Das klingt ja jetzt fast so, als hätte man alle Frauen, die in einem Pflegeberuf oder in einem sonstigen harten Beruf arbeiten, dorthin geprügelt.
Das muss man gar nicht, denn Frauen lassen sich leichter in solche Berufe hineinmanipulieren durch den Aspekt dass sie einen wesentlich sinnstiftenden Beitrag für die Gesellschaft leisten.
Ich kenne in meinem Umfeld 5 Personen die entweder in den Pflegebereich gewechselt sind, weil sie mit ihren bisherigen Berufen auf dem Arbeitsmarkt nicht erfolgreich waren (3 davon Akademiker), oder jene die von der Selbständigkeit ins Angestelltenverhältnis wechselten. Alle waren zuvor beim Arbeitsmarktservice und ihnen wurde die Ausbildung für den Pflegebereich angeboten, da kam niemand von ihnen auf die Idee freiwillig sich für diesen Beruf zu entscheiden. Und seien wir uns ehrlich -- niemand hat besonders viel Lust und Freude Körperhygiene beim anderen zu betreiben. Wenn mir jemand sagt, er wischt einem 80 Jährigen gerne den Popo ab, dem glaube ich nicht. Du etwa?
Vor 20 Jahren war dieses Berufsfeld ja noch halbwegs erträglich im Vergleich zu heute, wo ja die meisten entweder krankheitsbedingt kündigen müssen oder sich erneut umschulen lassen, weil die Arbeitsbedingungen allein schon aus organisatorischen Gründen katastrophal sind.
Das Gegenteil ist aber der Fall. Alle, die diesen Beruf ausüben oder sich dafür ausbilden lassen, haben sich - meiner Erfahrung nach - freiwillig dafür entschieden. Niemand hat sie dazu gezwungen. Das war ihre freie Entscheidung. Die langen Arbeitsstunden und die körperliche Arbeit, die damit einhergeht, akzeptieren sie einfach. Beides gehört dazu.
Alle Frauen, die solche Jobs ausüben, üben sie zu einem großen Teil gerne aus. Sie hätten es sich auch einfacher machen können.
Heute sucht man in Österreich "händeringend" nach Pflegepersonal, weil sich seit längerem herumspricht, wie anstrengend dieser Job ist und man ihn nicht länger als 10 Jahre ausüben kann, ohne nicht selbst später zum Pflegefall zu werden. In meinem Bekanntenkreis gibt es eine Person, die hat sich bereits 2 mal operieren müssen, weil ihre Arme komplett abgenutzt sind. Da geht man dann in die wohlverdiente Pension und braucht in ein paar Jahren selbst bald einen Betreuer. Ist das klug? Nein.
Die Menschen, und allen voran die Frauen, glauben aus einem Pflichtgefühl heraus, dass sie einen Job möglichst lang durchziehen müssen, obwohl dieser sie fast ans Ende bringt. Das zählt für mich zu einem selbstdestruktiven Verhalten, auch wenn es unter dem Aspekt der Aufopferung geschieht, es ist destruktiv.
Von einem sozialen Pflichtgefühl würde ich eher sprechen, wenn eine Frau einen Angehörigen ohne Bezahlung zu Hause pflegt.
Ja es gibt in Österreich die Wahl ob man jemanden einstellt, oder selbst pflegt. Soviel ich weiß erhält man sogar Pflegegeld als Pflegeleistender.
In egal welchen Fall hat man die Pflicht etwas zu unternehmen, sobald eine andere Person ihr Leben nicht mehr ohne fremde Hilfe führen kann. Hier geht es aber nicht um ein PflichtGEFÜHL sondern um eine rechtliche Verpflichtung -- wenn man dieser nicht nachkommt, so handelt es sich um unterlassene Hilfeleistung und es wird gerichtlich gestraft.
Einem Pflichtgefühl kommt eher eine Hausfrau nach, die nicht berufstätig ist. Wenn der Mann von der Arbeit nachhause kommt, steht das Essen auf dem Tisch und die Wohnung ist aufgeräumt. Wenn beide das so vereinbart haben mag es ja okay sein, aber auch hier leistet die Frau eigentlich unbezahlte Arbeit. Das blöde ist für sie wenn es zur Scheidung kommt -- dann steht sie meist mittelos da. Gerade Frauen die jahrelang noch zusätzlich für die Kinderbetreuung zuständig waren, trifft es hart - sie leben dann meist von einer Mindestpension, weil sie jahrelang nichts bis kaum etwas in die Pensionskasse eingezahlt haben.
Vielen Frauen gefallen eben Berufe, bei denen man Menschen helfen kann - oder generell soziale Berufe.
Das stimmt, wenngleich sie die psychische Belastung und die Unterbezahlung solcher Berufe nicht einkalkulieren.
(ich weiß, vieles davon passt jetzt nicht zum Thema, aber ein kleiner Exkurs aus holistischen Gründen schadet ja auch nicht)