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Friedrich Nietzsche

AW: Friedrich Nietzsche

Glücklich und fröhlich sind zweierlei Dinge; ich sehe den fröhlichen, sogar -wie er selbst sagt - ekstatischen, vom Entzücken und Rausch überwältigten N.

Ja, der Rausch! Der Rausch war für Nietzsche kein "schönes" Gefühl, es war nicht die Art Rausch die wir kennen. Rausch war für Nietzsche die stärkste Art Trieb die man sich vorstellen kann.

Götzen-Dämmerung
Streifzüge eines Unzeitgemässen
8.
...der Rausch der Geschlechtserregung, diese älteste und ursprünglichste Form des Rausches. Insgleichen der Rausch, der im Gefolge aller grossen Begierden, aller starken Affekte kommt; der Rausch des Festes, des Wettkampf, des Bravourstücks, des Siegs, aller extremen Bewegeung; der Rausch der Grausamkeit; der Rausch in der Zerstörung; ...
...Das Wesentliche am Rausch ist das Gefühl der Kraftsteigerung und Fülle.


Der Rausch ist die höchste Form der Motivation.
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Friedrich Nietzsche

Weiss einer vielleicht wieso Nietzsche die Kantsche Philosophie und die Romantik verachtet hat?
Ich kann es mir nur so erklären, dass die Wurzeln der Philosophien, also deren Denker, nicht mit Nietzsches WeR(-L)tbild harmonisierten, also schlechte Menschen waren, was dazu führte das auch all deren Gedanken falsch seien und verachtet werden müssen.

Ich persönlich mag die Romantik, Kant genauso.
 
AW: Friedrich Nietzsche

Weiss einer vielleicht wieso Nietzsche die Kantsche Philosophie und die Romantik verachtet hat?
Ich kann es mir nur so erklären, dass die Wurzeln der Philosophien, also deren Denker, nicht mit Nietzsches WeR(-L)tbild harmonisierten, also schlechte Menschen waren, was dazu führte das auch all deren Gedanken falsch seien und verachtet werden müssen.

Ich persönlich mag die Romantik, Kant genauso.

Ich würde nicht so weit gehen und von "Verachtung" sprechen, aber Nietzsche hatte sicher seine Vorbehalte gegen Kants Philosophie, insbesondere den Kategorischen Imperativ, den er in der Denkfolge der christlichen Moral verankert sieht, gegen das "a priori", das ihm belanglos erschien und gegen die Gegenüberstellung von Glauben und Wissen.

In seiner Vorrede zur "Genealogie der Moral" (KStA Band 5, S. 249) spricht Nietzsche davon, seine Suche nach dem Ursprung von Gut und Böse habe ihn zu "anti-Kantischem" Denken geführt.

Im Nachlass (Band 7, S. 427 ff.) finden sich lange Exzerpte aus diversen Kant-Schriften, von Nietzsche kritisch kommentiert. Dabei bleiben auch positive Erkenntnisse: "Er - Kant ist gemeint - zersetzt die Elemente jenes Glaubens und zeigt, wie wenig gerade der christliche Glaube dem tiefsten Bedürfnis genügt: Frage nach dem Werthe des Daseins!"

Nietzsche sah diesen Wert des Daseins schon von Beginn an als "ästhetisches Phänomen"; nur durch Kunst und Kultur sieht er das Dasein gerechtfertigt. Damit richtet er sich aber auch gegen Metaphysik, insbesondere Kant und Hegel, deren Denkgebäude ihm nicht nah genug ans Leben reichen.

Nietzsche sieht immer wieder, dass Denker vor ihm den Weg in die richtige Richtung geebnet haben, aber nicht konsequent genug weiter verfolgt habe in die Richtung, die er mit der "Umwertung aller Werte" meinte.
 
AW: Friedrich Nietzsche

Weiss einer vielleicht wieso Nietzsche die Kantsche Philosophie und die Romantik verachtet hat?

Dazu solltest du den Text:
Wie die "wahre Welt" endlich zur Fabel wurde

lesen. Ich zitier mal.

