AW: GEBETSERHÖRUNG - unglaublich aber wahr!
Übrigens kann ICH im "Vater unser" keinen Hinweis darauf erkennen, dass es darum geht, Gott möge die Würde des Menschen schützen. Man bittet um's tägliche Brot, um Vergebung der Sünden, die Ankunft des Reiches Gottes und die Abwendung des Bösen. Von Würde keine Spur.
"Unser tägliches Brot gib uns heute."
Das was Menschen wirklich zum "Überleben" brauchen, nämlich ausreichend zu Essen und zu Trinken, ein Dach über dem Kopf, sich frei bewegen, versammeln und äußern zu können, medizinische Versorgung, Sicherheit, d.h. nicht ständig Angst ums eigene Leben und das der Familie haben zu müssen, ...
also alles das, was in der 1. Generation der Menschenrechte zusammengefasst wurde - also alle Lebens-Basics, die wie ein Schutzmantel die "Würde des Menschen" schützend umhüllen.
"Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."
Ist letztlich ein moralisches Update der "Goldenen Regel" und "Zehn Gebote" zugleich. Denn der Schuldbegriff setzt ein ausgebildetes Schuldbewusstsein voraus, das aus dem Bewusstsein von "Alleinverantwortlichkeit" hervorgeht. Ausgebildet wird das Schuldbewusstsein durch den Jesuanischen Imperativ (F. Eisend):
“Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.” (Mk 2,27)
Die "Goldene Regel" mittels des "schuldorientierten Gewissens" auf eine neue moralische Ebene zu heben, das ist wahrlich eine jesuanische Meisterleistung, die man gar nicht genug hoch einschätzen kann. Im "schuldorientierten Gewissen" findet die Würde des Menschen auch ihren höchsten Ausdruck. Der Mensch in seiner Würde handelt nämlich nach besten Wissen und Gewissen!
"Und führe uns nicht in Versuchung,"
Es geht hier um die gefährlichste Versuchung des Menschen schlechthin: Nämlich,
sich selbst für Gott zu halten. Der Todsünde der Hybris/Superbia zu erliegen, das war schon immer das Grundübel der Menschheit. In der Herrschsucht fand der Hochmut schon seit jeher seinen tödlichsten Ausfluss (vgl. dazu auch die Ausführungen des Heiligen Augustinus "De civitate Dei" (413-426); Erschreckende Beispiele von "Herrschsucht" in neuerer Zeit sind Personen wie "Hitler" oder "Stalin", ...). Denn wer sich in unverschämter Hybris selbst zum Gott erhebt, der erhebt sich über andere Menschen und missachtet damit deren unantastbare Würde. Kein Mensch darf sich innerlich über einen anderen erheben, denn der Mensch wurde nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und besitzt von daher ohne Ausnahme eine unantastbare Würde - außer er erhebt sich selbst zum Gott und verliert so im Hochmut seine Würde als Mensch. Denn wenn er "Gott" ist, dann ist er ja kein "Mensch" mehr!
Diese "Versuchung Gottes" buchstabiert für uns schon Jesus in der Wüste durch (vgl. dazu Mt 4,1-11 oder Lk 4,1-13, beachte auch, dass der "Teufel" in der Erzähltradition derjenige gefallene Engel war, weil er wie Gott sein wollte; zudem auch den Grund des Sündenfalls im Paradies)
"sondern erlöse uns von dem Bösen."
Um der Würde des Menschen willen, bedarf es der Unterscheidung, zwischen dem menschengemachten Leid und dem schicksalhaften Leid. Das setzt ein ausgebildetes Schuldbewusstsein voraus. Beim schicksalhaften Leid können wir uns als "Solidargemeinschaft der Sterblichen" (F. Eisend) nur an der Hand nehmen. Menschengemachtes Leid dagegen, gilt es abzuschaffen.
Menschengemachte Gewalt und menschengemachtes Leid gehen aus der Sünde hervor. Sünde ist die schuldhafte Tat, die gegen die Würde des Menschen verstößt.
Die acht Todsünden sind extreme Verweise auf diese "seelischen todbringenden Süchte" des Menschen, die zutiefst die Würde des Menschen verletzten (Völlerei = todbringende Sucht nach Essen, Wollust = todbringende Sucht nach Sex, Trägheit = todbringende Sucht nach Flucht, Zorn = todbringende Sucht nach Kampf, Geiz = todbringende Sucht nach Haben, Neid = todbringende Sucht nach Vorteil, HOCHMUT: Ehrsucht = todbringende Sucht nach Anerkennung, Herrschsucht = todbringende Sucht nach Macht)
Es entspricht der Würde des Menschen, dass er sich (selbst) aus seiner Sucht befreit und wieder lernt, sich an seiner Sehnsucht zu orientierten. Denn aller Sucht liegt eine göttliche Sehnsucht zugrunde. Aus der Sehnsucht wird eine tödliche Sucht, wenn sich der Mensch verirrt, weil er sich im Hochmut von Gott abwendet. Erlösung von dem Bösen heißt unter anderem auch, dass wir unsere tiefste Sehnsucht nach Gott, d.h. nach seinen Frieden wieder ernst nehmen. Wir tun dies, indem wir aufrichtig unsere Neigungen an unserer Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Gerechtigkeit, nach Würde (=Verantwortung und Freiheit) und vor allem nach Liebe ausrichten.
Gruss DerAufklärer