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fleischlos, weizenlos, milchlos

Ich stelle gerade fest, dass es im Moment richtig Mode zu sein scheint, vegan zu sein. Täusch ich mich da oder fällt euch das auch auf?

Es ist wie dieses moderne-grün-links-sein oder Tätowierungen. Ob Männlein oder Weiblein, die jungen Leute sind "alle" tätowiert. Die machen einfach irgendwas nach und jetzt ist es eben Veganerie. *irritiert kuckt* Als alter Überzeugungsveganer käme ich mir da ganzschön blöd vor, ich glaub, ich würde erstmal den Grill anschmeißen und meinen Anker vom Oberarm kratzen.
 
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Der Mensch erlegt sich selbst gerne Verbote auf, um sich zu definieren. Die klassischen Verbote bzw Einschränkungen (Verhalten, Kleidung, Schmuck, Sexualität, ....), die mit gängigen Religionen oder auch nur mit der Tradition einhergehen, sind "out". Man lässt sich ja nicht von außen in seiner persönlichen Entfaltung einschränken. Man sucht sich selbst seine Verbote aus - und dabei ist heutzutage eben die Ernährung in Mode.
 
Vegan kann auch ein Wesenzug sein - bzw. die Erkenntnis:

''Ich will nicht vom Tod anderer Lebewesen leben.''
 
@ Muzmuz.

Versteh ich nicht. Wieso führt es dazu, mich selbst besser zu definieren, wenn ich mir Verbote auferlege?
 
Weil ein wichtiger Aspekt der Selbsteinschätzung bzw Selbstsicht der ist, was man tut und was man nicht tut bzw wozu man bereit ist und wozu nicht. Definiert wird etwas - sei es jemand selbst, generell ein Mensch oder auch jegliches Ding - ja durch Abgrenzung von Sonstigem.
Ein Würfel hat eine DEFINIERTE Form, weil er eben nicht die Freiheit hat, eine beliebige Gestalt anzunehmen. Flüssigkeiten haben bei uns keine definierte Form - sie passt sich dem jeweiligen Behälter an. Sie ist an sich formFREI.

In unserer Gesellschaft wird jedem ein äußerst hohes Maß an Freiheit zugestanden. Diese Freiheit geht aber auf Kosten der Definiertheit. Mag im 18. Jahrhundert der Erstgeborene eines Bauern schon a priori als Nachfolger des Altbauers definiert worden sein, hatte der Sprössling zeitlebens keinerlei Probleme die Frage "Wer bist du ?" zu beantworten. Er wusste es genau. Ob er lieber Puppenspieler geworden wäre, falls er die Wahl dazu gehabt hätte, tut nichts zur Sache. Es geht ja um "Wer bist du?" und nicht "Wer hättest du denn gerne sein wollen ?".

Der Ausweg aus dem Dilemma
1. man will nicht von außen eingeschränkt werden
2. man will sich definieren
ist, sich selbst Einschränkungen, sprich Verbote, aufzuerlegen.

Und dabei haben die unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen Modeerscheinungen geführt. Heutzutage sind es unter Anderem selbstauferlegte Verbote bezüglich Ernährung.
 
Ja, wenn du Verbote den Dingen, die man tut, gleichordnest, leuchtet es mir ein. Die Verbote im Ernährungsbereich scheinen in der Richtung ein Angebot zu sein, was einfach angenommen wird.

Für mich selber kann ich es dennoch nicht nachvollziehen. Ich überlege gerade, welches selbstgewählte Verbot ich hätte, was ich zur Selbstdefinition verwende. Mir fällt nur ein, dass ich nicht mehr rauche. Allerdings... definiere ich mich dadurch?... und fühle ich mich als Nichtrauer (gruppenzugehörig)? Eher nein. Ich mag es immernoch, wenn ich irgendwo Rauch rieche, finde militante Nichtraucher spießig und wenn ich in euerem Alter bin, stelle ich es mir eigentlich romantisch vor, auf meiner Bank ins Tal zu kucken und meine selbstgezogenen Tabakblätter vor mich hin zu qualmen. Sodass man mich kaumnoch erkennen kann. Fällt dir ein Verbot ein, durch das du dich definierst? Ich hab soviele Sachen, die ich tue und erlebe, Eigenarten und Vorlieben....außerdem eine lange grüne Nase..., ... mangelt es den Veganern vielleicht einfach an Gelegenheiten sich "gestalterisch, positiv zu definieren"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, wenn du Verbote den Dingen, die man tut, gleichordnest, leuchtet es mir ein. Die Verbote im Ernährungsbereich scheinen in der Richtung ein Angebot zu sein, was einfach angenommen wird.

Für mich selber kann ich es dennoch nicht nachvollziehen. Ich überlege gerade, welches selbstgewählte Verbot ich hätte, was ich zur Selbstdefinition verwende. Mir fällt nur ein, dass ich nicht mehr rauche. Allerdings... definiere ich mich dadurch?... und fühle ich mich als Nichtrauer (gruppenzugehörig)? Eher nein. Ich mag es immernoch, wenn ich irgendwo Rauch rieche, finde militante Nichtraucher spießig und wenn ich in euerem Alter bin, stelle ich es mir eigentlich romantisch vor, auf meiner Bank ins Tal zu kucken und meine selbstgezogenen Tabakblätter vor mich hin zu qualmen. Sodass man mich kaumnoch erkennen kann. Fällt dir ein Verbot ein, durch das du dich definierst? Ich hab soviele Sachen, die ich tue und erlebe, Eigenarten und Vorlieben....außerdem eine lange grüne Nase..., ... mangelt es den Veganern vielleicht einfach an Gelegenheiten sich "gestalterisch, positiv zu definieren"?

Vielleicht hilft das zur Aufklärung:
Einem Veganer dient der Veganismus idR mehr zu seiner persönlichen Definition als einem Allesesser sein Allesessen. Der "Normalzustand" in unserer Gesellschaft ist das Allesessen, und ein Veganer hebt sich vom Mainstream durch sein selbst auferlegtes Verbot ab.
Ein Allesesser wird sich seines Allesessens eher erst dann bewusst, wenn er mit Veganern oder auch abstrakt dem Veganismus konfrontiert wird und er erkennt, dass er dem Verbot, das sich Veganer auferlegen, entsagt.

Als Beispiel aus dem Leben: Wer würde bei einem ersten Date seinem Gegenüber im Zuge einer Selbstbeschreibung eher von seinen Essgepflogenheiten erzählen - der Veganer oder der Allesesser ?
 
Ja, ich würde einem ersten Date wahrscheinlich erklären, dass ich bockwurstsüchtig bin. Gut, so versteht es das Krokodil. Schön, dass du nicht gleich weggelaufen bist, es muss ja nicht jede Disskussion hier im Streit enden.

Krokodil
 
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