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Euer Umgang mit Suizidgedanken

AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

...es hat einfach keinen sinn...keinen sinn zu leben...keinen sinn zu sterben...keinen sinn hier zu sein...keinen sinn weg zu sein...keinen sinn wer zu sein...keinen sinn ein kind zu haben...oder einen mann...oder einen hund...oder eine arbeit...

so - oder so ähnlich war meine endlosschleife über den SINN.
und auch heute noch stellt sich dieser satz "es hat einfach keinen sinn" immer wieder von selbst bei mir ein.

ob mein abgang egoistisch gewesen wäre oder nicht - diese frage könnte ich nicht beantworten.
weder die frage, noch ein ja oder ein nein würden für mich irgendeinen sinn ergeben...zumindest keinen, den ich auch wirklich durchschauen könnte.
mein kind hätte ich gut versorgt gewusst. mein mann ist stark, der hätte auch allein weiter machen können.
manche menschen wären traurig gewesen, doch sie hätten´s verwunden.
meine mutter hätte es nicht verstanden - doch das hat sie noch nie.

warum mich mein mutter in die welt gesetzt hatte, das wusste ich...doch für mich ergab es keinen sinn.
ihre erwartungen waren für mich zu hoch.
ich konnte ihr leben nicht retten...hab´s versucht, doch sie hat es nicht bemerkt.
warum mich meine seele in diese welt geschickt hatte, das wusste ich nicht...hab´s gesucht, doch nicht gefunden.
warum mich manche menschen mögen und andere nicht, kann ich nicht durchschauen, verstehen, begreifen...versuch es zu ergründen, doch ich seh mich nicht raus.

***

so blieb mir irgendwann nur mehr die flucht in die SPIRITUALITÄT.
doch es war auch ein fluch - denn nun hatte auch mein selbstmord keinen sinn mehr. wäre auch nur ein wegrennen vor dem thema gewesen.
da kann ich mich gleich hier und jetzt stellen.
alles andere wäre sinnlos...?

so bin ich noch da.
schreibe bisweilen komische texte. an die ich glaube.
wofür ich mich bisweilen schäme, denn sie könnten nicht verstanden werden...oder kränken...oder manchem zu heftig oder zu abgehoben sein.
oft hab ich mir danach gedacht: "warum hast du das geschrieben? hat das einen sinn?...wird es verstanden, was du meinst...will dich der/die andere überhaupt verstehen?...hat doch ganz andere probleme."

na ja, verstehen und verständnis...das sind schon so parameter, die für mich heilend sein könnten.
manchmal finde ich sie auch.
und wenn nicht, dann muss ich mich halt diesem theme stellen, dass alles rund um mich anders ist, als ich es gerne hätte...alles - außer meine eigene kleine welt, in der ich mich verkrieche...und nur dann rausschaue, wenn ich innerlich stark genug dafür bin.
 
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AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Liebe Kathi,

weil Dein Text den Tag über wie ein dunkler Schatten von ganz weit früher über meinem schönen, immerzu sinnvollen Gartentag lag (es ist wohl Nach- oder Mit-Empfinden und ein wenig Verstehen), habe ich Dir drüben bei den Haikus noch etwas sagen wollen. Je weniger Worte, umso besser.

Hab eine gute Nacht, möglichst mit lebensprallen, farbigen, völlig sinnfreien Träumen. - Und wenn Du morgen die erste Blüte siehst, :blume1:

dann ist es ein Gruß vom

Zumzum
 
@ lieber zumzum

dicentra.JPG



...dies war die blüte, die ich heute als erstes sah.
vielen dank, mein lieber.

:)
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Liebe Kathi,

da kann ich doch nur mit Dank herz-lich antworten auf solchen Blumengruß.

Aber bitte, neben den Trüb-Tränenherzen auch die Flammenden H., die Männer- Herzen, auch den schlichten Herzelstock als langlebige, Halbschatten liebende Grüße von mir beachten.

Nun müssen wir aber wahrscheinlich wieder ernst werden, fürchte ich, damit das Thema nicht in Heiterkeit und Botanik abdriftet.

Hab gute Tage, die Schwalben sind da!

Zumzum
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Hallo!

Gestern Abend, eine Flasche Veltliner, und weg waren die Schatten...
zumindest bis jetzt...

