Ich hatte versucht, nichts damit zu tun haben zu wollen, besonders nicht mit der familiären Geschichte des Namen *Weiß, welcher 78 im Holocaust filmisch dargestellt wurde. Doch:
Es kommt immer bei all dem, darauf an, wo man herkommt, auch wenn es letztlich *vom Blute her* keine direkten Verbindungen gibt, da ich nur hineingeboren wurde. Der Hass auf Nazis wurde mir genauso oft in den ersten 10 Jahren meines Daseins um die Ohren gepustet wie der Hass auf Ausländer.
Ich wusste nie, in welche Richtung ich meine Gedanken lenken konnte, immer wieder Hitler, Juden, Ausländer.
Doch es gab etwas, was ich unbedingt wollte. Verstehen um es zu verlieren, mich davon abwenden zu können. Es gelang nicht. Mir blieb nur eins: Mich damit lernhaft auseinander zu setzen. Kam auch nur einmal das Wort Hitler in den Mund, der Schule wegen, da ging meine Oma auf 1280 in die Luft und schimpfte, ihr Sohn dagegen, mein Stief, lachte immer blöd und beschimpfte die Ausländer, die er nur als Kanacken bezeichnete.
In der ganzen Zeit, bevor ich abgehauen bin, habe ich nur eins gelernt: Meinem Zuhause nichts zu glauben. Und so entwickelte sich dann später der Kontext, dass ich nie ein Zuhause hatte. Nicht das, was unter einem Zuhause wirklich verstanden wird. Ich begann mich mit Skins und Punks genauso anzufreunden, wie mit Kurden, Iranern, Juden, Moslems.
Und wie es sich herausstellte: Es wird eine Fatamorgana gejagt, genau so wie es die politischen Amerikaner unter Bush gemacht haben.
Der Terrorismus wird nicht von harmlosen Rebellen begonnen, sondern von Ideologie-Fundamentalisten, die gegen jedes Regime ankämpfen, das nicht ihrer Gesinnung entspricht.
Ein Türke schimpft genauso über Türken, wie ein Jude aus Bethlehem die Deutschen als gute warmherzige Menschen bezeichnet und ich ungläubig diese Worte mitanhören muss, weil er mich aus Österreich nach Deutschland im Auto mitnimmt.
Was ich über die Kurden durch die Medien erfahre, das habe ich nie persönlich erfahren, sondern als gastfreundlich, warmherzig, trotz ihrer Behausungen in Containern.
Die Araber, über die geschimpft wird, werden genauso von Arabern beschimpft, die dem Islam gläubig angehören.
Was die Fundis erzählen stimmt genauso wenig, wie die Hetzreden der Propagandisten. Es gäbe noch so vieles zu erwähnen, doch wozu einen Roman schreiben, wenn die *Rechthaber* ja doch nur ein Fertighaus ihrer zusammengeklebten Meinung akzeptieren?