AW: Friedrich Nietzsche
An Aktivdenker: "Er war ein mit vielen Schwächen beladenes Mangelwesen."
Also, Aktivdenker, entschuldige bitte, aber deine Urteile über Nietzsche (und Schopenhauer) sind manchmal doch recht flapsig.
Nach meiner Überzeugung hat Nietzsche mit seiner Lehre vom Willen zur Macht das Wesen der Welt und auch des Menschen wie keiner vor ihm klar erfasst und genial umschrieben. "Die Welt ist Wille zur Macht und nichts außerdem und ihr selbst seid Wille zur Macht und nichts außerdem" - das ist seine zentrale Botschaft. Dabei darf man den Begriff „Macht“ nicht wörtlich nehmen, er ist als Metapher gemeint. „Macht“ ist alles, was einen Menschen groß machen, sein Ansehen oder seine Wirkung steigern kann; z.B. ein Talent, eine Begabung oder eine geniale Fähigkeit; auch irgendeine (nicht unbedingt geniale) Fähigkeit kann das Ansehen steigern (die Fähigkeit etwa, gute Handwerksarbeiten auszuführen). Oder eine Stärke, eine Kraft können den Rang und das „Prestige“ eines Menschen ausmachen; unter anderem wird selbstverständlich auch die politische Macht einen Menschen aus der Masse herausheben und ihm Einfluss verschaffen; oder die schiere Gewalt kann durch Einschüchterung oder direkte Ausübung die Wirkung eines Menschen ins Unermessliche steigern. Auch Reichtum, Geld können selbstverständlich einen Menschen „mächtig“ machen.
Wer will bestreiten, dass alle diese „Eigenschaften“ eines Menschen seinen Rang und seinen Einfluss im Leben bestimmen? Wer über keine der genannten Eigenschaften verfügt, ist ein armer Hund und wird in der Rangordnung der Menschen ganz unten stehen. Folglich muss jeder danach streben, irgendeine Fähigkeit oder ein Talent in sich zu entdecken, damit ihm das Schicksal eines „armen Hundes“ erspart bleibt.
Nietzsche fordert also mit Recht, der Mensch soll sich zu dieser seiner Macht, die als Möglichkeit in ihm vorhanden ist, bekennen und sie ausspielen. Nur dann kann er ein glückliches Leben führen; Glück hier allerdings nicht als „grünes Weideglück“ verstanden, sondern als Dasein voll Größe, Genugtuung und Erfüllung.
Nietzsche scheint dieser „Naturgesetzlichkeit“ eine ausschließliche Bedeutung beizumessen, so wenn er sagt, " und du selbst (Mensch) bist Wille zur Macht und nichts außerdem". Dabei vergisst er oder er ignoriert es einfach, dass der Mensch nicht nur aus Trieb und Vernunft besteht, sondern dass er auch eine Seele hat, ein Herz. Diese andere Seite der menschlichen „Vernunft“ hat Pascal ausführlich beschrieben. Er nennt sie die „Logik des Herzens“. Wer nun wie Nietzsche den Menschen nur „eindimensional“ als Machtwesen kennzeichnet, kann seinem Wesen nicht gerecht werden, weil es vielschichtig, mehrdimensional angelegt ist, weil in ihm auch Fähigkeiten und Regungen jenseits der Macht vorhanden sind. In Nietzsches Worten müsste man also sagen, der Mensch ist zwar „Wille zur Macht“, aber außerdem noch anderes mehr! So kann Thomas Mann mit Recht sagen: „Wer Nietzsche eigentlich nimmt, wer ihm glaubt, ist verloren!“ Verloren deshalb, weil er das wahre Wesen des Menschen in seiner Vielfalt und Mehrdimensionalität verkennt. Er begibt sich auf einen Irrweg. Und er wird an dem eisernen Widerstand derer scheitern, die diesen Irrtum erkennen, die sich demjenigen nicht unterwerfen werden, der im Menschen nur den Machtwillen und nichts außerdem am Werke sieht. (z.B. Hitler!).
Warum aber hat Nietzsche so viel Wirkung entfaltet, warum steht er trotz dieser letztlich (m.E.) auf einem Irrtum beruhenden Philosophie heute noch in hohem Ansehen? [Auch seine apodiktische Behauptung "Gott ist tot" kann man mit starken Argumenten in Zweifel ziehen!]
Ich meine, weil er diese eine Seite des menschlichen Wesens, diese Naturgesetzlichkeit des Willens zur Macht, der sich kein Mensch entziehen kann, so eindrucksvoll, so genial beschrieben hat. Durch diese Lehre „tut sich ein ganzer Fächer überraschender Einblicke auf“ (s. Stern: "Nietzsche"), sowohl in das Wesen der Welt als auch in das typische Verhalten der Mitmenschen. Man kommt nicht umhin zu sagen: Eigentlich hat Nietzsche doch recht. Aber diese Erkenntnis ist nicht ganz richtig. Man muss sagen: Nietzsche hat recht, aber eigentlich doch auch wieder nicht!
