Egocentauri
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Altes und Neues Testament
Es ist bekannt, dass unsere Bibel aus zwei Teilen besteht, die wir das „Alte“ und das „Neue Testament“ nennen. Und wer sich damit beschäftigt, stellt bald fest, dass die beiden Teile notwendig zusammengehören. Denn das Alte Testament mit all seinen Verheißungen fände kein schlüssiges und plausibles Ende, wenn nicht im Neuen Testament die Erfüllung folgte. Und das Neue Testament könnten wir nicht mal richtig verstehen, wenn wir es von seiner Vorgeschichte im Alten Testament lösten. Beide Teile brauchen einander und bilden nur zusammen ein Ganzes. Beide Teile der Bibel sind Wort Gottes – und ich will betonen: desselben Gottes. Denn immer wieder begegnet man der Ansicht, der Gott des Alten Testamentes sei ganz „anders“ als der des Neuen Testamentes, und das Alte ginge uns „zum Glück“ nichts mehr an. Man tut so, als sei das Alte Testament ein Missverständnis, und das Neue seine Korrektur. Aber kann das stimmen? Diese Leute sagen, der Schöpfergott des Alten Testaments sei streng und gewalttätig, rachsüchtig, parteiisch und grausam, der Gott Jesu Christi hingegen sei liebevoll, barmherzig, gnädig und geduldig mit allen! Das Alte Testament, sagen sie, sei gesetzlich, engherzig und zum Fürchten, das Neue dagegen enthalte die gute Nachricht, dass Gott tolerant sei, alle Menschen gleichermaßen liebe und allen alles vergebe. Angeblich ist da ein Unterschied wie Tag und Nacht! Doch wenn das so stimmte – wie könnte die Christenheit dann an beiden Teilen der Bibel festhalten, und wie sollte sie den Widerspruch zwischen ihnen auflösen? Wollen wir etwa annehmen, Gott sei im Alten Testament missverstanden worden und zeige erst im Neuen Testament sein wahres Gesicht? Sollte der zornige Gott des Alten Testaments eine Wandlung durchgemacht haben, so dass er mit zunehmendem Alter sanfter, toleranter und milder wurde? Oder, wenn da wirklich Gegensätzliches von Gott gesagt würde, müsste dann nicht das eine wahr, und das andere gelogen sein? Als Bibelleser käme man da in große Schwierigkeiten! Und man müsste sich sehr wundern, dass das Neue Testament am Alten so gar keine Kritik übt, sondern das Alte Testament im Neuen immer wieder zustimmend zitiert wird. Auch für Jesus selbst sind die Schriften des Alten Testamentes die maßgebliche Autorität, auf die er sich immer wieder beruft. Wenn er das aber tut – ist es dann wahrscheinlich, dass er einen „anderen“ Gott verkünden wollte, als den des Alten Testaments? Das wollte er ganz und gar nicht! Und um diesem Irrtum vorzubeugen sagt er ausdrücklich: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.“ (Mt 5,17-18) Jesus selbst bekennt sich damit zum Alten Testament! Und trotzdem trifft man immer wieder Menschen, die eine alttestamentliche „Gesetzesreligion“ der „Gnadenreligion“ Jesu gegenüberstellen wollen und sich unter Berufung auf das Neue Testament vom Alten distanzieren. Man kann dem nicht anders begegnen, als dass man in die Bibel selbst hineinschaut und prüft, ob es die großen Unterschiede gibt, von denen da immer die Rede ist. Und ich bin sicher, dass man dabei erst einmal ganz viele Übereinstimmungen findet, und durchaus denselben Gott mit denselben Eigenheiten in seinem Wesens und Tun: Beide Testamente sehen die Welt als Gottes Schöpfung, und beide setzen voraus, dass der Mensch in dieser Schöpfung eine hervorgehobene Rolle hat, weil allein er dazu berufen ist, Gottes Ebenbild zu sein. Beide Testamente wissen, dass der Mensch im Sündenfall seine Aufgabe und seine Bestimmung zum Guten verfehlt hat. Und beide Testamente bezeugen, dass dem Menschen als Sünder Gericht und Verwerfung drohen. Denn wer sich von Gott als der Quelle des Lebens abwendet, zieht sich damit den Tod zu. Und wer sich von Gott als dem Inbegriff