Grüße Raphael
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

...es hat einfach keinen sinn...keinen sinn zu leben...keinen sinn zu sterben...keinen sinn hier zu sein...keinen sinn weg zu sein...keinen sinn wer zu sein...keinen sinn ein kind zu haben...oder einen mann...oder einen hund...oder eine arbeit...

so - oder so ähnlich war meine endlosschleife über den SINN.

usw.

und wenn nicht, dann muss ich mich halt diesem thema stellen, dass alles rund um mich anders ist, als ich es gerne hätte...alles - außer meine eigene kleine welt, in der ich mich verkrieche...und nur dann rausschaue, wenn ich innerlich stark genug dafür bin.

Das hätte ich auch alles so schreiben können. Es ist mir in dieser Zusammenfassung bloß noch nie eingefallen.

Aber es beschreibt es.

Allerdings hat das zwei Seiten: fehlt mir das Gefühl, dass mein Leben einen Sinn hat? Und andere haben dieses Gefühl?

Oder habe ich ein ganz starkes Gefühl in mir, das ich zu wenig würdige, eine Warnung, einen Alarm? Fehlt da kein Gefühl, sondern ist da ein Gefühl ganz stark da? Ein Gefühl, dass mir etwas sagen will? Dass mit etwas sagen muss? Das endlich gehört werden will?

Fehlt mir das Gefühl für einen Sinn? Oder habe ich einen sehr starken, richtigen Sinn für das Sinnvolle, und manches von dem, was ich mache, wie ich es mache, das ruft dieses mein starkes, völlig richtiges Gefühl auf den Plan, das mir sagen will, dass manches oder vieles, so nicht sinnvoll ist, wie ich es mache?

Dass es nicht z.B. sinnvoll ist, meine Mutter retten zu wollen? Um die Liebe eines Menschen zu kämpfen, der gar nicht lieben kann?

Ist das vielleicht ein sehr kluges Gefühl, das sich hier meldet? Bestimmtes, Beherrschendes in meinem Leben hat so keinen Sinn? Will es das sagen?

lg Frankie
 
@ frankie

ja, lieber frankie...ich glaube schon.
da ist ein gefühl, das mir etwas über meine einstellung zum SINN, über meine haltung zum SINNVOLLEN sagen will.
es gilt nur, dies zu entschlüsseln.

...und so lange mensch nicht drauf kommt, kommt er/sie auch nicht (?) raus.

ich bin ja raus gekommen aus dieser endlosschleife...auch wenn ich manchmal kleine rückfälle habe.
und ich bin auch draufgekommen, wo ich sinngemäß falsch liege...und darum will ich auch niemand mehr "retten".
meine mutter nicht, meine klienten nicht, die schulkinder nicht - und letztlich auch mich selbst nicht (mehr).

denn es gibt in einem gewissen sinn keine "rettung".
das habe ich für mich erkannt.

komischerweise scheint mir dieser denkansatz "die rettung" zu sein...sprich: heilsam zu sein.
 
AW: @ frankie

ja, lieber frankie...ich glaube schon.
da ist ein gefühl, das mir etwas über meine einstellung zum SINN, über meine haltung zum SINNVOLLEN sagen will.
es gilt nur, dies zu entschlüsseln.

...und so lange mensch nicht drauf kommt, kommt er/sie auch nicht (?) raus.

ich bin ja raus gekommen aus dieser endlosschleife...auch wenn ich manchmal kleine rückfälle habe.
und ich bin auch draufgekommen, wo ich sinngemäß falsch liege...und darum will ich auch niemand mehr "retten".
meine mutter nicht, meine klienten nicht, die schulkinder nicht - und letztlich auch mich selbst nicht (mehr).

denn es gibt in einem gewissen sinn keine "rettung".
das habe ich für mich erkannt.

komischerweise scheint mir dieser denkansatz "die rettung" zu sein...sprich: heilsam zu sein.

Hallo kathi und frankie - liebe Mitstreiter!

Die Zeiten, in denen ich nichts sinnvoll fand, hatte ich auch schon. Ich habe sie - wie auch immer - überwinden können, u.a. mit Hilfe guter Menschen und gewisser Bücher...
Aber eines ist klar: Niemand kann mit Argumenten jemanden überzeugen, dass das Dasein sinnvoll sei.

