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Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo allerseits !

Weiter geht's. Letzter Original-Text ist in Beitrag Nr. 110.
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Faust:
Du bist dir nur des einen Triebs bewusst;
O lerne nie den anderen kennen !
Zwei Seelen wohnen, ach ! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt, mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.
O gibt es Geister in der Luft,
Die zwischen Erd' und Himmel herrschend weben,
So steiget nieder aus dem goldnen Duft
Und führt mich weg, zu neuem buntem Leben !
Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein !
Und trüg er mich in fremde Länder,
Mir sollt' er um die köstlichsten Gewänder,
Nicht feil um einen Königsmantel sein.​
Wagner:
Berufe nicht die wohlbekannte Schar,
Die strömend sich im Dunstkreis überbreitet,
Dem Menschen tausendfältige Gefahr,
Von allen Enden her, bereitet.
Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn
Auf dich herbei, mit pfeilgespitzten Zungen;
Von Morgen ziehn, vertrocknend, sie heran,
Und nähren sich von deinen Lungen;
Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt,
Die Glut auf Glut um deinen Scheitel häufen,
So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt,
Um dich und Feld und Aue zu ersäufen.
Sie hören gern, weil sie uns gern betriegen,
Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt,
Und lispeln englisch, wenn sie lügen.
Doch gehen wir ! Ergraut ist schon die Welt,
Die Luft gekühlt, der Nebel fällt !
Am Abend schätzt man erst das Haus. -
Was stehst Du so und blickst erstaunt hinaus ?
Was kann dich in der Dämmrung so ergreifen ?​
Faust:
Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen ?​
Wagner:
Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir.​
Faust:
Betracht ihn recht ! Für was hältst Du das Tier ?
Wagner:
Für einen Pudel, der auf seine Weise,
Sie auf der Spur des Herren plagt.
Faust:
Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise
er um uns her und immer näher jagt ?
Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel
Auf seinen Pfaden hinterdrein.
Wagner:
Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel;
Es mag bei Euch wohl Augentäuschung sein.
Faust:
Mir scheint es, dass er magisch leise Schlingen
Zu künft'gem Band um unsre Füße zieht.
Wagner:
Ich seh ihn ungewiss und furchtsam uns umspringen,
Weil er, statt seines Herrn, zwei Unbekannte sieht.
Faust:
Der Kreis wird eng, schon ist er nah !
Wagner:
Du siehst ! ein Hund, und kein Gespenst ist da.
Er knurrt und zweifelt, legt sich auf den Bauch.
Er wedelt. Alles Hunde-Brauch.
Faust:
Geselle dich zu uns ! Komm hier !
Wagner:
Es ist ein pudelnärrisch Tier.
Du stehst still, er wartet auf;
Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf;
Verliere was, er wird es bringen,
Nach deinem Stock ins Wasser springen.
Faust:
Du hast wohl Recht; ich finde nicht die Spur
Von einem Geist, und alles ist Dressur.
Wagner:
Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
Ja deine Gunst verdient er ganz und gar,
Er, der Studenten trefflicher Skolar.

Sie gehen in das Stadttor.
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Du bist dir nur des einen Triebs bewusst;
O lerne nie den anderen kennen !
Da kennen wir heute wesentlich mehr Triebe: Den Geltungstrieb, den Geschlechtstrieb (dei beiden dürfte Goethe gemeint haben), den Selbsterhaltungstrieb, den Wissenstrieb und den Nahrungstrieb.

Berufe nicht die wohlbekannte Schar,
Die strömend sich im Dunstkreis überbreitet,
Dem Menschen tausendfältige Gefahr,
Von allen Enden her, bereitet.
Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn
Auf dich herbei, mit pfeilgespitzten Zungen;
Von Morgen ziehn, vertrocknend, sie heran,
Und nähren sich von deinen Lungen;
Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt,
Die Glut auf Glut um deinen Scheitel häufen,
So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt,
Um dich und Feld und Aue zu ersäufen.
Sie hören gern, weil sie uns gern betriegen,
Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt,
Und lispeln englisch, wenn sie lügen.
Hier sind wohl Geister gemeint ?!

