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eine Frage des Gewissens

Claus

New Member
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5. August 2005
Beiträge
3.673
ich habe bei „eine Frage des Gewissens“ in der Abteilung „Filme“

https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?p=86723#post86723

einige Szenen aus dem Umfeld der deutschen Rechssprechung geschildert.
wie es weiter gehen könnte, möchte ich hier mal zur diskussion stellen.
also, ich mache nur den Anfang:

zwei Jahre später,
der Kinderschänder ist inzwischen gefaßt und wird seitdem „therapiert“.
Er wurde natürlich nicht kastriert, denn das wäre ja der schlimmste Verstoß gegen seine Menschenwürde.
Ein promovierter Psychologe kümmert sich ständig um ihn und erwirkt einen „begleiteten Freigang“ in eine buchhandlung, damit sich der „Patient“ mal auf dem aktuellen büchermarkt umsehen kann.

Auch die Mutter mit der vergewaltigten tochter sind zufällig zur gleichen Zeit in der Buchhandlung.
Der Verbrecher sieht sein Opfer lüstern grinsend an.
Das Kind erleidet einen schlimmen rückfall, hat seitdem wieder ständig alpträume und eine jämmerliche angst auf die Straße zu gehen.
die Mutter wird bei Gericht vorstellig und schildert den vorfall.

Gerichtsbeamter:
Der täter hat ein Recht auf therapie. so ein freigang gehört dazu.
Wenn Sie und ihre tochter sich fürchten, müssen Sie eben wegziehen. Irgendwann kommt der Gefangene ja auch wieder frei,
wie Sie damit umgehen ist Ihr Problem.
Unser Psychologe hat mir versichert, daß er gute Fortschritte macht, eine garantie können wir aber nicht übernehmen.
Mutter:
meine tochter hat angst, er flüchtet bei einem Freigang....
GB:
Ja, dann müssen sie Ihrer tochter einen besseren Psychologen suchen, der ihr die Angst ausreden und den vorfall vergessen machen kann.
Unser Psychologe kümmert sich um seinen Patienten, dem die Haft auch starke psychische Probleme macht.
Die damalige Tat hat er ja scheinbar jetzt aus seinem gedächtnis gestrichen, aber wir müssen verhindern, daß er nicht unter den Haftbedingungen leidet,
man könnte uns vorwerfen, daß dies seine Menschenwürde verletzt.

..................................
 
Zuletzt bearbeitet:
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Es wird Zeit, dass das Kind aus der Opferrolle herauskommt.

Die Tat ist die eine Sache.
In der Opferrolle zu bleiben, die andere.

Die Justiz trägt die Verantwortung, dass der Täter seine Tat nicht wiederholt. (Leider misslingt das zu oft).

So schlimm die Tat gewesen ist, was würde es dem Opfer bringen, wenn der Täter z.B. hingerichtet werden würde. Das Opfer hat sich mit sich selbst auseinander zu setzen und nicht für den Rest seines Lebens die Schuld des Täters anzuprangern. Das ist keine Weiterentwicklung, sondern Ertrinken im eigenen Leid.

Die, die Fehler immer nur bei anderen suchen und in ihrer unschuldigen Opferrolle verharren, lösen mit genau diesem Verhalten bei Tätern böse Handlungen aus. Es gibt eine Provokation, die wollen die Opfer natürlich nicht wahrhaben. Sie gefallen sich in ihrer Opferrolle und sind blind gegenüber eigenen Taten/Handlungen, die nicht zur Lösung des eigentlichen Problems beitragen, sondern es verschlimmern.

Du sagst, es sei eine Frage des Gewissens. Für mich ist es eher eine Frage der Lernbereitschaft.

Kinderschänder sind Täter, aber sie sind immer auch Opfer. Wer nur die eine Seite sieht, sieht nur die halbe Wahrheit. Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn Verbrecher freigesetzt werden und weitere Taten begehen. Da mangelt es an vernünftigen Gesetzen. Die Frage ist auch, ob eine Kastration einen Kinderschänder davon abbringen würde, Kinder quälen zu wollen oder ob diese ihn lediglich daran hindern, sexuell straftätig zu werden.

