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Hannah Arendt

AW: Hannah Arendt

Ach so, ja - von wegen schmeichelhaft:
Ich kann mir nicht vorstellen,
dass es besonders schmeichelnd streichelt,
Illusionen angenagelt zu kriegen,
bei denen sonnenklar ist,
was sie nach sich ziehen.

:winken3:

Wenn´s denn dem gekürten Helden sonnenklar wäre ... (Guttenberg z.B.)

Grüße! :winken3:
 
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AW: Hannah Arendt

Diese Anfrage hier ist ein guter Anlass diesen Thread noch einmal hervor zu holen, und an zu sehen, welche Goldgrube hier uns oktoberwind gezeigt hat.
Erfreulich, dass Hannah Arendt in letzter Zeit mehr und mehr aus dem Schatten Heideggers und Jaspers’ heraustritt und als eigenständige Denkerin wahrgenommen wird.

“Zum Denken gehört die Gelassenheit, und vom Willen aus gesehen muß der Denkende scheinbar paradox sagen: Ich will das Nicht-Wollen; denn nur durch dieses hindurch, nur wenn wir uns des Willens entwöhnen, können wir uns auf das gesuchte Wesen des Denkens, das nicht ein Wollen ist, einlassen.”
Also ist die Bedingung des Denkens Ruhe und Frieden und wo wird dieser Zustand gesucht und gefunden?

“Das denkende Ich ist alterslose, es ist der Fluch und der Segen der Denker, sofern sie nur im Denken wirklich sind, daß sie alt werden, ohne zu altern.”
Alterslos kann es nur sein, wenn die Quelle und Urerfahrung durch und mit dem Körper einbezogen und integriert wird.

Aus Ihrem “Denktagebuch”:
“Ohnmacht ist die Grunderfahrung des Einsamen...
...In Wahrheit hat der Einzelne nicht nur keine Macht, er kann sich als Einsamer nicht einmal erfahren. Versucht er seine Stärke auszuprobieren, so wird er stets nur seine Ohnmacht erfahren.”
Ja und wie viele, heute alt gewordene, Säuglinge gibt es noch, die mit mir das gleiche Schicksal erlitten haben und eben in den ersten Wochen des Lebens, aus den unterschiedlichsten Gründen,allein gelassen worden sind. Die vitalsten von ihnen spucken heute noch vor Wut über diese Ungerechtigkeit, gegen jede unerreichbare Autorität, die ihnen so früh angetan wurde, da es ihnen nicht möglich ist sich zu erinnern um diese frühe Wunde auszuheilen. So können wir nicht leben.
Ein Hölderlin-Zitat dazwischen:
Denn der hat viel gewonnen, der das Leben verstehen kann ohne zu trauern.”
Ja und Hölderlin starb sehr früh und so wie mir bekannt ist an TBC einer Krankheit die eindeutig auf Unterdrückung hinweist.
Da lobe ich mir das Evangelium, welches davon spricht: "Selig sind die Trauernden."
2. Trauernde

Tubwêhûn lauwile d'hinnon nethbajun (aramäisch)

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden (Lutherbibel)

Gesegnet sind jene, deren Gefühle aufgewühlt sind;
sie werden innen durch Liebe vereint werden.

Gesund sind die Schwachen und Überanstrengten;
sie werden ihren inneren Kraftfluß wiederfinden.

Geheilt sind die, die um ihre unerfüllten Wünsche weinen;
sie werden das Gesicht der Erfüllung in einer neuen Form erblicken.

In Übereinstimmung mit dem All-Einen sind die Trauernden;
sie werden getröstet werden.

Im Einklang mit der Quelle sind jene, die sich vom Leben verwirrt fühlen;
sie werden aus ihrem Umherirren zurückgeführt werden.


(aus Neil Douglas-Klotz Das Vaterunser)
“Was Denken und Dichten verbindet, ist die Metapher. In der Philosophie nennt man Begriff, was in der Dichtung Metapher heisst. Das Denken schöpft aus dem Sichtbaren seine >Begriffe< , um das Unsichtbare zu bezeichnen.”
Ich gehe mal davon aus, dass hier die Begriffe Beobachtung, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit noch nicht in das Denken mit einbezogen worden sind.
Immer wieder den Stein des Anstoßes aufnehmen, betrachten und eben zu einem neuen Anstoß verwenden.
“Alles existiert für das Denken, wofür die Sprache ein Wort hat. Wofür die Sprache kein Wort hat, fällt aus dem Denken heraus.”
Oder wo eben strenge Tabus vorherrschen. Da darf es kein Wort geben. Da beginnt eben das Fühlen und damit der notwendige Kontakt zu dem eigenen Urgrund und die Wechselwirkung mit der realen Gegenwart und der äußeren Welt.
“Die Sache des Denkens: das Abwesende in Anwesendes zu verwandeln.”
Ja und das Unmögliche für wahr zu halten.
“Ohne Denken gibt es keine Gegenwart. Und ohne Gegenwart gibt es weder Vergangenheit noch Zukunft, die sich als solche nur im denkenden Erinnern und Erwarten konstruieren.”
Das ist mir zu einseitig auf das Denken bezogen. Das dann eben die erfüllte Gegenwart verpasst in der nur allein neue Impulse empfangen und gegeben werden.
“Ich kann mich nur erinnern an das, dem ich im Denken nachgegangen bin; woran ich mich nicht erinnern kann, ist für mich nicht.”
Und ich kann aus den Schrecken meiner Vergangenheit heute hier und jetzt einen besseren Augenblick zu gestalten.

“Auf das Leben bezogen, zeichnet das Denken die Bedingungen vor, unter denen ich das Leben dem Tod vorziehe.”
Ich auch, denn ich habe schon entdeckt, dass ich mich zu Tode denken kann.
:liebe:
rg​
 
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