Marihuana Uruguay dealt mit Drogen
Als erster Staat der Welt will Uruguay den Handel mit Marihuana verstaatlichen. 40 Joints im Monat will Montevideo den Bürgern gönnen.
Wenn es nach Uruguays Präsidenten José Mujica geht, werden die Bürger seines Landes bald 40 Joints im Monat rauchen können. Ganz legal. Das Marihuana dafür werden sie sich an staatlichen Kiosken kaufen können - vorausgesetzt, sie lassen sich in einer Kundenkartei registrieren. Und die Hanfpflanzen, aus denen die Droge gewonnen wird, sollen auf einer staatlichen Plantage angebaut werden. Die nationale Drogenbehörde hat errechnet, dass 100 Hektar Land notwendig wären, um den Bedarf zu decken: 27 Tonnen Marihuana im Jahr.
Als erstes Land der Welt will Uruguay den Handel mit Gras verstaatlichen - und damit gegen die Uno-Konvention gegen narkotische Drogen verstoßen. Ein entsprechendes Gesetz hat Mujica am Mittwochabend ins Parlament eingebracht. Eine Zustimmung gilt als wahrscheinlich.
Uruguays Präsident José Mujica Uruguays Präsident José Mujica
Der eigenwillige Präsident, ein Ex-Guerillero, der im verbeulten VW zur Arbeit fährt, stellt sich damit an die Spitze einer wachsenden Allianz der Unwilligen in Lateinamerika. 40 Jahre nachdem US-Präsident Richard Nixon den Drogen den Krieg erklärt hat, halten viele Staatschefs im Vorgarten der USA den Kampf für verloren. Der Widerstand gegen die von Washington propagierte Militarisierung der Drogenpolitik, die die Mordraten in Mexiko und Mittelamerika in Rekordhöhe getrieben hat, wächst.
Im Februar preschte Guatemalas Präsident Otto Pérez Molina mit einem Vorschlag zur Legalisierung von Drogenproduktion und -schmuggel vor. Die USA wiesen den ehemaligen Geheimdienstchef, der selbst sein Leben lang gegen die Kartelle gekämpft hat, umgehend in die Schranken. Doch der Geist war aus der Flasche und das L-Wort plötzlich kein Tabu mehr.
Beim Treffen der Organisation der Amerikanischen Staaten im kolumbianischen Cartagena im April kam es zum offenen Dissens mit US-Präsident Barack Obama. Selbst die engsten Verbündeten Washingtons - Kolumbien, Mexiko und Costa Rica - scheuten sich nicht mehr, von Legalisierung zu sprechen, Kokain eingeschlossen. Lateinamerika, so die Kritik, trage die Hauptlast in einem globalen Kampf, der nicht zu gewinnen sei, solange die Nachfrage in den USA und Europa nicht verringert werde. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos verglich den Drogenkrieg mit einem Trimm-dich-Rad: Man trete und trete, aber es gehe nicht voran.
Unbestritten ist zwar, dass eine Legalisierung von Drogen dem organisierten Verbrechen nicht den Garaus machen wird. Die Kartelle haben ihre Produktpalette längst diversifiziert, viele verdienen inzwischen mehr mit Öldiebstahl, Entführungen und Produktpiraterie. Uruguay hofft dennoch, den Schmugglerbanden ein paar Marktanteile im Marihuana-Handel abzuluchsen, um die Gewinne ins Gesundheitswesen und die Suchtprävention zu investieren. Mit Marihuana-Sonderangeboten sollen die Kunden von härteren Rauschmitteln wie Kokain abgehalten werden. Und damit es keinen Schwarzhandel gibt, hat Mujica vorgeschlagen, Kunden sollten die Überreste ihrer gerauchten Joints zurückbringen, um zu beweisen, dass sie sie nicht weiterverkauft hätten.