Eine Lösung habe ich nicht parat. Wenn wir alle Menschen erschießen würden, die Böses tun, dann gäbe es bald keine Menschen mehr und vor allem keine, die aus ihren Taten lernen könnten.
 
von niemand:
Die, die Fehler immer nur bei anderen suchen und in ihrer unschuldigen Opferrolle verharren, lösen mit genau diesem Verhalten bei Tätern böse Handlungen aus. Es gibt eine Provokation, die wollen die Opfer natürlich nicht wahrhaben. Sie gefallen sich in ihrer Opferrolle und sind blind gegenüber eigenen Taten/Handlungen, die nicht zur Lösung des eigentlichen Problems beitragen, sondern es verschlimmern.

Lass das lieber kein Opfer lesen, liebe niemand. Die Wahrheit der Opfer sieht etwas anders aus als deine Lehrbuchmeinung. Mit diesen Lehrsätzen wirst du das Opfer in psychoanalytischer Manier zum zweiten Male vergewaltigen.

Liebe Grüße
Bernd
 
Bernd schrieb:
Lass das lieber kein Opfer lesen, liebe niemand. Die Wahrheit der Opfer sieht etwas anders aus als deine Lehrbuchmeinung. Mit diesen Lehrsätzen wirst du das Opfer in psychoanalytischer Manier zum zweiten Male vergewaltigen.

Wahrscheinlich kann keiner von uns, die wir das Glück hatten keine Opfer zu sein, sich in das Leid, der lebenslangen Konfrontation mit dem Gewaltakt, hineindenken. Aber es verbietet sich schon aus einer gewissen Dezenz der Rat an das Opfer wie es sich "danach" hätte verhalten sollen. Ich sagte aus Dezenz, aber noch mehr aus dem Gefühl, dass wir in Bezug auf solcher Gewalt die andere erleiden mussten, völlige Ignoranten sind. Da gibt es m.E. kein "sich hineindenken".

Deine Worte Bernd, möchte ich wiederholen: man vergewaltigt dabei das Opfer zum zweiten mal.
 
niemand schrieb:
Die Tat ist die eine Sache.
In der Opferrolle zu bleiben, die andere.
Das ist eine typische "Ich-weiß-es besser-Haltung",die mir-als Opfer eines Vergewaltigers -einen Stich versetzt...
Ich glaube,keine(r),der so etwas nicht erlitten hat,kann sich ausmalen,wie hartnäckig dieses Trauma auch noch Jahrzehnte später sich hält-trotz aller verstandesmäßiger Bemühungen " darüber weg zu kommen" .Leider erweist sich die Seele diesbezüglich als beratungresistend....

Kinderschänder sind Täter, aber sie sind immer auch Opfer.
Auch diese Theorie ist mir bekannt.
Ich kann mir jetzt-als Erwachsene-auch ein gewisses "Verständniss" für die "Nöte" des Täters einreden,aber Fakt ist,daß der Schaden,den ich dadurch erlitten habe,mindestens ebenso groß ist,wie das Leid des Täters...


Wer nur die eine Seite sieht, sieht nur die halbe Wahrheit.
So ist es...........
 
niemand schrieb:
Es wird Zeit, dass das Kind aus der Opferrolle herauskommt.

Die Tat ist die eine Sache.
In der Opferrolle zu bleiben, die andere.

Die Justiz trägt die Verantwortung, dass der Täter seine Tat nicht wiederholt. (Leider misslingt das zu oft).

So schlimm die Tat gewesen ist, was würde es dem Opfer bringen, wenn der Täter z.B. hingerichtet werden würde. Das Opfer hat sich mit sich selbst auseinander zu setzen und nicht für den Rest seines Lebens die Schuld des Täters anzuprangern. Das ist keine Weiterentwicklung, sondern Ertrinken im eigenen Leid.