An Aktivdenker: "Er war ein mit vielen Schwächen beladenes Mangelwesen."
Also, Aktivdenker, entschuldige bitte, aber deine Urteile über Nietzsche (und Schopenhauer) sind manchmal doch recht flapsig.
Nach meiner Überzeugung hat Nietzsche mit seiner Lehre vom Willen zur Macht das Wesen der Welt und auch des Menschen wie keiner vor ihm klar erfasst und genial umschrieben. "Die Welt ist Wille zur Macht und nichts außerdem und ihr selbst seid Wille zur Macht und nichts außerdem" - das ist seine zentrale Botschaft. Dabei darf man den Begriff „Macht“ nicht wörtlich nehmen, er ist als Metapher gemeint. „Macht“ ist alles, was einen Menschen groß machen, sein Ansehen oder seine Wirkung steigern kann; z.B. ein Talent, eine Begabung oder eine geniale Fähigkeit; auch irgendeine (nicht unbedingt geniale) Fähigkeit kann das Ansehen steigern (die Fähigkeit etwa, gute Handwerksarbeiten auszuführen). Oder eine Stärke, eine Kraft können den Rang und das „Prestige“ eines Menschen ausmachen; unter anderem wird selbstverständlich auch die politische Macht einen Menschen aus der Masse herausheben und ihm Einfluss verschaffen; oder die schiere Gewalt kann durch Einschüchterung oder direkte Ausübung die Wirkung eines Menschen ins Unermessliche steigern. Auch Reichtum, Geld können selbstverständlich einen Menschen „mächtig“ machen.
Wer will bestreiten, dass alle diese „Eigenschaften“ eines Menschen seinen Rang und seinen Einfluss im Leben bestimmen? Wer über keine der genannten Eigenschaften verfügt, ist ein armer Hund und wird in der Rangordnung der Menschen ganz unten stehen. Folglich muss jeder danach streben, irgendeine Fähigkeit oder ein Talent in sich zu entdecken, damit ihm das Schicksal eines „armen Hundes“ erspart bleibt.
Nietzsche fordert also mit Recht, der Mensch soll sich zu dieser seiner Macht, die als Möglichkeit in ihm vorhanden ist, bekennen und sie ausspielen. Nur dann kann er ein glückliches Leben führen; Glück hier allerdings nicht als „grünes Weideglück“ verstanden, sondern als Dasein voll Größe, Genugtuung und Erfüllung.
Nietzsche scheint dieser „Naturgesetzlichkeit“ eine ausschließliche Bedeutung beizumessen, so wenn er sagt, " und du selbst (Mensch) bist Wille zur Macht und nichts außerdem". Dabei vergisst er oder er ignoriert es einfach, dass der Mensch nicht nur aus Trieb und Vernunft besteht, sondern dass er auch eine Seele hat, ein Herz. Diese andere Seite der menschlichen „Vernunft“ hat Pascal ausführlich beschrieben. Er nennt sie die „Logik des Herzens“. Wer nun wie Nietzsche den Menschen nur „eindimensional“ als Machtwesen kennzeichnet, kann seinem Wesen nicht gerecht werden, weil es vielschichtig, mehrdimensional angelegt ist, weil in ihm auch Fähigkeiten und Regungen jenseits der Macht vorhanden sind. In Nietzsches Worten müsste man also sagen, der Mensch ist zwar „Wille zur Macht“, aber außerdem noch anderes mehr! So kann Thomas Mann mit Recht sagen: „Wer Nietzsche eigentlich nimmt, wer ihm glaubt, ist verloren!“ Verloren deshalb, weil er das wahre Wesen des Menschen in seiner Vielfalt und Mehrdimensionalität verkennt. Er begibt sich auf einen Irrweg. Und er wird an dem eisernen Widerstand derer scheitern, die diesen Irrtum erkennen, die sich demjenigen nicht unterwerfen werden, der im Menschen nur den Machtwillen und nichts außerdem am Werke sieht. (z.B. Hitler!).
Warum aber hat Nietzsche so viel Wirkung entfaltet, warum steht er trotz dieser letztlich (m.E.) auf einem Irrtum beruhenden Philosophie heute noch in hohem Ansehen? [Auch seine apodiktische Behauptung "Gott ist tot" kann man mit starken Argumenten in Zweifel ziehen!]
Ich meine, weil er diese eine Seite des menschlichen Wesens, diese Naturgesetzlichkeit des Willens zur Macht, der sich kein Mensch entziehen kann, so eindrucksvoll, so genial beschrieben hat. Durch diese Lehre „tut sich ein ganzer Fächer überraschender Einblicke auf“ (s. Stern: "Nietzsche"), sowohl in das Wesen der Welt als auch in das typische Verhalten der Mitmenschen. Man kommt nicht umhin zu sagen: Eigentlich hat Nietzsche doch recht. Aber diese Erkenntnis ist nicht ganz richtig. Man muss sagen: Nietzsche hat recht, aber eigentlich doch auch wieder nicht!