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Irana
Guest
AW: Exorzismus: Der Kampf der röm.-kath. Kirche gegen das "Böse"
Danke für die Aufklärung. Interessant...Gerade von der Inquisition gibt es soviele Vorurteile, wie selten. Das Wort selbst kommt vom lateinischen "inquirere", also "untersuchen".
Wenn der Bischof im Spätmittelalter Pfarren visitierte, stand immer auch eine "Inqisition" auf dem Programm. Natürlich gibt es noch die Bedeutung im engeren Sinn, wo darunter eine Einrichtung in der Kirche, mit dem Ziel, Häresien zu verfolgen, verstanden wird. Die Inquisitoren waren in der Regel gut ausgebildete Theologen und Kanonisten (d.h. die kannten sich gut mit dem geltenden kirchlichen Recht aus)
Jetzt bin ich aber doch sehr erstaunt. Was ist denn nun mit den Todesurteilen? Nach welchen Beweggründen wurden Frauen in Flüssen ersoffen oder Menschen auf Scheiterhaufen verbrannt? Ist ein bißchen schwierig, das zu beurteilen, wenn man keinen Zugriff auf die Prozeßakten hat. (Übrigens, die Nazis waren im Besitz einiger Prozeßakten -Leihgaben des Vatikans- aus dieser Zeit. Fand man in einem poln. Schloß, welches ihnen als Sitz diente.)Der Inquisitionsprozess war im MA ein allgemeiner Fortschritt, denn er löste den bis dahin gültigen Akkusationsprozess ab. Im Inquisitionsprozess rechtfertigte der Verdacht eines Verbrechens eine Untersuchung der Behörde und so finden sich auch hier die Grundlagen für unsere Staatsanwälte. Im Akkusationsprozess musste der Angeklagte noch seine Unschuld beweisen und als Nachweise wurden irrationale Beweismittel wie zB Gottesurteile herangezogen. Der Inquisitionsprozess war hingegen mit einer größeren Rechtssicherheit verbunden. Eine Verurteilung erfolgte nur, wenn die Untat von der Behörde nachgewiesen war. Dieser Nachweis wurde mittels Beweis und Zeugenaussagen erreicht. Dies sind Festigungen, Fortschritte und Objektivierungen in der Rechtspraxis des Mittelalters.
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