des Guten entfernt, der verdient ein böses Ende. Beide Testamente wissen das, bezeugen aber zugleich, dass Gott am Richten keine Freude hat, sondern seinen missratenen Kindern viel lieber nachgeht, um sie zur Umkehr zu bewegen. So wie Gott im Alten Testament bei Abraham ansetzt, bei Isaak und Jakob, aus deren Nachfahren das Volk Israel erwächst, so setzt er im Neue Testament bei Jesus Christus an, aus dessen Jüngern und Nachfolgern das neue Gottesvolk der Kirche entsteht. Hier wie dort erwählt Gott Menschen zur Gemeinschaft mit ihm und überführt sie aus einer unstimmigen und verhängnisvollen Gottesbeziehung in eine stimmige und heilvolle. Doch weder im Alten noch im Neuen Testament umfasst diese Heilsgemeinde die gesamte Menschheit. Hier wie dort gibt es Spötter, Ungläubige und Heiden, die draußen bleiben, die nicht erreicht werden und im Widerspruch gegen Gott verharren. Die Heilsgüter aber (Land und Leben, Schutz und Führung, Segen, Vergebung, ewiges Leben und Seligkeit) verheißt Gott nicht denen, die draußen bleiben, sondern natürlich nur den Seinen, die mit ihm im Bunde stehen. In beiden Testamenten beruht die heilvolle Gemeinschaft mit Gott auf Gottes freier Gnade – nicht etwa auf irgendwelchen Vorzügen der dazu erwählten Menschen! Und das muss im Blick auf das Alte Testament dick unterstrichen und betont werden. Denn auch Israel hat seine Erwählung nicht durch irgendetwas „verdient“, sondern hat sie ganz „unverdient“ als gnädiges Geschenk empfangen. Grundlegend war dafür Gottes Verheißung an Abraham, bei der vom Gesetz noch gar keine Rede war. Und grundlegend war die Herausführung aus Ägypten, bei der das Gesetz ebenfalls keine Rolle spielte. Lange bevor am Sinai die Gebote verkündet wurden, ließ Gott schon über den Seinen Gnade walten, und diese Gnade wurde nie anders empfangen als allein durch den Glauben. Dass Gott mit Israel einen Bund schloss, war also ein reines Gnadengeschenk, wie auch der neue Bund in Christus reine Gnade ist! Und erst im zweiten Schritt spielt menschliches Tun eine Rolle, weil die Gemeinschaft mit Gott nicht durch falsche Lebensführung gestört und gefährdet werden soll. Die Gebote vom Sinai verdeutlichen das nicht anders als Jesu Weisungen in der Bergpredigt: Wer es geschenkt bekommt, dass er Gott nahe sein darf, der kann Gottes gutem Willen nicht länger fern sein oder ihm widerstreben! Wer unter Gottes Schutz steht, wird schon aus Dankbarkeit Gottes Gebot achten! Aber dieser Gehorsam ist weder im Alten noch im Neuen Testament eine Voraussetzung des Bundes, sondern ist in beiden Testamenten eine Folge des Bundes. So drängen zwar beide Testamente auf die Heiligung des Gottesvolkes durch gottgefälliges Leben. Aber beide Testamente drängen noch viel mehr auf den Glauben, nämlich auf die vertrauensvolle Hingabe des Herzens, durch die wir im Denken und Fühlen dem Gott entsprechen, der sich an uns als so vertrauenswürdig, mächtig und gütig erweist. Beide Testamente kennen Sakramente, die dem Einzelnen die Zugehörigkeit zum Gottesvolk verbürgen. Im Alten Testament sind das die Beschneidung und das Passahmahl. Und im Neuen Testament sind es die Taufe und das Abendmahl. Und beide Testamente wissen, dass die Gläubigen, wenn sie immer wieder der Macht der Sünde erliegen, nur durch Opfer wieder mit Gott versöhnt und von ihrer Schuld gereinigt werden können. Im Alten Testament sind das die regelmäßigen Sühnopfer, die im Tempel dargebracht werden, und im Neuen Testament ist es das einmalige Selbstopfer Jesu Christi auf Golgatha. In beiden Testamenten ist völlig klar, dass die Zugehörigkeit zum Gottesvolk über Heil und Unheil des Einzelnen entscheidet, und dass es jenseits des von Gott gewiesenen Weges keine Rettung gibt. Wer nicht mit Gott seinen Frieden macht, bleibt unter dem Fluch, der mit Adams Sünde