Die, die Fehler immer nur bei anderen suchen und in ihrer unschuldigen Opferrolle verharren, lösen mit genau diesem Verhalten bei Tätern böse Handlungen aus. Es gibt eine Provokation, die wollen die Opfer natürlich nicht wahrhaben. Sie gefallen sich in ihrer Opferrolle und sind blind gegenüber eigenen Taten/Handlungen, die nicht zur Lösung des eigentlichen Problems beitragen, sondern es verschlimmern.

Du sagst, es sei eine Frage des Gewissens. Für mich ist es eher eine Frage der Lernbereitschaft.

Kinderschänder sind Täter, aber sie sind immer auch Opfer. Wer nur die eine Seite sieht, sieht nur die halbe Wahrheit. Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn Verbrecher freigesetzt werden und weitere Taten begehen. Da mangelt es an vernünftigen Gesetzen. Die Frage ist auch, ob eine Kastration einen Kinderschänder davon abbringen würde, Kinder quälen zu wollen oder ob diese ihn lediglich daran hindern, sexuell straftätig zu werden.

Eine Lösung habe ich nicht parat. Wenn wir alle Menschen erschießen würden, die Böses tun, dann gäbe es bald keine Menschen mehr und vor allem keine, die aus ihren Taten lernen könnten.
Stimme dir im Wesentlichen zu. Auch wenn du sagst:
Sie gefallen sich in ihrer Opferrolle
obwohl das provokant und insofern irreführend ist, als es so klingt, als würde das Opfer absichtlich in seiner Rolle verharren. Natürlich ist es ihm nicht bewusst! Und natürlich muss Opferschutz Vorrang haben!

Wichtig scheint mir in dieser Diskussion, zwischen Tat und Täter zu unterscheiden! Selbstverständlich ist die Tat abzulehnen und zu verurteilen, nicht aber der Täter. In der Bibel steht: "Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet!" und Jesus sagte: "Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!" (und wir alle sollten gründlich nachdenken, bevor wir uns nach einem Steinchen bücken!) bzw. halte ich es für not-wendig (sprich: "die Not aller Beteiligten wendend") - ich glaube, ich hab's an anderer Stelle schon zitiert - "hart in der Sache und weich zu den Menschen zu sein".

Die Menschheit ist sehr weit fortgeschritten im Umgang mit Technik, mit Geräten, mit "toten Dingen". Im Umgang mit lebendigen Menschen, im Umgang mit Konflikten und Problemen sind wir leider äußerst unterentwickelt. Da fällt uns außer Gewalt leider nicht viel ein.

Liebe Grüße
Jane
 
JaneS - du hast mich verstanden.

Sibel - du leider nicht. Das ist keine Ich-weiß-es-besser-Haltung, da ich eine eigene Geschichte habe. Es ist eher eine Erfahrungs-Strategie zur Vermeidung, dass das Leid auf ewig konserviert gehalten wird. Irgendwann muss doch auch das Opfer einsehen, dass die Tat vorbei ist. Klar, ich kann sie mir auch jeden Tag ständig aufs Neue ins Bewusstsein rufen, wie eine an der Schallplattenrille festgehakte Nadel - nur dann habe ich einen Sprung.

Das Festhalten an den Emotionen in Bezug auf die Straftat über den Zeitraum dieser hinaus hilft niemandem weiter, es sei denn, man will Opfer bleiben. Dafür gibt es veschiedene Gründe: Man schätzt die Aufmerksamkeit, die einem Zuteil wird, man demonstriert Schwäche, um Hilfe zu erhalten, man will sich selbst als gut ansehen und den Täter als schlecht, man ist masochistisch veranlagt oder sieht sich als Märtyrer usw.

Wenn die Menschen an jedem Schmerz so hängen würden, hätten sie keine Zeit mehr zum Leben. Nichts würde in Vergessenheit geraten, jeder würde jeden anklagen. Es gäbe kein Verzeihen und keine Gnade, kein Verständnis und keine Liebe.