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo Zeili,

hab schon vor vielen Jahren eine Menge
Faust-Zitate notiert, teilweise auch in
Bücher eingebracht.

Könnte - für hier - mal etwas zusammenstellen.
Aber nur, falls Interesse besteht - an einem
kleinen FAUST-ABC
_______________________________________

Hallo, da hab ich gerade noch was Feines
gefunden - im Internet. Also auch noch ein
kleiner Englisch-Kurs. Falls Interesse besteht.
Sonst einfach streichen!

Two souls, alas! reside within my breast, and each withdraws from and repels its brother.
[Ger., Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen.]
- Faust (I, 2, 307) [Conscience]

When toward the Devil's Hose we tread,
Woman's a thousand steps behind.
[Ger., Denn geht es zu des Bosen Haus
Das Weib hat tausend Schritt voraus.]
- Faust (I, 21, 147) [Women]

The trouble is small, the fun is great.
[Ger., Die Muh'ist klein, der Spass ist gross.]
- Faust (I, 21, 218) [Trouble]

I too was fair, and that was my undoing.
[Ger., Schon war ich auch, und das war mein Verderben.]
- Faust (I, 25, 30) [Beauty]

I am the Spirit that denies.
[Ger., Ich bin der Geist stets verneint.]
- Faust (I, 3, 163) [Spirits]

Neither art thou the man to catch the fiend and hold him!
[Ger., Du bist noch nicht der Mann den Teufel festzuhalten.]
- Faust (I, 3, 336) [Power]

Thou shalt abstain,
Renounce, refrain.
[Ger., Entbehren sollst du! sollst entbehren.]
- Faust (I, 4) [Temptation]

No, no! The devil is an egotist,
And is not apt, without why or wherefore,
"For God's sake," others to assist.
[Ger., Nein, nein! Der Teufel ist ein Egoist
Und thut nicht leicht um Gottes Willen,
Was einem Andern nutzlich ist.]
- Faust (I, 4, 124) [Devil]

Blood is a juice of rarest quality.
[Ger., Blut ist ein ganz beondrer Saft.]
- Faust (I, 4, 214) [Blood]

For what one has in black and white,
One can carry home in comfort.
[Ger., Denn was man schwarz auf weiss besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.]
- Faust (I, 4, 42) [Possession]

All rights and laws are still transmitted,
Like an eternal sickness to the race.
[Ger., Es erben sich Gesetz and Rechte
Wie eine ew'ge Krankheit fort.]
- Faust (I, 4, 449) [Law]

Yet he who grasps the moment's gift,
He is the proper man.
[Ger., Der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.]
- Faust (I, 4, 494) [Opportunity]

With little wit and ease to suit them,
They whirl in narrow circling trails,
Like kittens playing with their tails.
[Ger., Mit wenig Witz und viel Behagen
Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz
Wie junge Katzen mit dem Schwanz.]
- Faust (I, 5, 94) [Wit]

Culture which smooth the whole world licks,
Also unto the devil sticks.
[Ger., Auch die Kultur, die alle Welt beleckt,
Hat auf den Teufel sich erstreckt.]
- Faust (I, 6, 160) [Devil]

The Evil One has left, the evil ones remain.
[Ger., Den Bosen sind sie los, die Bosen sind geblieben.]
- Faust (I, 6, 174) [Evil]

Man usually believes, if only words he hears,
That also with them goes material for thinking.
[Ger., Gewohnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hort,
Es musse sich dabei doch auch was denken.]
- Faust (I, 6, 230) [Words]

Long is the calm brain active in creation;
Time only strengthens the fine fermentation.
[Ger., Ein stiller Geist ist Jahre lang geschaftig;
Die Zeit nur macht die feine Gahrung kraftig.]
- Faust (I, 6, 36) [Time]

