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Haiku

AW: Haiku

Nun sollte ich auch, wie versprochen, etwas zu deinem ersten Haiku sagen – lieber Pispezi, aber ich denke, dass ich auch Einiges noch zu meiner Sicht über diese schöne Gedichtsform allgemein sagen werde. Letzteres, weil ich mir auch als Threaderöffnerin diese Freiheit nehme.

Doch zuerst meine Antwort an dich, Pispezi. Die Idee, der Grundgedanke deines Gedichtes ist so schön, dass es nur eine winzig kleine Anstrengung kosten würde, daraus einen fast echten Haiku zu machen. Warum ich fast sage, das werde ich noch erklären.
Und der Sinn dieser dichterischen Form ist unter anderem auch, eine gewisse Disziplinierung der Gedanken.
Mir persönlich scheint es, dass das für uns alle sehr sinnvoll ist. Ich erlaube mir nun, als eigentlich nicht im deutschen Sprachraum aufgewachsene, doch zu sagen, dass man sehr unpräzise, sehr schlampig sich im Allgemeinen ausdrückt.
Das scheint mir bedenklich, denn die Form in der wir uns ausdrücken, beeinflusst natürlich auch die Inhalte.

Nun aber konkret zu deinen sehr schönen Gedanken, Pispezi. Die alten Gepflogenheiten dieses Threads wieder aufnehmend, habe ich mir erlaubt daraus einen Haiku, nach seinen Grundregeln zu basteln, nimm es mir bitte nicht übel:

Der Sternenhimmel
Genau so unverständlich
Wie mir mein Geist scheint.

Firstday sagte eben, dass in der Kürze die Würze liegen würde. Stimmt. Aber doch, wenn es um das Haiku geht, einige Regeln respektierend, die zu erklären ich mich bemüht habe zum Anfang des Threads:

https://www.denkforum.at/forum/showpost.php?p=57652&postcount=1

Lieber Pispezi, du schriebst in deinem Beitrag #244: „Bitte Bewertung“ – und die Bitte war an mich gerichtet. Nun, wenn man mich so etwas bitte, riskiert man immer, dass ich es auch tue.
Doch noch einmal: der Inhalt deiner Verse hat mich so sehr angesprochen, dass ich es nicht lassen konnte daraus einen fast echten Haiku zu machen. Fast – da doch die eine Grundregel nicht ganz eingehalten wird: die des einmaligen Naturereignisses. Wobei die andere Regel für mich persönlich viel mehr zählt: die des Naturgegenstandes. Und die ist ja hier präsent: der Sternenhimmel.

Nochmals: dies sind keine zwingenden Regeln, wer es anders halten möchte, tut es natürlich. Aber ich finde, dass es viel mehr bringt, wenn man versucht einen gewissen Gedanken im Haiku, nach dessen Regeln auszudrücken.

Liebe Grüße

Miriam
 
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Ich versuch auch mal ein haiku :blume1: doch ohne silbenzählen ;)

Schneeflocken in Frühling
weiß auf grün bei Kälte
keine Knospen am Baum


mein erstes...deswegen nicht so schön.
liebe sisyphos,
mir gefällt dein gedicht...sodass ich es als grundanregung ein wenig umformulieren wollte:

schneeflocken im frühling
weiß auf grün
hält knospen klein


ich hoffe, du verzeihst meinen kunstraub...;)

pispezi schrieb:
Der Sternenhimmel
und mein Geist
beide unendlich unverständlich
lieber pispezi
auch dein haiku finde ich sehr schön...vor allem inhaltlich.
mit folgender kleinen umformulierung würde es für mich auch stilistisch gut rüberkommen:

der sternenhimmel
und mein geist
unendlich unverständlich beide


liebe grüße an euch und an alle anderen, die hier so schöne kurzgedanken zum innehalten hereinstellen.
kathi :blume1:

leise flockt es vom himmel
narzissen und krokus
schlafen ein
 
AW: Haiku

In meinem Beitrag von zuvor in dem ich Pispezi auf seiner Bitte antwortete aber auch Allgemeines zum Haiku noch erwähnte, wollte ich eigentlich ein Haiku noch zitieren welches mir besonders gefallen hat, sowohl inhaltlich als auch in seiner Form:

Zähl nicht die Blüten!
Ihr Dasein ist zu flüchtig,
doch unbezählbar :)

Eine kleine, sehr persönliche Philosophie, über die man lange nachdenken kann. Und die alle Regeln dieser Gedichtsform dabei einhält.