begann, und wird über kurz oder lang untergehen. Das gilt für beide Testamente – nicht etwa nur für das Alte! Wer in Gottes Bund hineingerettet wird, findet Erlösung. Wer ihm aber dauerhaft widerstehen will, wird keine Zukunft haben. Wer Gottes Gnade annimmt, wird seines Segens teilhaftig. Und wer sie ablehnt, spricht sich selbst das Urteil. Derselbe Gott, der den Seinen so überaus gnädig ist, bleibt für die Anderen ein verzehrendes Feuer. Und ich betone, dass hier zwischen Altem und Neuem Testament gar kein Unterschied besteht – und dass kein Teil der Bibel darin auch nur von Ferne einen Widerspruch sieht! Denn auch im Neuen Testament gilt, dass Gott seinen Feinden zwar weit entgegenkommt und freundlich auf sie zugeht, um ihnen die Umkehr zu ermöglichen, dass er aber jene, die das Angebot der Versöhnung ausschlagen, weil sie Feinde bleiben wollen, an-schließend auch wie Feinde behandelt. Das ist in beiden Testamenten so! Die Bibel hat kein Problem damit! Und ich kann darum nicht finden, dass der Gott des Alten Testaments anders wäre als der des Neuen. Gott war schon im Alten Testament barmherzig und zur Vergebung bereit – und zugleich hat er im Neuen Testament nicht aufgehört, den Bösen Böses anzudrohen. Wie im Alten Testament, so gibt es auch im Neuen einen von Gott gewährten Bund und ein Volk, das auf der Grundlage dieses Bundes lebt. Und genau wie im Alten Testament gilt, dass wer dazugehört, gerettet wird, und wer nicht dazu gehört, verloren geht. Dass ein Bund zustande kommt, ist im Alten Testament wie im Neuen eine Gnade Gottes. Die Treue zum Bund schließt in beiden Testamenten den Glauben und das Bekennen ein, den Gottesdienst und das Gebet. In beiden Testamenten gibt es Sakramente, die die Zugehörigkeit zum Gottesvolk verbürgen. Und in beiden das Streben nach gottgefälligen Werken. Wo aber liegen dann echte Differenzen? Nach so vielen Übereinstimmungen müssen wir natürlich auch nach den Unterschieden fragen.
Es ist bekannt, dass unsere Bibel aus zwei Teilen besteht, die wir das „Alte“ und das „Neue Testament“ nennen. Und wer sich damit beschäftigt, stellt bald fest, dass die beiden Teile notwendig zusammengehören. Denn das Alte Testament mit all seinen Verheißungen fände kein schlüssiges und plausibles Ende, wenn nicht im Neuen Testament die Erfüllung folgte. Und das Neue Testament könnten wir nicht mal richtig verstehen, wenn wir es von seiner Vorgeschichte im Alten Testament lösten. Beide Teile brauchen einander und bilden nur zusammen ein Ganzes. Beide Teile der Bibel sind Wort Gottes – und ich will betonen: desselben Gottes. Denn immer wieder begegnet man der Ansicht, der Gott des Alten Testamentes sei ganz „anders“ als der des Neuen Testamentes, und das Alte ginge uns „zum Glück“ nichts mehr an. Man tut so, als sei das Alte Testament ein Missverständnis, und das Neue seine Korrektur. Aber kann das stimmen? Diese Leute sagen, der Schöpfergott des Alten Testaments sei streng und gewalttätig, rachsüchtig, parteiisch und grausam, der Gott Jesu Christi hingegen sei liebevoll, barmherzig, gnädig und geduldig mit allen! Das Alte Testament, sagen sie, sei gesetzlich, engherzig und zum Fürchten, das Neue dagegen enthalte die gute Nachricht, dass Gott tolerant sei, alle Menschen gleichermaßen liebe und allen alles vergebe. Angeblich ist da ein Unterschied wie Tag und Nacht! Doch wenn das so stimmte – wie könnte die Christenheit dann an beiden Teilen der Bibel festhalten, und wie sollte sie den Widerspruch zwischen ihnen auflösen? Wollen wir etwa annehmen, Gott sei im Alten Testament missverstanden worden und zeige erst im Neuen Testament sein wahres Gesicht? Sollte der zornige Gott des Alten Testaments eine Wandlung durchgemacht haben, so dass er mit zunehmendem Alter sanfter, toleranter und milder wurde? Oder, wenn da wirklich