Presents at once? That's good. He is sure to succeed.
[Ger., Gleich schenken? das ist brav. Da wird er reussieren.]
- Faust (I, 7, 73) [Gifts]

The church alone beyond all question
Has for ill-gotten goods the right digestion.
[Ger., Die Kirch' allein, meine lieben Frauen,
Kann ungerechtes Gut verdauen.]
- Faust (I, 9, 35) [Churches]

I've studied now Philosophy
And Jurisprudence, Medicine
And even, alas, Theology
From end to end with labor keen;
And here, poor fool; with all my lore
I stand no wiser than before.
- Faust (I, Night),
(Bayard Taylor's translation) [Learning]

For the nature of a women is closely allied to art.
[Ger., Denn das Naturell der Frauen
Ist so nah mit Kunst verwandt.]
- Faust (II, 1) [Women]

Who can think wise or stupid things at all that were not thought already in the past.
[Ger., Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken,
Das nicht die Vorwelt schon gedacht.]
- Faust (II, 2, 1) [Thought]

The eternal feminine doth draw us upward.
[Ger., Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.]
- Faust (II, 5) [Women]

The shudder of awe is humanity's highest faculty,
Even though this world is forever altering its values.
- Faust (pt. II) [Virtue]

The deed is everything, the glory naught.
[Ger., Die That ist alles, nichts der Ruhm.]
- Faust (pt. II, act IV, sc. 1),
(Bayard Taylor's translation) [Success]
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo Reinhard70 !

Danke jedenfalls für Deine interessante Zusammenstellung von Faust-Zitaten in Beitrag Nr. 112; es freut mich, dass er auch in die englische Sprache übersetzt wurde.

Bist Du der Meinung, dass die von Dir angeführten Zitate auch heute noch Gültigkeit haben ?

Interessiert Zeili
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo Reinhard70 !

Danke jedenfalls für Deine interessante Zusammenstellung von Faust-Zitaten in Beitrag Nr. 112; es freut mich, dass er auch in die englische Sprache übersetzt wurde.

Bist Du der Meinung, dass die von Dir angeführten Zitate auch heute noch Gültigkeit haben ?

Interessiert Zeili


Gute Frage!

Aber was meinst Du, wie lange ich/wir brauchen würde(n),
um sie zu beantworten. Lange!? - Muss mich schon wieder
verabschieden. Anderes ruft!

Gruß
von
Reinhard
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo allerseits !

Ich danke einmal allen, die an der Diskussion um Goethes größtes Werk teilgenommen haben und bitte um weitere Interessensbezeugungen.

Die relativ schwache Teilnahme deute ich so, dass die meisten der Leser der Meinung sind, den Worten eines Johann Wolfgang von Goethe ist nichts hinzuzufügen; da stimme ich Ihnen großteils zu. Ich mache im wesentlichen aus drei Gründen weiter:

erstens gilt der Faust noch immer in weiten Kreisen als das bisher größte Werk deutscher Literatur

zweitens unterliegen wir oft dem Irrtum, etwas neues entdeckt oder erkannt zu haben, das vor Jahrhunderten bereits das erste Mal kritisch hinterfragt wurde und

drittens ist es mir ein persönliches Anliegen, mir den Faust noch einmal zu Herzen zu nehmen und damit auch die Beziehung zwischen Österreich und Deutschland zu stärken (ohne den Blick auf das jeweilig einzigartige zu verlieren).

Weiter geht's. Letzter Original-Text ist in Beitrag Nr. 111.
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Studierzimmer

FAUST mit dem PUDEL eintretend​

Faust:
Verlassen hab ich Feld und Auen,
Die eine tiefe Nacht bedeckt,
Mit ahnungsvollem heil'gem Grauen
In uns die bessre Seele weckt.
Entschlafen sind nun wilde Triebe,
Mit jedem ungestümen Tun;
Es reget sich die Menschenliebe,
Die Liebe Gottes regt sich nun.