Lasst mich Euch nur sagen, dass Ihr beide für mich sehr sinnvoll seid - indem ich Eure interessanten und klugen Beiträge hier lesen darf. :blume1::blume1:

Schließlich möchte ich noch sinngemäß Sigmund Freud zitieren:
"Wenn jemand anfängt, am Sinn des Daseins zu zweifeln, ist das ein Signal von Krankheit."
Ich würde hier sagen: Warnsignal

An frankie (bei Dir, kathi, weiß ich das noch nicht so recht):
Dass Du nicht den billigen Fluchtweg in "Gottes Schoß" antrittst, rechne ich Dir hoch an. Halte durch! :blume1:

Liebe Grüße, pispezi :zauberer2
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Meine Gedanken in diese Richtung sind zum Glück schon sehr lange her, und ich hoffe wirklich, dass ich nie wieder auf solche Ideen komme.
Im Alter von 14-15 Jahren hat eine Mischung aus starken Selbstzweifeln und schulischen Misserfolgen (zum Glück in wenigen Fächern) dazu geführt, dass ich mich mit dieser "Lösung" auseinandersetzte. Leider bin ich damit auch einigen anderen Mitschülern auf die Nerven gegangen, und ich spürte genau: Das Leben gehört den Tüchtigen; denen, die nicht aufgeben, sich nicht hängenlassen. Aber dunkle Gedanken lassen sich nicht wieder so schnell verscheuchen, wenn sie erst einmal da sind. Es gab eine Zeit, in der ich mich sehr alleine fühlte, obwohl ich es niemals war.

Was habe ich dagegen getan? Irgendwann kam mir die Erkenntnis: Wenn ich diese unheimliche Traurigkeit besiegen möchte, dann muss ich ganz gezielt das Gegenteil von dem tun, was mein erster Impuls wäre.
Drängt mich etwas dazu Trauriges oder Bedrückendes zu tun/sehen/hören/denken, dann mache ich das Gegenteil; ich suche nach Humor in allen Bereichen, sehe mir die Natur an, beobachte Tiere (das beste Beispiel für Lebensfreude, besonders wenn sie noch jung sind).
Irgendwie habe ich es geschafft, mich aus der Situation, in die ich mich mit meinen eigenen Gedanken hineinmanövriert hatte, auch wieder zu befreien.
Niemand könnte mir heute einreden dass mein Leben nichts wert ist, oder ich keine wirkliche Daseinsberechtigung habe, denn das gibt es nicht.

"Geben Sie sich nicht abschätzigen Selbstprüfungen und Selbstkritiken hin. Man kann eine einzelne Handlung, die man bereut, wohl kritisch und verurteilend betrachten, das ist nur recht; aber man soll nicht sich selber, so wie man in die Welt gestellt worden ist, abschätzig beurteilen, sondern erst einmal das, was man von Gott mitbekommen hat an Gaben und an Mängeln annehmen, Ja dazu sagen, und versuchen, das Beste daraus zu machen. Gott hat mit jedem von uns etwas gemeint, etwas versucht, und wir sind seine Gegner, wenn wir das nicht annehmen und ihm helfen, es zu verwirklichen."

Aus: "Eigensinn macht Spaß" von Hermann Hesse, Suhrkamp-Lesebuch

Kopf hoch! Liebe Grüße - FirstDay
 
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AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Im Gefängnis versucht man ja den Insassen die Möglichkeit der Flucht oder des „sich der Strafe entziehens“ durch suizid zu verstellen. Die Religion hat den suizid als Sünde eingestuft und will auch ihren Schäfchen diesen Ausweg verstellen.

Könntet ihr diese Einstellung der Gesellschaft auf die Einstellung zum Menschen/Leben außerhalb der Gefängsinmauern und Religionsmauern übertragen?

Sollen die Menschen leben, um ihre Schuld durch Mühsal und Duldung abzuarbeiten? Damit besser ihrer Bestimmung (Nutzen) zugeführt werden?

Verdeckt da die vordergründige Verantwortungshaltung nicht einige interessante sadistische und machterhaltende Aspekte? Man könnte doch auf die Idee kommen, dass man nur über den Menschen Macht hat, wenn er „da behalten“ wird. Übertragen auf nicht so dramatische, jedoch alltäglichere Situationen könnte man vielleicht vermuten...dass man nur dann Macht über Menschen hat, wenn deren Selbstbild nicht stirbt. Stirbt es, bringt der Mensch es „um“, ist meine Macht über ihn (als Gesellschaft) futsch. Er lässt sich weder führen, noch anspornen.
*unschuldig an meiner Brause ziehe*


Liebe Grüße
Bernd
 
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