Wie die "wahre Welt" endlich zur Fabel wurde.
Geschichte eines Irrthums.
1. Die wahre Welt erreichbar für den Weisen, den Frommen, den Tugendhaften, - er lebt in ihr, er ist sie.
(Älteste Form der Idee, relativ klug, simpel, überzeugend. Umschreibung des Satzes ich, Plato, bin die Wahrheit .)
2. Die wahre Welt, unerreichbar für jetzt, aber versprochen für den Weisen, den Frommen, den Tugendhaften (für den Sünder, der Busse thut).
(Fortschritt der Idee: sie wird feiner, verfänglicher, unfasslicher, - sie wird Weib, sie wird christlich . . .)
3. Die wahre Welt, unerreichbar, unbeweisbar, unversprechbar, aber schon als gedacht ein Trost, eine Verpflichtung, ein Imperativ.
(Die alte Sonne im Grunde, aber durch Nebel und Skepsis hindurch; die Idee sublim geworden, bleich, nordisch, königsbergisch.)
4. Die wahre Welt - unerreichbar? Jedenfalls unerreicht. Und als unerreicht auch unbekannt. Folglich auch nicht tröstend, erlösend, verpflichtend: wozu könnte uns etwas Unbekanntes verpflichten? . . .
(Grauer Morgen. Erstes Gähnen der Vernunft. Hahnenschrei des Positivismus.)
5. Die wahre Welt - eine Idee, die zu Nichts mehr nütz ist, nicht einmal mehr verpflichtend, - eine unnütz, eine überflüssig gewordene Idee, folglich eine widerlegte Idee: schaffen wir sie ab!
(Heller Tag; Frühstück; Rückkehr des bon sens und der Heiterkeit; Schamröthe Plato's; Teufelslärm aller freien Geister.)
6. Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt blieb übrig? die scheinbare vielleicht? . . . Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!
(Mittag; Augenblick des kürzesten Schattens; Ende des längsten Irrthums; Höhepunkt der Menschheit; INCIPIT ZARATHUSTRA.)


Nietzsche sieht also im Idealismus, egal welcher ,als den größten Verhinderer von wirklicher Erkenntnis.

Darum lehnt er ihn ab, ja bekämpft ihn!

Gruß Fritz
 
AW: Friedrich Nietzsche

Das passt vielleicht auch noch:

11.


Es scheint mir, dass man jetzt überall bemüht ist von dem
eigentlichen Einflusse, den Kant auf die deutsche Philosophie
ausgeübt hat den Blick abzulenken und namentlich über den Werth,
den er sich selbst zugestand, klüglich hinwegzuschlüpfen. Kant
war vor Allem und zuerst stolz auf seine Kategorientafel, er
sagte mit dieser Tafel in den Händen: das ist das Schwerste,
was jemals zum Behufe der Metaphysik unternommen werden
konnte. - Man verstehe doch dies werden konnte! er war
stolz darauf, im Menschen ein neues Vermögen, das Vermögen
zu synthetischen Urteilen a priori, entdeckt zu haben.
Gesetzt, dass er sich hierin selbst betrog: aber die Entwicklung und
rasche Blüthe der deutschen Philosophie hängt an diesem Stolze
und an dem Wetteifer aller Jüngeren, womöglich noch Stolzeres
zu entdecken - und jedenfalls neue Vermögen! - Aber
besinnen wir uns: es ist an der Zeit. Wie sind synthetische Urtheile
a priori möglich? fragte sich Kant, - und was antwortete
er eigentlich? Vermöge eines Vermögens: leider aber
nicht mit drei Worten, sondern so umständlich, ehrwürdig und
mit einem solchen Aufwande von deutschem Tief- und
Schnörkelsinne, dass man die lustige niaiserie allemande überhörte, welche
in einer solchen Antwort steckt. Man war sogar ausser sich über
dieses neue Vermögen, und der Jubel kam auf seine Höhe, als
Kant auch noch ein moralisches Vermögen im Menschen hinzu
entdeckte: - denn damals waren die Deutschen noch moralisch,
und ganz und gar noch nicht real-politisch. - Es kam der
Honigmond der deutschen Philosophie; alle jungen Theologen
des Tübinger Stifts giengen alsbald in die Büsche, - alle suchten
nach Vermögen. Und was fand man nicht Alles - in jener
unschuldigen, reichen, noch jugendlichen Zeit des deutschen
Geistes, in welche die Romantik, die boshafte Fee, hineinblies,
hineinsang, damals, als man finden und erfinden noch nicht
auseinander zu halten wusste! Vor Allem ein Vermögen für's
Übersinnliche: Schelling taufte es die intellektuale Anschauung und
kam damit den herzlichsten Gelüsten seiner im Grunde
frommgelüsteten Deutschen entgegen. Man kann dieser ganzen
übermüthigen und schwärmerischen Bewegung, welche Jugend war,
so kühn sie sich auch in graue und greisenhafte Begriffe
verkleidete, gar nicht mehr Unrecht thun, als wenn man sie ernst nimmt
und gar etwa mit moralischer Entrüstung behandelt; genug, man
wurde älter, - der Traum verflog. Es kam eine Zeit, wo man sich
die Stirne rieb: man reibt sie sich heute noch. Man hatte geträumt:
voran und zuerst - der alte Kant. Vermöge eines Vermögens
- hatte er gesagt, mindestens gemeint. Aber ist denn das - eine
Antwort? Eine Erklärung? Oder nicht vielmehr nur eine
Wiederholung der Frage? Wie macht doch das Opium schlafen?
Vermöge eines Vermögens, nämlich der virtus dormitiva -
antwortet jener Arzt bei Molière,