 
AW: Haiku


Lieber Pispezi, du schriebst in deinem Beitrag #244: „Bitte Bewertung“ – und die Bitte war an mich gerichtet. Nun, wenn man mich so etwas bitte, riskiert man immer, dass ich es auch tue.
Doch noch einmal: der Inhalt deiner Verse hat mich so sehr angesprochen, dass ich es nicht lassen konnte daraus einen fast echten Haiku zu machen. Fast – da doch die eine Grundregel nicht ganz eingehalten wird: die des einmaligen Naturereignisses. Wobei die andere Regel für mich persönlich viel mehr zählt: die des Naturgegenstandes. Und die ist ja hier präsent: der Sternenhimmel.

Nochmals: dies sind keine zwingenden Regeln, wer es anders halten möchte, tut es natürlich. Aber ich finde, dass es viel mehr bringt, wenn man versucht einen gewissen Gedanken im Haiku, nach dessen Regeln auszudrücken.

Liebe Grüße

Miriam

Liebe Miriam, natürlich, wenn ich um eine Bewertung bitte, dann will ich wirklich eine - das ist schon klar.
Ich habe nämlich beim Lesen des Regelwerks für Haikus zeitweise mal geglaubt, es verstanden zu haben, fand dann aber immer wieder Beispiele für Abweichungen vor.
Jetzt schreibst Du, ja etwas Abweichung geht schon - abaa nich so viel! :)
Also wie scheint es Dir sinnvoll, dass wir uns im "Haiku-Raum" bewegen? Denn Du hast ja Recht: Wenn man willkürlich alles darf, ist es reizlos, sind die Regeln zu streng, kann man zu wenig kreativ sein. Etwa so:

Das Leben mutiert
Schnell zerstört von Übermaß
Auch Starre ist Tod

Was meinen Erstling betrifft, hast Du ihn in das klassische Silbenschema gebracht, ihn aber auch inhaltlich verändert. Letzeres würde ich selbst nicht gerne so lassen. Deshalb: Welchen Grund hast Du für Deine Hinzufügung "...wie mir mein Geist scheint"?
Ich habe nämlich tatsächlich gemeint, das er unverständlich (bzw. unverstehbar) ist.

Ich will nicht rumfeilschen, nur verstehen, was Du mit dieser Änderung sozusagen "Haiku-mäßiger" machen wolltest.

Danke noch einmal, Liebe Grüße,

pispezi :zauberer2
 
AW: Haiku

Hallo, alle miteinander,

ich habe mich nochmals, sehr respektvoll, mit dem Haiku beschäftigt.
Beim Silbenzählen wird man wieder zum Kind, und ich glaube fast, dass ich zu dumm dafür bin!
Nochmals ein Versuch:


Marillenblüte,
Einsamkeit - gegen den Wind;
eiskalt - vergebens.


cl04aprikosenposter5d0dam6.png


Bis bald, Grüße von FirstDay
 
AW: Haiku

Lieber Pispezi,

das bedeutet in der Tat, dass ich eine wichtige Nuance in deinem Haiku missverstanden habe - tut mir sehr Leid. Eine kleine Erklärung dazu:

Lammsuppe kochen
Dabei Haiku verstehen,
Schließt sich leider aus...

Zurück zu deinem Haiku. Natürlich darf keine Nuance im Sinn verloren gehn oder verändert werden.
Ich verstehe nun, dass diese "wie mir...scheint" in der Widergabe dessen was du eigentlich ausdrücken wolltest, alles verändert. Und du hast Recht - du möchtest ja nicht nur etwas Scheinbares ausdrücken, nein für dich ist es Tatsache.

Ich habe trotz dieses Missgriffs meinerseits, nun versucht dir noch eine andere Korrektur vorzuschlagen:

Der Sternenhimmel
Unendlich unverständlich,
Genau wie mein Geist.

oder:

Der Sternenhimmel
Unendlich unverständlich
Mein Geist gleicht ihm.

In der zweiten Version fehlt eine Silbe in der dritten Zeile - sehen wir darüber hinweg. Sogar eine Puristin wie ich in Sachen Haiku, macht das mit Links.

Also lieber Freund: nicht böse sein wenn ich auch jetzt den Sinn, die kleinste Nuance deines Gedankens verfehlt habe.

