AW: Gedanken an einem Sonntagmorgen im Frühling
Kann es sein, dass du gar nicht in der Lage bist, Texte und ihren Kontext richtig zu interpretieren? Das habe ich mich jetzt schon einige Male gefragt.
Vielleicht ist dein "Ich" ja einfach zu "laut", um, z.B. andere "Iche" wahrzunehmen oder, der Stimme der eigenen Vernunft richtig zuzuhören.
Liebe Windreiter,
ich habe das Zappelphilippsyndrom - heute Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom, kurz AHDS genannt und kann meinen Eltern vom ganzen Herzen danken, dass sie mich so geliebt haben, wie ich wirklich bin. Auch damals (Ende der 70er) gab es bereits Medikamente, welche die Kinder ruhig stellten und die Kinderärztin wollt mir welche verschreiben. Mein Eltern waren dagegen.
Probleme hatte ich dann in der Schule, weil ich nicht still sitzen konnte, weil ich immer kippelte, aufsprang, die Mädels ärgerte und frech war, hinzu kam meine Vorlese und Rechtschreibschwäche sowie durch meine antiautoritäre, liebevolle Erziehung eine gewisse Respektlosigkeit den bornierten Lehrkörpern gegenüber.
Der Schlüssel liegt wohl in meiner Kindheit. Meine Eltern haben mir wohl jeden möglichen Wunsch erfüllt und ihr Leben gelebt, damit ich es einmal besser habe. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Mein Mutter hat Köchin und Kellnerin gelernt und eine Gastwirtschaft geleitet, mein Vater war gelernter Förster und Schiffsbauer und Brigadier (Vorarbeiter) in einer großen Ostseewerft. In der Freizeit hat sich mein Vater sehr mit der Natur beschäftigt und hat mich überall mit hingenommen, weil meine Mutter meist am Wochenende gearbeitet hat.
Ich zeigte schon früh allerlei künstlerische Begabungen, wollte Tänzer, Musiker, Sänger, Schauspieler, Maler usw. werden. Meine Talente wurden von meinen Eltern IMMER gefördert. Auch die Freunde der Familie - und meine Eltern hatten viele Freunde - haben mich sehr gefördert und auch meine mathematischen Talente erkannt. Ich konnte beispielsweise schon vor der Schule rechnen und habe meist auch keinen Lösungsweg aufschreiben brauchen, weil diese meist einen Umweg darstellen und es viele Abkürzungen in der Mathematik gibt.
All das und noch viel mehr ist der Grund dafür, dass ich so bin wie ich bin und nicht so bin, wie mich andere gern hätten.
Ich bin auch mal still, aber nur wenn ich schlafe oder meditiere, ansonsten trampel ich durch die Wohnung, weil ich weiß unter mir ist keiner und ich trommle und singe laut, weil ich weiß, dass sich die Menschen, welche mich hören sich darüber freuen.
Ich bin ferner auch ein unvernünftiger Mensch, weil ich mich in meiner Lebendigkeit NICHT einschränken lassen möchte. Ich habe zum Thema Vernunft und Verstand aber auch einen eigene Faden zur Diskussion gestellt, wo DU Dich gern einbringen kannst.
Das Leben ist sich ausdrücken - in Sprache, in Klänge, in Bildern mit Händen und Füssen. Stille Menschen unterscheide ich in jene, welche still und harmonisch sind und jene, welche still und nervös sind. Man kann schon sagen, dass ich eine gute Intuition habe, welches die Kraft ist, die ich mit der Inspiration und der Kreativität von meiner femininen Seite schöpfe.
Jeder ist der Ausdruck seiner selbst. Wenn Du Dir die Birkenbihl-Dokus mal anschaust, dann wirst diese Aussage wiederfinden. Deshalb gebe ich mal Deine Eingangsfrage an Dich weiter:
>>>Kann es sein, dass du gar nicht in der Lage bist, Texte und ihren Kontext richtig zu interpretieren?<<<
Um sie Dir zu beantworten:
Ich lese Texte vorwärts, rückwärts, quer und interpretiere nicht sondern erfasse die Inhalte und Substanzen, den die Reibung an Form, Formungen und Formatierungen überlasse ich Neugier, die hat davon mehr Ahnung als ich.