Die Tat ist schlimm und das Erleben ohne Frage auch. Nicht wahrhaben zu wollen, dass es vorbei ist, macht es nicht besser. Die Seele vergibt schneller als der Körper, der Verstand beinahe nie. Er ist der ewige Ankläger, der sich im Recht sieht und Genugtuung fordert. Da ist kein Raum für Liebe, nur für Hass.
 
@ niemand:
Ich glaube ,jedes weitere Wort meinerseits ist zuviel...leider habe ich immer wieder bei deinen Aussagen-wo auch immer die zu lesen sind-das Gefühl des Belehrtwerdens;du scheinst über den Dingen stehen zu wollen und blickst dabei recht herablassend auf dein "Publikum"...darauf habe ich keine Lust mehr....ich verziehe mich erstmal...
 
Ich bin nur verantwortlich für das, was ich schreibe - nicht für das, was du hineininterpretierst und in deinem Kopfkino entstehen lässt.

Warum auch darüber nachdenken, wenn man sowieso eine feststehende Meinung hat, nicht wahr? Ich glaube, das, was du mir vorwirfst (und was aus meiner Sicht gar nicht besteht), trifft dich so hart, weil es bei dir selbst zutrifft. Oder bist du offen für eine andere Meinung und kannst mich verstehen?

Es ging in meinem Text um das VERSTEHEN, nicht ums Rechthaben, was mir völlig egal ist. Ich möchte nur verstanden werden.

Ich kann deinen Standpunkt durchaus nachvollziehen, möchte dich aber auch auf einen anderen hinweisen.
 
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Sibel, du hast mein volles Verständnis und Mitgefühl.

Ich hatte diesen thread als Fortsetzung des gleichbetitelten threads (bei „Filme“) gedacht,
der die fragwürdigen grundsätze unseres Rechtssystems
hinsichtlich der Androhung oder Anwendung von Gewalt gegen Täter zum Schutz der Opfer
deutlich machen sollte.

Hier( in der fortsetzung dieser fiktiven Handlung) geht es um die höchst umstrittene Behandlung des Täters als Opfer.

Oft wird ein Kinderschänder als bedauernswerte Person dargestellt, als jemand mit einer schweren Kindheit, den die Gesellschaft vernachlässigt hat und dessen Tat eigentlich als Hilferuf aufzufassen sei.
Das Kind hatte eben das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.

Jeder Strafverteidiger wird diese Darstellung versuchen und eine milde Freiheitsstrafe herausschlagen, dann kriegt hierzulande der Täter auf wunsch auch noch ein einzelzimmer im deutschen Luxusknast (weil seinesgleichen erfahrungsgemäß von den Mithäftlingen „bestraft“ werden), einen persönlichen Therapeuten und nach „erfolgreicher Therapie“ für einige Jahre einen Sozialarbeiter zur Seite.

Die Kosten für Verwahrung und „Therapierung“ und Resozialisierung des Täters sind immens hoch, das Opfer würde sich glücklich schätzen, wenn es auch nur einen Bruchteil davon bekäme (für eine eigene Therapie, für Erstattung von Kosten, um dem täter nie wieder begegnen zu müssen....)

Jeder potentielle Täter hat diese Verhältnissmäßigkeiten im Hinterkopf, wenn er sich ein Opfer aussucht,
kann sich beruhigt sagen
„vielleicht kriegen sie mich nicht,
und wenn, dann kanns ja nicht so schlimm werden“.
Der aktuelle Fall des wiederholungstäters aus Hamburg macht das deutlich,
dem (nach Meinung des Verteidigers) nach seiner Freilassung die Gesellschaft einen ständigen Begleiter (Sozialarbeiter, Aufpasser, Therapeuten) hätte zur Seite stellen müssen.

Wenn doch nur die Menschen mal gegen solche Zustände massiv protestieren würden (statt gegen 18 minuten Mehrarbeit am Tag), ich wäre sofort dabei.
Aber, ich sehe es hier im Forum, dergleichen wird auch noch verständnisvoll verteidigt.
Ich hatte breite Zustimmung erwartet, meine Enttäuschung ist sehr groß.
Aber warum tue ich mir das eigentlich an?

fragt claus
 
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