AW: Hannah Arendt
Sagte ich doch.
Aber, Miriam, wir dürfen nicht zu strenge sein!
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Mit Vergnügen.
Bevor man ihre Gedanken für sich dreist vereinnahmt - könnte man sich über die korrekte Schreibweise ihres Namens erkundigen; zumal es hier im Forum durchaus zutreffende Angebote gab, liebe Angelika.
(Das war der erste konkret und korrekt diagnostizierbare Fehler.)
Der zweite, Angelika, ist Deine Annahme, daß Hannah Arendt Ambitionen jenseits der von ihr so genannten "politischen Theorie" gepflegt hätte; wenn dem so gewesen wäre, bleibt zu fragen, warum sie nicht letztlich in die Politik ging?
Die Philosophen, an denen Arendt sich gedanklich abgearbeitet hat - Jaspers und Heidegger vor allem - mag man kaum "ihre Feinde" nennen, Heidegger wog wohl schwerer. Kein Wunder: bietet doch Jaspers wenn keine Letztbegründung, dann doch ein rational immerhin nachvollziehbares Bild menschlichen Zusammenlebens. "Das Leben" aber, was das überhaupt "sei" - das war eher von Heidegger zu erfahren.
Der dritte Fehler geschieht, liebe Angelika, wenn man Arendt als eigenständige Denkerin nimmt und ihre Selbständigkeit oder Originalität behaupten will. Im Gegenteil müßte man sagen, daß Arendts Denken ein frühes Beispiel für die Möglichkeit (eher für die Vision) von vernetztem, synthetischem Denken bietet.
Zum dritten:
Da musst Du vielleicht noch mal den Anfang vom Thread lesen, es geht nunmehr darum,
... dass Hannah Arendt in letzter Zeit mehr und mehr aus dem Schatten Heideggers und Jaspers’ heraustritt und als eigenständige Denkerin wahrgenommen wird.
...
Du kannst mir sagen, dass es auf dieser Welt irgendwas gibt, das nicht vernetzt ist, und es mir beweisen. Das wäre nett, also wenn es um das Vernetzen geht, halte ich es für die durchaus wirkungsvollste Methode, sich der Wirklichkeit oder dem Leben selbst und dem Erkennen des Wesens des Lebens und seiner Gesetzmäßigkeiten anzunähern.
Ich mein ja nur. (Dialog ist die wirkungsvollste Weise auf Weltfrieden hinzuarbeiten, was die praktische Umsetzung (Vernetzung) herrschender Gesetzmäßigkeiten bedeutet. Der noch so theoretische Dialog ist die Sinnfindung, der Sinn liegt darin sich irgendwann einig zu werden.) Ohne Dialog und entsprechende Vernetzung, wie sie auch unsere Dame anwendet, wird es evtl. gar keine Weltfrieden geben….Soviel zum Thema Eigenständigkeit und trotzdem vernetzt zu sein. Bitte bei mir im Thema Itai Doshin ansehen. Habe ich oben mal angesprochen. Du machst einen Fehler wenn Du Individualität und eins sein ausschließt. Man kann das nennen: Eins und doch nicht eins. Es ist jedenfalls nicht alles so easy erklärbar (Unsichtbar) wie wir es gerne hätten (Sichtbar)
Des Weiteren habe ich mit meinem obigen Verweis auf:
http://hannaharendt.net/index/zurzeit.html folgendes Zitat gelesen:
…
"Wenn wir von Verantwortung sprechen: Wie können Sie sich die Wiederbelebung von Arendts Beziehung zum Philosophen Martin Heidegger, letztlich auch ein Opportunist während der Nazizeit, nach dem Krieg erklären, nachdem die Gräueltaten der Nazis doch bekannt geworden waren?
Ich habe schlicht keine Erklärung dafür. Ihre frühe Beziehung zu ihm, als sie seine Studentin war, war eine banale Geschichte, wie sie immer wieder vorkommt. Das war ja in den zwanziger Jahren, bevor der Nationalsozialismus zu dem wurde, was er war. Als Heidegger damit begann, jüdische Doktoranden zu diskriminieren, sandte sie ihm einen wütenden Brief und hörte auf, ihn zu treffen. Nach dem Krieg kümmerte sie sich um die Übersetzung seiner Schriften, besuchte ihn in Deutschland. Es tut mir Leid, das kann ich nicht erklären. " …Zitat Ende
Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt und denke wohl zu verstehen, was der Grund für die nochmalige Zuwendung bedeutet. Es handelt sich um die praktische Seite des Lebens.
1. Sich den Meinungen anderer zu öffnen, auch wenn sie nicht den eigenen Überzeugungen entsprechen, ist ein bereits erwähnter Grundsatz, der nur einem praktisch orientierten Menschen, dem am (praktischen) Erreichen von Zielen gelegen ist.
2. Das nicht greifbare hier "Unsichtbares" genannt, sinnvoll vermittelbar zu machen nicht durch leere Worthülsen, die ja nur Wiedergaben des eigentlichen Sinns (Sache) ist, sondern durch Metaphern die Tiefe des zu Begreifenden auszudrücken. Dies geschieht in der Philosophie durch die Begriffsschöpfung.