Gegensätzliches von Gott gesagt würde, müsste dann nicht das eine wahr, und das andere gelogen sein? Als Bibelleser käme man da in große Schwierigkeiten! Und man müsste sich sehr wundern, dass das Neue Testament am Alten so gar keine Kritik übt, sondern das Alte Testament im Neuen immer wieder zustimmend zitiert wird. Auch für Jesus selbst sind die Schriften des Alten Testamentes die maßgebliche Autorität, auf die er sich immer wieder beruft. Wenn er das aber tut – ist es dann wahrscheinlich, dass er einen „anderen“ Gott verkünden wollte, als den des Alten Testaments? Das wollte er ganz und gar nicht! Und um diesem Irrtum vorzubeugen sagt er ausdrücklich: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.“ (Mt 5,17-18) Jesus selbst bekennt sich damit zum Alten Testament! Und trotzdem trifft man immer wieder Menschen, die eine alttestamentliche „Gesetzesreligion“ der „Gnadenreligion“ Jesu gegenüberstellen wollen und sich unter Berufung auf das Neue Testament vom Alten distanzieren. Man kann dem nicht anders begegnen, als dass man in die Bibel selbst hineinschaut und prüft, ob es die großen Unterschiede gibt, von denen da immer die Rede ist. Und ich bin sicher, dass man dabei erst einmal ganz viele Übereinstimmungen findet, und durchaus denselben Gott mit denselben Eigenheiten in seinem Wesens und Tun: Beide Testamente sehen die Welt als Gottes Schöpfung, und beide setzen voraus, dass der Mensch in dieser Schöpfung eine hervorgehobene Rolle hat, weil allein er dazu berufen ist, Gottes Ebenbild zu sein. Beide Testamente wissen, dass der Mensch im Sündenfall seine Aufgabe und seine Bestimmung zum Guten verfehlt hat. Und beide Testamente bezeugen, dass dem Menschen als Sünder Gericht und Verwerfung drohen. Denn wer sich von Gott als der Quelle des Lebens abwendet, zieht sich damit den Tod zu. Und wer sich von Gott als dem Inbegriff des Guten entfernt, der verdient ein böses Ende. Beide Testamente wissen das, bezeugen aber zugleich, dass Gott am Richten keine Freude hat, sondern seinen missratenen Kindern viel lieber nachgeht, um sie zur Umkehr zu bewegen. So wie Gott im Alten Testament bei Abraham ansetzt, bei Isaak und Jakob, aus deren Nachfahren das Volk Israel erwächst, so setzt er im Neue Testament bei Jesus Christus an, aus dessen Jüngern und Nachfolgern das neue Gottesvolk der Kirche entsteht. Hier wie dort erwählt Gott Menschen zur Gemeinschaft mit ihm und überführt sie aus einer unstimmigen und verhängnisvollen Gottesbeziehung in eine stimmige und heilvolle. Doch weder im Alten noch im Neuen Testament umfasst diese Heilsgemeinde die gesamte Menschheit. Hier wie dort gibt es Spötter, Ungläubige und Heiden, die draußen bleiben, die nicht erreicht werden und im Widerspruch gegen Gott verharren. Die Heilsgüter aber (Land und Leben, Schutz und Führung, Segen, Vergebung, ewiges Leben und Seligkeit) verheißt Gott nicht denen, die draußen bleiben, sondern natürlich nur den Seinen, die mit ihm im Bunde stehen. In beiden Testamenten beruht die heilvolle Gemeinschaft mit Gott auf Gottes freier Gnade – nicht etwa auf irgendwelchen Vorzügen der dazu erwählten Menschen! Und das muss im Blick auf das Alte Testament dick unterstrichen und betont werden. Denn auch Israel hat seine Erwählung nicht durch irgendetwas „verdient“, sondern hat sie ganz „unverdient“ als gnädiges Geschenk empfangen. Grundlegend war dafür Gottes Verheißung an Abraham, bei der vom Gesetz noch gar keine Rede war. Und grundlegend war die Herausführung aus Ägypten, bei der das Gesetz ebenfalls keine Rolle spielte. Lange bevor am Sinai die Gebote verkündet wurden, ließ Gott schon über den Seinen Gnade walten, und diese Gnade wurde nie anders empfangen als allein durch den Glauben. Dass Gott mit Israel einen Bund schloss, war also ein reines Gnadengeschenk, wie auch der neue