Das beantwortet meine Frage nicht.
"Aber die sokratischen Dialoge seiner Kunstfigur 'Sokrates' führen doch schnurstracks in die Aporie. Trauen Sie sich zu, die sokratischen Dialoge besser führen zu können?" (Ihr Zitat)
"Nein , nicht alle sokratischen Dialoge Platons sind so. Bei den früheren Dialogen ist das oft so am Ende" (Mein Zitat)
Noch ein Nachtrag:
Wenn Sie meinen, dass ich sokratische Dialoge mit Ihnen führe (was ich ja nicht weiß, ob Sie diese Meinung haben oder nicht), kann ich das so ad hoc nicht sagen. Denn ich weiß jetzt nicht wirklich , ob ich einen dialektischen Disput mit Ihnen führe, im Sinne einer sokratisch-platonischen Dialektik, von der Nietzsche nicht viel gehalten hat.
Daher sei er hier nochmal zitiert (Götzendämmerung, Das Problem des Sokrates, Aphorismus 7 und 8):
"Ist die
Ironie des Sokrates ein Ausdruck von Revolte? von Pöbel -Ressentiment? geniesst er als Unterdrückter seine eigene Ferocität in den Messerstichen des Syllogismus?
rächt er sich an den Vornehmen , die er fasciniert?
Man hat als
Dialektiker, ein
schonungsloses Werkzeug in der Hand, man kann mit ihm den
Tyrannen machen ;
man stellt bloss , indem man siegt.
Der Dialektiker überlässt seinen Gegner den Nachweis, kein Idiot zu sein; er macht wütend, er macht zugleich hilflos.
Der Dialektiker depotenziert den Intellekt seines Gegners. Wie ist
Dialektik nur
eine Form der Rache bei Sokrates?
Ich habe zu verstehen gegeben, womit Sokrates abstoßen konnte: es bleibt um so mehr zu erklären, dass er
faszinierte. Dass er eine neue Art
Agon entdeckte, er der
erste Fechtmeister davon für die vornehmen Kreise Athens war, ist das Eine. Er faszinierte , indem er an den
agonalen Trieb der Hellenen rührte, er brachte
einen Variante in den Ringkampf zwischen jungen Männern und Jünglingen. (...) "
Hier bei Nietzsche wird der sokratische Dialog bzw. die platonisch- sokratische Dialektik relativ
drastisch beschrieben. Würde ich also sokratische Dialoge betreiben , müsste ich ein Dialektiker sein wie hier drastisch beschrieben (z.B: "Man hat als
Dialektiker, ein
schonungsloses Werkzeug in der Hand, man kann mit ihm den
Tyrannen machen ;
man stellt bloss , indem man siegt.
Der Dialektiker überlässt seinen Gegner den Nachweis, kein Idiot zu sein")
Ich sehe mich aber nicht unbedingt als Dialektiker im sokratisch -platonischen Stil. Daher kann ich nicht sagen, ob ich die sokratischen Dialoge bzw. die sokratische Dialektik (noch) besser führen kann. Was meinen Sie übrigens mit "besser" führen können in dieser Hinsicht?
Wie gesagt ich lese Platon gern, würde mich aber nicht unbedingt als "
schonungsloser" Dialektiker im Sinne eines Sokrates sehen, der seinem (intelektuellen) Gegner den Nachweis überlässt , "
kein Idiot zu sein". Ich habe jedenfalls nicht diesen Eindruck bei meiner Gesprächsführung hier mit anderen... (oder?).
PS: Zudem wird der sokratische Dialog z.B. negativ hier von Nietzsche beschrieben und gar als Form von "Rache" bei Sokrates gedeutet...Also nicht unbedingt nachahmenswert oder?
Der sokratische Dialog bzw. die sokratische Dialektik kann sogar aus Nietzsches Sicht als eine
Form des Bösen gesehen werden , denn man kann damit zum (
dialektischen) "Tyrannen" sogar werden , der sich damit sogar "rächt" mit den "
Messerstichen des Syllogismus".. Ein interessanter Aspekt in Hinblick auf die Dialektik, nicht wahr? Man könnte sogar soweit gehen, die
(sokratisch-platonische) Dialektik zu einer Philosophie des Bösen hinzuzählen, denn mit dieser könnte man auch wunderbar seinen "Gegner" tyrannisieren als Dialetiker..indem man ihn bloss stellt.. Das wäre sozusagen die
Bösartigkeit des Dialektikers bzw. des dialektischen Philosophen (oder mit ihren Worten: des dialektischen "Schwätzers) um mit Nietzsche zu sprechen.
Ein neuer Aspekt, den man gern weiter diskutieren könnte für diesen Thread hier. Denn über Dialektik und eine Philosophie des Bösen wurde bisher hier nicht gesprochen , wie mir scheint.
Also:
Die (sokratische) Dialektik zu gehörig zu einer Philosophie des Bösen? Was meinen Sie? Da wäre ich mal gespannt auf Ihre Meinung dazu (und diese
neue Fragestellung finde ich natürlich auch spannend). Aber man muss hier natürlich nicht mit Nietzsches Sichtweise auf den sokratischen Dialog bzw. auf die sokratische Dialektik konform gehen.