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gibt es objektivität?

heavy

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Registriert
7. April 2003
Beiträge
54
wie kann man objektiv urteilen wenn jeder unter dem einfluss von was anderem steht und keiner unter dem selben?

zb. war es ein faul was der schiedsrichter gepfiffe hat oder nicht? er sieht es aus nächster nähe, ich vom rand. er steht in einem anderen winkel zu den spielern als ich, er hat andere vorstellungen abwann ein Faul ein Faul ist....

im grunde müsste doch objektivität nicht existieren wenn nicht mindestens zwei menschen genau den selben einflüssen ausgesetzt sind.

also ist objetktiv nur die übereinkunft von sujektiven sichten zweier oder mehrere menschen?

was meint ihr?
 
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Ich finde, dass es wichtig für die Behandlung dieser Frage ist, zwischen Konkretem und Abstraktem zu unterscheiden:

Im Abstrakten ist die Findung eines objektiven Urteils (nahezu ?)unmöglich, im Konkretem dahingegen (wie in deinem Beispiel) ist die Findung lediglich Abhängig von einigen Faktoren, abgesehen davon ist die Existenz einer Objektivität in diesem Fall mit der ("vulgären" Bedeutung von) Realität gleichzusetzen.

Wenn ich jemanden trete, so lässt sich dieses nachvollziehen, es ist entweder Realität, oder nicht, die Findung ist möglich, es gibt wahr und falsch ;)

Im Abstrakten kommt die Philosophie als Träger des "allgemeingültigen Gedanken" zum Vorschein: etwas abstraktes soll "begriffen" werden, dieses entzieht sich aber oftmals der Realität, es gibt kein wahr oder falsch...
 
Hallo heavy,

wir alle stehen unter den selben Einflüssen, der Unterschied besteht allein darin, dass wir diese Einflüsse mit zwar ähnlich gearteten, dennoch unterschiedlichen Sinnen und einem mehr oder minder anderen Wahrnehmungsvermögen aufnehmen. Wir nehmen die Umwelt und alle zu ihr gehörenden Dinge mittels unseren Sinnesorganen also bewusst und unbewusst wahr.

Nochmal zur Verdeutlichung. Wir können niemals wissen wie andere Menschen oder Lebewesen die Dinge sehen welche wir sehen, wir können aufgrund der Ähnlichkeiten unserer Wahrnehmung nur vermuten. Unsere gemeinsam empfundene und als selbstverständlich angenommene Realität besteht also lediglich auf Vermutungen und wahrscheinlichen Annahmen, basierend auf konkreten Faktizitäten (wie z.b. den Naturgesetzen etc.).

Wir nehmen also in erster Linie selbst wahr und werten nach unserem eigenen empfinden, dies ist als subjektiv zu bezeichnen. Nur die eigene Perspektive wird einbezogen und die eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen zur Bewertung einer z.B. Fragestellung herangezogen. Die Antwort auf jene Fragestellung wäre also in höchstem Maße subjektiv, da lediglich die eigene Wahrnehmung und das auf die Werte der eigenen Person bezogene Urteil eine maßgebende Rolle spielt.

Wenn wir nun versuchen die vermutete Gesamtheit miteinzubeziehen, dann spricht man von objektivieren. Man versucht also eigene Erfahrungen, Eindrücke und Wahrnehmungen so darzustellen, dass diese allgemeineren Charakter bekommen. Somit wird also auch Bezug zum Empfinden anderer Menschen genommen und deren Antworten auf die Fragestellung einbezogen. Eine objektive Sichtweise ist also davon gekennzeichnet, dass sie von vielen Menschen nachvollzogen werden, da sie auf einer vermuteten Gesamtperspektive vieler Menschen erstellt wurde.

Daher ist das Objektive Urteilen auch sehr schwer. Wir müssen unsere persönlichen Empfindungen zurückstellen und uns an vermuteten allgemeinen Werten orientieren. Also möglichst alle Sichtweisen und Positionen aufgreifen.

