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Gibt es Menschenrassen?

Zeilinger schrieb:
Ja, es gibt Menschenrassen.
Für das erste ist „Menschenrasse“ nur ein Wort. Die Frage ist, was berührt/bezeichnet dieses Wort? Einen theologischen oder ideologischen Sachverhalt, einen juridischen oder einen naturwissenschaftlichen Sachverhalt, oder was es sonst noch Mögliches gäbe, oder gar mehrere Sachverhalte zugleich.

Erst wenn wir uns darüber klar sind, innerhalb welcher Axiome wir diesen Begriff diskutieren wollen, können wir es sinnvoll tun. Das heißt, wir müssen uns einigen, welche Wissenschaft für diesen Begriff primär zuständig ist. Erschwert wird das Problem allerdings, dass mehrere „Sachverhalte“ berührt werden können, oder ob es ein sprachliches Problem ist. Dann gälte es zu klären, welche Bedingungen primär erfüllt sein müssen, um auf den anderen Ebenen darüber weiter diskutieren zu können.

Wenn nun Rasse primär ein genetisches, somit biologisch naturwissenschaftliches Phänomen ist, dann sind wohl Naturwissenschaften primär für die dessen Klärung zuständig. „Was dann los ist“, entscheidet das naturwissenschaftliche Experiment, nicht eine demokratische Abstimmung, auch keine juristische Festlegung und keine moraltheologische Überlegung. Es dauert ohnehin lange genug, bis Naturwissenschaftler sich einig sind, wie Ergebnisse von Experimenten sinnvoll zu deuten sind. Natürlich kann da immer ein Irrtum möglich sein, aber dieser ist weder von Sprachwissenschaftlern, noch von Theologen und schon gar nicht von Juristen aufklärbar.

diethelm
 
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Ziesemann schrieb:
Aber der protestierte, als ich ihn mal - vermeintlich schonend - einen "coloured" nannte. "I'm black!"
Wahrscheinlich ist auch er ebenso wie die Physik der Ansicht, dass die Goethesche Farbenlehre eben falsch und somit Schwarz keine Farbe ist.

Die praktische sprachliche Bezeichnung einer Farbe hat mit dem physikalischen Befund nichts zu tun. Was wir phänotypisch als Farbe bezeichnen, ist zumeist eine Mischung verschiedener „physikalischer“ Farben, wobei die unterschiedlichsten physikalischen Farbmischungen den gleichen Farbeindruck beim Menschen ergeben. Das hat aber im täglichen Leben keine irgendwie wesentlichen Auswirkungen.

Mit den menschlichen Phänotypen ist es ähnlich. Es ist zwar allgemein bekannt, dass ein Phänotyp immer von mehreren, zumindest von 2 Genen gegeben ist, der Genotyp zwar den Phänotyp bestimmt, aber aus diesem nicht eindeutig der Genotyp ableitbar ist. Wie wirkungsvoll hier die Fiktion Rasse war und auch noch immer ist, braucht wohl nicht diskutiert werden

Des Rassismus selbst habe ich Dich nie beschuldigt, Du musst also nicht betonen, dass Du es nicht bist. Daher zu meiner Aussage, die Dich so irritiert:
Wer also in Bezug auf Menschen den Begriff Rasse verwendet ist ein Rassist, auch wenn er sich nicht dafür hält.
In unserem alltäglichen Leben wird vieles Falsche bis zur Vergasung wiederholt, wobei so manches Wesentliche durch den Rost fällt, und Daten getürkt werden, und es fällt meist gar nicht auf, wie weit das Hervorgehobene allgemein gelebter, grundlegender Alltagsantisemitismus, Alltagsrassismus ist.

Die alltägliche sprachliche Bewertung anderer Ethnien ist voll mit Fremdenfeindlichkeit. So geht diese verwendete Alltagssprache weit über das Lager der „Tausendjährigen“ hinaus. „Unterentwickelte“ Ethnien werden durchgängig sozialdarwinistisch bewertet, alles ohne jede böse Absicht und es fällt praktisch kaum auf.

Auf dieser soliden "geistigen Grundlage" aber baut jeder ideologische Rassismus auf, der umso virulenter wird, je schlechter die Zeiten werden. Ihm diese Grundlage bereit zu stellen, bedeutet dann auch, an ihm Teil zu haben, da hilft uns eine fehlende böse Absicht auch nicht.

Wie wir aus der Geschichte wissen.

