• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Friedrich Nietzsche

AW: Friedrich Nietzsche

Ernst Bloch votierte immer dafür, Begriffe wie "Heimat" des Rechten zu entreißen, indem man sie positiv besetzt. Nicht umsonst schließt sein Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung" mit diesem Wort: "Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet,
so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat."​

 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:
AW: Friedrich Nietzsche

Ernst Bloch votierte immer dafür, Begriffe wie "Heimat" des Rechten zu entreißen, indem man sie positiv besetzt. Nicht umsonst schließt sein Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung" mit diesem Wort: "Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat."

:bier:
Gruß, moebius
 
AW: Friedrich Nietzsche

Hast Du sie auch verstanden ...:dontknow:
Wenn JA, wüssetst Du, woran ich "glaube"...
Gruß, moebius
 
AW: Friedrich Nietzsche

Vereinsamt (Friedrich Nietsche 1884):



Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du, Narr,
Vor Winters in die Welt – entflohn?

Die Welt – ein Thor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg', Vogel, schnarr'
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! –
Versteck' du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n –
Weh dem, der keine Heimat hat!

mal eine andere innere stimme von nietzsche ...........
er war nicht nur der kämpfer gegen seine zeit sondern litt mit blutendem herzen in seiner isolation..... was er wohl zu bloch gesagt hätte ?#
ausgelacht auf grund seiner neoromantischen einstellung oder ....
 
AW: Friedrich Nietzsche

Was ist eine neoromantische Einstellung ...:confused:
Und wer hat sie gehabt...:confused:
Etwa Ernst BLOCH ...:confused: Oder gar Friedrich NIETZSCHE...:confused:
 
AW: Friedrich Nietzsche

Was ist eine neoromantische Einstellung ...:confused:
Und wer hat sie gehabt...:confused:
Etwa Ernst BLOCH ...:confused: Oder gar Friedrich NIETZSCHE...:confused:

hm - sorry - ist wohl ein in der philosophie weniger gebrauchter begriff...
entstammt eigentlich mehr der kunstszene und bezog sich auf einen trend von künstlern die bewusst sich in eher in ländlichen kolonien zurückzogen um sich der zusehends entmenschlichten zivilisation zu entziehen zwecks der renaturalisierung ihres wesens. wenn die klassische romatik sich eher dafür einsetzte sich in eine beseelte natur zurückzubegeben so war das anliegen der neoromantiker eher eine besseelte, sich an der natur orientierende, neue menschliche welt zu schaffen.
ist jetzt mein eigene schnelle interpretqation des begriffes- kann auch sein das ich da schräg liege.
aber genau diesen eindruch habe ich jedenfalls von blochs schlusswort in seiner PH . selbst wenn jetzt die bezeichnung unkorrekt ist so hoffe ich mich hier verständlich ausgedrückt zu haben wie ich bloch an dieser stelle empfinde und was die stellungnahme von nietzsche wohl dazu wäre..
 
AW: Friedrich Nietzsche

Genau das aber hat Bloch nicht gemeint; für ihn ist "Heimat" ein Zukunftsbegriff wie Hoffnung, also auf ein Ziel hin ausgerichtet (vielleicht macht es der englische Titel deutlicher, den "Das Prinzip Hoffnung" einmal haben sollte: "Dreams of a better life"); und die Anspielungen selbst in den letzten Sätzen des Prinzip Hoffnung fußen eindeutig auf Marx. Bloch sah in einem erneuerten Marxismus durchaus die Chance auf eine humane Weiterentwicklung.
 
AW: Friedrich Nietzsche

Genau das aber hat Bloch nicht gemeint; für ihn ist "Heimat" ein Zukunftsbegriff wie Hoffnung, also auf ein Ziel hin ausgerichtet (vielleicht macht es der englische Titel deutlicher, den "Das Prinzip Hoffnung" einmal haben sollte: "Dreams of a better life"); und die Anspielungen selbst in den letzten Sätzen des Prinzip Hoffnung fußen eindeutig auf Marx. Bloch sah in einem erneuerten Marxismus durchaus die Chance auf eine humane Weiterentwicklung.
was soll bloch nicht gemeint haben wenn nicht dass die hoffnung des menschen in einer lebendigen "heimatlichen" umgebung besteht in welcher er sich seines wesens entspechend natürlich entfalten kann ?
selbst marx und engels selber hatten ja diese utopie im blick als sie ihr werk erstellten.... sie konnten da ja noch nicht ahnen das eine entmenschlichte sozialistische bürokratie in punkto menschenverachtung kapitalistischen strukturen in nichts nachsteht.... sie selber würden wohl mit diesen neuen aspekten selber ihre strategie überdenken und mehr auf syndikalistische strukturen setzen. denke das auch bloch dieses meint wenn er von realer demokratie ohne entfremdung schreibt !
 
Werbung:
AW: Friedrich Nietzsche

würde bloch dies anders sehen ?

Vom neuen Götzen

[313] Irgendwo gibt es noch Völker und Herden, doch nicht bei uns, meine Brüder: da gibt es Staaten.

Staat? Was ist das? Wohlan! Jetzt tut mir die Ohren auf, denn jetzt sage ich euch mein Wort vom Tode der Völker.

Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: »Ich, der Staat, bin das Volk.«

Lüge ist's! Schaffende waren es, die schufen die Völker und hängten einen Glauben und eine Liebe über sie hin: also dienten sie dem Leben.

Vernichter sind es, die stellen Fallen auf für viele und heißen sie Staat: sie hängen ein Schwert und hundert Begierden über sie hin.

Wo es noch Volk gibt, da versteht es den Staat nicht und haßt ihn als bösen Blick und Sünde an Sitten und Rechten.

[314] Dieses Zeichen gebe ich euch: jedes Volk spricht seine Zunge des Guten und Bösen: die versteht der Nachbar nicht. Seine Sprache erfand es sich in Sitten und Rechten.

Aber der Staat lügt in allen Zungen der Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt – und was er auch hat, gestohlen hat er's.

Falsch ist alles an ihm; mit gestohlenen Zähnen beißt er, der Bissige. Falsch sind selbst seine Eingeweide.

Sprachverwirrung des Guten und Bösen: dieses Zeichen gebe ich euch als Zeichen des Staates. Wahrlich, den Willen zum Tode deutet dieses Zeichen! Wahrlich, es winkt den Predigern des Todes!

Viel zu viele werden geboren: für die Überflüssigen ward der Staat erfunden!

Seht mir doch, wie er sie an sich lockt, die Viel-zu-Vielen! Wie er sie schlingt und kaut und wiederkäut!

»Auf der Erde ist nichts Größeres als ich: der ordnende Finger bin ich Gottes« – also brüllt das Untier. Und nicht nur Langgeohrte und Kurzgeäugte sinken auf die Knie!

Ach, auch in euch, ihr großen Seelen, raunt er seine düsteren Lügen! Ach, er errät die reichen Herzen, die gerne sich verschwenden!

Ja, auch euch errät er, ihr Besieger des alten Gottes! Müde wurdet ihr im Kampfe, und nun dient eure Müdigkeit noch dem neuen Götzen!

Helden und Ehrenhafte möchte er um sich aufstellen, der neue Götze! Gerne sonnt er sich im Sonnenschein guter Gewissen – das kalte Untier!

Alles will er euch geben, wenn ihr ihn anbetet, der neue Götze: also kauft er sich den Glanz eurer Tugenden und den Blick eurer stolzen Augen.

Ködern will er mit euch die Viel-zu Vielen! Ja, ein Höllenkunststück ward da erfunden, ein Pferd des Todes, klirrend im Putz göttlicher Ehren!

Ja, ein Sterben für viele ward da erfunden, das sich selber als Leben preist: wahrlich, ein Herzensdienst allen Predigern des Todes!

Staat nenne ich's, wo alle Gifttrinker sind, Gute und Schlimme: Staat, wo alle sich selber verlieren, Gute und Schlimme: Staat, wo der langsame Selbstmord aller – »das Leben« heißt.

[315] Seht mir doch diese Überflüssigen! Sie stehlen sich die Werke der Erfinder und die Schätze der Weisen: Bildung nennen sie ihren Diebstahl – und alles wird ihnen zu Krankheit und Ungemach!

Seht mir doch diese Überflüssigen! Krank sind sie immer, sie erbrechen ihre Galle und nennen es Zeitung. Sie verschlingen einander und können sich nicht einmal verdauen.

Seht mir doch diese Überflüssigen! Reichtümer erwerben sie und werden ärmer damit. Macht wollen sie und zuerst das Brecheisen der Macht, viel Geld – diese Unvermögenden!

Seht sie klettern, diese geschwinden Affen! Sie klettern übereinander hinweg und zerren sich also in den Schlamm und die Tiefe.

Hin zum Throne wollen sie alle: ihr Wahnsinn ist es – als ob das Glück auf dem Throne säße! Oft sitzt der Schlamm auf dem Thron -und oft auch der Thron auf dem Schlamme.

Wahnsinnige sind sie mir alle und kletternde Affen und Überheiße. Übel riecht mir ihr Götze, das kalte Untier: übel riechen sie mir alle zusammen, diese Götzendiener.

Meine Brüder, wollt ihr denn ersticken im Dunste ihrer Mäuler und Begierden? Lieber zerbrecht doch die Fenster und springt ins Freie!

Geht doch dem schlechten Geruche aus dem Wege! Geht fort von der Götzendienerei der Überflüssigen!

Geht doch dem schlechten Geruche aus dem Wege! Geht fort von dem Dampfe dieser Menschenopfer!

Frei steht großen Seelen auch jetzt noch die Erde. Leer sind noch viele Sitze für Einsame und Zweisame, um die der Geruch stiller Meere weht.

Frei steht noch großen Seelen ein freies Leben. Wahrlich, wer wenig besitzt, wird um so weniger besessen: gelobt sei die kleine Armut!

Dort, wo der Staat aufhört, da beginnt erst der Mensch, der nicht überflüssig ist: da beginnt das Lied des Notwendigen, die einmalige und unersetzliche Weise.

Dort, wo der Staat aufhört – so seht mir doch hin, meine Brüder! Seht ihr ihn nicht, den Regenbogen und die Brücken des Übermenschen? –
 
Zurück
Oben