quia est in eo virtus dormitiva,

cujus est natura sensus assoupire.

Aber dergleichen Antworten gehören in die Komödie, und es
ist endlich an der Zeit, die Kantische Frage wie sind
synthetische Urtheile a priori möglich? durch eine andre Frage zu
ersetzen warum ist der Glaube an solche Urtheile nöthig?
- nämlich zu begreifen, dass zum Zweck der Erhaltung von
Wesen unsrer Art solche Urtheile als wahr geglaubt werden
müssen; weshalb sie natürlich noch falsche Urtheile sein
könnten! Oder, deutlicher geredet und grob und gründlich:
synthetische Urtheile a priori sollten gar nicht möglich sein:
wir haben kein Recht auf sie, in unserm Munde sind es lauter
falsche Urtheile. Nur ist allerdings der Glaube an ihre Wahrheit
nöthig, als ein Vordergrunds-Glaube und Augenschein, der in die
Perspektiven-Optik des Lebens gehört. - Um zuletzt noch der
ungeheuren Wirkung zu gedenken, welche die deutsche
Philosophie - man versteht, wie ich hoffe, ihr Anrecht auf
Gänsefüsschen? - in ganz Europa ausgeübt hat, so zweifle man nicht,
dass eine gewisse virtus dormitiva dabei betheiligt war: man
war entzückt, unter edlen Müssiggängern, Tugendhaften,
Mystikern, Künstlern, Dreiviertels-Christen und politischen
Dunkelmännern aller Nationen, Dank der deutschen Philosophie, ein
Gegengift gegen den noch übermächtigen Sensualismus zu haben,
der vom vorigen Jahrhundert in dieses hinüberströmte, kurz -
sensus assoupire . . . . .
 
AW: Friedrich Nietzsche

Dazu solltest du den Text:
Wie die "wahre Welt" endlich zur Fabel wurde

lesen. Ich zitier mal.
...
6. Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt blieb übrig? die scheinbare vielleicht? . . . Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!
(Mittag; Augenblick des kürzesten Schattens; Ende des längsten Irrthums; Höhepunkt der Menschheit; INCIPIT ZARATHUSTRA.) [/I]

Nietzsche sieht also im Idealismus, egal welcher ,als den größten Verhinderer von wirklicher Erkenntnis.

Darum lehnt er ihn ab, ja bekämpft ihn!

Gruß Fritz

Immerhhin kannst du die "wahre Welt"
(als Ware) noch im Antiquitätenladen kaufen ...​
Gruß :sekt:
Reinhard
 
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AW: Friedrich Nietzsche

Wie stehts eigentlich mit euch?
Ist eine Umwertung aller Werte notwendig? Wie dringend?
Wie erdrückt fühlt ihr euch?

Haben wir uns einer Regel/Algorithmus nach entwickelt, sind wir alle so falsch von ihr geprägt? Haben uns wirklich nur die grossen Denker erzogen, oder trägt jeder seine eigene Schuld?

Nietzsche war in dem Sinne fair, dass er nicht direkt die Gegenwart an sich, sondern die Menschen, welche diese verursacht haben, kritisiert hat.
Er wollte den Baum an der Wurzel ausreissen, um ihn danach neu zu pflanzen, auf dass er besser wächst und neue Früchte trägt.
Ein neuer Algorithmus welcher völlig neue Werte produzieren sollte.
Können unsere Handlungen nur auf eine handvoll solcher Regeln und Vorschriften, die gemeinsame Wurzel, zurückgeführt werden, oder hat jeder seine eigene Wurzel, so dass es keine gemeinsame Wurzel geben kann?
Wo bleibt da noch der freie Wille, anders zu sein?
Ist jede Gemeinsamkeit auf die gleiche Ursache zurück zu führen, oder entsteht das Puzzle rein zufällig?
Welch mächtiger Zufall müsste das sein...
 
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