sie ist die Grund-haltung schlechthin. "

Dann argumentieren Sie bitte dafür! Hier geht es doch um den Austausch von Argumenten und nicht der Liebkoserei per Schmeicheleinheiten. Wenn Sie Honig um den Bart geschmiert haben wollen, dann bitte in der Rubrik »Unter uns«, da gibt es bei Bedarf von mir auch Honig mit Chilli.
"und damit hat er (Gorgias) auch recht".

Boah! Der Aristoteles hat es selbst gesagt! Was lernen wir daraus?

Immerhin hat kein geringener Philosoph als Aristoteles dies empfohlen.

Wird Denkmüll dadurch veredelt?
 
Nun man hat auch seine Überzeungungen, die sich dann im Sprachspiel mehr oder weniger zeigen...

Ja!
Lachen und ab und an Ernst-sein fördert das Sprachspiel zum positiven Spiel und ab und an Verrückt-sein zur wahren Freiheit.
Und die Wissenschaft dabei das Nachsehen...:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, es ist die Lösung aus der "Spirale der Rechthaberei".
Ach ja, tatsächlich?
Braucht die ("Spirale") denn nicht schon einmal eine beiderseitige ("Rechthaberei")?
Und, kann es überhaupt schlimmere "Rechthaberei" geben als Ignoranz, insbesondere bewusst(e,) vorsätzliche?
Und - könnte also eine solche ander(e)s sein als "böse"?

Kann "die Lösung" etwa nicht nur die sein, tatsächlich 'Recht' zu haben und - dies anerkannt zu bekommen?
Ja ja, rausgefunden werden muss das selbstverständlich! Und 'am besten' gemeinsam... Oder?
 
Es geht garnicht unbedingt ums Rechthaben.
Ach nein? Auch nicht, ob tatsächlich?
Es geht auch um Fairness, darum, dass man wegen seiner Sicht nicht als sonstwas hingestellt werden möchte.
Nun ja, es soll aber auch vorkommen, dass die "Sicht" (selbst) schon "hingestellt" hat. Und ein anderes "Möchten" dann 'ziemlich' "unfair" sein kann.
Schließlich gibt es Leute, die weitermachen, selbst wenn man ihre Sicht als gleichberechtigt anerkennt.
Wobei hier "gleichberechtigt" was genau heißen, bedeuten soll?
Aber denen geht es auch nicht wirklich um Austausch....
Jo', nur um "sonstwas" auch immer...
 
Na ja, immerhin können wir uns ja noch selbst anerkennen, obwohl es natürlich schöner ist, wenn wir auch von Anderen Anerkennung bekommen.
Mir selbst geht es eigentlich kaum ums Gemochtwerden, sondern vielmehr darum festzustellen, ob ich mit meiner Wahrnehmung richtig liege.
Aber wehe, es kommt dann einer daher, der wagt zu sagen, mit dem "Richtigliegen" wär's doch noch nicht so ganz weit her, ganz egal, ob begründet oder nicht, dann geht's aber auf einmal sowas von "ums Gemochtwerden" - nicht wahr?
 
Kann man das nicht auch so sehen, dass Marx in Hinblick auf den Kapitalismus - als Ausbeutung der Menschen durch ökonomische Arbeitsprozesse- das Böse dann eher implizit gedacht hat? Denn diese Ausbeutung von Arbeitskraft kann man ja als negativ bzw. im Sinne einer "bösen" Ausbeutung des Menschen durch "geldgierige" Menschen (Kapitalisten) betrachten wie mir scheint (oder?). Der Kapitalismus wird ja nicht (nur) als "positives" Phänomen bei Marx gesehen , sondern eben auch kritisch betrachtet.

"Nach Marx ist der Mensch zunächst ein „Opfer“ seiner Bedürfnisse, und die Gesellschaft befindet sich in einer permanenten Auseinandersetzung mit der Natur, mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Dieser Kampf ist nur mit Hilfe einer bestimmten materiellen und wirtschaftlichen Basis möglich: der sogenannten Infrastruktur oder dem Unterbau."

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektischer_Materialismus

"Weiterhin wird dem Marxismus eine Verharmlosung des Bösen angelastet. Marx nehme den „Willen, den anderen Menschen sich untertan zu machen […] und damit den Grundwillen zum Bösen“ nicht zur Kenntnis. Ebenso ignoriere er die „Wirklichkeit der Schuld“.