Bund in Christus reine Gnade ist! Und erst im zweiten Schritt spielt menschliches Tun eine Rolle, weil die Gemeinschaft mit Gott nicht durch falsche Lebensführung gestört und gefährdet werden soll. Die Gebote vom Sinai verdeutlichen das nicht anders als Jesu Weisungen in der Bergpredigt: Wer es geschenkt bekommt, dass er Gott nahe sein darf, der kann Gottes gutem Willen nicht länger fern sein oder ihm widerstreben! Wer unter Gottes Schutz steht, wird schon aus Dankbarkeit Gottes Gebot achten! Aber dieser Gehorsam ist weder im Alten noch im Neuen Testament eine Voraussetzung des Bundes, sondern ist in beiden Testamenten eine Folge des Bundes. So drängen zwar beide Testamente auf die Heiligung des Gottesvolkes durch gottgefälliges Leben. Aber beide Testamente drängen noch viel mehr auf den Glauben, nämlich auf die vertrauensvolle Hingabe des Herzens, durch die wir im Denken und Fühlen dem Gott entsprechen, der sich an uns als so vertrauenswürdig, mächtig und gütig erweist. Beide Testamente kennen Sakramente, die dem Einzelnen die Zugehörigkeit zum Gottesvolk verbürgen. Im Alten Testament sind das die Beschneidung und das Passahmahl. Und im Neuen Testament sind es die Taufe und das Abendmahl. Und beide Testamente wissen, dass die Gläubigen, wenn sie immer wieder der Macht der Sünde erliegen, nur durch Opfer wieder mit Gott versöhnt und von ihrer Schuld gereinigt werden können. Im Alten Testament sind das die regelmäßigen Sühnopfer, die im Tempel dargebracht werden, und im Neuen Testament ist es das einmalige Selbstopfer Jesu Christi auf Golgatha. In beiden Testamenten ist völlig klar, dass die Zugehörigkeit zum Gottesvolk über Heil und Unheil des Einzelnen entscheidet, und dass es jenseits des von Gott gewiesenen Weges keine Rettung gibt. Wer nicht mit Gott seinen Frieden macht, bleibt unter dem Fluch, der mit Adams Sünde begann, und wird über kurz oder lang untergehen. Das gilt für beide Testamente – nicht etwa nur für das Alte! Wer in Gottes Bund hineingerettet wird, findet Erlösung. Wer ihm aber dauerhaft widerstehen will, wird keine Zukunft haben. Wer Gottes Gnade annimmt, wird seines Segens teilhaftig. Und wer sie ablehnt, spricht sich selbst das Urteil. Derselbe Gott, der den Seinen so überaus gnädig ist, bleibt für die Anderen ein verzehrendes Feuer. Und ich betone, dass hier zwischen Altem und Neuem Testament gar kein Unterschied besteht – und dass kein Teil der Bibel darin auch nur von Ferne einen Widerspruch sieht! Denn auch im Neuen Testament gilt, dass Gott seinen Feinden zwar weit entgegenkommt und freundlich auf sie zugeht, um ihnen die Umkehr zu ermöglichen, dass er aber jene, die das Angebot der Versöhnung ausschlagen, weil sie Feinde bleiben wollen, an-schließend auch wie Feinde behandelt. Das ist in beiden Testamenten so! Die Bibel hat kein Problem damit! Und ich kann darum nicht finden, dass der Gott des Alten Testaments anders wäre als der des Neuen. Gott war schon im Alten Testament barmherzig und zur Vergebung bereit – und zugleich hat er im Neuen Testament nicht aufgehört, den Bösen Böses anzudrohen. Wie im Alten Testament, so gibt es auch im Neuen einen von Gott gewährten Bund und ein Volk, das auf der Grundlage dieses Bundes lebt. Und genau wie im Alten Testament gilt, dass wer dazugehört, gerettet wird, und wer nicht dazu gehört, verloren geht. Dass ein Bund zustande kommt, ist im Alten Testament wie im Neuen eine Gnade Gottes. Die Treue zum Bund schließt in beiden Testamenten den Glauben und das Bekennen ein, den Gottesdienst und das Gebet. In beiden Testamenten gibt es Sakramente, die die Zugehörigkeit zum Gottesvolk verbürgen. Und in beiden das Streben nach gottgefälligen Werken. Wo aber liegen dann echte Differenzen? Nach so vielen Übereinstimmungen müssen wir natürlich auch nach den Unterschieden fragen.