Über Mme Kelek gäbe es sehr viel zu sagen. Das Wichtigste für diese Diskussion ist m.E., dass sie (in Istanbul 1957 geboren) in Deutschland aufgewachsen ist und über 'Islam im Alltag' und das Leben deutscher Schüler mit türkischer Herkunft promovierte. Sie setzt sich für eine aufgeklärte Gesellschaft und für die Frauenrechte ein, wobei sie der Meinung ist, (sinngemäss) die Rechte beginnen bereits im Kindesalter.
So ist sie z.B. nicht für ein generelles Kopftuchverbot, aber dagegen, dass so getan wird, als wäre das Kopftuch ein religiöses Gebot. Es ist ein Symbol einer bestimmten persönlichen und politischen Identität, der Koran sagt darüber nichts, es ist eine von Männern durchgesetzte Tradition und Ausdruck der Macht über Frauen.
Werden schon kleine Mädchen unter das Kopftuch gezwungen, werden sie gleichzeitig in eine bestimmte Geschlechterrolle gezwungen, was Apartheid (à part = abseits, d.h. getrennt) bedeutet.
Sie äussert sich ebenfalls zu dem, hier bereits angestellten Vergleich Christentum vs. Islam, ist sich dessen bewusst (wieder sinngemäss), dass auch die katholische Kirche hierarchische und frauenfeindliche Züge hat, geht aber in ihrem Vergleich einen Schritt weiter. Die kath. Kirche versucht im Unterschied zum Islamismus nicht, ganze Länder nur nach ihrem Gesetz zu regieren, die christl. Kirchen haben sich (in einem langen Prozess und natürlich nicht immer freiwillig) säkularisiert, aber im Islam haben die Menschen (mind. eine Milliarde) nicht die Wahl, ob sie Muslime sein wollen oder nicht. Darüber hinaus sieht sie das Glockenläuten der christl. Kirchen (durch den Mesner) als verhältnismässig neutral an, im Vergleich dazu, ist der Ruf des Muezzins ein öffentliches Bekenntnis über der ganzen Stadt 'Es gibt nur einen Gott, das ist Allah. Allah ist der Grösste und Mohammed ist sein Prophet. Es gibt keinen Gott ausser Allah!'
So gesehen, versteht man evtl. das Verbot, Minarette zu bauen, besser. Es ist keine Lösung des Problems, wie es auch das Verbot, ein Kopftuch oder eine Burka u.ä. zu tragen, nicht sein kann, weil jedes Verbot die Fronten nur verhärtet. Aber es ist verständlich, weil zur Religionsfreiheit auch das Recht gehört, frei von (jeglicher) religiöser Bevormundung zu sein.
Und ich wiederhole mich nur, wenn ich schreibe, ursprünglich gab es kein Minarett. Wieso also begann man damit, sie zu bauen? Um den Sieg über das Christentum zu demonstrieren. Warum ist es den Muslims so wichtig, auch in Europa Minarette zu bauen? Wären die Moscheevereine demokratisch gesinnt und gewillt, die Integration -nicht zu verwechseln mit Assimilation, wenn nicht zu fördern, so nicht zu behindern, würden sie von sich aus überlegen, ob sie solche Zeichen überhaupt setzen möchten, wie sie die Freiheiten und die Toleranz unserer Gesellschaften nutzen wollen und mehr Transparenz gewähren. Transparenz über die Finanzierung, die Ideologie; Bereitschaft über Menschenrechte und Gleichberechtigung zu diskutieren etc., etc. Nur so könnte der Islam seine Bedrohlichkeit verlieren. In der jetzigen Form ist es schwierig oder gar unmöglich.