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Robin
Guest
Hartmut schrieb:Genau, und das weiss jeder (erwachsene) Mensch. Dafür gibt es aus dem Alltag zahlreiche Beispiele:
"Steht das Haus links oder rechts der Strasse?"
"Ist es im Augenblick Tag oder Nacht?" (Zürich/Tokio)
"Befinde ich mich in Ruhe oder in Bewegung?"
Deshalb kann ich die folgende Aussage nicht teilen:
Freilich hatten die Menschen mit der Relativität einiger Begriffe lange Zeit Mühe. Beispiel: "oben" und "unten". Erinnern wir uns an den absonderlichen Einwand, der im Mittelalter gegen die Kugelgestalt der Erde vorgebracht wurde: "Können denn die Menschen mit dem Kopf nach unten gehen?" Dieses falsche Argument beruhte darauf, dass die Relativität der Vertikalen, die aus der Kugelgestalt der Erde gefolgert werden musste, nicht anerkannt wurde.
Die erwähnten Beispiele zeigen, dass viele Begriffe relativ sind und ihren Sinn erst dann erhalten, wenn die Bedingungen genannt werden, unter denen die Beobachtungen gemacht werden.
Während sich aber der Mensch mit der Relativität des Raumes schliesslich abfinden konnte, galt dies (bis zu Einstein) für die Relativität der Zeit nicht. Hier beginnen die eigentlichen Verständnisprobleme für den Laien, der wie üblich mit dem "gesunden Menschenverstand" argumentiert. Aber: Dieser gesunde Menschenverstand ist nichts anderes als die Verallgemeinerung der Vorstellungen und Eindrücke, die uns das tägliche Leben vermittelt!
Was ist Gleichzeitigkeit? Bis zu Einstein hatten wir geglaubt, dass zwei "zur gleichen Zeit" stattfindende Ereignisse in jedem beliebigen Bezugssystem als solche erkennbar seien. Seit Einstein wissen wir, dass in zwei zueinander bewegten Bezugssystemen die Ereignisse, welche in dem einen System gleichzeitig wahrnehmbar sind, im anderen System mit einer Zeitdifferenz erscheinen. Freilich ist das erst dann von Belang, wenn sich die beiden Bezugssysteme gegeneinander mit Geschwindigkeiten bewegen, die mit der Lichtgeschwindigkeit vergleichbar sind. Deshalb konnten wir die Relativität des Begriffs "Gleichzeitigkeit" erst erkennen, als wir solche Geschwindigkeiten in Betracht zogen.
Die Relativität von Standpunkten und Meinungen ist nicht Gegenstand der Relativitätstheorie (RT) als einer physikalischen Theorie, die objektive Gegebenheiten widerspiegelt.
Der vierdimensionale Raum der Relativitätstheorie ist ein fiktiver mathematischer Raum, dessen Achsen die drei Raumkoordinaten und die Zeit bilden. Wahrnehmbar sind Ort und Zeit.
Gruss
Hartmut
Hallo Hartmut,
ich habe meine Überlegungen nicht direkt auf die RT bezogen, sondern die RT sozusagen als eine Art "Urknall" der Bewusstwerdung von relativistischen Betrachtungsweisen gesehen. Mehr noch spielt ja die Situation des Beobachters bei der Quantenphysik eine Rolle.
Generell war auch des Problem des nicht-objektiven Beobachters schon vorher im Bewusstsein der Philosophie. Letzendlich entstand daraus die Idee eines konstruktivistischen Denkansatzes, der eine Objektivität (die du ja auch noch im Munde führst) ausschließt.
Das halte ich in der Philsophie für Allgemeingut, nicht aber im Alltag. Auf "Objektivität" wird und kann in der Alltagskommunikation nicht verzichtet werden: Medien sollen objektiv berichten, Wissenschaft objektiv forschen, Richter objektiv beurteilen. Im Allgemeinen reicht das aus und man weiß, was gemeint ist. Im Speziellen sind das aber genau die Probleme die interessant sind: Warum können Wissenschaft und Medien und Recht nicht objektiv sein? Und warum funktioniert die Gesellschaft trotzdem?
Das nur ein Grundriss der Problematik. Näheres habe ich hier im Forum immer ausgeführt, wenn ich für eine systemtheoretische Betrachtungsweise votiert habe.