Da das Objektive im Grunde unsere angenommene gemeinsame Realität darstellt und das Subjektive unser jeweils individuelles Realitätsempfinden verkörpert, ist das Objektive auch den Naturgesetzen und definitiv nachprüfbaren (ich würde sagen "wahrscheinlichsten") Gegebenheiten entsprechend am nächsten.

Um noch kurz auf dein Beispiel mit dem Schiedsrichter einzugehen. Der Schiedsrichter kann zwangsläufig nur subjektiv urteilen, er ist nicht in der Lage eine objektive Entscheidung zu treffen. Er hat nur seine eigenen Sinneswahrnehmungen und Wertesysteme zur Verfügung. Er wird z.B. nicht die Perspektive von Zuschauern einbeziehen können, er muss sich an die eigene Wahrnehmung halten und eine Entscheidung treffen, die er selbst am wahrscheinlichsten hält. Er kann zwar versuchen möglichst objektiv zu entscheiden, aufgrund seiner Situation ist er jedoch letztlich zum subjektiven (also von sich selbst ausgehenden) Urteil gezwungen.

Für mich ist Objektivität ein angestrebtes Ideal der gegenseitigen Empfindungsaffirmation, absolute Objektivität wäre jedoch nur dann möglich - wie du auch schon erwähntest - wenn zwei die Wahrnehmungsempfindung und das Wertesystem aller Menschen absolut identisch wäre, was definitiv nicht der Fall ist.

Grüße,

Philipp
 
objektiv ist zunächst das Gegenteil von subjektiv
gehört also zum dualistischen Denken

(a priori und objektiv hängen zusammen
a posteriori und subjektiv hängen zusammen)

objektiv: formale Logik
subjektiv: physikalische Gesetze

es gibt aber auch Dinge, die weder subjektiv noch objektiv sind
(und deshalb auch nicht zum dualistischen Denken gehören)
z.B
das Periodensystem der Elemente (Chemie)
der rekonstruierte Tathergang (polizeiliche Hermeneutik)
die historischen Phasen (Kunst, Technik, Umwelt...-Geschichte)
die Prozesse (Bodenkunde, Geographie, Geologie ...)
...

das deutsche Wort Gegenstand ist nicht identisch mit objektiv
 
"objektiv" und "subjektiv"

"objektiv" ist subjektiv,
allein "subjektiv" ist objektiv.

Dinge, die uns "a priori" gegeben scheinen, wie "Raum" und "Zeit",
sind lediglich subjektiv a priori gegeben, objektiv sind sie Erscheinungen a posteriori.

Die formale Logik ist auf Axiome gegründet.
Manche Ergebnisse laufen unserem "gesunden Menschenverstand" entgegen.
Aus einer falschen Voraussetzung folgt alles wahr.
Ein Drittes ist nicht gegeben. Alle Aussagen sollen entscheidbar sein - sind sie aber nicht.
 
ein puzzel

wie kann man objektiv urteilen wenn jeder unter dem einfluss von was anderem steht und keiner unter dem selben?
das erinnert mich an ein bild, was ich mal gesehen hab!

mehrer blinde menschen sind an einem elefanten und sollen diesen beschreiben!
der erste steht am schwanz und meint:
ah ein elefant ist dünn mit einem puschel.
der zweite war auf dem rücken und meinte:
ah ein elefant ist wie ein berg!
der dritte stand unter dem tier und meinte:
nein ein elefant ist wie eine höhle.
der vierte stand am bein und meinte:
nein er ist wie ein baumstamm.
der fünfte war am ohr und meinte:
nein er ist wie ein übergrosses blatt.
der sechste stand am rüssel und meinte:
nein er ist wie ein dickes bewegliches rohr.
und der siebte stand an den stosszähnen und meinte:
niemals er ist hart und unbeweglich.

nun das zur objektivität!
aber dieses beispiel zeigt noch was anderes!