Liebe Grüße, diethelm
 
Erst wenn wir uns darüber klar sind, innerhalb welcher Axiome wir diesen Begriff diskutieren wollen, können wir es sinnvoll tun.

so kompliziert muss es nicht ablaufen

1) die Nazis hielten die Slawen für Untermenschen und die Juden für ausrottenswert

Stichwort: arische Rasse


2) wenn man sich Bücher von Schädelvermessern etc. anschaut,
dann unterscheiden diese verschiedene Wuchsformen beim Menschen
die grob mit den eigenen Beobachtungen übereinstimmen

diese Bücher halten für jeden Typus eine ganze Latte von Prominenten bereit

rassistisch werden diese Bücher erst,
wenn sie ein typisches Verbrechergesicht präsentieren
(oder das eines Geisteskranken)
und dann via Analogieschluß
Menschen mit ähnlichem Gesicht oder Statur (scheinbar Slawen oder Juden) zu Verbrechern stempeln

3) entwicklunggeschichtlich bedeutet älter eigentlich schlechter
(wer will freiwillig ein Neandertaler sein?)
im Falle der nacheiszeitlichen Cro-Magnon-Menschen ist das aber nicht zutreffend,
so auch bei den:

Aborigines in Australien
Buschmänner in Afrika
Pygmäen im Dschungel
etc.
 
diethelm schrieb:
Wahrscheinlich ist auch er ebenso wie die Physik der Ansicht, dass die Goethesche Farbenlehre eben falsch und somit Schwarz keine Farbe ist.
Hast geistvoll-nett geantwortet; aber jener zitierte brave GI der US-Army hatte weder von Goethe noch von Physik je etwas gehört. - Deine weiteren Ausführungen sind ein Muster, wie man lehren kann ohne belehrend zu wirken. Gerade auch das, was Du zu Genotyp und Phänotyp schreibst. Fast schon beneidenswert.


Des Rassismus selbst habe ich Dich nie beschuldigt, Du musst also nicht betonen, dass Du es nicht bist.
Sagte ich das nicht, dass ich Dir solches nicht unterstelle? - Alles klar.

Daher zu meiner Aussage, die Dich so irritiert: In unserem alltäglichen Leben wird vieles Falsche bis zur Vergasung wiederholt, wobei so manches Wesentliche durch den Rost fällt, und Daten getürkt werden, und es fällt meist gar nicht auf, wie weit das Hervorgehobene allgemein gelebter, grundlegender Alltagsantisemitismus, Alltagsrassismus ist.
Daran stört mich nur der Ausdruck "Vergasung". Ich meine er ist derartig belastet, dass man ihn tunlichst zumal bei einem solchen Thema vermeiden sollte.

Auf dieser soliden "geistigen Grundlage" aber baut jeder ideologische Rassismus auf, der umso virulenter wird, je schlechter die Zeiten werden. Ihm diese Grundlage bereit zu stellen, bedeutet dann auch, an ihm Teil zu haben, da hilft uns eine fehlende böse Absicht auch nicht.

Wie wir aus der Geschichte wissen.

Liebe Grüße, diethelm
Dieser Absatz hat mich von allen, die ich in diesem Thread gelesen habe, am nachdenklichsten gemacht. - Beinahe fürchte ich, Du könntest recht haben.
Er wird mich veranlassen, an den Berliner Bundesinnenminister zu schreiben, der ist für Verfassungsfragen zuständig. Sobald ich eine Antwort erhalten habe, werde ich sie hier einstellen. - Da kannst Du mal sehen, was Du angerichtet hast!
Liebe Grüße - Ziesemann
 
Zitat von Ziesemann
Er wird mich veranlassen, an den Berliner Bundesinnenminister zu schreiben, der ist für Verfassungsfragen zuständig. Sobald ich eine Antwort erhalten habe, werde ich sie hier einstellen.

Es wundert mich ohnehin, daß Rotgrün (wobei die Betonung auf grün liegt) diese Passage im Grundgesetz nicht schon längst angegangen ist.
Denn selbst so schwachsinnige Dinge, wie die Änderung der historischen Inschrift
„dem deutschen Volke“ überm Reichstagsportal wollten sie ja, haben sich aber zufriedengeben müssen damit, daß dann jetzt nur im Innenhof ihre Wunschinschrift „der Bevölkerung“ prangt.

ich vermute, daß sich der Innenminister auf die EU und die UNO beruft, und werden an den „races“ festhalten.

meint Claus
 
Claus schrieb:
Es wundert mich ohnehin, daß Rotgrün (wobei die Betonung auf grün liegt) diese Passage im Grundgesetz nicht schon längst angegangen ist.
Da bist Du nicht der einzige, der sich nach allem was ich hier gelesen habe, wundert.

Claus schrieb:
Denn selbst so schwachsinnige Dinge, wie die Änderung der historischen Inschrift
„dem deutschen Volke“ überm Reichstagsportal wollten sie ja, haben sich aber zufriedengeben müssen damit, daß dann jetzt nur im Innenhof ihre Wunschinschrift „der Bevölkerung“ prangt.
Das hat zwar mit dem Thema nichts zu tun; aber da Du schon dabei bist: Es gibt eine Kampagne der "Linken" und einer Jugendorganisation der Grünen, die lautet: "Deutschland - keine gute Idee."

ich vermute, daß sich der Innenminister auf die EU und die UNO beruft, und werden an den „races“ festhalten.

meint Claus
Meint auch Ziesemann
 
scilla schrieb:
ist Ziesemann gar ein 'Rechter'?

oder nur ein 'Liberaler' wie Claus :)
Wünsche fröhliches Rätselraten!

