AW: Gibt es objektive Realität?
zu absolute objektivität würde ich gerne irvin yalom den ich für den besten therapeuten der welt halte, zitieren, er schrieb in seinem buch: "liebe und ihr henker" zu objektivität: (bezieht sich auf objektivität Mensch zu Mensch!)
Eine Rheie verzerrender Prismen versperrt uns den Weg zur Erkenntnis des anderen.Vor der erfindung des Stethoskops hörte ein Arzt das Leben, in dem er sein Ohr an den Brustkorb des Patienten preßte. Stellen Sie sich vor das Bewustsein sich an Beweustsein presst und das dabei Vorstellungsbilder direkt ausgetauscht werden, so wie Pantoffeltierchen direkt Zellkerne austauschen können. Das währe eine Vereinigung ohnegleichen. Vielleicht wird es eine solche Vereinigung in tausend jahren einmal geben - das letzte Mittel gegen Isolation, die letzte Geißel der Getrenntheit. Noch aber exsitieren gewaltige Barrieren auf dem Weg dorthin.
1. Da ist zunächst die Barriere zwischen Bild und Sprache.
Das Beweustsein denkt in Bildern., muß aber, um sich mitzuteilen, Bilder in Gedanken und diese wiederum in Sprache umsetzten. Dieser Weg von Bild über Gedanken zur Sprache ist trügerisch. Ihn beschreiten heißt, Verluste im kauf nehmen: der Reichtum, die fließende Qualität des Bildes, seine außerordentliche Formbarkeit und Flexibilität, seine persönlichen, nostalgischen, emotionalenSchattierungen - all das geht verloren, wenn das Bild in Sprache gepreßt wird. (...)
er meint damit das "...jede Tafel die Perspektive, die Stimmungen, die befangenheit ihres Schöpfers wiederspiegelt."
2. Der weitere Grund, weshalb wir den andeeren nie wirkklich kennen können, ist daß wir immer nur ganz bestimmte Dinge von uns preisgeben. (...) Noch ein drittes Hindernis müssen wir überwiednen, wenn wir einen anderen Menschen ganz und gar begreifen wollen.
Dieser andere muß nämlich die von uns vollzogene Umsetzung von Bildern in Sprache wieder umkehren und die Sprache in Bildern zurückübersetzten - in das Drehbuch des Bewußtseins. Es ist höchst unwahscheinlich , daß das Bild des Empfängers mit dem ursprünglichen Bild des Senders übereinstimmt.
Zu den Umsetzungsfehlern gesellt sich unsere befangehnheit hizu. Wir verzerren die anderen, indem wir ihnen unsere bevorzugten Vorstellungen und gestalten aufzwingen, ein Prozeß, den Proust wundervoll beschrieben hat:
"Wir stopfen in die körperlichen Umrisse des Wesens, das wir vor uns sehen, all die Vorstellungen, die wir uns von ihm gemacht haben, und in dem vollständigen Bild, das wir uns im Geiste von ihm zusammensetzten, nehmen diese Vorstellungen mit Sicherheit den größten Raum ein. Am Ende füllen sie die Konturen seiner Wangen so vollständig aus, folgen sie so exakt der Linie seiner Nase, harmonieren sie so perfekt mit dem Klang seiner Stimme, daß diesennicht mehr als eine transparente Hülle zu sein schienen und wir, sooft wir das gesicht des anderen oder seiner Stimme hören, nichts anderes und hören als unsere Vorstellung von ihm"
"jedesmal, wenn wir das gesicht des anderen erblicken....erkennen wir unsere eigene Vorstellungen wieder" .... "Sie haben sich in Ihre eigene Schöpfung verliebt"
Ich bin überzeugt, daß ein mann und eine Frau in ersten schwärmischen Begegnungen ein falsches Bild voreinander machten. Jeder sah in den Augen des anderen nur seinen eigeenen fliehenden, verwundeten Blick und hielt ihn für einen Ausdruck von Sehnsucht und gefühlsüberschwang. Sie waren wie zwei eben flügge gewordene Vögel mit gebrochenen Flügeln, die zu fliegen versuchten, in dem sie sich an einem anderem Vogel mit gebrochenenFlügeln festkrallten. Ein mensch der innerlich leer ist, wird durch die Verschmelzung mit einem anderen, ebensounvollkommen Menschen keine Heilung finden. Im gegenteil, ein Paar paar mit zwei Vögeln mit gebrochneen Flügeln wird nie fliegen können, auch wenn sie noch so geduldig sind; am ende müssen sie sich voneinander losreißen und jede Verletzung muß für sich behandelt werden.
Daß wir anderen letzlich nie wirklich erkennen können, liegt nicht nur an den von mir aufgezeigten Problemen - am komplizierten Verhältnis von Bild und Sprache, an der bewußten oder unbewußten Entscheidungen des einzelnen, sich nicht zu offenbaren, an der selektiven Wahrnehmung des Beobachters-, sondern auch an der ungeheueren Vielschichtigkeit jedes einzelnen Individuums. (...)
Interessant auch was der Nitzsche dazu sagte:
"daß man schon bei erste Begegnung mit einem Menschen alles über ihn weiß: bei späteren Begegnungen läßt man sich von seinem Wissen blenden."
vielleicht ist man bei der ersten Begegnung wirklich noch unbefangen; vielleicht weißt man noch nicht, welche Rolle man spielen will. Vielleicht ist der Eindruck wirklich treffender als der zweite oder dritte.
oder auch sehr interessant was der flauberts Klage in madame Bovary mal sagte:
"Die Wahrheit ist jedoch ist, daß die übervolle Seele sich bis weilen in eine völlig leere Sprache ergießt, denn niemand von uns kann jemals das wirkliche Ausmaß seiner Wünsche, seiner Gedanken oder seiner Leiden ausdrücken; und diese menschliche Sprache gleicht einem zersprungenen Kessel, auf den wir krude Rhythmen wie für Tanzbären trommeln, während wir uns danach sehenen, eine Musik zu machen, bei der die Sterne schmelzen."