Intellektuell verbrämte Publikums-Verarschungen.
Bernies Sage schrieb:
... Das ist leider noch immer ein weit verbreiteter
–und darüber hinaus gefährlicher - Irrtum,
denn das Geld des Staates und das Geld der Hausfrau
sind überhaupt nicht dasselbe,
also in keiner Weise vergleichbare Geldcharakteristika, ...
Bernies Sage schrieb:
Aber Du bist es doch, der hier von einer
< anderen Qualität des öffentlichen Geldes > spricht!
Berny,
deine Aufmerksamkeitsspanne scheint ja ganz mächtig unter der Hitze zu leiden.
Um aber keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen, möchte ich dir versichern:
Grundsätzlich halte ich dich schon für einen intelligenten Menschen,
der des Denkens mächtig ist.
Vielleicht hast du ja noch in die Windeln geschissen, wie ich an diversen
Universitäten meine Vorträge gehalten habe, aber diese Frage möchte ich hier
nicht weiter abhandeln, weil die Lebenserfahrung ja lehrt, dass der Erfolg
der Annäherungsversuche an die objektive Realität gar nicht so sehr vom
Lebensalter abhängt, sondern viel mehr von der Fähigkeit und der Bereitschaft
zu vorurteilsfreier und unvoreingenommener Wahrnehmung (und Interpretation).
Hier im Forum konnten wir beispielsweise schon vor Jahren beobachten,
dass einer 17-jährigen Gymnasialschülerin eine deutlich bessere Annäherung
an die Realität gelungen ist, als so manchem vertrottelten Rentner,
dem die Vorurteile und die Voreingenommenheit aus allen Poren spritzen.
Zum Thema Staatsverschuldung möchte ich noch einmal darauf hinweisen,
dass von diversen Scharlatanen und Rattenfängern versucht wird,
den Blick auf die Realität mit allerlei Schwurbelsprechblasen zu vernebeln.
Zum Beispiel mit der Behauptung, dass man die sorglose Führung eines
Staatshaushaltes nicht mit der sorglosen Führung eines Privathaushaltes
vergleichen kann, weil ja angeblich "öffentliches Geld" ganz andere
Charakteristiken hat als "privates Geld".
Bei diesen Vernebelungsversuchen wird Einiges durcheinandergeworfen,
deshalb erscheint es angebracht, dazu erneut Klartext zu reden.
Ein Unterschied in der Qualität des Geldes besteht solange nicht,
solange sich der Staat zur Finanzierung seiner Mehrausgaben
das dafür nötige Geld bei Gläubigern ausleihen und dafür Zinsen zahlen muss.
Ein qualitativer Unterschied würde nur dann bestehen, wenn der Staat das Geld
selbst "schöpfen" würde (umgangssprachlich wird das "Geld drucken" genannt),
was aber bei unserem Geldsystem und unseren Finanzmärkten nicht der Fall ist.
Häufig wird auch der Unterschied zwischen sinnvollen öffentlichen Investitionen
und öffentlichem Konsum verwischt.
Sinnvolle Investitionen werfen einen Ertrag ab, der deutlich höher ist
als die für die Schulden zu zahlenden Zinsen, sodass sich die Schulden
amortisieren, d.h. allmählich quasi selbst zurückzahlen.
Die angemessene Zeitspanne für die Amortisation liegt bei Ausgaben für eher
kurzlebige Wirtschaftsgüter im Bereich von 3 bis 5 Jahren, bei sehr langlebigen
Gütern (wie z.B. Kraftwerken) können auch 15-25 Jahre akzeptabel sein.
Im Gegensatz zu sinnvollen Investitionen steht den Konsumausgaben kein
ausreichender Ertrag gegenüber und die Schulden werden nicht weniger,
sondern müssen auch auf lange Sicht immer wieder vor sich her geschoben werden.
Dabei werden sie de facto immer mehr.
Alle Ausgaben des Staates, die sich nicht innerhalb einer angemessenen Frist
amortisieren, müssen als Konsumausgaben eingestuft werden.
Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt die Entwicklung der österreichischen
Staatsschulden der letzten 5o Jahre, so muss man feststellen, dass der weit
überwiegende Teil der Mehrausgaben des Staates Konsumausgaben waren.
Diese Mehrausgaben haben sich nicht amortisiert,
sondern der Schuldenberg ist von Jahr zu Jahr größer geworden.
Konkret stieg die bereinigte Finanzschuld des Bundes
von rund 1.622 Mio Euro im Jahr 1960 (damals waren es noch 22.314 Mio ATS)
auf rund 168.915 Mio Euro in 2009.
Angesichts dieses Anstieges der Schulden auf das mehr als Hundertfache
über einen sehr großen Zeitraum, entpuppt sich das Geschwafel
von einer Umweg-Rentabilität des staatlichen Schuldenmachens
als eine ganz große Verarschung des für dumm verkauften Publikums.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.