“Was Denken und Dichten verbindet, ist die Metapher. In der Philosophie nennt man Begriff, was in der Dichtung Metapher heißt. Das Denken schöpft aus dem Sichtbaren seine >Begriffe< , um das Unsichtbare zu bezeichnen.”
Um welches Unsichtbare meinst du mag es sich wohl allgemein handeln.
Ich meine jedenfalls um das Praktische. Wieso jemand für Dich in die Politik gehen soll, wenn er/sie sich in der Philosophie so lebendig fühlt wie nie, verstehe ich nicht, es mag ja sein, dass sie diese Überlegungen gemacht hat, aber die Aufgabe der Erweiterung des menschlichen Geistes, der der materiellen Entwicklung bisher nicht so recht nachgekommen ist, denke ich, ist keine rein theoretische Aufgabe. Damit kann man die Welt verändern. Vielleicht mehr als damit ein bisschen Politiker sein.
Das mag beim theoretischen Studium der Arendt unsichtbar geblieben sein, wie kann man aber jemandem seine Theorie verstehen, wenn man ihn nicht kennt. Drum kommt es doch darauf an zu sehen, wie ein Mensch handelt! Daran kann man doch erst sehen ob ein Mensch ein Theoretiker ist, (wie z.B. Freud, der selbst kaum etwas umgesetzt hat wovon er geredet hat!) oder ein Praktiker - der mehr lebt als er theoretisiert. Es mag ja sein, dass sie ordentlich viel Spaß am synthetischen Denken gehabt hat, das heißt aber nicht dass das einem Theoretiker möglich sein würde. Jedenfalls nicht wenn kein Sch... rauskommen soll, der dann einer Prüfung nicht standhält. Jemand, der nicht viel versteht von dem was er redet, (es nicht lebt) kann auch im Synthetisieren nicht viel Erfolg haben, denke ich.
Es gibt 2 Arten des Lernens = Die Theorie wird im Praktischen erfahren und bewiesen
oder die Erfahrung wird im theoretischen bewiesen. Das synthetische Denken ist eine Kunst, das eingeschränkte Denkvermögen zu strukturieren, zu erweitern und dessen Unbegrenztheit zu erfahren.
Am Beispiel Unendlichkeit: Erst muss ich die Unendlichkeit erleben, sie muss mein Denken berühren, um sie in eine Worthülse zu packen. Dann ist die Unendlichkeit endlich ein Begriff.
Poetisch gesagt: Von weiter Ferne sei sie theoretisch, doch finden kann ich sie nur nahe.
Methapher (ohne wie)
(der eigentliche Sinn ist das Wesen des Lebens zu erkennen und entsprechende Schlüsse umzusetzen Das nenne ich „praktisch“.)
Im Übrigen sollte man seit Simone de Beauvoir überlegen, ob sich ein Bild von etwas machen (wir machen uns bei jedem Wort ein Bild (sagt sie ja: Begriff um das unsichtbare sichtbar zu machen… - das was man Denkt (in Bildern) ist das was man kennt…) nicht wesentlich von dem unterscheidet was letztlich der Weisheit letzter Schluss wäre, das ist es eben nicht - und das Leben in eine Form verpacken zu wollen, (sicher kann man sich ein Bild davon machen oder der Realität annähern in Bildern, was auch sehr wünschenswert und lobenswert ist), heißt, das Leben nicht zu verstehen (Schiwago v. Pasternak). Letztlich geht es beim Verstehen des Lebens um die Praxis. Wie das Vor der Geburt, die Geburt alles zwischendrin und der Tod, das nach dem Tod und so weiter. Man muss es leben. Jemanden der das alles durchwegs versteht, nenne ich z. B. keinen Theoretiker. Eher hat so ein Mensch aus dem Interesse der Entfaltung heraus sich selbst erkannt. Was ist daran dann ein Theoretiker. Ok. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Aber diese Diskussion führe ich umsonst, ich bin dieser Meinung und ich kenne das - das denken andere nicht. Wenn ein Idealist alles erreicht, was ein anderer nicht erreicht, dann ist er immer noch für alle ein Theoretiker. Na ja, verkehrte Welt. Ist schon gut.
Trotz der unerklärbaren Verschiedenheit der Menschen geht es ihr um das Erreichen der Ziele
Annäherung an das Denken Anderer, ein unverzichtbarer Bestandteil des Handelns aller Großen Vorbilder, die ihre Weisheit durch ihr Verhalten zum Ausdruck gebracht haben. (Aktiv! Praktisch! Umsetzung dessen was ich gelernt habe, keine Theorie. Wie soll die Rückkehr zum menschenverachtenden Heidegger sonst erklärbar werden??? Der Unterscheid liegt immer darin wie ein Mensch lebt. Oder nicht? Nicht in dem was er redet.
H. hat verachtend gehandelt. Das war nicht allein ausschlaggebend für sie weil sie ein praktischer Mensch sein muss. Ich werde mal kucken ob ich Dir das noch ein andermal erklären kann.
Gute Nacht.