Eigentlich wollte ich mich in die Diskussion der Naturwissenschaftler nicht mehr einschalten, ich verstehe davon zu wenig; aber zufällig stieß ich auf zwei Notizen.

1. Es gibt eine UN-Resolution ausdrücklich gegen jede Art von Rassendiskriminierung? Wie kann das sein, das es doch "keine Menschenrassen" gibt?
2. In den USA sind Medikamente entwickelt worden, speziell für Afro-Amerikaner, weil sie aufgrund genetischer Unterschiede anders reagieren. Keine Rassenfrage?
Für Scilla: Ich frage nur und äußere keine "rechten" Rassenmeinungen!

Gruß Ziesemann, der in ein paar Tagen bis Ostern Urlaub vom Forum nehmen wird.
 
1. Es gibt eine UN-Resolution ausdrücklich gegen jede Art von Rassendiskriminierung? Wie kann das sein, das es doch "keine Menschenrassen" gibt?

es gibt Idioten, die schließen von der Haut-/Haarfarbe auf den Charakter

2. In den USA sind Medikamente entwickelt worden, speziell für Afro-Amerikaner, weil sie aufgrund genetischer Unterschiede anders reagieren. Keine Rassenfrage?

die paar Gene machen noch keine Rasse

Gibt es Menschenrassen?

1) die Nazis hielten die Slawen für Untermenschen und die Juden für ausrottenswert

Stichwort: arische Rasse


2) wenn man sich Bücher von Schädelvermessern etc. anschaut,
dann unterscheiden diese verschiedene Wuchsformen beim Menschen
die grob mit den eigenen Beobachtungen übereinstimmen

diese Bücher halten für jeden Typus eine ganze Latte von Prominenten bereit

rassistisch werden diese Bücher erst,
wenn sie ein typisches Verbrechergesicht präsentieren
(oder das eines Geisteskranken)
und dann via Analogieschluß
Menschen mit ähnlichem Gesicht oder Statur (scheinbar Slawen oder Juden) zu Verbrechern stempeln

3) entwicklunggeschichtlich bedeutet älter eigentlich schlechter
(wer will freiwillig ein Neandertaler sein?)
im Falle der nacheiszeitlichen Cro-Magnon-Menschen ist das aber nicht zutreffend,
so auch bei den:

Aborigines in Australien
Buschmänner in Afrika
Pygmäen im Dschungel
etc.
 
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Ziesemann schrieb:
Eigentlich wollte ich mich in die Diskussion der Naturwissenschaftler nicht mehr einschalten, ich verstehe davon zu wenig; aber zufällig stieß ich auf zwei Notizen.

2. In den USA sind Medikamente entwickelt worden, speziell für Afro-Amerikaner, weil sie aufgrund genetischer Unterschiede anders reagieren. Keine Rassenfrage?

Nein, das hat eben mit Rassen überhaupt nicht zu tun - einige Beitragsschreiber haben hier versucht dies zu erklären.

Bidil ist ein Medikament welches bei Afro-Amerikaner, bzw. bei einer in dieser Bevölkerungsgruppe häufiger auftretender Herzmuskelschwäche, hilfreich sein soll. Ob das überhaupt stimmt nach all den Schwierigkeiten die dem Entwickler des Medikamentes bei der Vermarktung des Präparates begegneten, sei dahin gestellt.

Bidil wurde schon in den achtziger Jahren auf dem Markt gebracht - jedoch ohne Erfolg. Als es nun erneut im Versuch verabreicht wurde, hat man dies ausschließlich bei einer Gruppe von 518 Afro-Amerikanern getan. Daraus hat man wahrscheinlich fälschlich oder aber aus marktstrategischen Gründen behauptet, dass Bidil nur bei dieser Ethnie wirkt - und es tatsächlich als Ethno-Pille betrachtet und auch so vermarktet. Nochmals: bei der Studie fehlt zum Vergleich die Anwendung bei einer weißen Bevölkerungsgruppe.

Jonathan Kahn, Leiter des Zentrums für Bioethik an der University of Minnesota, beobachtet schon seit längerer Zeit mit Sorge die Marktstrategien der Medikamentenbranche in den USA. So ist seit einiger Zeit der so genannte Ethnomarkt ein gutes Mittel um Medikamente an den Patienten zu bringen.

Die Tatsache, dass in gewissen Bevölkerungsgruppen wahrscheinlich genetisch bedingt gehäuft Erkrankungen vorkommen, lässt wissenschaftlich nicht die Schlußfolgerung zu, dass es Rassen gibt.

Darauf weisen ernst zu nehmende Wissenschaftler wie der Anthropologe Alan Goodman (Hampshire College) und der Prof. für Medizin Elijah Saunders (Univ. of Maryland), hin. Genetische Merkmale sind kein Grund und wissenschaftlich noch dazu falsch, über Rassen zu sprechen. Beide beobachten mit Sorge die Tendenz, politisch motiviert wieder den Begriff der Rasse einzuführen. Ihre Sorge wird von vielen Genomforschern, Medizinern und Pharmakologen geteilt.
 
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