Ja das kann ich schon verstehen. Mir kann nur niemand sagen, vor 10 Jahren habe ich noch nicht gesehen wo die Reise hingehen wird. Das hat man nicht wahrhaben wollen und hat sich da dagegengestellt. Eben weil man beim Verbrenner einen Vorteil hatte. In der Zeit hätte man schon locker forschen können und auch erste E-Autos bauen können - hat man nicht gemacht. Stattdessen lieber weiterhin neue Verbrennermotoren entwickelt.
Vor 10 Jahren (also 2014) wurde schon lange nicht mehr in Richtung "neue" Verbrennermotoren entwickelt.
Schon lange ging es in der Motorenentwicklung um schrittweise Evolution, und das meiste wurde der Industrie
von der Politik vorgegeben, siehe Abgasnormen.
Es wurden schon viel früher Elektroautos entwickelt und auch produziert, z.B. Renault Fluence, aber diese fanden
bei der Kundschaft keinen Anklang. Wenn jetzt die Konzerne dennoch massig Geld in dieses Feld gepumpt hätten
und durch den fehlende Verkaufserfolg massiv Stellenabbau betreiben hätten müssen, wäre der (auch dein) Aufschrei
doch noch größer gewesen.
So eine Kurzsichtigkeit als Manager in der Führungsebene muss man sich mal vor Augen führen. Da wird noch viel Geld unnötig verbrannt.
Da stellt sich die Frage, wie viel du von Management in der Führungseben verstehst, sodass du ihnen Kurzsichtigkeit vorwerfen kannst.
Und, was für Geld genau wird "unnötig verbrannt"?
Nur weil man sich nicht umstellen wollte und es nicht wahrhaben wollte. Hätte man das schon früher eingesehen, wäre es nicht nur billiger gewesen, man wäre jetzt auch auf Augenhöhe.
Nein. China hatte und hat den Vorteil, dass es Rohstoffe hat, Kapazitäten (es gab ja keine große Autoindustrie, die den täglichen Bedarf abdecken musste), und kann massiv staatliches Geld in die (künftige) E-Autoindustrie pumpen, weil es dort kein aufschreiendes Volk gibt, das gegen öffentliche Zuwendung in Richtung der Autoindustrie lautstark und empfindlich protestiert hätte.
Stell dir vor, unsere Regierungen hätten massiv Mittel in Richtung VW, BMW, Mercedes-Benz, etc geschickt - wie hätte das Volk reagiert?
Stattdessen ging der politische Eingriff in diese Richtung, es durch zusätzliche Regulierungen der Autoindustrie schwieriger zu machen, weiter zu bestehen und zwang ihre Entwicklung in die Richtung, die sie letztendlich auch einschlug. Mit bekanntem Ergebnis.
Dann steck ich eben genug Geld in die Forschung und bau mir dann einen Akku, bei dem ich nicht auf die seltenen Erden aus China abhängig bin. Gibt ja schon Alternativen. Wäre ja nicht verkehrt gewesen, hätte das ein deutsches Unternehmen erfunden.
Ahja, und das geht ja so einfach.
Also eine völlig zerstörte Industrie soll ein Vorteil gegenüber einer bestehenden Industrie sein?
Langfristig kann es durchaus sein, wie wir ja sahen und sehen. Das ist das Prinzip der "Schöpferischen Zerstörung", das sich im vielen Bereichen findet. So wird ein Unternehmen durch den Druck der Konkurrenz gesünder, ein menschlicher Körper wird durch Belastung fitter, die Nahrung, die den menschlichen Körper wachsen lässt muss erst einmal durch zerschneiden, kauen und verdauern in ihre Einzelteile zerlegt werden (zerstört) um aus den Elementen Gewebe zu bilden, man muss investieren (und sei es nur zum Friseur gehen und Geld für eine ansehnliche Kleidung ausgeben) um einen Job zu bekommen und dadurch mehr Geld zu verdienen, etc.
Anders verhält es sich natürlich, wenn die Zerstörung so weit geht, dass ein Wiederaufbau nicht mehr möglich ist. Aber das war beim Zerbomben der Deutschen Industrie eben nicht der Fall - aus den Trümmern wurde etwas aufgebaut was besser war als das, was vorher war.
Hab ich da genug Verständnis und eben die Weitsicht, lasse ich es gar nicht erst soweit kommen, dass meine Industrie/Wirtschaftszweig/Unternehmen... ins Hintertreffen gerät. Weil man sich eben stetig weiterentwickeln muss und auf den Markt reagieren muss. Tut man das nicht, überholen einem die anderen eben von allen Seiten.
Ja, und das tun die Verantwortlichen auch ständig. Nur ist es eben heute nicht sicher, wo die Reise morgen hingehen wird. Außerdem kann man sich nicht nur mit der Zukunft befassen, sondern sich auch um die Gegenwart kümmern - vor Allem, wenn man schon eine Gegenwart hat. Und die Deutsche Automobilindustrie hatte eine Gegenwart, währen die chinesische keine solche hatte.
So kann es sich auch nur ein Kind leisten, den ganzen Tag in die Schule zu gehen und sich somit um seine Zukunft kümmern. Ein Erwachsener, der seinen Lebensunterhalt schon selbst verdienen muss, kann sich diesen Luxus nicht mehr leisten.
Ich verstehe also deine Ansicht, nur müssen ja schon massive Fehler im Vorhinein passiert sein, damit es überhaupt soweit kommen kann.
Im Nachhinein weiß man immer, was in bestimmten Punkten "besser" gewesen wäre.
Aber, nicht alles Ungemach hat einen Schuldigen und weiters hast du jetzt nur den Vorteil der Chinesen am Elektroautomarkt im Blick,
nicht aber das, was insgesamt passiert wäre, wenn VW etc tatsächlich massig Geld in E-Mobilität gepumpt hätte.
Und - die Batterietechnik geht über die Autoindustrie hinaus, es sind auch nicht unbedingt Angehörige der Automobilindustrie, die Batterieentwicklung betreiben.
Und wo hätte ich 2005 das Elektroauto hernehmen sollen?
Das Angebot, wie auch die Nachfrage, war spärlich, aber dennoch vorhanden.
Nur, wenn keine Nachfrage da ist, kann man sich von potentiellen Anbietern große Aktivitäten erwarten.
Im Grunde dürfte man nicht einmal jetzt die E-Autos verkaufen weil sie dem Verbrenner noch unterlegen sind. Dennoch verkauft man die E-Autos - gut, für einige wird es kein Nachteil sein, sehe sogar für einige Anwender Vorteile (wenn man den Strom selbst erzeugt und dann zu Hause lädt, wenig und kurze Fahrten,...). Nur haben jetzt halt schon alle ein E-Auto, die es auf Grund von Ideologie(Moral gekauft haben. Und deshalb nehmen jetzt eben die Absatzzahlen ab. Für alle anderen zahlt sich ein E-Auto nicht wirklich aus. Da braucht es dann den nächsten Entwicklungsschritt, dann kauft die nächste Welle etwas. Aber es ist kein Produkt, mit dem Stand heute, die breite Masse etwas anfangen kann.
Ja, sie sind insgesamt technisch unterlegen, aber sie werden finanziell und politisch massiv gefördert, damit (wenn auch politisch motiviert) eine Nachfrage generiert wird, um den Anbietern es wirtschaftlich zu ermöglichen, in jene Sparte zu investieren.