würden alle ihre weisheiten zusammen tuen, so unmöglich und widersprüchlich diese auch seien für den einzelnen, hätten sie ein genaues bild von dem elefanten!
so bleibt es für jeden ein individuelles aber auch subjektives bild, was zwar stimmt aber nur ein teil von einem grossen ist


gruss binchen:)
 
hallo alzii

aus Axiomen folgt die objektive Wahrheit
die Axiome waren aber schon vorher (a priori) da

was Du mit 'subjektiv' meinst, ist das Wort 'Prototyp'
Prototypen stecken in unserem Unterbewusstsein (Kindchenschema)
uns sind wohl angeboren
um im Nachhinein (a posteriori) rauszubekommen,
ob es sich um ein Kind handelt,
müsste man die vergleichende Statistik bemühen

Dein Einwand ist also gut
Deine Wortwahl schlecht
(kein Vorwurf von meiner Seite)

a priori - objektiv - Prototyp - unbewusst - (Wieder)Geburt
a posteriori - subjektiv - Statistik - bewusst - Tod

ps
der Oberbegriff für Subjekt und Objekt lautet Natur
 
mater natrix

Hallo scilla!

Original geschrieben von scilla
aus Axiomen folgt die objektive Wahrheit
so gesehen gebe ich Dir Recht. :)

>>>>> die Axiome waren aber schon vorher (a priori) da <<<<<<
Alle Axiome sind rein willkürlich und menschengemacht.
Ich sehe gerade, daß Du "Axiom" nicht im herkömmlichen Sinn verwendest.
"Axiom" ist bei Dir also die Voraussetzung unseres Seins.
Darüber haben wir keine Erkenntnis.

>>>>> was Du mit 'subjektiv' meinst, ist das Wort 'Prototyp' <<<<
mit "subjektiv" meine ich meine eigene Wirklichkeit - jeder schafft sich mE seine Wirklichkeit selbst.

>>>>>> Prototypen stecken in unserem Unterbewusstsein (Kindchenschema)
uns sind wohl angeboren
um im Nachhinein (a posteriori) rauszubekommen,
<<<<<<
Ja, das ist ein sehr interessanter Aspekt - die u.a. durch Platon bekannte Ideenlehre.

>>>>> Dein Einwand ist also gut
Deine Wortwahl schlecht
(kein Vorwurf von meiner Seite)
<<<<<<<
Ich arbeite daran ... :D

>>>> a priori - objektiv -<<<<<
das dachte Kant auch ;)
und irrte sich wohl - siehe Zeit und Raum.
Wenn Du "a priori" in anderem Sinne verwendest - gibt es natürlich ein a priori - wie gesagt - ich weiß, daß ich nichts darüber weiß ...

>>>> Prototyp - unbewusst - (Wieder)Geburt <<<<<
so langsam beginne ich zu ahnen ...

>>>>> a posteriori - subjektiv - Statistik - bewusst - Tod
<<<<<
hmm ... Du setzt mE eine erkennbare "Objektivität" voraus - doch ist diese "Erkenntnis" mE subjektiv.

>>>>> der Oberbegriff für Subjekt und Objekt lautet Natur <<<<<
der Mensch ist Teil der/einer Natur und alles, was der Mensch "erkennt", und alles, was ihm "verborgen bleibt", ist Natur.
 
hallo alzii

bei den Axiomen hast Du recht
da habe ich wohl das Wort ungewöhnlich verwendet
(Axiome gehören in die Mathematik)

ich habe einfach nur Begriffe sortiert
(so wie sie meist gedacht werden)
in diesem Falle dualistisch
(es gibt mE noch eine Philosophie, die nicht dualistisch ist)
ob die Autoren, die so denken,
damit recht haben oder nicht,
ist mir dabei Wurst

ich hoffe nur, daß ich kein Quatsch erzähle
aber wer weiss das schon ...
 
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AW: gibt es objektivität?

man könnte objektivität verkürzt vielleicht so formulieren:

Objektivität ist der Versuch eines Subjekts einen Sachverhalt aus der Sicht eines anderen Subjektes oder einer Gruppe von Subjekten gleicher Anschauung zu formulieren. ;-)
 
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