Sei ruhig Pudel ! renne nicht hin und wider !
An der Schwelle was schnoberst du hier ?
Lege dich hinter den Ofen nieder,
Mein bestes Kissen geb ich dir.
Wie du draußen auf dem bergigen Wege
Durch Rennen und Springen ergetzt uns hast,
So nimm nun auch von mir die Pflege,
Als ein willkommner stiller Gast.
Ach wenn in unsrer engen Zelle
Die Lampe freundlich wieder brennt,
Dann wird's in unserm Busen helle,
Im Herzen, das sich selber kennt.
Vernunft fängt wieder an zu sprechen,
Und Hoffnung wieder an zu blühn;
Man sehnt sich nach des Lebens Bächen,
Ach ! nach des Lebens Quelle hin.​
Knurre nicht Pudel ! Zu den heiligen Tönen,
Die jetzt meine ganze Seel umfassen,
Will der tierische Laut nicht passen.
Wir sind gewohnt, dass die Menschen verhöhnen
Was sie nicht verstehn,
Dass sie vor dem Guten und Schönen,
Das ihnen oft beschwerlich ist, murren;
Will es der Hund, wie sie, beknurren ?

Aber ach ! schon fühl ich, bei dem besten Willen,
Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen.
Aber warum muss der Strom so bald versiegen,
Und wir wieder im Durste liegen ?
Davon hab ich soviel Erfahrung.


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Im ersten Teil dieses Monologs bzw. der an den Hund gerichteten Worte versucht Faust, sich mit dem Hund anzufreunden, ohne den gebührlichen Abstand zwischen Mensch und Tier zu verlieren.

Wir sind gewohnt, dass die Menschen verhöhnen
Was sie nicht verstehn,
Dass sie vor dem Guten und Schönen,
Das ihnen oft beschwerlich ist, murren;
Wie wahr; die allermeisten von uns haben wohl auch bis heute diese menschliche Schwäche nicht überwunden.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Achtung Reinhard,

wenn man den von dir angegebenen Link anklickt, bekommt man die noch nicht publizierte Fassung deines Textes.
Das ist nicht ungefährlich, ein jeder könnte diese Fassung ändern. Da muss ein Fehler vorliegen.

Gruß

Miriam
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Achtung Reinhard,

wenn man den von dir angegebenen Link anklickt, bekommt man die noch nicht publizierte Fassung deines Textes.
Das ist nicht ungefährlich, ein jeder könnte diese Fassung ändern. Da muss ein Fehler vorliegen.

Gruß

Miriam

Danke für den Hinweis, Miriam!

Hab's nicht anders hingekriegt - und eigentlich keine
Angst vor Verfälschungen. Aber ich probier's nochmal.
Oder streiche es. Zeili u.a. werden vielleicht eh
drauf stoßen.

Gruß
von
Reinhard

https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?p=186436#post186436
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Reinhard, nachdem du den Link angeklickt hast und der Text erscheint, klicke einfach auf "Antworten".

Mal sehen was dann geschieht.

Aha, schon geschehen!
 
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AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Danke für den Hinweis, Miriam!

Hab's nicht anders hingekriegt - und eigentlich keine
Angst vor Verfälschungen. Aber ich probier's nochmal.
Oder streiche es. Zeili u.a. werden vielleicht eh
drauf stoßen.

Gruß
von
Reinhard

https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?p=186436#post186436
Habs gesehen, Reinhard, auch den Inhalt. Das kann schon mal passieren, dass man auf "Antworten vergisst". Ich sehe meistens nach einem Beitrag gleich nach neue Beiträge, falls er dort schon ist, ist alles okay.

Bitte, den thread über den Faust nicht zu sehr für andere Mitteilungen zu missbrauchen.

Danke und liebe Grüße

Zeili
 
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