Siehe Peter Ehlen: "Marxismus als Weltanschauung : d. weltanschaul.-philos. Leitgedanken bei Karl Marx" (1982)

Da gibt es auch übrigens ein Kapitel über Weltanschauung und Philosophie. Also der Zusammenhang zwischen der marxistischen Philosophie und dem Marxismus als Weltanschauung.

Im Kapitalismus (bzw. in einer kapitalistischen Gesellschaft) werden ja im Grunde Menschen untertan gemacht ( bzw. "ausgebeutet" als Arbeitskraft). Und das wird dann anscheinend als der "Grundwille zum Bösen" betrachtet und damit die Ausbeutung des Menschen, des Arbeiters (wegen des Geldes und der Ökonomie).

"Ethische Fragen spielen in Marx’ Denken nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das Ziel einer „menschlichen Gemeinschaft“ ist für ihn kein Postulat in einer unmenschlichen, kapitalistischen Gesellschaft, sondern eine Kraft, die in dieser enthalten ist und sich notwendig verwirklichen wird: „Der Glaube, und zwar der Glaube an den ‚heiligen Geist der Gemeinschaft’ ist das Letzte, was für die Durchführung des Kommunismus verlangt wird“.[49] Die Arbeiterklasse „hat keine Ideale zu verwirklichen; sie hat nur die Elemente der neuen Gesellschaft in Freiheit zu setzen, die sich bereits im Schoß der zusammenbrechenden Bourgeoisgesellschaft entwickelt haben“.

Die Kritik an Marx bzw. dem Marxismus ist also, dass er nicht explizit dabei auch vom "Bösen" spricht, was die ökonomischen Ausbeutung des Menschen/des Arbeiters anbetrifft (den "Grundwillen zum Bösen") durch Kapitalisten ...obwohl es eher implizit dort zu stecken scheint. Jedenfalls wird nach Ehlen das Böse hier verharmlost (im Marxismus).


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Marxistische_Philosophie

http://d-nb.info/820911690/04

PS: Man könnte diese Ausbeutung der Menschen auch das "ökonomisch Böse" nennen (die moralisch gesehen problematisch ist). Das wäre ein Vorschlag von meiner Seite dazu . Oder es auch als die "böse" , negative Seite des Geldes (der Geldgier) ansehen (Kapital/Kapitalismus)). Aber hoffentlich wird es jetzt nicht zu ideologisch (in der Debatte hier)....Aber Kapitalismuskritik ist natürlich auch sinnvoll. Ich bin jedenfalls kein Marxist oder ähnliches, finde aber interessant, das Böse anhand auch ökonomischer Prozesse mal zu denken. Das wäre mal ein andere, neue Perspektive. Hier also der Zusammenhang von Moral und Ökonomie bzw. die "dunkle /unmenschliche Seite" der Ökonomie, einer kapitalistischen Gesellschaft (oder?).

Marx hat eher implizit über das Böse nachgedacht (wenn er über das Kapital schreibt), ohne das ihm das wirklich bewusst war , wie mir scheint (denn laut Artikel kommen "ethische" Fragestellungen in seinem Denken nicht wirklich vor). Aber er war ja trotzdem "kapitalismuskritisch" und hat die Ökonomie kritisiert (Kritik der Ökonomie im Sinne der Ausbeutung von Menzoerteschen). Soweit ich jedenfalls Marx verstehe.
Vertieft habe ich mich mit Marx und das Böse noch nicht auseinandergesetzt - mit Marxismus selbst dagegen sehr. Ich gehe mal davon aus das für Marx das Böse eine moralische Instanz war von welcher er sich eigentlich immer istanzierte und welche in seinem Denken keinerlei Platz hatte. So kannte er auch keine bösen oder unmoralisch handelnde Kapitalisten sondern lediglich unvereinbaren historischen Widerspruch in ihren Interessen. Am Kapitalismus appelliert man nicht sondern man beseitigt ihn als überholten gesellschaftlichen anachronismus. Alle gesellschaftlichen wie persönlichen Phänomene sind Ausdruck des kausaldialektischen Entwicklungsprozesse und resultieren aus dortigen "widersprüchen"
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja!
Lachen und ab und an Ernst-sein fördert das Sprachspiel zum positiven Spiel ab und an Verrückt-sein zur wahren Freiheit.
Und die Wissenschaft dabei das Nachsehen...:D
Nicht das ich deine Aussage hier als falsch empfinde - im Gegenteil ich teile sie sehr und und spiele auch selbst gerne. Allerdings sollte man auch darauf achten dass die umgangssprachlich Deutung von Spiel nicht das gleiche bedeutet wie die philosophische von welcher bei Wittgenstein die Rede ist...
 
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