Ja, die Wahlbeteiligung wird (mutmaßlich) exakt ausgewertet. Unsichtbar bleibt aber der Protest, von dem die Rede war.
Selbst bei einer Wahlbeteiligung von nur einem Prozent, sieht das System nicht vor, deswegen die Systemfrage zu stellen. Ganz im Gegenteil: Die Wahlergebnisse wären genau wie gewohnt, denn das Wahlergebnis ist immer auf die abgegebenen gültigen Stimmen bezogen.
Natürlich, nur wären dann 99% der wahlberechtigten Bevölkerung ein sehr großer Markt für IRGENDEINE Partei - und wenn sie niemand ansprechen kann, scheint das politische Desinteresse sehr groß zu sein und auch der Wille, irgend etwas zu ändern. Wer gewähren lässt, lässt eben gewähren und darf sich sodann nicht aufregen, wenn sich das Gewährte manifestiert.
Es ist ähnlich einer Wahl zum Klassensprecher. Wenn nur 1 Schüler kandidiert, ist es kein Demokratiemangel, dass die aktiven Wähler bei der Wahl keine Auswahl mehr haben und sodann schon eine einzige Stimme reicht, damit der Kandidat Klassensprecher wird. Selbst wenn 29 Schüler auf den Wahlzettel "Bloß nicht der !" schreiben. Diese 29 hatten vor der Wahl die Chance, entsprechende Gegenkandidaten aufzustellen. Auch diese Vorlaufphase ist schon ein Teil des demokratischen Wahlprozesses. Aber, de facto wird die fehlende Gegenkandidatur als stillschweigendes Einverständnis der einzigen Kandidatur jenes Kandidaten gewertet - und somit im Widerspruch zu allfälligen Äußerungen a'la "Bloß nicht der !" am Wahlzettel. Wenn sie wirklich nicht diesen wollten, hatten sie die Chance über den Gegenkandidaten. Wenn sie jene Chance nicht nutzten, selber Schuld. Genauso dumm wäre für eine Partei zu wählen und nach der Stimmabgabe zu skandieren, "Nein, nicht diese Partei !". Dann ist es eben zu spät....
Wie bei einer Balkenwaage ist es letztendlich nebensächlich, um wie viel eine Seite schwerer wiegt - die Seite mit dem höheren Gewicht geht nach unten.
Doch, die Interpretation einer Nicht- oder Ungültigwahl ist eindeutig: Der Nicht- oder Ungültigwähler möchte die Entscheidung den gültigen Wahlstimmen überlassen. Wenn er das eigentlich nicht seine Absicht ist, dann hat er was falsch gemacht.
Nein, ist sie nicht - wie aus meinen Beispielen von möglichen Gründen zu lesen. Glaubte ich zumindest. Wenn sich jemand einfach irrt, dann drückt seine Stimmabgabe ganz und gar nicht seinen Willen aus. Und auch bei jemandem der zu faulwar zur Wahl zu gehen heißt das nicht, dass er die Entscheidung den gültigen Wahlstimmen überlassen MÖCHTE. Es kann es durchaus nicht MÖGEN, aber seinen Hintern lüften MÖCHTE er noch weniger.
Leider ist noch lange keine Demokratie, wenn Menschen gelegentlich etwas ankreuzen dürfen.
Für dich vielleicht nicht. Für manchen Tiroler ist jemand kein Mensch, so lange er kein Tiroler ist. Du darfst frei definieren, nur hat deine Definition keinen a priori Anspruch auf irgendeine Relevanz außerhalb deiner persönlichen Sichtweise. Anscheinend hast du ein Problem mit dem Begriff der "indirekten Demokratie". Mag sein, nur mache ich es deswegen nicht zu meinem Problem.
Es gibt für jede Aufgabe geeignete und ungeeignete Verfahren, um den Bedürfnissen aller Beteiligten und Betroffenen gerecht zu werden, vorausgesetzt, es besteht überhaupt der Wille, den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden.
Spätestens wenn du 2 Kinder hast wirst du lernen, dass man es in der Regel nie allen recht machen kann. Sozialer Friede wird in der Praxis nur durch Kompromisse, nicht durch Absolutismus erreicht. Das heißt, die Lösung liegt nicht darin, alle restlos zufrieden zu machen. Das geht nicht. Schau dich um, wie gut es uns geht, und dennoch gibt es solche wie dich, die dauernd herumnörgeln. Und egal, wie gut es uns gehen wird und wie oft du abstimmen dürftest - es wird immer wieder welche geben, denen etwas nicht passt. Und wenn die ganze Gesellschaft versucht, es dem einen Nörgler recht zu machen, passt es entweder immer noch nicht oder aber einer der Gesellschaft, die versucht es dem Nörgler recht zu machen regt sich auf, dass sich alles nur um den Nörgler dreht. Des Rätsels Lösung liegt darin, die restliche Unzufriedenheit möglichst gleichmäßig aufzuteilen.
Ich schrieb es schon einmal hier, der oberste Verkehrsregler der Stadt weiß, dass er seinen Job zu gut wie möglich macht, wenn sich jeder gleich viel beschwert. Und nicht dann, wenn sich niemand beschwert - weil das einfach unerreichbar ist.
Denn: hat jemand eine lange Grünphase, wird er nicht besonders positiv reagieren. Hat er aber eine lange Rotphase, regt er sich auf - und wägt zumeist auch nicht ab "jetzt hatte ich 4 mal grün und jetzt 1 mal rot, das gleicht sich ja aus" - sondern das Grün wird selbstverständlich und das Rot bleibt unakzeptabel. Da es aber nicht machbar ist, allen Verkehrsteilnehmern nur Grünphasen zukommen zu lassen, wird es zwangsweise Rotphasen und in Folge Beschwerden geben. Die Kunst dabei ist, den unvermeidbaren Frust möglichst auf alle Verkehrsteilnehmer gleichmäßig zu verteilen.
So wie du den Wohlstand und die Sicherheit anscheinend als selbstverständlich siehst, Flöhe suchst und dich dann mächtig darüber aufregst und das ganze "System" schlecht machst. Abhilfe schaffen würden eventuell diverse Reisen. Reisen bildet, und diverse Reisen in andere Länder könnten die Perspektive zurecht rücken und vielleicht doch zu etwas Dankbarkeit und Demut führen. Eine gute Methode mit passender statistischer Relevanz wäre, von den knapp 8 Milliarden Menschen willkürlich 20 oder mehr auswählen, und jeweils eine ausreichende Zeit in deren Ländern zu verbringen. Dann hättest du eine halbwegs statistisch relevante Probe von dem, was möglich ist (Utopien als Maßstab heran zu ziehen mag zwar interessant, aber zwecks Messung sinnlos sein). Dann könntest du innerhalb des Bereich des möglichen sehen, wo unser "System" steht. Ob es tatsächlich so schlimm und undemokratisch oder ob es nicht doch eines der besten und demokratischsten ist.
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