Nietzsche und Dionisus
Als ich vor vielen Jahre die "Geburt der Tragödie" gelesen habe, war ich bezaubert! "was für ein Genie" habe ich gedacht. War das nicht eine seinen ersten Arbeiten? Ich fand seine Gendanken dort gesund und lebendig, wie in den ersten Arbeiten jedes Schriftstellers passiert (die Räuber von Schiller ist für mich das kraftvollste was er geschrieben hat).
Dannach aber habe ich mit den Zarathustra angefangen.
Ich las, ich las... dann plötzlich lese ich: "wenn zu einer Frau gehst, nimm eine Peitsche mit"... und weiter noch "wer sterben will, lass ihn sterben"...
Ich war so erstaunt, so enttäuscht!!! ich dachte an den Ruf dass er den Weg zum Faschismus geöffnet hat und musste leider zustimmen. Tja, das was ich da gelesen habe war keine "philo-sofie" weil es kann keine Weissheit sein, die Frauen und die Schwachen zu mishandeln, oder?
Nach vielen Jahren ich habe einen Mann kennengelernt. Er war aber seit 15 Jahren in psycologischen Behandlung und war ein grosse Fan von Nietzsche. Der war homosexuel, wiccan, er folgte den Kult des Dionisus, und hat mir erzählt dass er (wegen einer strengen katholische Tradition in seiner Familie und sogar faschistiche Vergangenheit) immer grosse Problemen mit seiner Sexualität hatte, und erst mit 30 hat er sich geoutet. Diese Befreiung hatte er "dem Dionisus" zu verdanken, den Befreier...
Der Mann war ein Rätsel für mich. Da began ich zum ersten Mal in meinem Leben die "Bassariden" zu lesen, sein liebligs-Stück. "Bacches" von Euripides.
Was für ein geniales Stück! welche Grösse der Gedanken, welche tiefsinnige Beschreibung der psycologischen Lage des Helden Pentheas!
Plötzlich habe ich klar vor mir gesehen: Pentheas! das war Nietzsche und das war mein Freund!
Der junge Nachfolger der Reichs von Thebe, eine durch unzähligen schmutzigen psycologischen Geheimnisse gekränkte Stadt, die jetzt am Ende ihres Seins (am Untergang) die neue Gottheit (durch Semele) zeugt. Dionisus der Bromios. Der durch sein Frauengefolg, Liebe, Sex, Natur, wein und tanz die Befreiung aus einer kranken Vergangenheit verspricht (nicht wenige haben den Dionisus mit Jesus vergleicht).
Jetzt kommt er in Thebe und verlangt annerkant zu werden, und wer sich der neuen Gottheit wehrt der wird gestraft: mit Wahn (wie bei der Mutter und Schwester von Pentheas passiert). Die Weisen Theresias und Kadmos wissen wie wichtig der Respekt von jeden Gottheit (neu oder alt) ist, und trotz ihren Alters folgen den neuen Gott tanzend und trinkend.
Doch Pentheas hat eine riesige Angst vor der Befreiung. Und nicht nur das! er hasst die Göttin der Liebe, er hasst Venus und hasst Frauen.Warum? weil er ein psycologisches Komplex hat, wovon auch seine Angst vor dem Leben stammt. Angst vor dem Leben und Angst vor dem anderen Geschlecht ist fast das gleiche. Wilhelm Reich sagt auch dass die Wurzel des Faschismus ist eine (durch die religiösen Lehren) Angst vor der Sexualität.
Deshalb auch Nietzsche hat so sehr die Kirche gehasst, in seinem dionisischen Wahn am Ende seines Lebens (der "Antichrist" ist ein verrücktes Werk) weil er erkannt hat das die religiöse Erziehung -dieses so hungriges nach Liebe Wesens- war der Grund seines Unglücks.
Pentheas, der junge Mann der seine Fragilität hinter einer "starken" Fassade stecken will, als Herscher mit Gewalt gegen Dionisus reagiert, benutzt seine Macht wie jeder fasistische Diktator. Sie waren auch alle Frauenhasser oder?
Dann aber Bacchus rächt sich: und wie??? (mein Gott, wie genial!)
Er lockt den Pentheas, die Bassariden zu beobachten! diese Idee macht den jungen Mann sehr lustig. in der Idee sich bischen zu amusieren und sich als Frau verkleiden er wird wie ein kleines Kind (was er immer innerlich war, unreif).
wie hat Dionisus verstanden dass der Pentheas hinter seiner Strenge einen perversen Voyeristen und ein kleines Kind verbirgt?
Und wie hat er verstanden dass er hinter die Maske des Frauenhassers einen Transvestiten verbirgt?
Sobald er ihm die Idee gibt sich als Bassaride zu verkleiden, der Pentheas akzeptiert sofort und sogar er hat so ein Spass sich als Frau zu verkleiden!
In diesem Punkt habe ich gedacht, ob nicht auch mein homosexuelle Freund nicht gerade in diesem Punkt war, wo gerade Pentheas. Als Frau verkleidet, in das orgiastische Fest der Frauen eingeladen, wo er zertört werden soll. ich sagte es ihm...
Er hat sich natürlich sehr geärgert weil er dachte dass er DER freie Mann war, ein "befreiter Dionisus"... der Nietsche dachte es auch von sich selbst, aber der Arme ist nur verrückt geworden, vom seinem Bacchus ganz zerstört.
Und was für Rache hat der Dionisus von Pentheas genommen! von der eigenen Mutter und Schwester zerstückelt, die in ihrem Wahn den Sohn nicht erkennen. Symbolisch gesehen da steht vor uns der heutige Pentheas, der Mann der die Natur, die Liebe und die Frau nicht akzeptiert, der sich nicht ändern und erneuen will, der sich nicht befreien will!
Von den Eigenen nicht verstanden und zertört (wie eigentlich auch bei den Terroristen passiert), wegen der eigenen Ängste der Befreiung sich selbst zerstörend und damit das Ende seines Reiches vorbereitend.
Als ich später den Film von Lucchino Visconti "Götterdämmerung" gesehen habe, wo der Helmut Berger einen Mann spielt der pedofilische, homosexuelle Neigungen hat und am Ende mit der eigenen Mutter schäft, habe ich das als eine Bestätigung gesehen. Visconti selbts war ein Kind der elitären konservativen Gesellschaft und selbt homosexuel.
Natürlich, ich denke auch, dass man sollte die Filme und Bücher dieser Menschen als Zeugnisse über ihre psychische Schwierigkeiten sehen und nicht als filosofische Opern. Aber ehrlich gesagt, für mich ist Philosofie das Studium der menschlichen Seele und Geschichte, und Menschen können gesund sein und in extreme historische Verhältnissen, krank. Sie zu studieren ist auch Philosofie. ich würde es Philosofie und Kunst des Untergangs nennen.