Persönlich finde ich eben solche Diskussionen am Rande des Haiku sehr spannend, unter anderem auch weil sie uns zeigen wie schnell man missverstehen kann. Wie gut man hinhören muss. Und wie viel man dabei lernt.

Inzwischen ist auch die Lammsuppe fertig, aber ich kann dich nur virtuell dazu einladen...

Liebe Grüße

Miriam

 
AW: Haiku

Hallo, alle miteinander,

ich habe mich nochmals, sehr respektvoll, mit dem Haiku beschäftigt.
Beim Silbenzählen wird man wieder zum Kind, und ich glaube fast, dass ich zu dumm dafür bin!
Nochmals ein Versuch:


Marillenblüte,
Einsamkeit - gegen den Wind;
eiskalt - vergebens.


cl04aprikosenposter5d0dam6.png


Bis bald, Grüße von FirstDay



Liebe FirstDay,

mir gefällt dieses Haiku sehr sehr gut - auch in seiner Form, aber das was du da so einfach schilderst, finde ich sehr berührend.
Du drückst dabei - so kommt es bei mir an - eine so schön verhaltene Melancholie aus.
Und wodurch? Weil einfach dieses Blühen so gar nicht zur Kälte, zum Wind passen will, passen kann. Und weil wir das oft in unserem Leben erfahren.

Liebe Grüße

Miriam

Danke allen die mir meine etwas kritische Haltung nicht übel genommen haben...:blume1:

 
AW: Haiku

Liebe FirstDay,
Du machst mir Freude. Du schreibst:

"Das Wort "Frischling" passt wirklich gut zu mir, denn ich hatte vorher noch nie etwas über diese Form des Dichtens gehört."
und dann:

Der dritte Monat,
es zählt die Zeit
nicht mit!
....................................

"Stark!!" war meine erste Reaktion.

Nimm nachsichtig eine Ergänzung, falls ich "Es" richtig erfaßt habe.

Es knospet jetzt still.
Erst beim Herbstblätterrascheln
wird man Es hören.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Haiku

Ahhh eure Gedichtchen sind herrlich! :blume1:
Die Natur hat uns so viel zu erzählen...


Schimmerder Ozean
spiegelt Strahlen der Sonne
Tiefe unendlich


noch eins...
Schwarze Nacht
finster über den Bergen
Gipfel glüht


wie gesagt...ich fange erst an :zauberer2
 
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AW: Haiku

@Miriam
habe das Haiku-Thema eben erst betrachtet. Versmaß, falls es eines gibt - unverstanden; eher vielleicht das geistige Prinzip.
Sodenn:

Der Sternenhimmel
und mein Geist
beide unendlich unverständlich

Bitte Bewertung (Der Inhalt ist mir wichtig, die Form eigentlich nicht so)

:zauberer2:

Lieber Pispezi,
hattest Du die Bitte um Bewertung des Inhaltlichen speziell an Miriam gerichtet? Es ist nicht eindeutig, deshalb gebe auch ich meine Bewertung dazu.

Nachdem ich mich vom (Freuden-) Schreck erholt hatte, Dich auch hier zu finden, kamen gleich zwei Überlegungen bei mir zu Deinem ersten Beitrag.

1) Du hast Bezug genommen zu dem berühmten Ausspruch von Kant bzgl. des Erstaunens über den gestirnten Himmel über und das moralische Gesetz in uns. - Daran angefügt den nicht mehr so kant-ernsten Ausspruch von A. Einstein zu seinem Erstaunen über die Himmelsweiten außen und die Beschränktheiten der Menschen innen. - Du wirst beides kennen und bewußt oder intuitiv hast Du dort angeknüpft, dachte ich mir.

2) Du hast auch Bezug genommen zu dem ersten von Dir erstellten Thema hier im DF. Dieses Thema geht so gewaltig über Deine üblichen quirligen Wortspiele in allen DF-Winkeln hinaus, daß es bisher von keiner Person im Forum aufgegriffen worden ist. Aber es ist Dir ein Anliegen, von dem Du im Innersten berührt bist, dachte ich mir.

Du wirst aus meiner Antwort bemerkt haben, daß ich "Kosmologie und Jenseits" als Wortprägungen von Dir ! aufgenommen und mit dem freundschaftlichen Verweis auf H.-P. Dürr in dieser Richtung geantwortet habe.

Wurde nun in Deinem Sinne zum Inhaltlichen richtig geantwortet? :confused:

Allen einen guten Tag
 
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